Von Lelystadt bis nach Dänemark

Geschrieben von Stefan Francke, mit Informationen aus dem Logbuch und Erzählungen von Siggi.

Am späten Nachmittag des 2. Mai 2019 kommt Siggi, den Matthias von zahlreichen Fahrradtouren kennt, an Bord. Da Matthias noch einiges am Boot zu richten hat, fährt Siggi mit dem Fahrrad nach Lelystad, um den lange erwarteten Plotter von der Post zu holen. Nachdem noch einiges repariert wurde und ein neuer Stecker eingelötet ist, kann es losgehen.

Der erste Tag führt von Enkhuizen über das Ijsselmeer durch mehrere Kanäle nach Sneek. Es ist zwar noch ziemlich kalt, mit etwas Glück werden die vielen Regenwolken aber vermieden. Abends wird noch ein Stadtrundgang in Sneek gemacht.

Am nächsten Tag führt die Reise durch mehrere Kanäle. Dabei ist es gar nicht so einfach, den richtigen Weg zu finden und die Crew findet sich zweimal in einer Sackgasse wieder und muss umkehren. An den Brücken muss teilweise lange gewartet werden und ein unverschämter Motorbootfahrer drängelt sich vor. Naja, Motorbootfahrer. Abends gibt es in Dokkum Spareribs zu essen. Matthias erzählt Siggi davon, dass dies die letzte große Fahrt mit der bird of tuvalu werden soll. Im Herbst will er das Boot verkaufen und sich anderen Hobbies widmen.

Am nächsten Tag geht es durch die Schleuse von Lauwersoog ins offene Meer. Bei Wind aus Südost geht es mit einem langen Kreuzschlag zum Ende von Schiermonnikoog. Ab 12 Uhr regnet es bei 9°C. Heute war kein guter Segeltag. Erst gegen 20 Uhr erreicht das Schiff Borkum.

Am nächsten Tag kann bereits im Hafen das Großsegel gehisst werden. Mit Genua geht es entlang an Borkum, Juist und Norderney. Siggi steuert nach Kurslinie bei raumem Wind. Mit nachlassendem Wind werden die Segel geborgen und es geht an den weiteren Ostfriesischen Inseln vorbei bis zur östlichsten bewohnten Ostfriesischen Insel, Wangerooge, wo dann leichter Wind einsetzt.

Am Freitag geht es bei leichtem Nieselregen, der sich tagsüber dann verzieht, weiter nach Bremerhaven. Hier kommen Claudia und André an Bord. Die drei Mitsegler werden im Schnelldurchgang zu Hilfsmatrosen ausgebildet: wie steigt man auf das Boot ohne ins Wasser zu fallen, wie gehen die wichtigsten Knoten.

Bei frischen 9°C fährt das Segelschiff am 11. Mai von Bremerhaven mit guter Sicht am Leuchtturm Roter Sand vorbei. Abends kocht Claudia für die Besatzung Spaghetti.

An den nächsten beiden Tagen wird die Insel Helgoland erkundet. Whisky wird eingekauft (steuerfrei), bei einem Inselrundgang werden die Vögel beobachtet und es gibt Kaffee und Hagebuttenkuchen. Zum Abendessen Matjes. Außerdem liegen an einem Strand eine Menge Robben und sonnen sich.

Am 14. Mai findet bei Sonnenschein und mäßigem Wind die Überfahrt nach Amrum statt. Bei niedrigem Wasser bleibt das Schiff mehrfach im Schlick stecken, bevor im Hafen festgemacht werden kann. Am folgenden Tag wird die Insel mit Fahrrädern und einem Tandem erkundet und das Museum besucht.

Am 16. Mai geht es weiter nach Sylt. Dabei herrscht stark wechselnder Wind mit 10 bis 24 Knoten. Während der Überfahrt reißt die Reffleine und beim Anlegen drückt eine Böe das Schiff so stark gegen das Kopfende des Stegs, dass an Steuerbord zwei tiefe lange Schrammen entstehen.

Hier endet der Besuch von Siggi, Claudia und André. Anschließend wird die Reffleine erneuert, der Mastrutscher repariert und eingekauft.

Am Samstag, den 18. Mai geht es von Sylt in Richtung Norden. Der morgendliche Nebel lichtet sich bald und trotz wechselndem Wind herrscht tolles Segelwetter. In Hvide Sande hilft ein holländischer Segler beim Anlegen. Matthias legt nach den anstrengenden, aber schönen vorangegangenen Tagen einen Hafentag ein, bei dem viel geschlafen wird, aber auch Wäsche gewaschen und der Segelgleiter repariert wird.

Am folgenden Tag Weiterfahrt nach Lemvig. Bei angenehmen 17°C und gesetzter Genua erreicht Matthias abends den Hafen mit einem gelungenen Anlegemanöver zwischen Pfählen. Die nächsten beiden Tage verbringt er im Hafen bei kaltem Wind und trübem Wetter und telefoniert abends mit mir und meinem Bruder Felix. Es wird schon wieder etwas wärmer.

Am 23. Mai Fahrt von Lemvig nach Thisted. Nach 8 Stunden, immer lebhafterem Wind und mehreren Brückendurchfahrten erreicht Matthias den Gästesteg des sauberen Yachtclubs.


Die letzte Reise

Geschrieben von Stefan Francke

Am 25. Mai, morgens um sechs, telefoniert Matthias mit seiner Frau Gerlinde. Beide waren schon früh wach und haben die Gelegenheit genutzt, sich zu unterhalten, während die meisten anderen Menschen noch schlafen. Um 8 Uhr morgens legt Matthias in Thisted ab, um nach Aalborg zu segeln, wo heute Abend ein großes Festival stattfinden wird.

Das Team der Seenotrettungsstation. (Foto: Jacob Dalgaard)

Am gleichen Tag wird in Lögstör die neue Seenotrettungsstation eingeweiht. Der Bürgermeister, der Leiter der Seenotrettungsstation Anders Poulsen und alle ehrenamtlichen Seenotretter von Lögstör sind dabei. Als der Bürgermeister feierlich das Band durchschneidet und die Flagge gehisst wird, fährt Matthias auf der bird of tuvalu im Sonnenschein, mit Wind von Achtern und gehisstem Vorsegel vorbei. Wie immer ist der Törn gut geplant, da 10 Minuten später die Aggersundbrücke geöffnet werden wird.

Nur wenige Minuten später beobachtet eine Anwohnerin, wie das Segelboot auf Grund läuft. Die Seenotretter Holger, Hans und Anders steigen sofort ins Rettungsboot. Als sie die bird of tuvalu erreichen, können sie leider nicht mehr helfen. Matthias‘ Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Im Nachgang berichten einige der Anwesenden, darunter viele erfahrene Segler, dass das ein Ende ist, welches man sich als leidenschaftlicher Segler nicht besser wünschen könnte.

Wir sind tief traurig über den plötzlichen und unerwarteten Verlust unseres Ehemanns, Vaters und Opas. Gerne hätten wir noch viele weitere schöne Momente zusammen erlebt. Dennoch sind wir dankbar für die vielen gemeinsamen Jahre und zahlreichen schönen Erinnerungen, die uns für immer bleiben werden. In den Geschichten, die wir uns immer wieder erzählen werden, und in unseren Herzen wirst du immer weiterleben.

Vorbereitung zum neuen Törn

Eine Woche war ich nun in Lelystad, um mein Schiff wieder für den Sommer fit zu machen. Es war fast eine wunderbare Woche, denn jeden Tag schien die Sonne von früh bis spät nur mit der Temperatur hat das nicht so geklappt. Es waren nämlich immer nur 2-7° C. Selbst in Island hat es zur Zeit 10°C! Da ist es schon schwierig aus der warmen Bettwäsche zu kriechen und in die eiskalten Klamotten zu schlüpfen.

Nach einem heißen Tee ging es dann an die Arbeit. Erst einmal alles verstauen, was ich von zuhause mitgebracht hatte: Kleider, Seekarten, Grundausstattung für die Küche, Leinen die ich gewaschen hatte. Dann die Segel von der Segelmacherei abholen (jedes wiegt etwa 35 kg!), Wassertanks leeren (Frostschutzmittel) und neu befüllen mit Desinfektion – immerhin 2×200 l -.Dann Großeinkauf für Getränke und anderen Kram, wieder einräumen. Polster lüften, Deck schrubben und Kuchenbude abbauen. Am Montag fuhr ich zur Werft, wo das Schiff aus dem Wasser kam.

Von da an durfte ich jedes Mal 3 Meter eine wackelige Leiter hochklettern, wenn ich ins Schiff wollte (und morgens bei 2°C hinunter, wenn ich die Toilette besuchte – unbeheizt!). Nachdem das Unterwasserschiff ausgebessert war, der Propeller blank geschliffen und die neuen Zinkanoden angebracht waren kam noch der Motorservice und hat den jährlichen Service gemacht. Nun durfte die Bird of Tuvalu endlich wieder ins Wasser und ich musste keine Leitern mehr erklimmen.

In meinem Hafen hab ich dann das Boot aufgetakelt. Glücklicherweise war nicht so viel Wind, sodass ich alleine zurecht kam. Die Genua mit 48 m² war schon in einer Stunde oben. Das Großsegel mit 38 m² klingt zwar kleiner ist aber mit 4 Segellatten bis zu 3,50 m Länge zu bestücken und hat zwei Reffleinen mit je 35 m Länge, die sehr kompliziert eingefädelt werden müssen. So habe ich das am nächsten Tag in 3,5 Stunden auch noch hin gekriegt. Die Rettungsinsel ist auch wieder an der Reling und das Beiboot gut verpackt am Vordeck.

Einen Tag habe ich noch gebraucht, um die beiden Lüfter für den Salon einzubauen. Ich hoffe, dass sich nun kein Wasserschwall mehr über die Polster ergießt, wenn ich wieder einen wilden Wellenritt gegen den Wind machen muss. Es ist immerhin die 4. Variante, die ich teste!

Nun darf ich wieder heim in unsere gut geheizte Wohnung und komme in 2 Wochen wieder, um mit Siggi die Tour zu beginnen. Ist sicher schon wärmer dann ! Heute früh waren die Autoscheiben noch zugefroren.

Inseln, Kanäle und Seen

Mein Segelplan für dieses Jahr ist ausgearbeitet. Es geht etwas ruhiger zu als in den letzten Jahren auf dem Atlantik (hoffe ich) und bringt mich doch in nicht ganz alltägliche Regionen von Dänemark und Schweden. Wenn jemand Lust hat, mich wieder ein Stück zu begleiten, würde ich mich freuen wenn er/sie sich meldet und eine Koje reservieren. Ich werde in den meisten Häfen einen Tag bleiben (mindestens) damit wir auch die Gegend etwas erkunden können. Ansonsten hoffe ich auf viel Sonne und moderaten Wind!

Törnplan 2019

Die Reise endet 5 Meter unter dem Meeresspiegel

Den Hafen von Grimsby musste ich um 5:00 Uhr früh verlassen, also aufstehen um 4 Uhr! Alles ist finster und kalt. Nach dem Frühstück um 4:40 Uhr hab ich dann nochmal den Schleusenwart angerufen, dass ich in 20 Minuten komme und erfahren, dass er das Tor jetzt schließen wolle aber noch warten würde, wenn ich gleich käme. Also schnell alles ins Spülbecken schmeißen, Ölzeug anziehen und ablegen. Um 4:50 war ich durch und auf dem River Humber, der schon jetzt ziemlichen Verkehr aufweist. Etwas abseits der Hauptroute hab ich mich dann von einem Navigationslicht zum nächsten gehangelt bis nach einer Stunde langsam die Sonne aufstieg.

Zunächst hat die Strömung mich ganz schön angeschoben und langsam hat auch der Wind aufgefrischt. Schließlich hat er mich mit 16-18 kn nach Süden geblasen. Es war etwas zu schnell, denn als ich vor Wells-next-the-Sea ankam konnte ich noch nicht reinfahren, denn das Wasser war noch nicht hoch genug gestiegen. Ich wartete also eine Stunde, dann ging´s mit Motor durch die lange betonnte Einfahrt im Zick-Zack zum Hafen. Am nächsten Tag bei Ebbe konnte man sehen, dass von der ganzen Wasserfläche nur noch ein winziges Rinnsal übrig war, das sich durch die Sandbänke ins Meer schlängelte.

Wells ist ein ganz lebendiges Städtchen und Ziel vieler (englischer) Urlauber. Gleich neben meinem Schiff gehen die Familien ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nach, dem Crabbing. In allen Läden der Stadt gibt es dir notwendige Ausrüstung dazu: ein Eimer, ein kleines Netz mit Köder und eine lange Schnur. Stundenlang können Erwachsene und Kinder hier mit dem Netz und Köder nach kleinen Krabben fischen, die dann in dem Eimer gesammelt werden, gezählt und bewundert und schließlich wieder ins Wasser zurückbefördert werden. An der Kaimauer ist extra eine Pumpe für Meerwasser, damit man nicht 50 m gehen muss um den Eimer zu füllen und der Ökostand verleiht Eimer, damit der Plastikabfall in Grenzen gehalten wird.

Das zweite Nationalhobby ist Fish and Chips. Das können Engländer auch von morgens bis abends essen und entsprechend ist jeder 2. Laden eine Fish and Chips Bude. Trotzdem muss man anstehen um sowas zu kriegen. Manchmal schmeckt es auch tatsächlich ganz lecker. Meist ist es aber nur fettige Panade mit lapprigen Pommes.

Am Donnerstag hab ich mit dem Fahrrad einen Ausflug zum Sandstrand mit den bunten Strandhäuschen gemacht. Die kleinen Bretterbuden sind sehr beliebt (irgendwo muss man sich ja mal aufwärmen bei 14 Grad Wassertemperatur!). Falls sich jemand sowas leisten möchte: die Häuschen kosten bis zu 55.000 Pfund (60 T€)!

Die Radtour ging weiter nach Holkham Park, einem großen Landhaus mit einem riesigen Parkgelände außen rum und vielen Freizeitangeboten insbesondere für Familien – Traktorfahrt, Bootsfahrt auf dem Teich, Basteln Radfahren usw. Auf dem Rasen hat eine Altherrentruppe Kricket gespielt, d.h. meist sind sie nur rumgestanden. In den alten Häusern (ehemalige Bediensteten Wohnungen) am Rande des Parks kann man auch Zimmer bekommen.

Am Freitag fuhr ich mit meinem Fahrrad in die andere Richtung auf dem Deich durch das Marschenland. Überall saftige und süße Brombeeren – da kommt man nur langsam voran. Durch ein paar Orte im Hinterland ging´s wieder zurück. Hier ist wirklich absolut nichts los und kein Mensch auf der Straße.

Für den Samstag hatte ich einige gute Wettervorhersagen bevor es ab Sonntag wieder aus der falschen Richtung kachelt. Also fuhr ich um 7:00 Uhr früh durch den Bojenslalom wieder aufs Meer hinaus, wo mich eine ziemlich ruppige Welle erwartete. Der Wind kommt von hinten, die Wellen schräg von hinten und es schaukelt ganz grausam. Trotzdem kann ich nur mit der gerefften Genua 6 kn machen. Das Großsegel kann ich nicht setzen, denn der Baum würde alle 5 Minuten auf die andere Seite schlagen bei dem Geschaukel. Um 17:00 Uhr ist der Wind dann eingeschlafen und die letzten 2 Stunden hab ich den Motor gebraucht. Mitten in dem Geschaukel ist auch noch unser 3. Enkel Paul in Berlin auf die Welt gekommen. Ein schöner Tag!

Am Sonntag ist das Barometer in den Keller gefallen und Regenschauer sind mit 36 kn (8 bfts) durch den Hafen geblasen worden. Zeit zur Planung der letzten Touren und Winterlagersuche und Wäsche waschen. Der Yachtclub von Lowestoft ist sehr alt und ehrwürdig, die Stadt ziemlich langweilig aber vor dem Yachtclub ist ein Kilometer langer Sandstrand und eine schön angelegte Promenade.

Leider war das Wetter nicht so nach Promenieren und zum Baden war es selbst den abgehärteten Engländern zu ungemütlich. So hab ich mich in der Bar mit einigen Engländern unterhalten. Es waren übrigens alle gegen den Brexit. Einer sagte, dass inzwischen mehr alte Leute gestorben sind (der Brexit ist vor Allem von alten Leuten gewählt worden) als für den Brexit Stimmen erforderlich waren. Das heißt, dass nun von den noch lebenden Engländern die Mehrheit dagegen gestimmt hatte. Ich habe auf meiner ganzen Tour durch Schottland und England jedenfalls keinen getroffen der für den Brexit war. Die Schotten haben sogar ganz vehement für eine Abtrennung von England geworben.

Nach einem weiteren ungemütlichen Tag (Regen und böige Winde) hab ich mich entschlossen gleich nach Holland zu segeln. Die Tour nach London ist lang und teuer (der Hafen soll 90 € kosten). Die Überfahrt von dort nach Belgien ist zwar kürzer, aber geht durch den intensiven Frachtverkehr vor dem Kanal mit zahlreichen Einschränkungen für Segler, sodass der direkte Weg zwar länger aber durchaus angenehmer zu segeln ist. Nun mit segeln war bis auf 2 Stunden nichts, weil der Wind ganz wegblieb, dafür konnte ich die 110 Meilen in 17 Stunden ohne Umwege durchfahren. Um 1:30 Uhr hat  mir die Hafenkontrolle die Ausfahrt frei gegeben, dann ging es mit wenig Querverkehr schnurgerade Westwärts auf die andere Seite nach Ijmuiden in Holland. Eine komfortable Marina an der Mündung des Flusses Ij hat mich für 3 Tage aufgenommen. Meine Ankunft auf dem Festland hab ich erst einmal mit einem leckeren Lachsfilet gefeiert.

Am Freitag bin ich durch die Seeschleuse und die Drehbrücke in den Kanal nach Amsterdam eingefahren. Die weiteren Straßenquerungen gehen unter dem Fluss durch und man sieht auf beiden Seiten die großen Lüftungsbauwerke, die die Einfahrten markieren.

Nachdem ich die ausgedehnten Industriegebiete durchfahren hatte haben die beiden Holländerkinder den Beginn von Amsterdam angezeigt. Der Verkehr auf dem Wasser ist nun ziemlich heftig: 3 Fähren kreuzen im 5 Minutentakt das Fahrwasser, dazu kommen etliche Ausflugsboot, Sightseeing Touren, Lastkähne, Flusskreuzfahrtschiffe usw. Zum Hafen muss ich da mittendurch!

Kurz vor meinem Hafen kam ich dann am neuen Wahrzeichen von Amsterdam vorbei, dem A`dam Lookout mit der höchsten Schaukel Europas in 100 m Höhe. Ich bin allerdings nicht geschaukelt (Auffahrt 16 €, Schaukeln 5€).

Ich konnte Gerlinde überreden mich in Holland abzuholen und sie ist am Samstag den langen Weg nach Lelystad gefahren und das letzte Stück mit dem Zug nach Amsterdam gekommen. Dort geht vom Bahnhof aus eine kostenlose Fähre auf die andere Flussseite direkt zu meinem Hafen. Am Bahnhof gibt es übrigens keine Parkplätze für PKW, nur für Fahrräder. Das ist der kleinste von 5 Fahrradstellplätzen mit 400 Fahrradständern!

In den nächsten Tagen haben wir uns Amsterdam angeschaut, mit Rundfahrt durch die Grachten und einem halben Tag im Rejksmuseum wo Rembrandts berühmte Nachtwache hängt, aber auch viele andere interessante Kunstwerke.

Am Dienstag hatten wir dann genug von dem Großstadttrubel und sind durch die nächste Schleuse ins Markermeer gefahren. Dort war eine ganz seltsame diesige Stimmung über dem Wasser und zu Gerlindes Beruhigung kein Wind.

Wir haben in Volendam angelegt, dass sich gerade auf das Herbstvolksfest vorbereitet. Die Restaurants werden mit überdachten Terrassen erweitert und in jeder Ecke werden Fahrgeschäfte aufgebaut. Trotzdem ein netter Touristenort, in den offensichtlich viele Chinesische Gruppen gelotst werden, denn es gibt ein Käsemuseum und eine Waffelfabrik, die man besichtigen kann.

Es sind auch einige historische Ijsselmeer Boote hier stationiert, die mit verschiedenen Gruppen Rundfahrten oder Ausflüge machen. Dabei schrecken die Holländer nicht davor zurück die Schiffe in der Mitte auseinander zu sägen und ein 4 Meter langes Stück einzusetzen, damit mehr Gäste transportiert werden können.

Am Mittwoch hat es dann richtig geregnet. Wir sind aber trotzdem 5 km nach Edam gelaufen – im Regen ist das viel länger als man glaubt – und haben auf dem Käsemarkt einen Käse gekauft. Außer der offenen Käsehalle waren nur 2 Stände da und niemand der was kaufen wollte. Ziemlich trübe Angelegenheit im Regen. Selbst ein Reiher am Kanal hat recht begossen ausgesehen.

Am Donnerstag sind wir dann 3 Stunden mit dem Motor über das Markermeer, eine Abtrennung vom großen Ijsselmeer, nach Lelystad gefahren. Dort in die Schleuse zu einem der kleinen Seitenkanäle, wo es zu unserer Überraschung etwa 6 Meter in die Tiefe ging. Wir habe auch kurz dahinter unseren Steg für das Winterlager gefunden und festgemacht. Die nächsten 2 Tage vergingen mit Segel waschen, trocknen und bergen. Die Genua haben wir zur Reparatur weggegeben, denn sie hatte an der oberen Saling einen Riss, den ich unterwegs nur notdürftig geklebt hatte. Das Dinghi wurde gewaschen getrocknet und verstaut, alles geputzt und schließlich alles Bewegliche ins Auto gepackt, um zuhause gewaschen und sortiert zu werden. Am Sonntag, den 09.09.18 war dann die Segelsaison beendet und wir sind heimgefahren. Die Bird of Tuvalu liegt nun am Steg eines kleinen Yachtvereins und ich hoffe, dass sie gut durch den Winter und das Eis (wenn es eins gibt) kommt. Der Steg liegt, wie das ganze umliegende Land, etwa 5 Meter unter dem Meeresspiegel. Holland wäre nicht einmal halb so groß, wenn sie nicht in den letzten hundert Jahren mit Deichen und einem ausgeklügelten Entwässerungssystem dem Meer so viel Land abgerungen hätten. Wir liegen hier mitten im neuen Land.

Es war eine Reise mit vielen Rückschlägen: Zuerst hatte die Werft schwere Fehler bei der Wartung des Motors gemacht, dann hat mir ein Seil die Antriebswelle aus der Kupplung gerissen, dann hat mich der Ausbilder der britischen Marine mit seinem Boot gerammt (der Schaden in Höhe von fast 6.000 € wurde vor zwei Tagen endlich bezahlt!), dann hatte Hubert die Blinddarmoperation auf den Färöer Inseln was schließlich meine Reise nach Island mit dem Schiff endgültig sabotiert hatte. 7 Monate intensiver Vorbereitung einschließlich dem Kauf von teuren Sicherheitseinrichtungen waren umsonst investiert. Und doch war es wieder eine Reise mit vielen interessanten Begegnungen und Erlebnissen an die ich noch gerne denke, wie die Musiksessions in Irland, die Whiskyproben in Schottland, die Fahrten mit dem alten Lastkahn auf den Färöer, das Fringefestival in Edinburgh, der kleine Ausflug mit Verena und Dave und immer wieder der Einblick in eine Geschichte der Seefahrt, Fischerei und Piraterie, wie ich sie noch nie erfahren hatte.

Nächstes Jahr zieht es mich wieder Richtung Schweden, vielleicht meine letzte Reise mit der Bird of Tuvalu.

Großbritanniens Nordseeküste – Segeln nach Berechnung

Es fängt schon auf den Orkneyinseln an. Nur bei Flut kommt man vernünftig aus der Bucht von Kirkwall raus (mit 1-2,5 kn Schiebestrom), um dann möglichst bei stillem Wasser (Hochwasser) den Pentland Firth mit zahlreichen Untiefen und Felsen zu durchqueren und nicht zu spät nach Wick zu kommen, da sonst starker Gegenstrom (bis zu 3 kn) die Hafeneinfahrt schwierig macht. Nun es hat alles geklappt und ich war wieder in Wick, der ersten Stadt in Schottland mit dem guten Pulteney Whisky.

Die obere Stadt ist unverändert wie vor hundert Jahren mit kleinen Handwerkerhäusern um einen grünen Platz ganz idyllisch (und einsam). Die Stadt am Fluss, die vor 4 Jahren einen so deprimierenden Eindruck machte mit ihren zahlreichen leerstehenden Häusern ist mitten im Aufbruch. Die Windfelder und Bohrinseln vor der Küste haben den Einwohnern neue Jobs verschafft. Im Hafen, der noch mitten im Ausbau ist, werden Windräder verladen und die mächtigen Offshoreboote haben eigene Anlegestege bekommen.Daneben wird ein ganzes Quartier mit Handwerkerhäusern und großen Innenhöfen saniert und restauriert. Nur die Läden und Restaurants in der Innenstadt haben noch nicht mitgezogen. Leider hatte das einzige gute Restaurant geschlossen und ich musste wieder selber kochen. Am nächsten Tag habe ich mal wieder die üblichen Fish and Chips vertilgt.

Als nächsten Hafen habe ich mir Banff ausgesucht. Eigentlich gibt es nichts anderes an dieser Küste und der Hafenmeister hatte gesagt ich solle nur kommen. Nachdem ich einige Kreuzschläge gegen den Wind gemacht hatte, bin ich mit Motor weiter, denn die Strömung hätte mich sonst wieder zurück nach Wick getrieben. Ein paar Wale haben sich an meinem Schiff vorbei geschlichen und auch eine größere Gruppe von Delphinen war einmal in der Nähe auf Jagd. Schließlich kam noch ein Kabelleger vorbei, der gerade ein Kabel zu den neuen Windfeldern legte, an denen ich seit 1,5 Std vorbeifuhr. So hatte ich doch einige Abwechslung bis ich etwa 2 Stunden nach Hochwasser Baff erreichte.

Vorsichtig fuhr ich durch die etwa 6 m hohe und ziemlich enge Hafeneinfahrt in den Außenhafen, dann mit scharfer Wende nach Backbord durch die zweite Einfahrt, die noch enger war (etwa 8 Meter breit) in den Innenhafen. Ein ziemlicher „Blindflug“, denn wegen der hohen Hafenmauern sieht man nicht ob irgendein Schiff entgegen kommt. Der Platz, den mir der Hafenmeister genannt hatte, war belegt. Also rief ich ihn an und er wollte in einer halben Stunde vorbeikommen. Er meinte, ich könne bleiben, der Grund ist weicher Schlamm in dem mein Kiel gut versinken würde. Bei einer aktuellen Wassertiefe von 2,20 m und einem Pegel, der noch um 1,4 m fällt, muss da sehr viel versinken! So bin ich eben wieder rausgefahren –gerade noch, denn in der Einfahrt waren es nur noch 1,7m Tiefe – und bin vor dem Hafen vor Anker. Schade, so kann ich nichts von Banff erzählen. Es hatte ganz vielversprechend ausgesehen.

Am Donnerstag, den 02.08. gings weiter ohne Wind nach Peterhead, dem Hafen in dem die meisten Segler, die quer über die Nordsee segeln, ankommen. Beim von Bord gehen ist mir das Handy ins Wasser gefallen. Mist! Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, jemanden zu finden, der mir das Ding wieder aus der trüben Brühe heraustaucht. Das hat schließlich geklappt. Der Sohn eines Bootsbesitzers, der für seinen Vater ebenfalls tauchen musste, hat es mir in zahlreichen Tauchgängen aus 4,5m Tiefe herausgeholt (14 Grad Wassertemperatur!).

Am nächsten Tag hab ich erst einmal eine neue SIM Karte gekauft, die ich dann gar nicht gebraucht habe, denn meine Karte hätte mit einem entsprechenden Rahmen auch in das Ersatzhandy gepasst (technische Blindschleiche!) Den Rest des Tages hab ich mit dem Herunterladen von Programmen verbracht. Übrigens hatte am Morgen der auf- und absteigende Nebel eine fantastische Stimmung über den Hafen gelegt. Ansonsten ist es eine denkbar langweilige graubraune Stadt.

Eine kurze Fahrt bracht mich nach Stonehaven einen netten kleinen Fischerort in dem sich eine kleines Museum und einige Restaurants um den Hafen verteilen. Es gibt auch eine neu angelegte Promenade, die um die Bucht herumführt und an der die eigentliche Stadt liegt. Ein Künstler hatte hier sehr eigenwillige Bootsmodelle aus Edelstahl zusammengeschweißt und aufgestellt. Die Landschaft ist auch sanfter und die Häuser z.T. weiß gestrichen. So verfliegt langsam das deprimierende Graubraun, in dem ganz Nordschottland versinkt (vor allem bei trübem Wetter).

Die Küste ist aber nach wie vor immer wieder sehr schroff. Die weißen Felsen sind aber nicht aus Kalk, sondern mit Vogelkot bedeckt und überall schwimmen die Jungvögel hinter ihren Eltern her. Sie sind nur schwierig zu fotografieren, denn kaum bin ich nah genug heran, tauchen sie ab.

Mit einem Zwischenstopp in Abroath gings nach Edinburgh, tief hinten im Firth of Forth. Der Wind war sehr abwechslungsreich, man kann auch sagen anstrengend. Zwischen 6 und 24 kn also Windstärke 2-6, war alles drin. Beim Hafen sind dann 4 Brücken, die hier den Firth überqueren, davor ein paar Felsen, die zu umfahren sind und eine Gasladestation für die Tanker und ein Ankerfeld für Kreuzfahrer. Zu allem Überfluss ist auch noch ein Baggerschiff rumgekurvt (hat natürlich Vorfahrt!) und eine Fähre. Ich hab den Hafen dennoch gefunden und irgendwo festgemacht, denn es war keiner mehr da, der mir meinen Platz zeigen konnte.

Nach so vielen einsamen Inseln und kleinen Dörfern ist Edinburgh ein Knaller!!! Die Stadt, die zunächst auf einem Hügel an der Festung gebaut wurde, mit den ersten 8-stöckigen „Hochhäusern“ Europas wegen der Platznot, ist schließlich doch auf dem gegenüberliegenden Hügel erweitert worden mit einer durchaus attraktiven Neustadt.

Dazwischen liegt ein tiefes Tal mit ausgedehnten Parkanlagen (und der Bahnlinie). Die Häuser der Neustadt haben oft einen Graben davor, damit auch im Keller noch Wohnungen eingerichtet werden können – na, ja wer´s mag.

Natürlich bin ich auf die Burg und habe mich durch die Schlangen geschoben, die Karten kaufen, den Rittersaal (Schlange) und den Kronjuwelen Saal (Schlange) anzuschauen. Der Höhepunkt ist aber der 1-Uhr Schuss mit der Kanone von der Aussichtsplattform. Der überaus bedeutungsvoll daher schreitende Offizier lädt die Kanone nachdem er sie einmal umkreist hat und zündet den Böller dann (möglichst genau) um 1 Uhr. Danach dürfen sich alle neben ihn stellen und fotografieren lassen. Ich vermute ja dass die Schotten den 1-Uhr Schuss erfunden haben, weil ihnen 12 Schuss am Mittag zu teuer waren.

Im August ist in Edinburgh auch das Fringe Festival. Da kann jeder Künstler sich anmelden und mitmachen und es gibt nichts was es nicht gibt. Am Nachmittag sind in der Hauptstraße der Altstadt kurze Aufführungen, bei der jeder zeigen kann, was er am Abend in einem der Theater aufführen will.

Dabei werden immer Postkarten verteilt, wo man das nötigste nachlesen kann. Insgesamt sind 1.200 Gruppen registriert, die in 3 Wochen ihre Kunst darbieten. Zwischendrin kreuzt eine Gruppe swingender Leute, die von einem Entertainer im Badeanzug über Kopfhörer Anweisung bekommen, wie und wohin sie sich jetzt zu bewegen haben.

Manch einer ist auch selbst Kunstwerk genug. Natürlich gibt es auch Straßenmusik, wobei die größte Kunst ist, das Publikum schon beim Aufbauen der Anlage um sich zu scharen. Jongleure, Flamencomusik, Kartenleser, Feuerschlucker, Transvestiten, Portraitzeichner und Mozarts kleine Nachtmusik. Es passt hier alles rein! Das ist Fringe!

Nun geht es aber wieder raus aus dem Firth und vorbei an der Insel Bass. Die Insel ist so weiß, weil hier ein weißer Vogel am andern auf den Klippen sitzt. Wahrscheinlich wäre sie auch weiß, wenn sie auf einmal alle wegfliegen würden. Von dieser Insel hat der Basstölpel seinen deutschen Namen. Der Felsen beherbergt nämlich die größte Brutkolonie dieser größten Seevögel des Nordatlantiks und wurde deshalb zum Namenspatron der Art.

Im Hafen von Eyesmouth wird man gleich von 3 Seehunden begrüßt, die einen hungrig anschauen. An der kleinen Uferpromenade ist eine eindrucksvolle Gedächtniswand aufgestellt, die darstellt wie die Familien von 273 Seeleuten zuschauen mussten, wie vor etwa 100 Jahren ihre Männer mit den Schiffen vor dem Hafen im Sturm untergingen. Unter jeder dargestellten Familie steht der Name des Schiffes auf dem der Angehörige war. Sehr beeindruckend – Respect the sea – ist das Motto der englischen Seenotretter!

Mein nächster Stopp in Amble bringt wieder etwas Urlaubsstimmung. Hübsch hergerichtete Uferpromenade mit einigen guten Fischlokalen und in der Ferne ein altes Schloss, das im Morgenlicht wunderbar aus den Feldern leuchtet.

Am Samstag, den 11.08. komme ich in Castletown upon Tyne an. Jetzt musste ich erstmal das Boot putzen, denn am nächsten Tag wollte Verena, die Tochter von unseren Freunden, die heir seit einem Jahr lebt, unbedingt das Boot besichtigen. Das hat auch alles geklappt und wir haben ausgemacht, dass sie mit ihrem Freund ein Stückchen mitsegeln kann.

Zuvor habe ich aber noch Newcastle angeschaut, das mit der Metro nur 40 Minuten weg ist. Nicht so eindrucksvoll wie Edinburgh, aber recht betriebsam mit vielen Ladenzentren (nur das älteste ist vorzeigbar) einigen Museen und Kunsthallen und vielen Brücken über den River Tyne. Die interessanteste ist die Milleniumsbridge, wie ein aufgeklapptes Fischmaul, das sich komplett dreht, wenn es geöffnet wird, sodass beide Bögen dann schräg noch oben schauen.

Mein nächstes Ziel war Whitby, eine kleine Stadt voller Läden, Lokalen und Touristen (englischen). Zum Glück hält sich die Billigindustrieware und die Spielhöllenwut hier noch in engen Grenzen, sodass der Ort eine angenehme Atmosphäre hat, obwohl er so voll ist. Hier sind am Donnerstag Verena und Dave zugestiegen (um 6 Uhr früh!). Wir mussten früh los, denn der Hafen an unserem Ziel in Scarbourough ist nicht mehr erreichbar, wenn das Wasser zu niedrig wird. Wir haben hier inzwischen schon einen Tidenhub von 5,70m.

Es ging alles gut, wir konnten sogar segeln bei leichtem Wind von der Seite und keinen Wellen. So war bis auf einige Regenminuten alles ein gutes Erlebnis. Am Hafeneingang empfängt uns dann die züchtige Meerjungfrau im Badeanzug (Wassertemperatur 14°C)

In Scarborough haben mich Dave´s Eltern, die dort wohnen, zum Abendessen eingeladen. Außerdem waren 2 Freunde von Dave und die Schwester des Vaters mit ihren 5 Kindern dabei – eine schöne große Runde also. Und das Essen war super! Scarbourough hat einige schöne alte Häuser, z.B. das große Hotel mit 365 Zimmern, 12 Etagen und 52 Kaminen. Dazu einige kleine Parkanlage , das Rathaus, schöne Bürgerhäuser aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts etc. Leider wächst auf der anderen Seite eine Flut von Spielhöllen, Billigramschläden, Fish and Chips Buden und überschwemmt die halbe Stadt.

Nach den aufregenden Tag war wieder ein ruhigerer Segeltag mit angenehmen Winden, der mich nach Grimsby im River Humber führte. Muss man nicht kennen. Morgens riecht es in diesem halb verlassenen Industriegelände nach Räucherfisch, abends eher nach Fischabfällen. Dazwischen nach Öl oder Schweißarbeiten. Die Stadt ist fürchterlich und zu sehen gibt es auch nix. Nur die Menschen im Segelclub in dem ich untergebracht bin sind sehr freundlich und aufgeschlossen.

Morgen um 5:00 früh werde ich noch weiterfahren, bevor das Schleusentor für 8 Stunden schließt. Dann geht es weiter Richtung Süden nach Wells. Dort habe ich nur ein Zeitfenster von 2 Stunden, in denen ich in den Hafen komme. Wird schon klappen.

Zurück in den warmen Süden

Je länger man hier im Norden ist, desto mehr wird man zum Wikinger! Nun empfinde ich schon die 14 Grad am Morgen im Boot als angenehm warm und muss nicht immer gleich die Heizung anschmeißen. Das Wasser hat auch schon 10 Grad nur die Sonne fehlt noch immer, bzw. schaut nur manchmal für einen kurzen Moment durch die dicke Wolkendecke.

Das Nordlicht, genauer gesagt die Norðlýsið, ein alter Schoner, der für Ausflugsfahrten genutzt wird, war schuld an der Verspätung des letzten Berichts. Birgir, der Besitzer hatte mich angesprochen, ob ich am nächsten Tag als Crewmitglied auf eine Tour mitfahren wollte. Ich hatte ihn schon vor der Islandtour kennen gelernt und er hatte mir den Flug dorthin vermittelt. Ich sagte spontan zu, ohne auf den Wetterbericht zu schauen.  Offensichtlich hatte er auch einige andere Segler angesprochen, denn außer mir waren noch 2 Deutsche und 3 Norweger und 2 weitere Helfer an Bord. Nun, am nächsten Tag regnete es ohne Pause wir fuhren mit etwa 15 Chinesen und ein paar anderen Touris mit Motor raus, an den Felsen entlang, die man nur auf die unteren 30 m sah und schließlich mit dem Schlauchboot in eine Grotte, wo Musik aus einem Gettoblaster gespielt wurde. Ich habe mir die Grottenfahrt gespart und lieber auf die Angler aufgepasst, die in der Zwischenzeit die Köder wässerten (ohne Erfolg). Nach 4 Stunden war alle triefend nass zurück und Birgir kochte in der Bordküche Lengfisch im Zwiebelsud mit Kartoffeln. War sehr lecker.

Am nächsten Tag habe ich mir frei genommen und das Regierungsviertel Tinganes der Färöer angeschaut. Seit 900 n.Ch. war es zunächst Versammlungsstätte der Wikinger und nachdem es 1673 fast vollständig abgebrannt war, wurde es mit den roten Regierungsgebäuden wieder aufgebaut, die heute noch da stehen und auch so genutzt werden. Die daneben stehenden Privathäuser sehen z.T. noch romantischer aus.

Nun hat mich Birgir wieder eingefangen für eine Tour nach Klaksvik, der zweitgrößten Stadt auf den Färöer. Es war ein Traumtag und wir haben sogar die Segel gesetzt (um ein bisschen Diesel zu sparen). Diesmal waren nur Ingo und ich als Helfer da und so hatten wir doch einiges zu tun, um die schwere Holzgaffel mit Segel am Mast hochzukriegen. Der Holzbalken, den ich da in der Hand halte ist übrigens das Ruder. Wir fuhren um die nächste Insel herum und holten eine Gruppe von Pfadfindern ab, die hier zu einem internationalen Treffen der Kleinstaatengruppen (unter 1 Mio Einwohner) zusammengekommen waren. Wir hatten die Färoesen und eine Gruppe aus Lichtenstein (zu erkennen an den bunten Bommelmützen) an Bord, was recht lustig war.

In Klaksvik fragte mich Birgir, ob ich auch ein Auto zurück fahren würde, denn es habe gerade einer angerufen, der mit seiner Familie mitfahren wollte und sein Auto dann gerne wieder am Hafen in Torshamn stehen hätte. So bin ich auch noch zu einer kostenlosen Spazierfahrt über drei Inseln, durch drei Tunnels und eine Brücke gekommen. 

In Torshamn zeigte sich, dass Birgir seinen Hot Pool auf dem Schiff aufgebaut hatte, den er mit dem Kühlwasser aus dem Motor auf 40° aufheizte und schließlich auch noch selbst hineinstieg. Ich hab mir das feuchtfröhliche Vergnügen verkniffen, denn am nächsten Morgen wollte ich los nach Süden. Birgir bedankte sich für meine Hilfe mit den Worten: Might you live as long as you desire and die as soon as you wish. Nun, mancher wünscht sich das glaube ich nie.

Im ersten Morgengrauen um 6 Uhr früh hab ich meinen schönen Platz vor dem deutschen Konsulat im Hafen von Torsham verlassen und bin wieder in den kalten Atlantik hinaus gefahren. Zunächst ging es im „Wellenschatten“ der südlichen Inseln entlang. Die Wolken hingen wieder tief über die Berge, doch endlich war der Wind brauchbar und er schob mich mit 7-26 kn (in dauerndem Wechsel!) zu den Orkneys.

In der Nacht schlief er dann ein und ich half mit dem Motor etwas nach. Um Mitternacht passierte ich eine Reihe von 6 Bohrtürmen – ein Lichtermeer in der finsteren Nacht! Am nächsten Tag erreichte ich Kirkwall in schönstem Sonnenschein und bei 17°C. Das hatte ich schon einige Wochen nicht mehr. Das Wasser hat auch schon kuschelige 14° und es fühlt sich an wie Sommer.

Ich genoss erst einmal die Ruhe und die Wärme. Dann besuchte ich Schottlands nördlichste Whisky Destillerie Highland Park und machte am nächsten Tag eine Rundfahrt mit dem Bus.

Stromness auf der anderen Inselseite ist ein verschlafener kleiner Ort und empfängt die Gäste, die mit der Fähre vom Festland übersetzen. Ein paar Cafes, Hotels und eine kleine Einkaufsstraße machen ein netteres Flair als Kirkwall, die Hauptstadt es hat. Bei der Rückfahrt habe ich noch eine prähistorische Ausgrabungsstätte besucht, bei der ein Professor kostenlos eine einstündige Führung durch die Ausgrabung gemacht hat. Sehr interessant was er aus den 3.500 Jahre alten Steinhaufen alles herauslesen kann. Daneben ist noch ein Kreis von aufgestellten Steinen, den manche Historiker für wichtiger als Stonehenge halten. Ich fand ihn einfach eindrucksvoll.

Der Bus fuhr weiter an das andere Ende der Insel nach St. Margaret´s Hope. Hier ist die norwegische Prinzessin Margaret 1290 gestorben, als sie auf dem Weg zu Prinz Edward war, den sie wohl heiraten sollte. Eigentlich liegt das verschlafene Dorf auf der Insel South Ronaldsay, die jedoch seit dem 2. Weltkrieg, wie auch mehrere andere Inseln, mit Steinwällen mit der Hauptinsel verbunden sind. Churchill hat dies von italienischen Kriegsgefangenen bauen lassen, um die Bucht vor den Angriffen der deutschen U-Boote zu schützen – als Straßenbaumaßnahme, denn Zwangsarbeit für Verteidigungsanlagen war ja verboten. Zusammen bilden die Inseln nun einen Ring um Scapa Flow, die Bucht, in der sich ein Großteil der Deutschen Flotte im 1. Weltkrieg selbst versenkte, als der Admiral von der Deutschen Kapitulation erfuhr. Heute kann man Tauchexpeditionen zu den versunkenen Wracks buchen.

Genug der Geschichte, wie geht es weiter. Draußen bläst der Wind mit bis zu 40 kn (Windstärke 8) durch den Hafen, soll aber in der Nacht langsam abflauen. Sollte das stimmen, geht die Reise morgen weiter nach Wick in Schottland. Den Rest entlang der Ostküste Englands und durch Holland habe ich mal zusammengestellt. Vielleicht hat ja noch jemand Lust mich ein paar Tage zu begleiten.

Island

Eigentlich wollte ich den Bericht schon vor 4 Tagen fertig machen aber das Nordlicht hinderte mich dran. Wie das kam, erzähl ich im nächsten Bericht.

Nun bin ich doch nach Island gekommen, aber nicht mit meinem Boot, sondern mit dem Flieger. Die Fluggesellschaft der Färoer Islands, die Atlantic Airways hat gerade 3 Flugzeuge und fliegt 3 Mal die Woche nach Reykjavik. Nachdem es Hubert nun wieder gut ging, konnte ich beruhigt abfliegen und habe Gerlinde in Reykjavik am Flughafen (Keflavik) nachts um 13:30 Uhr abholen können. Morgens um 5 gings mit dem Bus in die Stadt, wo wir nach einigem Suchen ein Cafe gefunden haben, das schon um 7:00 Uhr aufmacht. Wir sind 2 Tage durch die Stadt gepilgert, haben alle Einkaufsstraßen abgeklappert, die neue Konzerthalle bewundert und schließlich mit einem Leihwagen, den uns die Touriinfo vermittelt hat davon gezogen.

Wir hatten für die erste Zeit ein Hostel in Akranes, auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht, gebucht und mussten immer über eine Stunde hin und her fahren. Dafür war in Akranes gerade das Irische Dorffest, denn die erste Besiedelung der Gegend wurde durch eine irische Familie um 800 gemacht. Überall hingen irische Flaggen, die Frauen verkauften Selbstgestricktes und am Abend war Crowdsinging, zu dem man traditionell mit gestrickten Pullies kommt. Jeder hat die Lieder gekannt und mitgesungen die ein Vorsänger mit Gitarre auf der Bühne gespielt hat. Tolle Stimmung. Durch Akranes brausen im Winter die Weststürme und manche binden ihre Häuser lieber fest, damit sie nicht weg fliegen.

An den Straßen blühen große Lupinenfelder und die ersten Islandpferde sehen wir auch auf den Weiden stehen. Auf unserer ersten Rundtour ins Hinterland kommen wir an riesigen Lavafeldern vorbei. Irgendwo dampft es dann aus der Erde, wo in einem Brunnenhaus die heißen Quellen zur Energiegewinnung genutzt werden.

Wir kommen an unseren ersten Wasserfall, dem Barnafoss, der wild zwischen den schwarzen Lavablöcken durchrauscht. Gleich in der Nähe begegnen wir auch unserem ersten Troll, bzw. Trollfrau, die schon darauf wartet einen Menschen in ihren Kochtopf zu stecken und ihn dann gut gekocht zu verspeisen. Uns hat sie aber in Ruhe gelassen, obwohl der Topf noch leer war.

Am Scheitel unsere Rundtour erreichen wir nach einer kurzen Pistenfahrt Strutur, eine Lavahöhle, die man besichtigen kann. Über einen Pfad durch die aufgebrochenen Lavablöcke erreichen wir den Eingang in die Unterwelt. Mit Helm und Helmlampe ausgerüstet laufen wir dann 1,5 Std durch die Höhle. Das Gestein hat noch feine Risse, durch die das Wasser durchtropft und auf dem Boden zu kleinen Stalagmiten gefriert. Es ist sehr kalt in der Höhle!

Nun sind wir aber doch zu einer Rundfahrt um die Insel gestartet. An beeindruckenden Bergen und großen Lavafeldern vorbei fuhren wir am Sonntag in das sogenannte goldene Dreieck zur ersten Station nach þingvellir. Das ist die Zone, in der sich die eurasische Platte von der amerikanischen trennt und die beiden Lavawände sich jedes Jahr um einige Millimeter auseinander bewegen. Natürlich halten hier alle Busse der Rundreisen und der Kreuzfahrer die in Reykjavik anlanden (täglich 2-3 Schiffe im Sommer).

Der nächste Stopp war mindestens genauso voll. Hier liegt der Geysir, der allen Geysiren der Welt den Namen gab – heute aber nicht mehr tätig ist. Dafür spritzt der Nachbargeysir regelmäßig eine eindrucksvolle Fontäne in die Luft. Außerdem gibt es zahlreiche sprudelnde Löcher und schöne Farbspiele mit den unterschiedlichen Algen, die in diesem heißen Wasser wachsen.

Die nächste Station war der Gulfoss, ein Wasserfall bei dem ungeheure Mengen von Wasser in 2 Etagen runter fallen. Es entsteht dabei so viel Dunst, dass alle triefend nass zu ihren Bussen zurück liefen. Natürlich sind wir auch nass geworden und waren froh, als wir in unserem nächsten Quartier unsere Sachen wieder trocknen konnten. Wir hatten eine bezahlbare Unterkunft in einer Art Landschulheim gefunden, das in der Ferienzeit als Touristenunterkunft dient. So hatten wir zwar eine große Küche und drei Aufenthaltsräume (für uns allein) aber ein winziges Zimmer mit Stockbetten. Geht auch mal!

Der nächste Tag war ein Entspannungstag an dem wir nur in einen Hot Pool wollten. Der erste, ziemlich einsam gelegene war uns dann doch zu einfach und wir fuhren nach Fludir in die Secret Lagoon. Aus den umliegenden Heißwasserquellen läuft das heiße Wasser direkt in den Pool und stinkt fürchterlich nach Schwefel. Aber bei 38-40 Grad halten wir das ganz schön lange aus.

Nun führte uns die Route an der langen Südküste entlang nach Osten. Zunächst war alles noch grün. Die Wiesen blühten in gelb – Hahnenfuß- und blau – Lupinen. Dazu kam das Braun am Ufer der Bachläufe und das Schwarz des Vulkangesteins. Beim Skogafoss, dem nächsten Touristenstopp hat mir die Schlucht oberhalb des Wasserfalls fast besser gefallen als der Wasserfall selbst. Mit wilden Stromschnellen fließt der Fluss durch die bemoosten Lavabrocken.

Nun sind wir wieder an der Küste gelandet, die hier schwarz ist und mit den weißen Wellen ein faszinierendes Muster zeigt, das sich dauernd ändert , verschwindet und neu bildet. Wir könnten dem Spiel stundenlang zuschauen. An den seitlichen Klippen nisten Papageientaucher (Puffins) denen man ziemlich nah kommen kann.

Über ausgedehnte Lavafelder und lange Schotterflächen geht es zu den ersten Ausläufern des Vatnajökull des größten Gletschers von Island. Der Svartifoss fällt über eine fantastische Lavaformation in die Tiefe. Die sechseckigen Steingebilde habe ich ja schon in Irland gesehen und früher auch in Schottland. Sie entstehen und ganz speziellen Bedingungen, wenn die noch weichen heißen Lavabrocken zusammengepresst werden.

Gleich daneben (na gut, etwa 40 Minuten zu laufen) endet ein Ausläufer des Vatnajökull in einem See. Man kann gut die Aschelinien erkennen, die von früheren Vulkanausbrüchen stammen, die ihren Ascheregen über den Gletscher gelegt haben.

Im späten Abendlicht wirken die Gletscherausläufer richtig dramatisch. Wir mussten aber noch zu unserem Quartier und schauten nur kurz an einem anderen Gletschersee vorbei. Der war dann das erste Ziel am nächsten Tag, denn es schien ausnahmsweise einmal die Sonne!!!

Der Jökusarlon, wie der See heißt, mündet unter einer Brücke direkt in den Atlantik. Der mächtige Gletscherausläufer – natürlich wieder vom Vatnajökull – wirft große Eisbrocken in den See, die sich dann ständig langsam Richtung Meer bewegen, unter der Brücke durchsausen, sich manchmal drehen oder stecken bleiben, bis ein andere Eisbrocken sie wieder weiter stößt. Dazwischen sausen viele Seeschwalben in das brodelnde Wasser um sich kleine Fische raus zu picken, die es offensichtlich hier in Mengen gibt. Auch eine Robbe taucht ab und zu auf um die seltsamen Gäste an Land zu beäugen, bevor sie sich wieder unter Wasser den Bauch vollschlägt.

Nach einer Stunde haben wir das tolle Schauspiel hinter uns gelassen und sind an den Ostfjorden die Küste weiter entlang gefahren. Gewaltige Schotterabhänge werden von der Küstenstraße durchschnitten, die genau dem Küstenverlauf folgt. Im dritten Fjord hatten wir in Faskrudsfjördur ein günstiges Quartier gefunden. In einem Einfamilienhaus (Blockhaus aus Finnland importiert) werden die 3 Kinderzimmer an Touristen vermietet, seit die Kinder aus dem Haus sind.

Am nächsten Morgen bot sich eine prächtige Aussicht über den Fjord und die Wiesen am Ende. Dort führt ein Tunnel wieder zurück auf die Rundstraße Nr. 1, die ganz Island umkreist und geteert ist. Doch nach wenigen Kilometern sind wir auf einer Piste ins Hinterland abgebogen. Hier geht es erst durch eine unendlich scheinende Steinwüste und kurz vor der Rückkehr auf die N1 in ein Fruchtbares Hochtal. Der geschäftstüchtige Bauer hat hier einige Ferienunterkünfte und ein Cafe/Shop in der Art der ursprünglichen Torfhäuser aufgestellt. Auch wenn alles sehr geschleckt aussieht, ist es doch interessant, wie diese ärmlichen Hütten damals Mensch und Vieh gedient hatten.

Einige Kilometer weiter sieht man es schon von weitem dampfen. Das Solfatarenfeld Hverir kündigt sich an. Sogar der dahinter aufragende Berg dampft aus vielen Löchern. Auf einem markierten Weg kann man das ganze stinkende! Areal durchwandern. Überall brodelt und blubbert und zischt es. Zu den bunten Farben der Mineralienablagerungen, die aus der Tiefe hervorgedrückt werden, kommen noch die bunten Algen in den verschieden heißen Tümpeln. Manchmal sind wir uns gar nicht sicher, ob der Weg uns auch hält, oder ob wir einbrechen und in der heißen Tiefe verschwinden.

Auf der anderen Seite des dampfenden Berges ist wieder ein heißes Naturbad, das wir natürlich wieder besuchen (40 €/Person). Nun hatten wir aber erstmal genug vom Schwefelgestank und sind in unser nächstes Quartier gefahren. Dies war eine Internatsschule, die während der Sommerferien als Touristenunterkunft dient. Einfache 2-Bett Zimmer mit einer traumhaften Aussicht über das Tal und ein gutes Frühstück werden über die „Hotelkette Edda“ angeboten.

Am Freitag erreichten wir Akureyri, die 2. Größte Stadt Islands. Hier halten sogar Kreuzfahrschiffe, was man deutlich an dem Großaufgebot an Touristenshops merken konnte. Uns war das ein bisschen zu viel, so sind wir gleich weiter in das weitaus kleinere uns einsamere Siglufjördur an der Nordspitze des Fjords. Es war einmal die Hauptstadt des Heringsfanges im Atlantischen Ozean und in der Bucht suchten manchmal über 700 Schiffe Zuflucht vor den Atlantischen Stürmen. Es entstanden einige Fischfabriken in denen der Hering in Fässern eingesalzen und in alle Welt verschickt wurde. Die Reste wurden gekocht, um das Fett herauszuholen, das als Lampenöl ebenfalls Verwertung fand. Ein interessantes Museum zeigt die ganze Prozedur, die 1961 ein plötzliches Ende fand, als kein Heringsschwarm mehr an der Küste Island auftauchte.

Das nächste Quartier war das absolut scheußlichste der ganzen Reise. Hinter einer Kneipe wurden alle Räume, die möglich waren in Lila, rosa, gelb gestaltet und vermietet. Schade, dass es hier nie dunkel wird, so muss man das jedes Mal anschauen, wenn man die Augen aufmacht.

Langsam hatten wir die Runde voll und wollten nun die Halbinsel Snœfellsness besuchen, die wunderschön sein soll. Die Anfahrt im Norden ging über eine Piste voller Schlaglöcher. So habe ich außer vielen wassergefüllten Löchern – es hat nämlich dauernd geregnet – eigentlich nicht viel gesehen. In Stykkisholmur sind wir auch nur schnell in ein Restaurant geschlupft und in die etwas seltsame Kirche auf dem Hügel, bevor wir uns wieder ins trockene Auto gerettet haben.

Der nächste Tag war unglaublich. Hat da doch tatsächlich die Sonne durch die Wolken geblitzt! Voller Tatendrang sind wir los, um den Snœfellsjökull (das war der letzte komplizierte Namen), den Gletscherberg am Ende der Halbinsel zu sehen. Irgendwann haben wir dann aufgegeben und nur das fotografiert, was die Wolken uns sehen ließen. Dafür wurde es auf der Rückfahrt nach Reykjavik immer schöner und die letzte Wasserfälle und Berge präsentierten sich in schönem Sonnenlicht.

Das künstlerische Wikingerschiff steht in Reykjavik am Hafen, wo Gerlinde nun noch 2 Nächte im 6 Bett Zimmer in einer Jugendherberge verbringen muss (pro Nacht 50 €). Ich fliege am Abend wieder nach Torshavn auf den Färöer Inseln wo ich mir überlegen werde, wie es weiter geht.

 

 

 

 

 

 

Fazit: Island ist spannend, teuer, kalt, teuer, nass, teuer und ungeheuer interessant, aber teuer!

Es geht weiter nach Norden

Ganze 8 Tage haben wir in dem „gottverlassenen“ Nest Croabhaven verbracht. Erst einmal jemanden organisieren, der die Heckreling richten kann. Der Hafenmeister war uns sehr behilflich und so fanden wir dann am Dienstag (am Montag war er unerreichbar wegen der Hochzeit seiner Tochter) einen Metallbauer, der noch am Dienstag kam und sagte, es müsse alles neu gemacht werden. Er versprach uns das bis Freitag und am nächsten Tag kam tatsächlich ein Handwerker, der die Reling abschraubte und Maß nahm. Klingt einfach, aber ist es nicht, denn die Schrauben sitzen fest oder sind durch die Rammung verbogen. Außerdem muss man auch von unten dran, das heißt durch die leere Backskiste an Steuerbord (Spinnacker ausräumen, Heizung ausbauen, Schutzverkleidung abschrauben) an der Steuersäule vorbei unter der Gasflaschenbox durch auf die Backbordseite kriechen und dort die Muttern abschrauben. Na ja, nach 4 Stunden war das auch geschehen und wir hatten keine Reling mehr.

Zur Erholung fuhren wir mit dem Bus (1 km Fußmarsch bis zur Haltestelle) nach Oban, der einzigen größeren Stadt in der Nähe – 1 Std Fahrt. Dort war es endlich wieder ein bisschen lebendiger, die Fähren kommen und gehen, viele Läden haben offen und es gibt einen ausgezeichneten frischen Fisch und frische Muscheln. Da haben wir zugeschlagen und unsere Muscheln eisern gegen die gierigen Möwen verteidigt. Ein paar T-Shirts für die Enkel sind auch noch abgefallen. Schließlich haben wir in einem der großen Supermärkte noch ausgiebig eingekauft und sind mit dem Bus wieder heimgefahren.

Inzwischen hatte ich eine Adresse für meine Rettungsinsel bekommen. Eine Reparatur würde mindestens 2-3 Wochen dauern, so habe ich eine neue bestellt: 1250 £, also 1500 € mal so eben. Danach war wieder etwas Ablenkung nötig und wir fuhren mit dem Bus von der Marina (2 mal am Tag hält er hier!) nach Süden zum Crinan Kanal. Der schneidet den Mull of Kintyre ab, eine lange Landzunge die weit nach Südwesten Richtung Irland hinausragt und immer sehr schwierig zu umfahren ist. Die Wanderung an dem kleinen idyllisch gelegenen Kanal mit den großen, bei Hochwasser überfluteten Flussdeltasan beiden Enden ist wirklich eine erholsame Ablenkung! Wunderbare Ausblicke, hin und wieder eine Schleuse, an der ein paar Schiffe warten und schließlich durchfahren (alles Handbetrieb wie vor 200 Jahren) sind die Reise wert.

Mit einem kurzen Zwischenstopp in Kilmartin, das als Wiege des Schottischen Volkes gilt, fuhren wir zurück in die Marina. Im Tal von Kilmartin sind mehrere Hügelgräber und Steinkreise (insgesamt etwa 800 teils prähistorische Zeugnisse) zwischen den Hochlandrindern auf den Wiesen zu finden. Bei den Steinhügeln habe ich den Eindruck, dass man nur so viele Steine auf die Gräber der Wichtigen Persönlichkeiten gehäuft hat, damit man sicher war, dass sie nicht mehr heraus kamen.

Einen Ausflug zu Fuß nach Ardfern über den Berg war zwar auch ganz schön aber auch nur etwas zum Zeit totschlagen. Auch wenn die blühenden Sträucher und Fingerhüte durchaus sehenswert waren.

Die Rettungsinsel kam pünktlich am Donnerstagabend, nur der Handwerker kam nicht am Freitag. Auf meinen Anruf sagte er, es werde Montag. Ich wurde, glaube ich, etwas unwirsch und er kam dann am Sonntagnachmittag. Mit einer bewundernswerten Geduld hat er die neue Reling angepasst und sehr solide montiert. Wir haben dann bis 23:00 Uhr noch die Rettungsinsel angebaut, die Heizung montiert und die Backskiste eingeräumt. Endlich wieder Platz im Schiff!

Montag früh ging es endlich weiter. Leider bei absoluter Windstille, dafür haben wir uns durch einige Engstellen zwischen den kleinen Inseln getraut, die wegen der Stromschnellen sonst nicht befahrbar sind. Je nach Ausbildung heißen sie hier Whirlpool, Overfall oder Eddies. Unser Ziel war durch den Sound of Oban nach Tobermory auf der Insel Mull zu fahren. Das ist eine kleine Stadt mit bunten Häusern. Wohl deshalb will jeder dahin, weil alle anderen Orte nur graue, braune oder weiße Häuser haben.

Nach einem weiteren windstillen Tag landeten wir in Malleig, ein letztes Mal auf dem Festland. Von dort fährt eine Dampfbahn nach Fort Williams, dem Eingang zum großen Caledonean Canal, den ich vor 4 Jahren schon gefahren war. Die Bahn wird auch Harry Potter Bahn genannt, weil sie und eine schöne Bogenbrücke über die sie fährt, in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Leider fuhr der Zug erst nachmittags und so haben wir uns das „dampfende“ Motorboot im Hafen angeschaut und sind dann weiter gefahren.

Wieder glattes Wasser und kein Wind! Na ja, da kommen wir wenigstens schneller zum Ziel. Zur Abwechslung passieren wir eine Brücke bevor wir in die Bucht zur Insel Sky einbiegen. Das Sonnenlicht, das endlich gegen den allgemeinen Dunst gesiegt hatte lässt die Berge grün leuchten. Ein toller Anblick.

Gestärkt von einer ausgezeichneten Lammkeule mit Bohnen und Kartoffeln (nicht zu glauben in diesem Fish and Chips Land) ging es durch relativ offenes Wasser zu den äußeren Hebrieden nach Stornoway. Wieder kein Wind, dafür unser erster Wal, bzw. mindestens 3! Dann hat uns noch ein Seehund mitleidig nachgeschaut, während ein Papageientaucher eifrig davonpaddelte. Stornoway lassen wir besser im Nebel, denn außer einigen Fastfood Läden, Kirchen und leeren Hotels hat es nichts zu bieten.

Auf zu den Faröer Inseln! Es ging relativ ruhig mit 10 kn Wind an, steigerte sich aber bald auf 16-20 kn und hatte am 2. Tag schließlich über 20 kn Wind. Der kam glücklicherweise schräg von achtern und wir segelten mit dem 2. Reff in beiden Segeln mit 7 kn und mehr durch den Atlantik! Nur die Wellen machten mir zu schaffen. Ja ich muss es zugeben, ich habe gekotzt. Nachdem ich für uns beide das Essen gekocht, das Geschirr weggeräumt und die Koje für die Nacht hergerichtet hatte, war es wohl zu viel der Schaukelei. Immerhin war ich noch einsatzfähig und habe meine Wachen auch durchgestanden. Ohne Sonne ist es bei dem Wind und 8 Grad kaltem Wasser ringsum doch ziemlich frisch auf die Dauer.Am frühen Morgen tauchte dann auch schon der erste Felsen der südlichsten Insel aus dem Dunst. Mittags konnten wir nach einer Rekordzeit von 31 Stunden für die 215 sm in Toyroyri auf Sandoroy festmachen. Heftige Böen drückten das Schiff gegen die Holzpier, aber wir hatten die erste Etappe nach Island geschafft.

Am nächsten Tag hatte Hubert starke Schmerzen in der Leistengegend und wir sind vorsichtshalber nicht weitergefahren. Die Schmerzen wurden heftiger, bis er schließlich vom Hafenmeister ins Krankenhaus gebracht wurde und nach einigen Untersuchungen heimgeschickt wurde. Am nächsten Tag wurden die Untersuchungsergebnisse bekannt und es bestand der Verdacht auf Blinddarmentzündung. Schließlich wurde er im Sanka mit der Fähre nach Torshavn gebracht und noch in der Nacht dort operiert.

Ich bin mit dem Segelboot gefolgt und hab schon unterwegs die Nachricht bekommen, dass alles gut verlaufen ist. Uii, das hätte ganz schön schief gehen können, wenn es ihn auf der 3 tägigen Überfahrt nach Island erwischt hätte!

Das Wetterfenster für die Überfahrt nach Island war weg, mein Mitsegler auch und die Zeit wegen der Reparatur und dem Krankenhausaufenthalt sowieso schon um 5 Tage überzogen. An den nächsten 10 Tagen folgt ein Tief mit Starkwind dem anderen. Was nun? Immerhin scheint Torshavn eine ganz interessante Stadt zu sein. Aber in 3 Tagen kommt Gerlinde nach Reykjavik wo wir uns treffen wollten.

Die letzten Tage in Irland und wie mich die englische Army versenken wollte

Blauer Himmel und kein bisschen Wind haben die Fahrt in die Teelin Bay (schön, muss man aber nicht kennen) zu einer Sonnenbadefahrt gemacht. Zum Baden ist mir das Wasser mit 12 Grad noch etwas zu kalt. Im Windschatten meiner Sprayhood hatte es mindestens 25 Grad, wenn man den Kopf in den Wind streckt aber nur noch 14 Grad. Dafür konnte ich die Felsenküste gut sehen.

Im ersten Morgenlicht glänzten die grünen Hügel um mich herum wunderbar. Es war so früh, dass sogar der Basstölpel neben meinem Schiff noch schlief und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Leider wurde es nun doch etwas diesig und die erhoffte Morgensonne auf der Steilküste – und auf mir – blieb aus. Nach dem Kap Malin More zog sogar wieder Seenebel auf und es waren wieder nur alle paar Stunden einige Felsen zu sehen.

Nach 6 Stunden war es aber wenigstens wieder klar und ich konnte die Einfahrt zum Hafen von Burtonport, die etwas eng durch die Felsen und Insellandschaft führt, gut finden. Dabei kommt man so nahe an den Seezeichen vorbei, dass man sie fast berühren kann. Ein bisschen erinnert die Landschaft an die Westschwedischen Schären.

Der Hafen ist eigentlich ein reiner Fischerhafen. Hier werden vor allem Krabben und Hummer angelandet und in Seewasserbecken in Lastwagen abtransportiert. Das Pier hat dann entsprechend ausgesehen: Dalben in großen Abständen und eine verrostete Leiter zum Hochklettern. Da gleitet mein Schiff nun täglich 2 Mal 2 m hinauf und wieder herunter. Eine echte Herausforderung, wenn man das Schiff ordentlich festmachen will.

Hubert kam 6 Stunden später, da er in Dublin einen Flieger verpasst hatte, aber er hatte es immerhin geschafft. Ich hab dann noch einen Ausflug auf der alten Eisenbahntrasse durch die Moorlandschaft um Burtonport gemacht.

Am Samstag, den 09.06. sind wir dann auf die Insel Tory gefahren (kein Wind!) die hatten uns Iren wärmstens empfohlen. Auch hier gibt es keinen Hafen für Jachten. Wir haben dennoch einen Platz an einer anderen Jacht gefunden, mussten nun über die andere Jacht zur Hafenmauer und dort mit einer sehr wackeligen Strickleiter hinauf klettern. Auf der Insel ist der Frühling ausgebrochen, alles blüht gelb!

Wir wandern an die Nordküste und sind begeistert von den Felsformationen, die sich hier dem Atlantik entgegenstellen. Die Insel ist die abgelegenste bewohnte Insel Irlands und die Bewohner sollten vor einigen Jahren zwangsweise auf das Festland umgesiedelt werden, nachdem wegen der Stürme im Winter sie einmal 8 Wochen nicht erreichbar waren. Die Bewohner weigerten sich und erkämpften mit ihrem Inselpater ihr Bleiberecht vor dem Europäischen Gerichtshof. Im Sommer werden Malkurse veranstaltet und die einfachen Inselgemälde werden anscheinend teuer gehandelt.

Unsere nächste Station war wieder ein Ankerplatz, bzw. ein Platz an einer Boje. Die liegen hier häufiger in den Buchten aus und sind extra für Jachten die hier einen oder zwei Tage verbringen wollen eingerichtet worden. Die Einfahrt in die Bucht ist mit einem schönen Leuchtturm markiert den wir noch unter bedecktem Himmel passiert haben. Abends kam dann aber wieder die Sonne ein bisschen raus und ließ die Wiesen grün aufleuchten.

Am Montag fuhren wir nun endlich um Malin Head herum nach Portrush in Nordirland. Ein brauchbarer Hafen, allerdings voller Boote für einen Filmdreh für die Disney Production Hollywood. Dauernd liefen die eingebildeten Pinsel über den Steg und man musste aufpassen nicht über den Haufen gerannt zu werden, denn wer nicht zum Team gehörte wurde auch nicht gesehen! Eine Schramme am Heck haben sie uns zur Erinnerung noch mitgegeben. Portrush hat immerhin einen tollen Pub  am Hafen, in dem jeden Abend Musik ist. Sonst gibt es nur alle Varianten von Spielhöllen in der Stadt.

Wir wollten aber zum legendären Giants Causeway. Mit dem Bus fuhren wir die Küste entlang und machten eine kleine Wanderung an der Kante der Felsen und danach auch unten am Wasser entlang. Die Lava wurde hier in 5 und 6 eckigen Säulen aus dem Boden gedrückt und bildet tolle Formationen. Obwohl der Besucherandrang groß ist (die Saison fängt erst in 3 Wochen an!) kann man überall rumklettern und findet immer ein Plätzchen wo man sich die Steine in Ruhe anschauen kann.

Nun haben wir Portrush verlassen und sind ein Stückchen weiter nach Ballycastle gefahren. Hier geht es etwas ruhiger zu. Das Stadtzentrum ist 1 km vom Hafen entfernt und es regnet. In einer Regenpause haben wir eingekauft – endlich wieder ein großer Supermarkt – und uns dann wieder verkrochen. Auch am nächsten Tag sind wir dort geblieben, denn es ging ein heftiges Unwetter mit viel Wind über uns weg.

Am Freitag ging es dann bei sehr böigem Wind Richtung Schottland. Zunächst konnten wir trotzdem gut mit der Genua segeln (mit Wind von hinten), nach der Insel Rathlin war er aber fast weg und die Strömung hat uns am Ziel vorbeigetrieben. Also die letzten Meilen wieder mit Motor in den Hafen von Port Ellen auf Islay wo man in der Einfahrt von einem viereckigen Leuchtturm „mit Nachwuchs“ empfangen wird.

Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr legt die Segeljacht neben und ab. Ich schau zu, denn es sind immerhin 6 Mann an Bord und sicher vorbildlich. Als das Schiff 3 m hinter mir ist, gibt der Skipper Vollgas vorwärts und fährt geradewegs in das Heck meiner Yacht. Alles schreit stopp. Aus den umliegenden Schiffen kommen alle aus den Luken, um zu sehen was passiert ist. Die andere Jacht fährt wieder rückwärts und ein zweites Mal mit Vollgas in die Rettungsinsel am Heck und schließlich sogar noch ein drittes Mal. Wie sich herausstellt, gehört das Schiff der Königlich Britischen Marine und ist auf einem Ausbildungstörn. Saubere Marine!

Nun, mein Schiff hat er nicht versenken können (er hatte ja auch nur ein Plastikboot (Hallberg Rassy 34) aber der Schaden war erheblich. Er gab mir die Adresse des Verteidigungsministeriums, die dafür haften würden und nannte mir einen Hafen, wo die Arbeiten gemacht werden sollten.

Nach diesem Schreck sind wir erst einmal in den Hauptort der Insel gefahren und haben eine der 9 Destillerien besichtigt, die sich auf dieser Insel befinden. Die drei Whiskyproben, die es zum Abschluss gab, hatte ich auch nötig!

Die Gerste wird auf den Keimböden erst einmal zum Keimen gebracht. Damit das gleichmäßig passiert wird sie alle 2 Stunden durchgerecht. Wenn die Keimlinge den höchsten Zuckergehalt erreicht haben, werden sie über glühender Holzkohle getrocknet (auf Islay mit Torf, was dem Whisky den typischen rauchigen Geschmack verleiht), gemahlen und mit Wasser in großen Bottichen zum Gären angesetzt. Danach wird das so entstandene Bier in großen Kupferkesseln erhitzt und das Destillat im sogenannten Tresor in Vor- Haupt- und Nachbrand geteilt. Der Hauptbrand kommt in Fässer in denen vorher Wein, Sherry oder amerikanischer Whiskey war und lagert dort einige Jahre bis er verkauft wird.

Nun kümmern wir uns seit einer Woche in Crobhhaven (nur 1 Hafen, 10 Ferienhäuser und ein Hotel sonst nix!) um die Reparatur der Heckreling und der Rettungsinsel sowie die Bezahlung des ganzen.

Irlands wilder musikalischer Westen

Es war gar nicht so einfach, nach Galway in den Hafen zu kommen. Der hat nämlich ein Tor (wie bei einer Schleuse, aber eben nur eines) und das ist 10 Stunden zu und dann wird es für 2 Stunden aufgemacht, und zwar immer in den 2 Stunden vor Hochwasser. Ich bekam einen Platz zugesagt und sollte vor dem Hafen an einem kleinen Pontoon in der seitlichen Bucht warten. Als ich kam, war da alles in drei Reihen voll mit kleinen Motorbooten. Einige hatten wohl Anweisung das Feld zu räumen und verließen gleich (nach 20 Min) den Anliegeplatz, sodass ich vorläufig festmachen konnte. Es war immer noch so eng, dass ich rückwärts in die Bucht manövrieren musste, weil dort kein Platz zum Wenden war. Es hat aber alles geklappt und um 11:30 Uhr nachts bin ich dann wieder raus und in den geöffneten Hafen gefahren.

Jetzt hab ich erst einmal wieder ein paar Reparaturen am Schiff gemacht, denn hier hab ich ja wieder Läden, in denen ich einkaufen kann. Dafür hat der Hafen nichts – keine Toilette und keine Dusche! Dafür konnte ich im Harbor Hotel für 5 € Duschen und hab sogar noch ein Handtuch gekriegt (nicht zum Mitnehmen). Jetzt hab ich mich auch in den Trubel der Innenstadt mit den zahllosen Pubs und der Musik gestürzt. Von der traditionellen Musik mit Fidel Gitarre und Flöte (oder Dudelsack) bis zur 5 Mann Band mit Verstärker gibt es alles, was das Ohr aushält!

Am Samstag, den 26.5.  bin ich dann 1,5 Std mit dem Bus nach Ennis gefahren. Hier geht es schon entschieden ruhiger zu, obwohl gerade das Musikfestival Fleadh Nua läuft, dass in ganz Irland berühmt ist. Ich hab mir eine Session für Traditionelle Musik in einem Cafe rausgesucht und war 5 Min vor Beginn da. Mit einem großen Cappuccino hab ich mir einen schönen Platz rausgesucht, es war ja auch alles noch frei. Aber es waren schon drei Musiker da. So nach und nach füllte sich das Lokal und fast jeder der kam packte irgendein Instrument aus. Zuletzt (so nach einer halben Stunde) waren etwa 11 Geiger 5 Flöten 3 Trommler drei Ziehharmonikas und diverse andere Instrumente im Saal. Die Zuhörer waren jedenfalls in der Minderzahl. Meist fingen zwei Damen mit Geige und Flöte mit einer einfachen Melodie an und nach und nach spielten alle mit. Nach 4 oder 5 langen Stücken stand ein Mann auf und trug (ohne Begleitung) eine lange Ballade vor. Es folgte noch ein zweiter und schließlich hat auch eine alte Dame (geschätzte 80 Jahre) ein ebenfalls sehr langes Gedicht vorgetragen. Dann ging es mit der Musik wieder weiter. Einfach faszinierend! Am Nachmittag gab es dann wieder eine kleine Session in einem Pub, wo ich gerade etwas zu Essen bestellt hatte. Sehr praktisch.

Am nächsten Tag fuhr ich aus dem Hafen, als das Tor um 5 Uhr wieder einmal offen war. Draußen begegnete mir ein traditionelles Segelboot, ein Galway Hooker, früher ein Frachtboot, das mit seinen roten Segeln langsam an mir vorbeifuhr. Dann hab ich mir eine Tonne ausgesucht und für die Nacht dort festgemacht. Mit einer tollen Morgenstimmung wurde ich für meinen einsamen Platz belohnt.

Ich fuhr zur größten der 3 Aran Inseln, nach Inishmore. Dort habe ich den einzigen Platz an einem Pontoon bekommen aber wieder ohne Klo und Dusche. In dem kleinen Ort gibt es zwei Souvenirläden und einige Hotels und Unterkünfte. Die Besucher werden von Kleinbussen um die Insel gefahren und es gibt auch 2 Fahrradverleihen.

Ich hab mein eigenes Fahrrad ausgepackt und mich an den großen Rundweg (35 km) gemacht. Vorbei an bunten Blumenwiesen, die mit Steinmauern eingesäumt waren ging es erst einmal die Küste entlang zu einer Stelle an der sich die Seehunde in der Sonne aalen. Die Blumenpracht unterwegs war wirklich beeindruckend!

An der SW Küste und an verschieden Stellen auf der Insel gibt es auch noch Reste von vorchristlichen Siedlungen und Befestigungen. Die eindrucksvollste ist Dun Aengus, ein großer Steinwall, der direkt an die Klippen führt, die hier 60 Meter senkrecht ins Meer abfallen. Vor dem Steinwall ist eine Verteidigungszone mit senkrecht gestellten spitzen Steinen, die wohl den Angriff mit Pferden verhindern sollten (und sicherlich auch erfolgreich gemacht haben).

Die nächsten Tage war kein Wind zu erwarten und so bin ich mit Motor über die flache See gebrummt. Vorbei an dem weit ins Meer reichenden Kap von Slyne Head ging´s durch einige einsame Felsen, die einem schon gefährlich werden können, wenn man allzu sorglos dahinfährt.

Nach einer Nacht vor Anker im Hafen von Inishbofin – im Hafen gibt es nur ein Anlegepier für die Fähren bin ich im glitzernden Morgenlicht gleich weiter auf die Insel Clare gefahren. Eine Stunde konnte ich sogar ganz gut segeln, aber dann war der Wind wieder weg. Auf Clare gibt es nichts mehr, außer 148 Einwohner und viele Schafe. Früher war die Insel bekannt und berüchtigt, da hier eine gefürchtete Piratin gelebt hat, die mit ihren Kaperfahrten den Franzosen, Spaniern, Holländern und Engländern das Handeln wohl sehr schwer gemacht hatte. Als die Engländer aber einmal ihren Sohn schnappen konnten, ist sie mit 63 Jahren noch nach London gereist und hat ihn der englischen Königin wieder abgeschwatzt. Dafür musste sie nun die englischen Schiffe in Ruhe lassen. In dem alten Festungsturm am Hafen hat sie damals gehaust. Heute baden die Kinder der Insel davor im Meer (bei 14°C).

Ich habe eine kleine Wanderung gemacht und bin an den letzten abgestorbenen Baumstümpfen vorbeigekommen. Die sind 7500 Jahre alt und damals im Moor versunken, wo sie wunderbar konserviert wurden. Jetzt, wo das Moor zurückgeht tauchen sie aus dem Sumpf wieder auf. Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar alte Baumstümpfe eine solche Geschichte erzählen können.

Auch hier blüht es überall. Weiße, gelbe und blaue Blumen wohin man sieht und auch im Moor blühen die gelben Lilien. In einer Woche wird wohl alles rot sein, denn die Fuchsienbüsche, die überall an den Wegrändern stehen (3 Meter hoch) sind schon übervoll mit Knospen.

Am 1.6. wollte ich die eindrucksvolle Küste mit den dramatischsten Klippen Irland erleben, an denen ich vorbeisegeln wollt. Leider ist daraus nichts geworden, denn es war dichter Nebel und ich war ständig in der Mitte einer grauen Kugel – Wasser und Himmel alles grau! Nur manchmal, wenn es um die Ecke ging – als um ein Kap – bin ich so nahe an die Felsen gekommen, dass ich einen sehen konnte.

Am Nachmittag konnte ich dann schon etwa 500 m sehen und fuhr durch einige Vogelschwärme, die sich auf dem Wasser niedergelassen hatte. Mit großen Gekreische sind sie einmal um das Schiff geflogen und haben sich dann wieder auf das Wasser gesetzt.

Gegen Abend ist der Nebel auf einmal davongeflogen und es war doch noch ein bisschen von der dramatischen Küste zu sehen.

In der Hoffnung, am nächsten Tag auch wieder etwas zu sehen, bin ich in eine Bucht vor Anker gegangen. Aber am nächsten Tag war dieselbe Suppe und ich fuhr wieder blind nach Sligo. Am Eingang zu der langen Fahrt zeigt einem ein „eiserner Mann“ den Weg durch das Labyrinth des Fahrwassers durch das man (nur bei Hochwasser 4 Stunden lang) nach Sligo kommt. Dort habe ich einen Platz an dem übervollen Steg als drittes Boot im Päckchen gefunden.

Die kleine Provinzstadt ist stolz auf ihren berühmten Sohn, den Literaturnobelpreisträger – wer errät es? –

Es ist W.B. Yeats. Statue, Museum, Ausstellung, es ist alles da über den Dichter, der so beeindruckend Land und Leben in seiner Heimat beschrieben hatte obwohl er nur selten da war. Außerdem gibt es noch ein verfallenes Kloster und einige Pubs mit Musik. Es geht eher gemütlich zu, nicht so ein Rummel wie in Galway.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Morgen mach ich mich nun auf den Weg die letzte Ecke Irlands zu umfahren, Malin Head, den Nördlichsten Punkt Irlands. In drei Tagen werde ich auch wieder einen Mitsegler haben, wenn Hubert aus Esslingen hier eintrifft. Nun noch eine Einkaufsrunde und dann einen letzten Pub bevor es in den einsamen Norden geht.

ein holpriger Anfang war das , aber es wird schon besser…

Am Mittwoch, den 2.05. war der Sturm durchgezogen und ich habe mich auf den Weg nach Westen gemacht. Es sollten angenehme 14 kn Wind werden. Ich habe aber vorsichtshalber das 2. Reff ins Großsegel gebunden und wollte abwarten, wie es draußen aussieht. Das war auch gut so, denn es hat immer noch mit 23 kn (6 bfts) gepfiffen. Die alte Welle von gestern mit 2-2,5 m war auch noch da mit einer kleineren Querwelle. So kämpfte ich mich 8 Stunden hoch am Wind und gegen die Wellen voran, bis es mir zu dumm wurde und ich den Motor anwarf, um direkt gegen den Wind in die Bucht von Cork zu kommen. Das war ein Fehler, denn es machte einen großen Rumms und der Motor lief noch, zeigte aber keine Wirkung mehr. Ich hatte übersehen, dass sich am Bug eine Leine gelöst hatte und unter dem Schiff bis zum Propeller abtauchte, diesen umwickelte und so zum Stillstand brachte. Obwohl dort ein Trennmesser eingebaut ist, war die Welle fest und ist aus der Kupplung gerissen. Mist! Als ich das Desaster sah, habe ich gleich im nächsten Hafen angerufen und sie wollten mich in der Einfahrt abholen. Bis dahin musste ich nun noch 5 Stunden aufkreuzen, bis mich Hugh mit seinem Schlauchboot an den Steg brachte. Der Wind hatte nun auch abgenommen und schlief schließlich fast ganz ein. So war ich um 22:00 Uhr endlich in Crosshaven angekommen.

Am nächsten Tag stellte sich heraus , dass das Seil die Bolzen aus der Gelenkscheibe des Getriebes gerissen hatte. Alle Teile waren noch da, aber ich brauchte eine neue Gelenkscheibe. Die haben wir auch sofort beim deutschen Hersteller im Spessart per Express bestellt (48 € plus 65 € Versand). Nun habe ich sagenhafte 10 Tage auf das Teil gewartet und bin dann mit einer Provisorischen Reparatur weitergefahren. (das Teil kam dann weitere 4 Tage später dort an).

Die lange und quälende Wartezeit habe ich mir mit einigen Ausflügen verkürzt. Mit dem Bus gings nach Cork, wo ich mir die Universität angeschaut habe. Sie besteht aus einem altehrwürdigen Gebäude mit eindrucksvollen Sälen und einigen Neubauten auf einem Campus am Stadtrand. Eine alte Hängebrücke führt vom Sportpark in die Wohngebiete auf der anderen Flussseite.

An einem anderen Tag habe ich Cobh angeschaut, eine kleine Stadt, die man auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht sieht und wo jeden 2. Tag ein Kreuzfahrer festmacht. Es war auch die letzte Anlegestelle der Titanic vor dem Untergang (o o ihr lieben Kreuzfahrer!) Und Abfahrtsort für viele Auswanderer, die von hier in die USA gefahren sind. Dazu gibt es natürlich Museen und eine Figurengruppe am Ufer. Es ist Annie Moore mit ihren zwei Brüdern, die damals als erste durch das neu geschaffene Aufnahmelager in New York kamen. Die mächtige Kathedrale über der Stadt ist auch überwiegend von Auswanderern gestiftet worden.

Ein letzter Ausflug hat mich über die Hügel der Stadt zur Einfahrt der Bucht mit ihrer Befestigung gebracht. Die war allerdings geschlossen. Ich habe mir aber immerhin einige Blumen gepflückt und einen Salat draus gemacht. Ich hatte nämlich gelesen, dass das sehr gut sein soll. War es auch und schmeckt etwas nach Knoblauch.

Ich fuhr also mit meinem Provisorium fast 60 Meilen bis Baltimore. Es war bis auf 2 Std kein Wind und nur eine lange flache Welle. Aber die Aussicht auf die Küste war schön.

Im Hafen habe ich einen Platz an einem Motorboot bekommen, da der Rest des Steges noch in Arbeit war. Der Winter hatte der Küste 5 Stürme mit über 200 km/h Wind gebracht und ziemlich viel zerstört. Schon im letzten Hafen hatten die Stürme eine Yacht am Steg entmastet und das Dach einer Motorbootes abgerissen, hier haben sie die Pontons abgerissen und die Hütte auf dem Steg stand, war spurlos im Meer verschwunden.

In der Stadt war gerade Fiddle Fair, eine Musikwoche zur traditionellen Geigenmusik in Irland. Jeder zweite lief mit einem Geigenkasten herum. Und in verschieden Lokalen trafen sie sich zu einer Session.

Ich machte einen kleinen Ausflug an die Einfahrt der Bucht wo „Lot´s Frau“ ein weißer Steinobelisk weit ins Meer strahlt. Hier gibt es auch schon die schön gepflegten Steinmauern, die nun immer mehr die Wiesen unterteilen.

Es wird warm! Heute hat das Thermometer erstmals 16° C erreicht! Bisher waren es immer zwischen 8 und 13 Grad. Die Wolken verzeihen sich auch langsam und es weht eine sanfte Brise mit 10 kn. So fahre ich hinaus zu einem der berühmtesten Felsen der irischen Küste, dem Fastnet Rock. Jedes Jahr findet hier eine Regatta von England  um diesen Felsen und wieder zurück statt. Ich bin gemütlich herumgefahren und habe ihn mir von allen Seiten angeschaut, d.h. von Norden hab ich nicht mehr viel gesehen, denn es ist Seenebel aufgekommen und der Wind ist eingeschlafen.

Schließlich bin ich doch noch in Castletownbere angekommen, einem kleinen Ort mit einem großen Fischerhafen. Da es hier keinen Platz für Yachten gibt, habe ich den Anker geworfen.

Am nächsten Morgen war dichter Nebel. Der ist wohl vor einiger Zeit auch einem Fischerkahn zum Verhängnis geworden – muss aber schon einige Jahrzehnte her sein. Nach kurzer Fahrt kam ich nach Bantry am Ende der langen Bucht. Außer einem Schwimmsteg ist hier nichts für Segler – keine WC, keine Duschen. Die kleine Stadt quillt über vor Autos, sodass die Häuser kaum zu sehen sind, was im Nieselregen natürlich noch trübsinniger aussieht.

Dafür war am nächsten Tag schon wieder Sonne und ich hab das berühmte Bantry House angeschaut. Das ist der Wohnsitz eines englischen Fürsten, der es im Laufe der Jahrhunderte immerhin zum Earl gebracht hatte und zu erheblichem Reichtum. So hat die Familie das Haus immer wieder erweitert und einen großen Garten in 7 Terrassen angelegt mit einer wirklich beeindruckenden Aussicht über die Bucht.

Das mit den Engländern ist so eine traurige Geschichte für die Iren. Am Anfang hat ein Irischer König (damals gab es einige davon) den englischen König um Beistand gebeten. Der wollte erst nicht so recht, ist aber dann doch gekommen um ihn gegen seine Nachbarn zu verteidigen. Damit nun Ruhe ist, hat der englische König einige Siedler geschickt, die mit Sonderrechten ausgestattet waren. Es folgte die Christianisierung, die in Irland sehr erfolgreich war und die Iren zu Katholiken machte. Als Heinrich der VIII dann seine eigene Kirche gründete, weil ihn der Papst nicht scheiden wollte, wollten wiederum die Iren nicht mitmachen. Das gab natürlich wieder Zoff und die Iren verloren noch mehr Rechte. In den folgenden Jahrhunderten versuchten sie dann immer wieder die englischen Fürsten los zu werden, scheiterten aber immer kläglich. Sie holten die Franzosen (die haben allerdings schon bei der Anreise die Hälfte ihrer 50 Schiffe im Sturm verloren), die Holländer, die Spanier und schließlich sogar die Deutschen. Als die dann im 2. Weltkrieg mit einem Schiff voller Waffen ankamen, war kein Ire da, um sie entgegen zunehmen. Sie sind dann nach 2 Tagen wieder abgezogen und es war wieder nichts. 1920 waren sie dann bei Verhandlungen erfolgreicher und hatten erst einmal ihren eigenen Staat (bis auf Nordirland, wo überwiegend englisch stämmige Einwohner lebten, also Protestanten). Die nutzten ihre Rechte so schamlos aus, dass Katholiken separate Busse benutzten mussten und keine weiterführenden Schulen haben durften. Erst Ende der 70er Jahre hat sich das gebessert mit einem Friedensabkommen.

Bei mir geht es aber nun weiter mit einem lauen Lüftchen zurück nach Castletownbere am Ausgang der Bucht an den Anker. Der Segeltag war wunderbar mit Sonne und Rückenwind und kaum Wellen.

 

 

 

 

 

 

 

Am Donnerstag den 17.05. ging es weiter um die Halbinsel Kerry nach Portmagee.

Dies ist der Ausgangspunkt für Fahrten mit kleinen Ausflugsbooten auf die Insel Skellig. Diese Insel ,auf der es nahezu unmöglich ist zu leben, mitten im Atlantische Ozean wurde im Jahre 600 von Mönchen besiedelt. Auf dem steilen Felsen haben sie es geschafft , Schutzhütten und schließlich ein ganzes Kloster zu errichten mit einem Garten in dem sie das notwendigste anpflanzen konnten. Dreimal wurden Sie von Wikingern überfallen und verschleppt und haben sich doch immer wieder angesiedelt. Beim 4. Mal konnten sie dann den Wikingerfürsten zum Glauben bekehren und sind ungeschoren davon gekommen. Die Skelligs (es gibt noch eine kleinere Nachbarinsel, die ein geschütztes Vogelbrutgebiet ist) sind erst ab Sonntag wieder frei zum Betreten. Es sind aber sämtliche Fahrten dorthin für die ganze Saison ausgebucht – überwiegend von Amerikanern! Und warum: der neuste Star Wars Film wurde dort gedreht und alle wollen den Schauplatz nun besichtigen!

Also wieder weiter um die Insel Valentia herum nach Dingle, wo ich am Pfingstsonntag nach einer flotten Segelfahrt ankam. Leider hat es die ganze Zeit genieselt! Der Hafenmeister, ein kleines dürres Kerlchen mit langen zotteligen Haaren und einem langen Bart kam auch gleich aus seiner Bude gerannt und hat mir beim Anlegen geholfen und gezeigt, wo die Waschräume sind. Außerdem war auch meine Kupplungsscheibe da, die mir Hugh aus Crosshaven nachgeschickt hatte. Juhuu!!

Ich habe sie gleich eingebaut und anschließend im Pub gefeiert. Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Dingle besteht eigentlich nur aus Pubs, es sollen 57 sein und die Bevölkerung der Stadt soll 2 mal darin Platz haben. War gute Musik und sehr laut.

Mit einer ruhigen Ankernacht dazwischen bin ich nun bis Galway gekommen. Die Küste wird immer wilder und schroffer, aber der Wind ist ganz ausgeblieben, sodass ich am 2. Tag nur noch mit dem Motor vorwärts gekommen bin. Macht nix, da hab ich wenigstens die Delphine besser genießen können, die mich jetzt fast jeden Tag eine Zeit lang begleiten.

Galway ist wohl das Zentrum der Musikszene. Jedenfalls gibt es in der Fußgängerzone (voll bis Nachts um eins) jede Menge Pubs und in jedem ist Musik und auch davor in der Straße sind mindestens 3-5 Gruppen die Spielen. Mehr davon demnächst, denn ich muss jetzt wieder aus dem Hafen raus, das Tidentor schließt gleich.

Die Vorbereitung zur Nordtour

Am 19.04. hat mich Gerlinde nach München gefahren und ich bin mit meinen strategisch gepackten Sachen nach Irland geflogen. Strategisch nenne ich es, weil die beiden Gepäckstücke die begrenzt sind jeweils knapp ein Kilo mehr hatten und die kleine Fototasche alles schwere beinhaltete und auch 8 Kilo wog.so habe ich immerhin 40 kg eingeschleppt. Nach 2,5 Stunden war ich in Dublin und musste 2 Stunden auf meinen Bus warten, dann ging es im Expressbus in 3,5 Stunden nach New Ross, wo ich für die erste Woche ein B&B gebucht hatte. Schon der Frühstücksraum war überwältigend und das Continental breakfast kaum zu bewältigen.

Natürlich war am nächsten Tag wieder einmal nichts von dem fertig, was ich vorher ausgemacht hatte. Nachdem ich ihnen nun aber täglich auf den Füßen stand, haben sie schließlich doch noch die neue Rettungsinsel bestellt und montiert (wie blöd muss man eigentlich sein, um die Rettungsinsel so zu montieren, dass sie seitlich ½ Meter übersteht!). Dann kamen auch noch die 2 Ersatzklampen -viel zu klein – und der Außenlack ist auch noch fertig geworden (bei Regen, sieht auch entsprechend aus). Immerhin habe ich keine Mitbewohner mehr im Boot. Die Kakerlaken von Portugal haben es mir sehr übel genommen, dass ich sie bei -7 Grad eine Woche ohne Heizung gelassen habe und sind wohl alle verstorben- ooooh! So hatte ich nun eine Woche zu tun, um alles auszusaugen und auszuwischen, Geschirr und sonstige Utensilien zu spülen und schließlich alles einzuräumen.

Zur Erholung bin ich dann 2 mal im Pub gewesen um die berühmte Irische Pubmusik zu hören. Da sitzen dann 6-8 Leute um einen Tisch und einer nach dem anderen gibt mit seiner Gitarre ein Lied zum Besten. Die anderen zupfen dann etwas mit. Nach 2 Guinness reicht es mir aber meistens.

Nach einer Woche war endlich alles so weit fertig, dass mein Boot ins Wasser konnte. Ein bisschen gesponnen hat der Kühlwasserauswurf , hat dann aber doch funktioniert und ich bin über den Fluss in die Marina gefahren. Nun war ich erst Mal zuhause und musste nicht mehr 2 Km zur Werft und zurück radeln. Dafür musste ich die Nächte nun bei 8° C verbringen (Tagsüber sind hier wenigstens 12-14 Grad) und das Frühstück selber machen. Das mit dem Kühlwasser hat mir aber keine Ruhe gelassen und nachdem ich alles überprüft hatte, musste ich feststellen, dass der Impeller tropft. Das ist ein Gummirädchen, das vom Motor gedreht wird und Kühlwasser durch den Motor (bzw. Wärmetauscher) pumpen soll. Es gehört zum Motorservice – den ich ja professionell machen ließ – dieses Gummirädchen zu wechseln. Schrauben anziehen half nichts, also aufmachen. Und siehe da: eine Gummischaufel zeigt in die falsche Richtung und der Dichtungsring war verdreht und gequetscht. Super Arbeit! Mehr kann man bei dieser einfachen Arbeit eigentlich nicht mehr falsch machen.In diesem Zustand hätte mein neuer Motor den ersten Tag nicht überstanden! Mein Kartenplotter hatte auch den Geist aufgegeben und der Tipp des deutschen Händlers ich solle einfach ein Reset machen, denn es kann in der Elektronik nichts kaputt sein war auch falsch, denn die Platine des Plotters (Computer der mir während der Fahrt die Seekarte zeigt und wo ich bin) war innen verrostet. Die Lieferung eines neuen Plotters war in einem Tag von Deutschland hier! Toller Service von SVB!  Den Rest erspar ich euch, denn am Montag den 30.04. hatte ich es endlich geschafft und die Reise begann.

Nach meinem morgendlichen Gang zur unbeheizten Toilette im Stadtpark, in dem die Wiesen noch vom Nachtfrost einen weißen Schimmer haben, gab es noch ein gemütliches Frühstück, bevor ich bei klarem blauem Himmel dem Fluss abwärts folgte. Wenn man zur falschen Zeit hier (20 Meilen vor der Küste) abfährt, fließt der Fluss nämlich aufwärts, was in New Ross immer noch einen Tidenhub von 3,60 m erzeugt. Wenn man richtig losfährt wird man dafür mit bis zu 4 Kn angeschoben. Bei der Hälfte hab ich wieder die Eisenbahnbrücke passiert, die extra für mich geöffnet wurde und der Brückenwärter hat mir eine gute Reise zugerufen.

Nun liege ich in Dunmore East im Hafen zwischen lauter Fischerbooten und ein Sturm braust über mich weg (7-9 bfts). Mal sehen, ob ich morgen weiter komme.

Ich habe inzwischen auch die 2. Hälfte meiner Jahrestour geplant und die Daten mal angehängt. Nachdem Hubert mich bei der langen Überfahrt von den Hebriden zu den Färöer und nach Island begleiten wird, bin ich ganz zuversichtlich, dass es auch klappt. Jetzt geht es aber erst einmal an die Westküste Irlands (hoffentlich wird´s wärmer!) sobald die Weststürme nachlassen und ich weiter komme.

Neue Ziele

Lange habe ich über meine neuen Ziele gegrübelt. Sie liegen wieder einmal nicht auf den üblichen Segelrouten, sondern können auch ganz schön anstrengend werden. So will ich nun ab Mai noch einmal versuchen an der Westküste Irlands nach Norden zu segeln. Dann geht es weiter über die Whisky Insel Islay in die Inneren und Äußeren Hebriden. Das wird aber erst der halbe Törn sein.

Im letzten Hafen wird sich entscheiden wohin der weitere Weg geht: wenn ich in den folgenden 2 Wochen ein Wetterfenster finde, in dem eine Fahrt über die Färöer nach Island möglich ist, werde ich dorthin segeln. Da muss aber das Wetter zuverlässig sein, einmal für 2 Tage zu den Färöer und dann nochmal 3 Tage nach Island! Ich habe jedenfalls keine Lust, bei 8° C und Sturm gegen die Wellen zu kämpfen. Die Alternative geht über die Orkney Inseln an die Ostküste Englands und wieder in den Süden.

Auf der Route liegen nur wenige Marinas, meistens werde ich ankern oder in einem kleinen Hafen an einem Fischerboot festmachen müssen. Ich hoffe trotzdem, dass sich nicht alle davon abschrecken lassen und hin und wieder einer mitsegeln möchte. Es erwarten uns sicher wieder sehr spannende und abwechslungsreiche Erlebnisse in einer wilden Landschaft. Hier mein Segelplan.

Törn 2018-1

Das Finale in Irland

Ich konnte gerade noch an der Tankstelle anlegen, da kam auch schon der erste Regenschauer herunter. Im Regen ging es dann mit gerefften Segeln nach NW. Der Wind war sehr böig ist aber am Nachmittag beständiger geworden und ich konnte 11 Stunden ohne Motor weiter segeln. Nach einem eindrucksvollen Sonnenuntergang sind die Wolken langsam verschwunden – leider auch der Wind – und ein prächtiger Sternenhimmel hat sich gezeigt (nachdem um 2 Uhr der Mond untergegangen war).

Bei klarem Himmel und 8°C bin ich an den Gasbohrstationen vor Cork vorbeigefahren und um 15:00 Uhr konnte ich schließlich im Royal Cork Yacht Club, dem ältesten Yachtclub der Welt, anlegen. Das Royal werden sie wohl nicht mehr los, obwohl es seit hundert Jahren keinen (englischen) König mehr auf der Insel gibt.

In der Vitrine vor dem Salon stehen die Trophäen, die der Club ergattern konnte. Der Bootshafen liegt 16 sm vor Cork in Crosshaven, einem kleinen Dorf an der Flussmündung.

Am Samstag, den 02.09.17 hat ein Oldtimertreffen und ein Triathlon stattgefunden. Allzu viel hab ich davon nicht mitgekriegt, da es den ganzen Tag geregnet hat. Bei den Oldtimern habe ich mir immer überlegt, ob das Auto oder der Besitzer älter ist. Es waren wirklich schöne alte Exemplare dabei!

Am Sonntag bin ich dann 2,5 Stunden lang den Fluss hinauf nach Cork gefahren um Christoph abzuholen, der aus der Schweiz eingeflogen ist, um ein  paar Tage mit zu segeln. Dabei kommt man an der Stadt Cobh vorbei, der letzten Station der Titanik vor ihrer Reise über den Atlantik. Außerdem sind hier zahlreiche Auswandererschiffe nach Amerika gestartet. Die Amerikanischen Iren haben später die riesige Kathedrale gespendet, die über dem Ort steht.

In Cork ist für die Besucher mit Boot ein einsamer Steg im Fluss, ohne sanitäre Einrichtungen. Das ganze Areal wird gerade umstrukturiert. Büro- und Appartementhäuser und eine Uferpromenade verdrängen langsam die leer stehenden Fabriken und Lagerhallen. Doch daneben ist noch der Altstadtkern mit zahlreichen Pups.

Am Montag sind wir dann zu zweit wieder den ganzen Fluss runter und hinaus gen Westen gefahren. Es war ein angenehmer Segelwind, nur leider genau von vorne. Nach zwei langen Kreuzschlägen sind wir in Kinsale angekommen. Der kleine Ort mit 2 Yachtclubs in einer Flussmündung wird von einer großen Festungsanlage bewacht. Die Häuser sind z.T. sehr gewagt angestrichen – bei dem vielen Regen liebt man wohl kräftige Farben!

Einen Tag lang haben wir alle Wetterberichte befragt und keiner hat uns Hoffnung auf vernünftiges Segelwetter an der Westküste angezeigt. Der ständige W bis NW Wind mit Stärke 6-8 (in Böen bis 10) hat uns schließlich dazu gebracht den Kurs Richtung O zu setzen. So sind wir an 2 Tagen über Youghal nach Dunmore East gesegelt.

Wir konnten sogar den Spinnacker für eine Stunde setzen (dazu eine halbe Stunde Aufbau und eine halbe Stunde Abbau). Während wir in Youghal an einer Boje vor dem Quai festmachen musten, hatte Dunmore East immerhin einen Pontoon zum festmachen und wunderbare Duschen!

 

 

 

 

 

Hier gibt es auch zum ersten Mal Reet gedeckte Häuser, die an der Küste wieder in Mode gekommen sind. Am Freitag, den 08.09. fuhren wir bei sehr wechselnden Winden um den Carnsore Point, Irlands äußerster SO.

Bei 3 bis 16 kn Wind fuhren wir zwischen den Regenschauern hindurch, bis es uns in der langen Einfahrt durch die flache Lagune nach Wexford doch noch erwischte. Wir hatten gerade die Segel geborgen, als die ersten Böen einfielen. Dichter Regen und Wind bis 35 kn (8 Beauforts) schlug uns entgegen. Mehrfach zog der Kiel durch den weichen Schlick am Grund, denn wir hatten noch über 2 Stunden bis Hochwasser und der Wind hat das Wasser noch nicht wieder richtig einfließen lassen. Ohne stecken zu bleiben sind wir aber in Wexford angekommen, wo aber das Fischerboot, an dem wir festmachen sollten, nicht da war. Nach einigen Gesprächen mit Fischern und einem anderen Yachtbesitzer haben wir an einem größeren Fischerboot festgemacht. An der Kaimauer, wo wir zunächst waren, ist das Wasser bei Niedrigwasser nämlich unter einem Meter tief, sodass wir dort auf Grund gegangen wären. Für die nächsten 2 Tage hatten wir jedenfalls einen sehr guten Platz, mussten nur jedes Mal über zwei Fischerboote klettern, um an Land oder zurück zu kommen.

Der Samstag verging mit Stadtbummel, Kaffee trinken, Abendessen (Christoph hat eingeladen!) und Pupbesuch mit Musik.

Die nächsten Tage hat der Wetterbericht wieder kein Segelwetter zugesagt, deshalb hat Christoph sich entschieden, seine geplante Wanderung im Westen der Insel gleich anzutreten. Ich bin dann noch bis Waterford im Bus mitgefahren und hab mit die kleine Stadt dort angesehen. Beim „Food Festival“ gab es in der Hauptstrasse einige Grillstationen und viel Rummel. Daneben im Glasmuseum sind die Meisterwerke der Waterford Glashütte zu bewundern. Die Glashütte wurde von einem Auswanderer aus dem Böhmerwald hier gegründet und ist schnell zur berühmtesten Glaswerkstätte in Irland gewachsen. Es sind aber auch eindrucksvolle geschliffene Objekte zu bewundern.

Am Montag habe auch ich mich wieder von meinem Fischer getrennt und bin zurück gesegelt. Der Wetterbericht hat mir ein Wetterfenster bis 15:00 Uhr gegeben, bevor ein dreitägiger Sturm kommen sollte. Da ich wieder auf Hochwasser warten musste, bin ich erst um 9:30 Uhr losgefahren. Ohne stecken zu bleiben, bin ich eine Stunde im Zick Zack nach den Fahrwassertonnen aus der Bucht gefahren und hab dann die Segel gesetzt. Mit dem 2. Reff gings wieder um das SO Cap und dann mit 28 kn Wind auf den Hafen von Kilmore Quay zu.

Der Hafen war voll von Fischerbooten, zwischen denen ich mich gerade noch durchzwängen konnte. Am Tankstellensteg hab ich schließlich einen guten Platz bekommen und durfte auch die nächsten Tage dort bleiben. Da pfiff dann der Wind mit bis zu 33 kn über den Hafen. Ich hab inzwischen nach einem Winterlagerplatz gesucht und ein günstige Zusage in New Ross bekommen, ca. 20 sm (35 km) flussaufwärts nach dem nächsten Cap.

Da bin ich schließlich am Freitag, den 15.09. hingefahren, als der Sturm sich etwas gelegt hatte. Am Anfang hat es zwar immer noch mit 25 bis 33 kn geblasen aber mit 2 Reffs in den Segeln ging das ganz gut. In der Flussmündung hab ich die Segel eingeholt und bin mit Motor weiter flussaufwärts (bei steigenden Wasser natürlich, denn sonst muss ich gegen 3-4 kn Strömung fahren). Um 14:00 Uhr hab ich die Eisenbahnbrücke passiert, die extra für mich geöffnet wurde (kostet nix!). Nach weiteren 2 Stunden war ich in New Ross und konnte am Steg festmachen.

Eine Woche habe ich das Boot geputzt, Wäsche gewaschen, Winschen repariert, Listen geschrieben und Heimfahrt organisiert. Zwischendrin hab ich den 3-Master besichtigt, der im Hafen liegt. Es ist der Nachbau der Dunbrody, eines Schiffes,das 1840-1860 tausende von Auswanderern aus Irland nach Canada gebracht hatte. In dieser Zeit hatte es eine katastrophale Hungersnot in Irland gegeben, da 4 Jahre lang die gesamte Kartoffelernte kaputt gegangen war. Die einfachen Bauern hatten sich damals ausschließlich von Kartoffen ernährt (ca. 5-6 kg am Tag pro Mann). Etwa 1,5 Mio Iren sind  verhungert und so sahen die anderen keinen anderen Ausweg, als auzuwandern. Das wurde noch unterstützt von den englischen Großgrundbesitzern, die den Familien die Überfahrt zahlten, wenn sie dafür auf ihr Land verzichteten. So wurden auf  einem solchen Schiff bis zu 300 Personen unter Deck nach Amerika oder Canada transportiert. Die Fahrt dauerte damals 6-8 Wochen. Unterwegs starben dabei bis zu 40 % der Passagiere. Dieses Schiff allerdings hatte auf einer Überfahrt nur 4 Tote zu beklagen. Übrigens kamen auch Kennedy´s  Vorfahren aus dieser Gegend, weshalb neben dem Schiff eine Kennedystatue aufgestellt ist.

Am Donnerstag, den 21.09. bin ich dann bei Hochwasser auf die andere Flussseite gefahren und das Schiff wurde aus dem Wasser gehoben und im Trockenen aufgepallt.

Am Freitag hat mich Martin, ein Engländer, der hier lebt, um 7:00 Uhr abgeholt und eine halbe Stunde lang nach Wexford zum Flughafenbus gefahren – einfach so – vielen Dank! Mit Bus, Flieger und Zug (2. Flug war storniert) war ich schließlich um 21:30 zuhause.

Damit ist die Segelsaison für dieses Jahr beendet. Ich war 114 Tage unterwegs und bin 2.340 sm von Portugal bis Irland gesegelt. Im nächsten Jahr geht es (hoffentlich) mit der Westküste Irlands weiter, wenn ich im Mai das Boot ins Wasser bringe. Im Januar gibt es dann voraussichtlich wieder den neuen Törnplan. Bis dahin wünsche ich euch allen einen schönen Herbst, ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.

Südwestengland

Mein Laptop hat leider seinen Geist aufgegeben, darum geht es erst jetzt weiter im Bericht.

Damit ich die 74 sm über den Kanal nach England bei Tageslicht schaffe, bin ich um 5:50 Uhr in St. Peter Port auf Guernsey gestartet. Bei sanftem Wind aus SO konnte ich gemütlich in den englischen Kanal segeln. Dort war nix los: 2 Frachter von Westen und 4 Frachter von Osten konnte ich gut umfahren. Eine Stunde sogar mit Schmetterling! Da hatte mich der Ergeiz gepackt, denn ein anderer Segler fuhr parallel und ich konnte ihn damit ganz schön abhängen. Außerdem ist meine Strömungstheorie gut aufgegangen und ich konnte die letzten 3 Stunden der Überfahrt mit dem Tidenstrom in die Mündung der River Dart segeln. Am Schluss hatte ich fast 1 Stunde Vorsprung!

In Dartmouth, dem Hafen in der Flussmündung, war Regattawoche und entsprechend voll waren die Marinas und extra Stege. Ich hab aber noch einen Platz gefunden, musste aber immer mit dem kleinen Dinghy an Land rudern, weil der Steg ohne Landverbindung mitten im Fluss war. Das kann ganz schön anstrengend sein, denn der Fluss fließt (je nach Tide) mit 3 kn auf  oder abwärts.

Mit großer Zeremonie, vielen Reden, der Überreichung vom Hafenkontrollstab an die Regattaleitung, Absingen der Nationalhymne in Begleitung durch das Musikcorps der Königlichen Marine und spätem Feuerwerk hat am Abend die Regatta begonnen. In der Marineakademie auf dem Berg über der Stadt werden übrigens traditionsgemäß die Königskinder ausgebildet.

Ich bin am nächsten Tag erst einmal geflüchtet. Auf einer langen Rundreise kann man erst mit dem Boot den Fluss hinauffahren bis Totnes einem kleinen idyllischen Ort. Dann geht es mit dem Bus (offener Doppeldecker) über Land nach Brixham dem Seebad an der englischen „Riviera“. Ich hatte immer gehofft, dass der warme Golfstrom mich eines Tages trifft, aber das Wasser hatte auch hier nach wie vor 16°C. Für mich zu kalt zum Baden.

Zurück nach Dartmouth fährt dann eine alte Dampflok mit schön restaurierten Wägen. Wie in England früher üblich, haben Sie zwischen zwei Bänken immer eine Türe, sodass unzählige Türen offen stehen, wenn der Zug im Bahnhof steht. Weil man nun am anderen Flussufer ankommt, ist schließlich noch eine kurze Fahrt mit der Fähre drin, um die Runde zu beenden.

Der Wetterbericht hatte eigentlich für den nächsten Tag einen leichten SO Wind versprochen, allerdings ist er dann um 12:00 Uhr ganz eingeschlafen und ich musste wieder mit dem Motor die restlichen 3 Std hinter mich bringen. Angekommen bin ich schließlich in Plymouth, einer riesigen Bucht in der auch ein großer Marinehafen liegt. Das ist auch der Grund, warum im 2. Weltkrieg die Stadt von den Deutschen platt gebombt wurde.

Der Wiederaufbau ist leider abgrundhässlich bis auf einen kleinen Bereich um den sg. Sutton Harbour in dem auch die Marina liegt, in der ich unter gekommen bin. Zunächst musste ich aber durch eine Schleuse, die mir auf meinen Anruf hin geöffnet wurde.

Auf der anderen Seite lag der 2 Master Atyla, der an dem gerade beendeten Tall Ships Race über den Atlantik teilgenommen hatte. Unter der Besatzung auch 2 Deutsche, die als Trainees teilgenommen hatten. Das sind zahlende junge Mitsegler, die unterwegs ausgebildet werden und an allen Manövern und Wachen teilnehmen.

Der Sutton Harbour ist ein kleiner Bereich, in dem noch einige alte Häuser mit Läden und Restaurants stehen, und einige Wohnhäuser sehr harmonisch ergänzt wurden, sodass ein ganz angenehmes Hafenflair entstanden ist.

Am Sonntag war dann totale Flaute und der Motor hat mich wieder weiter geschoben nach Falmouth. Ein paar Delphine haben mich wieder einmal begleitet. Es ist einfach phantastisch, wie sie nur wenige Zentimeter am Rumpf entlang schwimmen und dann wieder in der Tiefe verschwinden. Falmouth ist ein kleiner Ferienort mit vielen Läden und einigen Restaurants. Hier lag die Alexander von Humboldt am Kai, ein grüner 3-Master, der ebenfalls am Tall Ships Race teilgenommen hatte.

Am Montag war wieder Flaute. So hat mich nur der Strom mit 1,5 bis 2 kn angeschoben als ich weiter in die Bucht nach Penzance fuhr. Dort hab ich einen schönen Ankerplatz gefunden direkt vor dem St. Michael`s Mount. Der sieht nicht zufällig so aus wie das Pendant in Frankreich, der Mont St. Michel, denn die Mönche, die dort das Kloster besiedelten erhielten den Auftrag auch in England den Berg mit einem Kloster zu versehen. Das hat Heinrich VIII dann wieder enteignet, als er seine eigene Kirche gründete (weil der Papst in Rom einer erneuten Scheidung und Hochzeit nicht mehr zustimmen wollte).

Am Dienstag bin ich kurz entschlossen weitergesegelt, weil wieder ein brauchbarer Wind aufkam. Eigentlich wollte ich noch nach Penzance auf der anderen Seite der Bucht, weil da ein gutes Lokal ist, das ich vor 3 Jahren mit Silke und Andreas besucht hatte aber den günstigen Wind wollte ich mir auch nicht entgehen lassen. Mit einfach gerefften Segeln war es immer noch eine ziemlich ruppige Fahrt gegen die Wellen. Die überkommende Gischt hatte nun schon 16,5° C, der Golfstrom kommt! Vor Land´s End hab ich sogar noch einen Minkwal gesichtet, wie er ein paar Mal senkrecht aus dem Wasser schoss und dann mit einem riesen Platsch wieder ins Meer abtauchte.

Nach der flotten Fahrt bin ich in der Südbucht von St. Marys auf den Scilly Islands angekommen, dem Traumziel der Engländer vor der SW Spitze Cornwalls. Leider hat sich mein Anker irgendwo am Grund verhakt und ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis ich ihn wieder los hatte. Tauchen wollte ich nicht, denn das Wasser hatte wieder 15,8 C (wo bleibt der warme Golfstrom?) An einer Boje hab ich schließlich noch einen sicheren Platz gefunden und meinen Anker eingepackt.

Mit dem Dinghy ruderte ich an den Sandstrand und schaute mir die kleine Feriensiedlung an. Am nächsten Tag folgte dann ein Ausflug auf die Nachbarinsel Tresko und einer 4 Std Wanderung um die Insel. Von den Hügeln hat man eine wunderschöne Aussicht über die etwa 70 zerklüfteten Inseln und Felsen die hier auf einem Haufen im Meer liegen. Auf den 3 großen Inseln gibt es dann außer Felsen auch einsame Sandstrände (kein Wunder bei 16° Wassertemperatur) und Kiefernwälder.

Nun zog es mich aber weiter nach Irland, wo Christoph aus der Schweiz mich für 10 Tage begleiten wollte. Die Wetterprognose war gut und so zog ich am 31.08. um 9:00 Uhr los auf die längste Etappe meiner diesjährigen Reise nach Cork in Irland.

Auf dem Weg nach England

Das Wetter wird mich nun ein paar Tage in Camaret festnageln. Es ist ein kleiner netter Ort an der Westspitze der Bretagne mit vielen Kunstgalerien (oder Künstlern die sich als solche verstehen). Auch die Restaurants sind ganz ansprechend und so gönne ich mir wieder einmal Moules frites. Abends gab´s dann ein Klavierkonzert in der kleinen Kirche am Ende der Landzunge. Ungerührt von dem gewaltigen Busen den die umblätternde Dame im feuerroten Kleid ihm immer wieder vor die Augen schwenkte hat der Pianist sein Programm heruntergespielt. War mal was anderes!

Aber ich muss ja noch die Sache mit meinem stotternden Motor aufklären. Ich habe also den Filter am Tank geprüft – sauber, dann denn Tank geöffnet (Sitzbank zerlegen und 24 Schrauben des Deckels abschrauben), kleine Schmutzlinse am Tankgrund mit einem Blasebalg abgesaugt, dann Diesel-Vorfilter gereinigt, dann – oh wie schön, dass man sich auf die Motorspezialisten verlassen kann – wäre der Dieselfilter dran gekommen. Aber es war keiner da! Bei der letzten Motorwartung in Lissabon hat mir dieser Heini einen Ölfilter eingebaut! Ich hab schließlich einen Laden gefunden, der mir den richtigen Filter bestellt hat. Ich hatte vorsichthalber die Bestellnummer schon im Internet recherchiert. Am nächsten Tag war er dann tatsächlich da und ich konnte ihn einbauen. Jetzt läuft der Motor wieder ruhig und ist seither auch nicht mehr ausgegangen. In meinem nächsten Leben werde ich hochdotierter Motorspezialist.

Der letzte Tag verging wieder mit einer Radltour über die mit Heidekraut bedeckten Klippen zu Hünengräbern und tollen Aussichtspunkten.

Der nächste Hafen – L`Aber wac`h – war ziemlich langweilig, ein paar Touristen und ein paar Kneipen, das wars. Deshalb bin ich auch am nächsten Tag im Nebel durch die Felsen weiter nach Roscoff gesegelt.

Die Stadt ist ganz reizvoll und ich hab noch einen Tag dran gehängt für eine Radtour durch die Umgebung.Die Häuser aus Granit geben den Orten hier einen ganz urigen Charakter. Roscoff hat dazu einen sehr eigenartigen Kirchturm, durch den die Stürme blasen können ohne Schaden anzurichten.

Der Nachbarort  St. Pol de Leon im Landesinneren (auch noch an der Flussmündung) hat dafür eine sehr hohen Kirchturm (111 m), den man auch besteigen kann. Die oberste Wendeltreppe ist so schmal, dass ich mit den Schultern nur schräg durchpasse. Der Bilck über die Landschaft ist allerdings großartig. Überall Gemüsefelder für Zwiebeln, Artischocken, Kartoffeln etc. Früher sind die Bretonischen Bauern nach England gesegelt, um dort ihre Ernte zu verkaufen. Heute verdienen sie mit den Artischocken und den Touristen aus England mehr.

Früh morgens geht es weiter, denn es sind über 50 Meilen bis zum nächsten Hafen Lezardrieux. Leider ist er voll belegt, weil im nächsten Hafen ein riesiges Hafenfest mit historischen Schiffen und viel Musik stattfindet und deshalb viele hier Zuflucht gesucht haben. Ein bisschen Segelgeschichte hab ich dann auch noch mitgekriegt , als die Zweimaster am nächsten Morgen an meiner Ankerbucht vorbeizogen.

 

 

 

Ich hab jedenfalls einen schönen Ankerplatz gefunden, zwischen all den vielen Felsen, die da unter Wasser lauern. Friedlich lag ich da und konnte zusehen, wie bei Ebbe langsam die Muschelzuchtanlagen aus dem Wasser steigen.

An den villenbestückten Hügeln vorbei ging es wieder weiter auf das offene Meer hinaus.

Der letzte französische Hafen war schließlich St. Malo. Vollständig von einer Festungsmauer umgeben liegt die „Altstadt“ auf einer Halbinsel. Sie wurde im 2. Weltkrieg von den Allierten vollkommen zerstört, weil dort deutsche Stellungen waren. Nach dem Krieg bauten die Franzosen die Stadt dann wieder auf dem alten Straßenbild auf und nun schieben sich die Touristenmassen durch die Gassen und auf dem Mauerkranz außen herum.

Es ist wohl auch der Reiz der alten Corsarenstadt der die Menschenmassen anlockt. In St. Malo wurden die ersten Gesellschaften gegründet, die Piraten ausstatteten und beauftragten fremde Schiffe zu überfallen und auszurauben. Da sich das die Engländer, Holländer und Spanier aber nicht so einfach gefallen ließen, musste die Stadt so gewaltig befestigt werden. Von einigen der Skrupellosen Corsaren kann man noch Portraits in den Souvenirläden kaufen.

Nachdem ich einen Tag keinen Stromanschluss hatte und den Platz wechseln musste hab ich schließlich St. Malo fluchtartig verlassen und bin durch einige Regenschauer nach Jersey gesegelt.

Die steuerfreie Insel der Engländer (Diesel nur 60 cent) in der Bucht von St. Malo hat einen ganz anderen Charakter. Die Stadthäuser haben oft die typisch englische Holzverkleidung, und am Stadtrand stehen die bunten Reihenhäuser. Außer der Hauptstadt St. Helier gibt es nur wenige kleine Orte und ein gut ausgebautes Radwegenetz das ich ausgiebig genutzt habe.

An den exponiertesten Stellen haben die Deutschen Geschützstellungen gebaut (oder bauen lassen). Nach dem Krieg wurden sie zugeschüttet, weil sie zum Sprengen zu stabil gebaut waren. Nun sind sie wieder ausgebuddelt und etwas hergerichtet als Mahnmal oder Gedenkstätte oder Touristenattraktion?

In Gorey gibt es die Entsprechung aus dem Mittelalter : ein Burg mit vielen interessanten Zutaten für Jung und Alt, Die Kinder dürfen sich in einem Raum am Eingang als Ritter oder Prinzessin einkleiden und in den einzelnen Räumen sind mit Holzfiguren oder Kunstwerken Szenen aus dem Mittelalter verarbeitet worden.

In Guernsey, meiner nächsten Station, kann man nur bei Hochwasser 4 Stunden lang in den Hafen. Ein Sill verhindert, dass bei Ebbe zu viel Wasser herausläuft und die Boote weiter schwimmen können. Das Hochwasser geht dann bis zu 4 Meter über diese Betonwand und die Schiffe können ein- und ausfahren. Drei rote, bzw. grüne Lichter zeigen an, ob man durchfahren darf oder nicht.

Auch hier hab ich wieder eine Fahrradtour gemacht, vorbei an einem Landgut, dass von den ehemaligen Besitzern zu einer Stiftung gemacht wurde, in der pflegebedürftige untergebracht sind. Dann wieder an die Küste, wo die Deutschen eine viktorianische Befestigung noch etwas verbessert haben für die neusten Kanonen im 2. Weltkrieg.

Als krönender Abschluss die kleine Kirche, die ein Mönch 1915 errichtete. Er hat sie schließlich voller Liebe 3 Mal gebaut. Beim ersten Mal haben sich seine Mitbrüder über den Bau lustig gemacht, so hat er ihn wieder abgerissen. Beim zweiten Bau hat der Bischof nicht durch die Tür gepasst, als er das Kirchlein besichtigen wollte. So hat er es wieder abgerissen und zum 3. Mal gebaut.

Am 22.08. um 5:45 Uhr bin ich zur 14 stündigen Kanalüberquerung nach England gestartet.

France Atlantique

Am Sonntag, den 23.07. bin ich gleich in einem langen Schlag bis La Rochelle gefahren. Die ersten 20 Meilen sind dank des rasanten Ebbstroms auf der Gironde auch mit 10 kn Fahrt dahingeflogen. Für die insgesamt 82 Meilen hab ich dann nur 12 Stunden gebraucht. Bei einer etwas doofen seitlichen Welle bin ich mit einem Reff noch 7 kn gefahren und hab dabei sogar einen Franzosen (ohne Reff) überholt. Kurz vor der Einfahrt hat mich dann noch ein Regenschauer erwischt, aber ich war froh, dass ich die Schleusenzeit bei Hochwasser noch erreicht hatte und in den inneren Hafen einfahren konnte.

Gut geschützt habe ich nun 2 Tage direkt am Stadtzentrum in La Rochelle verbracht. Natürlich musste ich auch wieder reparieren. So fuhr ich zum großen Hafen (über 3.000 Boote!)zu einen Elektronikspezialisten der sich meinen nicht funktionierenden Kartenchip anschauen musste. Es war alles in Ordnung, nur muss man beim Aktualisieren der Karten einen Bereich auswählen. Das steht aber in der Anleitung nirgends und so hatte ich meine Seekarte nur für den Bereich zwischen Bamberg und Nürnberg aktualisiert, da mich mein gps dort gefunden hatte. Sie haben mir dann 3 Stunden lang kostenlos die Aktualisierung gemacht und ich kann nun am Ruder sehen, wo ich bin und wohin ich fahre. Diese Elektronik bringt mich manchmal zum Verzweifeln!

La Rochelle ist natürlich voller Touristen – auffallend viele Engländer sind dabei. Suchen sich die eine neue Bleibe in Europa? Entsprechend sind unzählige Restaurants und Shops  am Hafen und in den Gassen zu finden. Die Hafenpromenade wird gerade mit großem Aufwand aufgefrischt und wird wohl richtig schön mit Grünanlagen etc. wenn sie fertig ist. Die beiden Türme in der Hafeneinfahrt sind eindrucksvoll. Man kann sich gut vorstellen, dass sie mit einer schweren Kette dazwischen hundert Jahre verhindert haben, dass die Stadt von englischen oder holländischen Piraten geplündert wurde.

Als nächstes hab ich Les Sables d`Olonne angesteuert. Immer hoch am Wind und gegen die Atlantikwelle etwas anstrengend. Entlang der langen Hafenpromenade wurde ich in die hinterste Ecke des Hafens geleitet. Immerhin gab es morgens einen Semmeldienst an Bord! Der Hafen ist auch Start der berühmten Mini-Transat, einer einhand  Regatta über den Atlantik mit 6,5 Meter langen Booten (also gerade mal halb so lang wie meins!). Es sind schon etwa 20 im Hafen und bereiten sich für den Start im September vor.

Die Stadt ist wieder ein reiner Touristenort mit wenig alten Häusern (meistens auch noch ziemlich kitschig) und vielen Hotels am langen Sandstrand. Zwei kleine Gassen sind mit ganz lustigen Muschelbildern an den Hauswänden verschönert und inzwischen zu einer Attraktion geworden.

Nach nur einer Nacht gings weiter nach Joinville auf der Ile d`Yeu. Das Wetter wird schöner und ich gönne mir eine Dorade (kostet im Fischladen noch 11 €) zum Abschluss des Tages.

Jetzt hab ich endlich mein Fahrrad ausgepackt und hab eine Inselrundfahrt gemacht. Ca. 30 km geht es überwiegend auf eigenen Radwegen immer die Küste entlang. Im SO durch Kiefernwälder und an schönen Sandstränden entlang bis zum Leuchtturm im Süden.

Dann die raue Felsenküste im Westen wieder hinauf nach Norden. Unterwegs kommt man an einer Festung vorbei, die für 1,50 € – ein Schnäppchen – zu besichtigen ist. Außerdem sind noch ein paar Dolmen, also Hünengräber zu sehen.

Eine sehr kleine und feine Insel. Hier kann man übrigens auch ganz besondere Autos mieten: wunderschön restaurierte 2CVs und Renaults in allen Farben.

Nach weiteren 42 Meilen und einem ungemütlichen Segeltag bin ich nach Turballe gekommen. Erst schaukelt das Boot in mäßigem Wind furchtbar in den Wellen dann nieselt es zweimal und dann kommt eine dicke Regenwand und ich kann gerade noch die Segel reffen bevor es so richtig zu blasen anfängt. Dafür hab ich einen schönen Platz im Hafen bekommen und hab wieder einmal einen Ruhetag eingelegt.

Bei einem Radausflug durch die Marais salant, das alte Sumpfgebiet, das zur Salzgewinnung genutzt wird hab ich mir die Umgebung angeschaut. Mitten drin ist die von einer Stadmauer vollkommen umschlossene Stadt Gueronde. Sie ist natürlich das Ausflugsziel für alle Feriengäste der umliegenden Badeort und entsprechend voll. Trotzdem sehr eindrucksvoll.

Ohne Wind hab ich am letzten Julitag den Schlag nach Vannes im Golf von Morbihan mit dem Motor hinter mich gebracht. Im Zick Zack geht es durch unzählige Inseln bis zum Kanal von Vannes.

Dort ist das Tor und die Brücke nur eine Stunde vor und nach Hochwasser geöffnet. Man muss also pünktlich sein. Als ich im Kanal war, ist plötzlich mein Motor ausgegangen. Alle Versuche, ihn wieder anzukriegen schlugen fehl. Als auch die Hafenhelferin mit ihrem Schlauchboot nicht verstand, dass sie doch bitte mit der angebotenen Leine mein Boot zum Stillstand bringen möge, bin ich schließlich auf ein ausrangiertes Stahlboot geknallt und hab mir den Bugkorb verbogen (dann hat sie mich endlich weggezogen) dem anderen Boot ist dabei nichts passiert. Schließlich hab ich den Motor wieder angekriegt und sollte nun an einem der 4 rechts liegenden Boote vor der nächsten Brücke festmachen. Das hatte nur den Nachteil, dass mein Vordermann das ebenfalls tun sollte, aber wir beide es nicht konnten, da alle Boote gleichzeitig ablegten, einer davon in der Mitte wieder anlegte und die anderen 3 uns nun entgegenfuhren. Die Marinahelferin hat sich inzwischen mit ihrem Schlauchboot ein paar hundert Meter in den Kanal zurückgezogen und so versuchten wir, 4 Franzosen ein Ire und ich, etwas Ordnung rein zu kriegen. Das haben wir auch ohne weiter Schäden hingekriegt und schließlich waren alle Boot, die dableiben wollten fest und die anderen weg. Puh!

In der Stadt ist gerade ein Jazzfestival zu Ende gegangen – schade, aber ich kann meine Stationen ja nicht nach den Festivals ausrichten. Ein Stück Stadtmauer, eine große Kirche und viele Fachwerkhäuser prägen das sehr unterschiedliche aber durchaus interessante Bild der Stadt. Trotzdem hat es nur für eine Nacht gereicht und ich bin weiter zur Belle Ile, der angeblich schönsten aller Inseln. Immerhin ist sie aus der Krone der Feenkönigin erwachsen, als diese sie ins Meer warf, weil sie aus dem Paradies vertrieben wurde. Bei schönem Segelwind schein an diesem Tag ganz Frankreich ins Boot gestiegen zu sein für einen Ausflug. Besonders im Golf von Morbihan (ein kleines Binnenmeer) wimmelt es nur so von kreuz und quer fahrenden Booten alle Kategorien.

Auf der Belle Ile bekomme ich keinen Hafenplatz mehr. Es ist alles voll. Ich bin schließlich ganz froh darüber, denn die Ankerbucht nebenan ist sowieso viel schöner.

Mein Anker hält nach einer windigen Nacht auch bombenfest und ich kann beruhigt einige Ausflüge machen. Nach einem kleinen Marsch über den Küstenweg hab ich mir den Hauptort Le Palais angeschaut. Laufend kommen und gehen Fähren und laden hunderte von Gästen aus.

Über dem Hafen wacht immer noch die uneinnehmbare Festung, die der Statthalter von Napoleon damals für sich bauen ließ. Als Napoleon meinte, das er etwas mit dem Prunk übertrieben hätte, hat er in dort gleich einsperren lassen.

Am Donnerstag bin ich zu einer Busfahrt um die Insel gestartet. Mit dem ersten Bus zur Nordspitze, dort Leuchtturm und Besichtigung des Hauses von Sarah Bernard (Berühmte Schauspielerin) die hier ihre Sommermonate im Kreis ihrer Verehrer verbrachte. Dann 1,5 Stunden Fußmarsch auf dem Küstenpfad nach Sauzon, der zweiten Stadt der Insel.

Nach einem Cafe und einem Crepes gings mit dem Bus an die Westküste, wo besonders eindrucksvolle Klippen und Felsen zu bewundern sind. Die haben sogar Claude Monet so begeistert, dass er davon 5 Bilder gemalt hat. Die 30 Meter hohe Kante ist übrigens nicht gesichert oder abgesperrt, nur die Landseite ist abgesperrt, damit niemand in die Pflanzen steigt.

Das nächste Ziel war Concarneau, das ich mit Motor bei Dauernieselregen erreicht habe. Mitten im Hafen ist eine große Festung die den Hafen in den hinteren Fischerhafen und den vorderen Yachthafen teilt. Die Mauern umschließen ein kleines Dorf das nur aus Läden und Restaurants zu bestehen scheint und voller Touristen ist. Am Eingang ist Musik von unterschiedlichen Gruppen und am Ende ist auf einem Platz eine Ritterkampfvorführung.

Nach zwei Tagen bin ich weiter, bei schönem Segelwetter um das berüchtigte Cap du Raz in die Bucht von Brest. Eine wilde Steilküste mit vielen Felsen davor begleitet mich. Sehr eindrucksvoll, auch wenn die Gischt nicht so hoch spritzt, wie auf den Postkarten.

Hoffentlich landet mein Boot nicht da!

Abends hab ich erstmal den Anker vor dem Hafen fallen lassen (draußen kostet es nix) und bin am nächsten Morgen in die Marina gefahren. Dabei ist mir nochmal der Motor ausgegangen –ich muss ernsthaft was dagegen unternehmen. Mal sehen, was sich im Ort findet. (Aufklärung im nächsten Bericht)

Es geht wieder weiter

Am Dienstag, den 18.07. bin ich nach 6,5 Std Flug (mit Pause) und 3,5 Std Bus-, Tram- und Busfahrt endlich wieder in Pauillac beim meinem Schiff angekommen. Vorher musste ich noch alle Taschen ausräumen und wieder packen, weil Ihnen am Flughafen die Flex, der Akkuschrauber und die Rollenblöcke in den Taschen doch etwas seltsam vorkamen. Ich hab aber alles wieder einpacken können und war bestens ausgerüstet für die Reparaturen.

Auswechseln der 16 m langen Rollreffanlage

Am Mittwoch um 15:00 Uhr kam dann Bernard mit der neuen Rollreffanlage und wir haben bis um 21:00 Uhr alles zusammengebaut und montiert –puh endlich wieder in Ordnung (ein teurer Spaß, hoffentlich hat das Mal ein Ende). Die Rollenblöcke, die Stefan hat machen lassen, haben auch gepasst und so ist nach einer ausgiebigen Reinigung des Schiffes alles wieder prima!

Der Donnerstag ist dann mit dem Setzen der Genua (28 kg für 47 m²) und einer Weinprobe vergangen. Im Haus des Weines war nämlich „Degustation gratuit“ von 20 Chateaus der Umgebung. Ich hab aber nicht alle probiert.

Tour Pey Bernland

Nachdem alle Versuche einen Platz für das Schiff in Bordeaux zu finden gescheitert sind, bin ich am Freitag mit dem Zug und dem Fahrrad hingefahren (Fahrradtransport ist kostenlos!). Bordeaux kann man zu Fuß auch kaum erkunden. Zu lang sind die Wege in dieser riesigen Stadt und überall ist was los. Erst einmal zur besseren Übersicht auf den Tour Pey Berland mit 233 Stufen – großartig! Es ist der Glockenturm der Kirche St. Andre. Man kann in der Ferne sogar schon mein Ziel, die Cite du Vin an der Gironde erkennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

St. Andre

 

Dann einen Abstecher in die moderne Architektur mit dem Tribunal des Grandes Instances – dem Gerichtshof mit seinen ungewöhnlichen Sälen. Eine wilde Stahlkonstruktion umhüllt die eierförmigen Gerichtssäle. Eine ganz eigenartige Atmosphäre. Vielleicht hilft´s.

Tribunal des Grandes Instances

Gerichtssäle

Durch das Gewühl der Altstadt bin ich weiter zur neuen Fluss Promenade gefahren. Mit dem Fahrrad ist hier alles erlaubt: mitten durch die Fußgängerzonen, auf der Straßenbahntrasse und jede Einbahnstraße in Gegenrichtung darf von den Radfahrern benutzt werden.

Nach ca 4 km Uferpromenade bin ich zur Cité du vin gekommen. Das im letzten Jahr eröffnete Gebäude steht stolz am Ufer der Gironde. Dahinter fängt allerdings abrupt die verfallene Industriebrache des alten Hafens an. So faszinierend das Gebäude von außen ist, so langweilig ist es von innen. Der ganze Schwung ist dahin und es bleiben rechteckige Räume für die Ausstellungen. Ich habe dann eine Architekturführung mitgemacht, bei der ich kaum etwas verstanden habe, denn die Führerin hat so schnell gesprochen, dass sie sich beim Sprechen ständig selbst überholt hat. Das ganze Programm mit „Erlebniswelt“ etc. hätte übrigens 20 € gekostet. Ganz schön saftig. Unter den deutschen Weinen in der Galerie der Weine der Welt gibt es übrigens keinen einzigen Frankenwein!

Cité du Vin

Jetzt bin ich um das Hafenbecken gefahren, das für die Gastlieger gedacht ist. Hier stehen noch die U-Boot Bunker der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg. Der Kanal dorthin ist mit einem gesunkenen Boot blockiert und die anderen Boote machen den Eindruck, als ob sie bald folgen würden. Gut, dass ich nicht hingefahren bin.

Mit dem letzten Zug bin ich wieder zum Schiff gefahren und hab um 21:00 Uhr endlich ein Knäckebrot verspeist. Heute war nun ein Vorbereitungstag für die Weiterfahrt und morgen früh um 6:00 Uhr werde ich den Hafen wieder in Richtung Atlantik verlassen.

Hafenausfahrt Pauillac bei Niedrigwasser

Die nächsten Wochen bin ich wieder alleine unterwegs, denn diejenigen, die sich eigentlich angemeldet hatten, haben sich nun nicht mehr gerührt. Wird schon gut gehen!

A Coruna bis zur Gironde

Einen Tag lang schauen wir, Gerlinde und ich, die Stadt und den Strand zum Atlantik an, kaufen herrlich frische Sachen auf dem Markt und braten abends den gekauften Fisch.

Am nächsten Tag flüchten wir, denn es hat die „Independence of the Sea“ (Was macht das unabhängige Schiff wohl wenn es keine See hat?) angelegt, ein Kreuzfahrer mit 3.800 Gästen. Leider haben wir Nieselregen und sehr unterschiedlichen Wind. So gehen wir nach einigen Stunden in der Bucht von Cedeira vor Anker.

Der nächste Tag überrascht uns mit einem sonnigen Morgen, doch die Wolken sind gleich wieder da und Wind und Wellen treiben es noch bunter. Bei Wind zwischen 0 und 24 kn kämpfen wir gegen die Wellen bis wir im Flusshafen von Ribadeiro ankommen und anlegen können. Eine Fernsehaufzeichnung (sowas wie der Fernsehgarten bei uns) hat den Ort aus dem Tiefschlaf gerissen und viele Gruppen zeigen was sie sich dafür ausgedacht haben.

Am Sonntag fahren wir weiter nach Ribadeo. Leider sehen wir vor lauter Wolken nicht viel von der reizvollen Küste (Felsen, grüne Berge) und fahren mit Motor über die flache See. Vor dem Hafen überspannt eine riesige Brücke den Fluss und ab und zu kommen Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostella hier oben vorbei. Die Stadt ist ein wildes Chaos von Baustilen. Das wildeste Gebäude – eine Schule – wird gerade saniert.

Das Wetter wird besser. Es ist zwar immer noch kein Wind aber ab und zu kommt die Sonne durch. Als wir in dem kleine Hafen von Luarca festmachen wollen (was an sich schon eine artistische Meisterleistung wäre wegen der einzigen glitschigen Leiter, die man 5 Meter hoch erklimmen muss um die Leinen festmachen zu können) zeigt sich, dass vor der hohen Mauer Felsen im Wasser liegen die bis zu 50 cm unter die Wasseroberfläche reichen. Im Hafenführer steht zwar etwas von 1,30 m in der rechten Ecke, aber die Felsen reichen doch bis über die Hälfte der Molenlänge. Was danach kommt, wollten wir lieber nicht mehr erkunden und sind wieder abgedreht. So haben wir das Museum mit dem 40 m langen Tiefseekraken eben nicht gesehen.

In Cudillero, nur 10 Meilen weiter, haben wir dann einen schönen Platz an einer Boje gefunden. Nun ja, das bedeutet: Beiboot auspacken und ins Wasser lassen, an Land rudern und später wieder alles zurück. Die kleine Stadt ist recht romantisch in eine enge Schlucht gebaut und es sieht aus, als ob ein Haus auf das andere gebaut wäre.

Nach kurzer Motorfahrt – wieder kein Wind – erreichen wir am nächsten Tag Avilés. Vorbei an Kohlehalden und Aluwerken (Windräder) dringen wir bis zum Zentrum mit einem ordentlichen Flusshafen vor. Auf der gegenüber liegenden Halbinsel wurde das erste der nun folgenden modernen Architekturmonumente gebaut: Ein Kulturpalast von Oscar Niemeier. Auf der abgeräumten Industriehalde hat er der Stadt ein Kino, einen Veranstaltungssaal und ein Ausstellungsgebäude geschenkt (mit 105 Jahren!). Ein etwas kurz geratener Turm mit Restaurant, das mangels Besucher wieder geschlossen ist, gehört auch noch dazu. Das Ganze in Weiß, was natürlich gut zu den naheliegenden Kohlehalden passt. Na ja, es regnet hier ja ziemlich oft, da kommt dann das Weiß schon wieder durch! Es gibt auch kaum Veranstaltungen und so bleibt Avilés eine etwas verschlafene Kleinstadt.

Wegen dem vielen Regen hatte man früher die Häuser auch mit Arkaden gebaut, die einen geteilten Boden haben. Die eine Hälfte ist mit Steinplatten leicht zu begehen, die andere ist mit lauter dicken Kieseln belegt und war für die Pferdefuhrwerke gedacht.

Durch einen leichten Morgennebel fuhren wir den Fluss hinaus und ohne Wind und ohne Wellen nach Gijon. Wie schon A Coruna hat auch diese Stadt zwei Seiten zum Wasser, eine zum Meer und eine zum Fluss. Am Meer ist ein langer wunderbarer Sandstrand und Gerlinde geht sogar bei 17°C Wassertemperatur in die Wellen. Nebenan hat gerade eine Schulklasse Surfunterricht. Es hat schon Vorteile am Meer in die Schule zu gehen. Abends stößt Heidi noch zu uns und ich habe jetzt 2 Frauen an Bord – wenn das man gut geht!

Es geht gut! Auf der Fahrt nach Ribadasella haben wir wieder Wind und können segeln. Bei der Einfahrt müssen wir sehr genau durch die Untiefen fahren. Man kann das gut sehen, wenn das Wasser dann zurück gegangen ist. Was vorher ein riesiger See war ist nun bis auf ein schmales Rinnsal eine Sandbank und eine Mauer.

Da es hier in Nordspanien keinen Wein gibt, trinken die Leute Cervesa einen etwas übel riechenden Apfelwein. Dabei ist die Einschenkprozedur sehr wichtig. Der Apfelwein muss nämlich so viel Sauerstoff wie möglich aufnehmen wenn er ins Glas kommt. Dazu schaut der Kellner gelangweilt in die Gegend, hält die Flasche über den Kopf und das Glas möglichst tief nach unten und hofft dann, dass er trifft, wenn er die Flasche kippt. Es klappt auch meistens.

Bei Nieselregen und Flaute geht es mit Motor (ich glaube ich muss mein Schiff umtauschen) weiter nach San Vicente de la Barquera. Wieder ein Ort weit hinter der Flussmündung und ich zirkle mich vorsichtig an den einzigen Platz am Steg zum Dorf. Leider ist das Tor versperrt und so müssen wir trotzdem mit dem Beiboot außen rum ans Ufer fahren. Die Stadt mit der längsten Bogenbrücke Spaniens (zumindest als sie im Mittelalter gebaut wurde) und einer Burg auf dem Felsen neben dem Fluss liegt zu Füssen der Picos de Europa, einem 2.500 m hohen Gebirge. Das sehen wir allerdings erst am nächsten Tag mit seinen Schneefeldern, als die Wolkenbänke sich verzogen hatten und der blaue Himmel heraus kam.

Der Segelversuch scheitert wieder mal mangels Wind und so tuckern wir durch ein Gewusel von Regattabooten in die Bucht von Santander. Es ist gerade die Weltmeisterschaft für Laser, 470er, Skiffs und einige mehr. Ganz schön was los an der Hafenpromenade. Hier steht auch das neue Centrum Botin von Renzo Piano, ein weiteres Highlight moderner Architektur in Nordspanien. Leider haben wir nicht viel Zeit für diese interessante Stadt, die sicher noch viel zu bieten hat, denn Bilbao ruft!

Und es lohnt sich, zumindest für den Freund moderner und ungewöhnlicher Architektur. Der Hafen ist teuer und liegt etwas außerhalb. Aber für 1,80 € ist man in 35 Minuten mit der Metro in der Stadtmitte. Noch 10 Minuten laufen, dann steht man vor dem Kunstobjekt für die Kunst, das Bilbao aus dem schwarzen Industrieloch in die begehrte Kunstmetropole geholt hat. Das Guggenheim Museum von Frank o´Gehry am Flussufer ist wirklich eine Sensation – sowohl außen als auch von innen beeindruckend.

Es hat einige andere Architekten von Weltruf dazu gebracht ebenfalls ein Zeichen in Bilbao zu setzen. So haben Cesar Pelli, Zaha Hadid, Santiago Calatrava, Norman Foster und Philippe Starck hier mittlerweile ihre Spuren hinterlassen. Gerlinde ist jedenfalls nach diesem Highlight erst einmal nach Hause geflogen und die Reise geht mit Heidi alleine weiter.

Bei trübem Wetter – Heidi sagt irgendwo muss ja das viele Wasser für die „grüne Küste“ costa verde“ herkommen – geht es weiter um ein kleines Kap nach Bermeo. Hier frischt der Wind plötzlich auf und pustet uns mit 28 kn in den Hafen. Ich hatte ganz schön zu kämpfen um die Segel zu bergen. Dafür durften wir erst mal an einem Privatsteg festmachen. Morgens um 7 mussten wir dort allerdings wieder weg – warum auch immer; es kam nämlich den ganzen Vormittag kein anderes Schiff.

Wieder kein Wind und keine Sonne. Dabei fuhren wir an diesem Freitag an einer eindrucksvollen Küste aus schräggestellten Schieferplatten entlang. Kurz vor Getaria hat sie dann doch mal durchgeblinkt und ich hab ein paar Aufnahmen machen können. Der kleine Ort ist bekannt für sein gutes Essen und überall stehen große Grills vor den Lokalen. Wir leisten uns einen Rodaballo (Steinbutt), ein Riesenfladen mit fast 1,4 kg – ausgezeichnet!

Im Hafen trainieren die Jungs derweil  ihre Muskeln beim Rudern im 13er mit Steuermann. Diese Boote gibt es hier in jedem Hafen und jeder Bucht und es wird jeden Abend eifrig trainiert für den nächsten Wettkampf.

Mit Hilfe unseres Motors kommen wir die kurze Strecke nach San Sebastian, das sich nun nach der baskischen Befreiung Donostia nennt. Gut das ich mich angemeldet hatte, so hab ich einen Platz im sehr engen und quirligen Hafen bekommen und wir waren mitten in der Stadt.

Die Badesaison in der Bucht war schon in vollem Gange, das Wasser hatte inzwischen auch schon 20°C. Statt der spanischen Tapas gibt es hier die baskischen Pintxos in jeder Bar. Sie sind an der Theke ausgelegt und koste 2-3 €. Wenn man etwas trinken will, nimmt man sich dann ein oder zwei davon dazu. Es gibt richtige Wettbewerbe um die besten Pintxos. Die Stadt ist in die Altstadt mit den Kneipen und eine Neustadt mit den großen Läden und den Badehotels am Ufer geteilt. Beides interessant und lebendig.

Nur 12 Meilen weiter liegt Hondarribia am Grenzfluss zu Frankreich. Nach kurzem Segeln waren wir da und haben nach einem hin und her auch eine schönen Platz bekommen. Der erste war zu schmal und der zweite von einem Schlauchboot belegt, das erstmal raus musste. Unten hat Hondarribia eine kleine Fischerstadt mit 2-geschossigen Häusern und vielen Lokalen.

Den kurzen Berg hoch gibt es dann die Burg und die Häuser der Händler und, sehr passend, war hier gerade ein Mittelaltermarkt. Wilde Gestalten mit Totenkopfstäben, Gaukler Musikanten und 4 Meter hohe Figuren gingen durch die Gassen. Überall Stände mit Handgefertigten Dingen. Es war ein fröhliches Treiben in den alten Mauern.

 

 

Nur 18 Meilen weiter ist Bayonne, das wir wieder im Nieselregen ohne Wind mit Motor erreichen. Mit dem Bus (2€ pro Person für 24 Std im ganzen Verkehrsverbund!) kommen wir in die Stadt. Auch hier eine Altstadt (Studentenviertel) und eine Neustadt mit interessanten Läden, Häusern, Kirchen etc.

Heidi fliegt am nächsten Tag heim und ich fahre weiter nach Arcachon, wo ich erst kurz nach 9:00 Uhr ankomme. Die Stadt liegt in einer riesigen Bucht und lebt von Muscheln und Austernzucht und den Touristen, die diese verschlingen. Zum Meer gibt es die größte Sanddüne Frankreichs mit über 100 Meter Höhe.

Ich kämpfe mich bei der Hitze mit dem Fahrrad über die Berge, wo zwischen den hohen Kiefern lauter Villen stehen. Es war die Idee eines Bauunternehmers, in dieser damals gottverlassenen Gegend ein Winterdorf zu errichten, in dem reiche Pariser den Winter logieren konnten. Mit der entsprechenden Werbung (gesunde Luft etc.) fanden die Häuser auch reißenden Absatz. Arcachon ist damit zu einem der beliebtesten Ziele an der Atlantikküste geworden.

Nach einem Ruhetag bin ich weiter nach Royan am Kopf der Girondemündung gefahren. Der Wind war zum Segeln ausreichend, aber ich wollte ja vor Mitternacht ankommen und so musste der Motor wieder ein bisschen nachhelfen. Hier ist erst einmal Ruhe und Stefan kommt am Samstag auch mit Familie, da werden wir zu fünft einen kleinen Segelausflug über die Bucht machen. Die Küste ist ganz abwechslungsreich. Zwischen den Felsnasen, die meist mit kleinen Fischerhäuschen bestückt sind, gibt es kleinere und größere Sandbuchten, in der Gironde mit braunem Wasser und am Atlantik mit blauem Wasser.

Zur Biskaya hin liegen am Sandstrand immer noch die alten Betonbunker aus dem 2. Weltkrieg.

Nach ein paar Tagen mit Familie bin ich am 22.06. mit Stefan und Simon nach Pauillac gefahren.

Hier werde ich mein Schiff für einen Monat lassen und heim fliegen. Ich hoffe, das dann endlich das gebrochene Vorstagprofil repariert werden kann Ich möchte nicht noch länger einen Schaden an meiner neuen Genua riskieren. Jetzt ist aber erst einmal „fête d´agneau“ das Lämmerfest, dazu extra ein poetischer Erguss:

Fête de l ´agneau in Pauillac

Es ist 3 Uhr nachmittags. Das Wasser der Gironde ist hier in Pauillac seit heute früh um 5 Meter gefallen. Ein breites Band aus Schlick trennt das Ufer des Flusses vom Wasser. Pauillac ist eine kleine Gemeinde auf halben Weg zwischen dem Atlantik und Bordeaux. Noch hier, rund 50 Kilometer landeinwärts sind die Gezeiten des Meeres so deutlich spürbar. Die Gegend, das Medoc, ist berühmt für die besten Weine der Welt.

Weingut Chateau Pichon Longueville

Haut Medoc

Hier liegen die Weingüter von Mouton Rotschild, Lafitte und Latour und weitere 60 Chateaus. Aber Pauillac ist auch bekannt für seine Schafe und das wird heute ausgiebig gefeiert.

Die mit Buckenhofen bei Forchheim befreundete Schäfertruppe „les esquiroous“ (die Eichhörnchen) versammelt sich früh morgens am Ortseingang. Mit dabei ist eine kleine Schafherde von etwa 30 Tieren. In ihren traditionellen Kostümen – die Baskenmütze darf nicht fehlen – marschieren sie dann durch die Straßen zur Kirche. Voran die Kapelle, die Bauern und Bauersfrauen, dann die 3 Schäfer und Schäferinnen, die mit ihren Hunden die Herde dicht zusammenhält. Unglaublich wie konzentriert die Hunde ihre Arbeit verrichten. Kein Schaf kann sich weiter als 1 Meter von der Herde entfernen.

Die Schäfer Innen und ihre Hunde

Die Jungschäfer

Es folgen Stelzengänger, heute sind es die Kinder, die das machen. Früher hatte man damit eine bessere Übersicht  über das hohe Gras des Flussufers. Schließlich folgen noch die Reiter.

Vor der Kirche werden die Schafe und das jüngste Lamm gesegnet. Dann folgen einige Tänze und der Zug geht zurück zum Flussufer, wo gefeiert wird. Hier zeigen auch die Stelzengeher noch einige Tänze. Es ist erstaunlich, was man auf zwei langen Stöcken alles machen kann.

Der Nachmittag vergeht dann an einer langen Tafel, an der alle das berühmte Agneau de Pauillac mit einem neuen Rotwein der umliegenden Chateaus verzehren.

Pauillac, am 25.06.2017

Die Atlantikküste

Zwei Tage in Cascais vergehen vor allem mit dem Organisieren von Reparaturmaterial und Reparaturen. Am Stadtstrand ist trotz 16°C Wassertemperatur schon einiges los.

Der kleine Außenlautsprecher  ist neu anzuschließen und weil beim Windgeber im Mast ein Kontaktstift abgebrochen ist, muss ich da auch einen neuen Halter organisieren und zusammenlöten und montieren. Zum Glück sind noch zwei Franzosen im Hafen, die mich die 16 m hochziehen und wieder runterlassen. Jetzt zeigt er wieder die Windstärke und eine Windrichtung an – leider die falsche, ist mir aber wurscht! Wenigstens hat die Bilge ihren letzten Anstrich bekommen. Zur Belohnung gehe ich essen, zwei Stückchen Robalho, gut aber wenig und teuer.

Auf der Fahrt nach Peniche hab ich wieder einmal eine Fischerboje mitgenommen. Sie sind aber auch auch überall und eine muss man ja mal treffen! Mit einer Halse bin ich sie aber wieder los geworden und die Fahrt ging mit raumem Wind von 15 kn flott dahin. Die Atlantikwellen wurde allerdings immer größer, sodass das Schiff sehr geigte (also 20-30° hin – und herschwankte). Erst im Hafen war das Wasser wieder ruhig und ich konnte die Segel einholen.

Nach einem Hafentag, an dem ich ein Seegewitter vorbeiziehen ließ, gings weiter nach Figuera da Foz.

Figuera da Foz

Für mich ist es diesmal der Ausgangspunkt für die Besichtigung von Coimbra. Nach einer Stunde Bahnfahrt durch die fruchtbare Flussebene mit zahllosen Storchen kommt man von hier nach Coimbra, der ältesten Universitätsstadt Portugals.

Hier hat sogar König Joao III der von König Dini 1290 gegründeten Universität seinen halben Königspalast zur Verfügung gestellt. Das und einige Kirchen wollte ich eigentlich anschauen.

Coimbra

Als ich nach Coimbra kam, war die Stadt voller Studenten (schwarzer Anzug oder Kostüm mit schwarzem, bodenlangem Umhang, z.T. mit Zylinder und Stock). Es war das Abschlussfest des Semesters, eine Berühmt-berüchtigte Veranstaltung. Die Studenten verbrennen (symbolisch) über einem Topf Ihre Studienbücher mit den Semesterbanderolen in den Farben der Fakultäten (rot für die Juristen, blau für die Naturwissenschaften, gelb für die Mediziner etc.).

Dann geht es mit den in den Farben der Fakultäten und bissigen Karikaturen geschmückten LKWs in einem Stundenlangen Umzug durch die Stadt. Dabei wird Bier, Schnaps und Wein in Mengen an und über die Zuschauer verteilt – die Bierdosen spritzen ganz schön weit, wenn man sie schüttelt und dann ein kleines Loch reinsticht.

Die Zylinderstudenten werden dann von jedem Bekannten in das Berufsleben verabschiedet. Das Ritual verläuft so: der Partner bekommt den Stock, muss damit 3 Mal auf den Zylinder schlagen, dann bekommt der Absolvent rechts und links ein Küsschen und einen Tritt in den Hintern.

Am Abend sehen die Zylinder dann natürlich nicht mehr so attraktiv aus wie am Mittag.

Ja, mit Besichtigungen war es an so einem Tag natürlich nichts. So bin ich am nächsten Tag nochmal nach Coimbra gefahren und hab mir die leere Universität die Stadt und ein paar Kirchen angeschaut. Die Universitätsbibliothek mit 120.000 Büchern aus dem 16.-18. Jahrhundert ist wirklich beeindruckend. Auch der Krönungssaal der Könige, in dem die Verteidigung der Doktorarbeiten und die Verleihung der Doktorwürden stattfindet, ist wohl nicht oft an Universitäten zu finden.

Am Dienstag den 09.05. ging es endlich weiter nach Norden. Immer noch hatte ich einen brauchbaren Wind von Süden und war nach 5 Stunden in Aveiro einer kleinen Stadt mitten in einer weitläufigen Lagunenlandschaft. Sieben Meilen Flussaufwärts habe ich am Steg eines Yachtclubs festgemacht und war in 10 Minuten mit dem Fahrrad in der Stadt. Drei Kanäle durchziehen die Stadt, auf denen heute die „Gondeln“ (mit Außenbordmotor) Touristen durch den Ort fahren.

Einige Jugendstilhäuser, ein modernes Viertel und einige etwas heruntergekommene Stadtteile prägen das etwas chaotische Bild der Stadt. In der Lagune reichen die Salzfelder bis an den Stadtrand. Allerdings werden nur noch wenige genutzt.

Auch die Zeiten des beeindruckenden 4-Mast Schoners am Kanal sind vorbei. Er wurde vor 100 Jahren gebaut, um vor Neufundland Kabeljau zu fischen.

Als ich am Freitag weiterfahren wollte war die Hafeneinfahrt gesperrt, weil der Atlantikschwell eine starke Brandung in der Einfahrt verursachte (und das bei nur 12 kn Wind, 4 bfts). Die Hafenaufsicht ist an dieser Küste sehr streng geworden, nachdem vor einigen Jahren einige Segler tödlich verunglückt sind, bei dem Versuch, die Einfahrt trotzdem zu schaffen. Am nächsten Tag durfte ich aber weiter und bin bei schönem SW Wind nach Porto gesegelt. Ich habe mir sogar die teure Marina in vor der Stadt geleistet. Sie liegt vor einem einfachen Fischerdorf am Fluss.

Wäscheleinen

Außer ausgezeichnetem und preiswertem Fisch in den Grillstuben des Dorfes gibt es ein Waschhaus, in dem die Frauen gemeinsam die Wäsche schrubben und anschließend in einem wilden Gestängewald an die Leinen hängen. Die Portweinfabrikanten haben immer noch die traditionellen Boote für den Transport der Portweinfässer am Fluss liegen und Brücke und Stadtansicht sind immer noch so beeindruckend wie vor drei Jahren.

Schon am Sonntag gings weiter nach Viana do Castello, der letzten Station vor der Grenze zu Spanien. Ein hübscher kleiner Ort an einer Flussmündung mit einer Marina, die extra eine Brücke öffnet, um mich einfahren zu lassen.

Am Montag bin ich nach Baiona weitergefahren, in der Hoffnung, dass ich hier endlich meine Rollfockanlage und die Umlenkrollen repariert bekomme. Leider macht mir der Galizische Nationalfeiertag diese Woche einen Strich durch die Rechnung und ich bekomme wieder nichts repariert. Außerdem zieht Nebel vom Meer über die Bucht. Es nieselt und ist kalt! Die richtige Situation, um mein verstopftes Klo wieder in Ordnung zu bringen (keine Angst, ich führe das nicht weiter aus!).

Baiona

Am Mittwoch gings weiter nach Combarro. Das ist ein interessanter Ort am Ende der übernächsten Bucht. Kleine Fischerhäuschen mit Balkonen, daneben zahlreiche Kornspeicher und viele Restaurants prägen das Bild. Auf den Plätzen stehen noch Kreuze, die bei der Christianisierung hier aufgestellt wurden. Damit sollten die Kultplätze für die Hexen und Geister „umgewidmet“ werden. Auf jedem Kreuz ist Christus in Richtung Land und Maria in Richtung See schauend dargestellt.

Combarro

Von Combarro aus gings weiter nach durch zahlreiche Fisch- und Muschelzuchtanlagen nach Ribeiro, eine größere Fischerstadt, aber nicht weiter sehenswert.

Muschelzucht

Dagegen hat Muros, der letzte Ort bevor ich das Cap Finisterre umfahre, eine sehr reizvolle Innenstadt.

Muros

Bei absoluter Windstille fahre ich mit Motor um das Kap und an der Costa del Morte (Todesküste) entlang, ankere für eine Nacht in der Bucht vor Corme und komme schließlich in A Coruna an. Auch hier zerschlägt sich meine Hoffnung auf eine Reparatur der Rollanlage sehr schnell. Obwohl eine ganze Woche zur Verfügung steht, will die Werft erst am nächsten Montag die Anlage anschauen! Da dann sicher noch eine weitere Woche vergeht, bis sie die notwendigen Ersatzteile besorgt haben, dauert es einfach zu lang! So habe ich Zeit nochmal die Toilette zu bearbeiten und die Stadt anzuschauen – was mir der angenehmere Teil ist. Die Bauarbeiten, die vor drei Jahren am Hafen in vollem Gange waren, haben nun zu einer attraktiven Hafenpromenade geführt und es ist eine Wohltat, die gepflegten Häuser mit ihren verglasten Holzbalkonen im Abendlicht glänzen zu sehen.

A Coruna

Auch der kilometerlange Strand auf der Nordseite der Stadt mit Blick auf die Museen, den Jahrhundertpfahl und den ältesten Leuchtturm der Welt, den Herkulesturm ist ein Attraktion. Abends füllt sich dann die Kneipengasse und im Stimmengwirr der Besucher schlängelt man sich durch die Tische vor den Lokalen. Eine lebendige Stadt! Heute kommt Gerlinde und wir können die nächsten Wochen zusammen die Nordküste Spaniens abfahren.

wieder beim Schiff…

Am 19. 04. hat mich Gerlinde bei Schneefall um 4:30 Uhr zum Flieger nach München gebracht. Zur Begrüßung in Lissabon hat der Pilot erst Mal eine Runde über die Stadt und den Atlantik geflogen, bevor er mich abgesetzt hat. Das Warten auf das Leihauto hat dann fast so lange wie der Flug gedauert (Nie wieder AVIS/Budget !!) und viele zusätzliche Gebühren, wenn man eine Selbstbeteiligung von 1.800 € nicht will! Nach einigen Irrfahrten durch Lissabon habe ich die Brücke über den Tejo doch noch gefunden und bin schließlich beim Schiff in Seixal angekommen.

nein, das ist nicht mein Schiff!

Alles soweit in Ordnung nur etwas verstaubt von dem Sandplatz auf dem es steht. Immerhin hat es tagsüber so 25 °C und ich kann gut arbeiten. Erstmal musste ich meine Liste vervollständigen: Ankerrelais einbauen und anschließen, Ankerkasten nachstreichen, Küchenbilge entrosten und streichen, Unterwasserschutz ergänzen, Propeller abschleifen (Seepocken), Schiebeluk und Hülle zerlegen, abschleifen und streichen, Winschen zerlegen, putzen, schmieren, montieren, Wasserpumpe erneuern, Umlenkrollen auswechseln, Windgeber reparieren. Dazu in verschiedenen Geschäften die Werkzeuge und Materialen dazu einkaufen (hat mich ungefähr zwei Tage und 4 Fährfahrten und 60 km Radfahren gekostet) und dann arbeiten! (Streichen heißt übrigens 3 Mal grundieren und 2 Mal Deckanstrich, also mindestens 3Tage bei 12 Stunden Mindesttrocknung)

meine Baustelle (die hintere Hälfte)

Winsch vor und nach der Bearbeitung

Am 25.04. war Nationalfeiertag der sogenannten Nelkenrevolution von 1974 mit Feuerwerk und vielen Grillbuden. Vielleicht wird auch die erste Verfassung gefeiert, die 1822 für 3 Jahre in Kraft trat. Das hab ich nicht so richtig herausgefunden.

Nachmittags-Tango auf der Hauptstraße in Lissabon

Auf meiner Suche nach Ersatzteilen hab ich alle Segelausrüster von Lissabon und Umgebung kennengelernt. Dabei ist ab und zu auch was Kulturelles abgefallen, wie das Kloster von Belèm oder das Denkmal der Seefahrer. Es sind allerdings nicht alle Seefahrer sondern auch Kartographen, Zimmerleute, Ärzte, Seiler, Astronomen, Biologen, und Kartografen dabei. Angeführt wird die Gruppe von König der Portugiesen, Heinrich dem Seefahrer, der nie zur See gefahren ist, aber die Seefahrt massiv gefördert hat. Gefolgt wird er von Vasco da Gama, der für Portugal zahlreiche Handelsniederlassungen in Westafrika besetzt hatte und vor allem den Seeweg nach Indien um Südafrika herum entdeckt hat. Damit hatte Portugal für 100 Jahre das alleinige Recht für den Gewürzhandel mit Indien.

Seefahrerdenkmal

Portugal hat die Promenade von Belèm zu einer schicken Promenade ausgebaut, alle historischen Gebäude restauriert (vor 2 Jahren waren sie noch eingerüstet) und einige neue Bauten hinzugefügt, wie das Kulturzentrum und das maat – Museum for Art, Architecture and Technologie. Von außen beindruckend, für innen hatte ich keine Zeit.

maat in Belèm

die Flaniermeile in Belem

Mein portugiesischer Freund Rodrigo hat mich sogar 2 Mal besucht und etwas aufgemuntert in meinem einsamen Kampf für ein vollständig funktionierendes Schiff. Mit ein bisschen Zusprache, 2 Flaschen Wein und einer Tüte frischer Zitronen geht alles wieder viel besser. Schade, dass sich unsere Wege nun trennen.

mein Winterliegeplatz (ohne bird of tuvalu)

Am 02.05. bin ich nach 2 Tagen im Dreckwasser der Lagune endlich losgefahren nach Cascais, wo ich tatsächlich noch einen Windmesser auftreiben und montieren konnte. Bis auf einige kleinere Dinge hab ich alles geschafft. Die Rollfockanlage braucht noch Ersatzteile und die passenden Umlenkrollen konnte ich auch noch nicht auftreiben. Aber, es geht los….

 

neue Ziele

das Jahr hat ziemlich eisig angefangen und ich habe mich sehr nach den angenehmen Temperaturen auf den Kanaren gesehnt. Zum Ausgleich hab ich meine Route für 2017 zusammengestellt. Wie immer kann sich jeder, der sich für einen Abschnitt interessiert anmelden und ein Stück mitkommen.

Portugals Küste wird wohl eine Fahrt gegen den Wind und Atlantikwellen. An der Nordküste Spaniens wird das hoffentlich angenehmer. In Bordeaux (sicher ein Highlight!) werde ich 3 Wochen bleiben bevor es nach La Rochelle und die Bretagne geht. Wer gerne sein Schwarzgeld oder seine Briefkastenfirma besucht kann das auf den beiden Inseln Jersey und Guernsey machen, bevor ich den englischen Kanal überquere und an Cornwall entlang zu den Scillies segle. Eine längere Überfahrt gibt es dann nach Cork/Irland, dem Segelzentrum der Insel. Etwas wilder, dafür aber eindrucksvoll und spannend wird die Fahrt entlang der Westküste Irlands bis es schließlich nach Glasgow in Schottland geht. Vor der Abfahrt werde ich 2 Wochen am Schiff arbeiten, damit alles wieder funktioniert, dann geht es am 2. Mai mit neuen Segeln los.

 Die Törnabschnitte hab ich auch auf der Internetseite handgegenkoje.de unter Atlantik-sonstige gestellt. Ich würde mich freuen, wenn jemand Lust hätte, mich ein Stück zu begleiten.

Winterpause

 

p1060271Am 7.11. ist der Winter eingezogen. Mit unseren Freunden Ernst, Vreni, Gunter, Conny und Eva, die wir vor 40 Jahren auf unserer Indienreise kennengelernt hatten, haben wir ein paar schöne Tage auf einer Hütte in Wildhaus/Schweiz verbracht. Kaum zu glauben, dass ich vor 2 Monaten irgendwo im Atlantik, zwischen Madeira und Lissabon herumgesegelt bin. Im Januar gibt es dann den neuen Plan.p1060313

Schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr !

…angekommen

In Cascais angekommen, hab ich mich erst einmal ausführlich erholt und lange ausgeschlafen. Es ist einer der Luxushäfen im Einzugsbereich von Lissabon und deshalb auch ziemlich teuer. Nach dem Wäsche waschen, duschen, Müll entsorgen, Boot putzen etc. hab ich die Stadt erkundet. Von kleinen halb verfallenen Häuschen bis zu großen Luxusvillen gibt es hier alle Varianten. Parks, Museen, Hotels, Pensionen und eine Festung (gegen Piratenüberfälle mehrfach vergrößert) vervollständigen das Konglomerat. Am Wochenende sind hier immer irgendwelche Veranstaltungen um die Städter herzulocken. Diesmal war es ein Lichtfestival, bei dem Künstler an etwa 25 Orten in der Stadt ihre Lichtinstallationen präsentiert haben.hasen

Vormittags gibt es in den Markthallen alles was der Magen begehrt. Außen an den Markthallen sind aus den typischen portugiesischen Fayencekacheln Bilder aus dem Leben der Bauern und Fischer angebracht. Zum Hafen hin ist alles voller Restaurants, wo man von den Kellnern in allen Sprachen fast zum Essen hineingezogen wird. Ich habe mich dennoch los reißen können und in einem Grillrestaurant im etwas abgelegeneren Westen ein gutes und preiswertes Essen gefunden. markt

Im Hafen liegen einige tolle Luxusyachten, unter anderem die Endeavour, die jeden Tag von ihrer Crew gewienert wird.endeavour

Nach 5 Tagen hatte ich einen Winterliegeplatz gebucht und Rodrigo hat es sich nicht nehmen lassen mit mir die letzten 25 sm dorthin zu segeln.belem

Vorbei an Belém und Lisboa ging es in die Lagune von Seixal, auf der gegenüberliegenden Seite des Tejo, wo wir pünktlich um 15:00 ankamen um gleich aus dem Wasser gehoben zu werden. 4 Stunden später hab ich dann gesehen, warum es so wichtig war den Slalom durch die Tonnenstraße und die Ankunftszeit einzuhalten: Wo wir gefahren sind, war nur noch ein dünnes Rinnsal im Schlick!fahrrinne

Nun hatte Sergio, der Werftbetreiber; die Ruhe weg. Ich durfte die erste Nacht an Bord meines „fliegenden Holländers“ verbringen, denn ich hing die Ganze Nacht in den Gurten des Krans. Ein ganz neues Fluggefühl! Bis zum Hochwasser am nächsten Nachmittag hatte ich aber meinen fest verbolzten Standplatz und ich konnte in Ruhe meine Liste der fälligen Reparaturen machen: Rollreff geht nicht mehr, Ankerwinsch rührt sich nicht, Motorwartung mit Ölwechsel, Windmesser ohne Anzeige, vor allem aber erstmal die Segel waschen, trocknen, zusammenlegen und verstauen (immerhin über 30 kg pro Segel).fliegender-hollaender

Dazwischen am Sonntag nachmittag eine kleine Rundfahrt mit dem Fahrrad (mit Reifen flicken) durch Seixal, ein ziemlich trostloses Kaff, aber trotzdem irgendwie liebenswert.seixal

Mit 40 kg Gepäck bin ich schließlich am 21.09. um 6:30 wieder auf Heimreise gegangen: mit Taxi, Zug, Bus, Flughafenshuttle, Flieger und Auto war ich endlich nach 116 Tagen auf See und 2.820 sm über den Atlantik wieder zuhause. Hier ist es auch ganz schön. Ich habe nun ein halbes Jahr, um mir meinen weiteren Weg zu planen und die notwendigen Reparaturen vorzubereiten. Der Törn in diesem Jahr verlief etwas anders als ich zunächst vorhatte, deshalb hier nochmal die tatsächliche Route.

route-16 toern2016

 

5 Tage auf See

Für die lange Überfahrt hab ich eingekauft und einige warme Essen vorbereitet, auch wenn ich aus der letzten Überfahrt nicht die Hoffnung hatte jemals kochen zu können. Mit Mario, einem Portugieser, der den gleichen Weg hatte wollte ich unterwegs in Funkkontakt bleiben. Dann gings los:

Montag, der 05.09.2016, 9:30 Uhrposa

Ablegen und alle Leinen und Fender verstauen. Wenig Wind und fast keine Welle.  Großsegel mit 2. Reff aufgezogen. Eine Stunde später Cap Sao Lourenco gerundet. Der offene Atlantik liegt vor mir – ruhig und mit nur 6-8 kn Wind aus Nord (angesagt NO, 14 kn). Segeln bringt mich zu weit nach Westen, also mit Motor strikt nach N. Mario segelt ab nach Westen. Das Wetter bleibt unverändert und ich mache mir abends um 6:00 Uhr Nudeln mit Hackfleischsoße. Wunderbarer Sternenhimmel mit kleiner Mondsichel und weit und breit kein Schiff. Heute 95 sm geschafft (aber Umweg, da ich Kurs 360° gefahren bin und nicht direkt 45°). abend1

Dienstag, der 06.09.2016leichter-wind

Um 7:00 Uhr wird es endlich hell. Wind und See unverändert ruhig. 12 Mal bin ich heute Nacht aus meiner Koje im Salon über das Leebrett (das ist so ein Rausfallschutz wie bei einem Pflegebett, nur dass er nicht zum Wegklappen ist) geklettert, schlaftrunken die Leiter zum Cockpit hochgestiegen, um die Leinen der Selbststeueranlage geturnt, auf dem Plotter nach Schiffen gesucht, dann das Ganze wieder zurück. Um 8:00 Uhr fährt endlich mal ein Frachter in 15 Meilen Entfernung vorbei – kaum über dem Horizont zu sehen. Tank mit den Kanistern (40 l) nachfüllen. Mittagessen Tomatenreis mit Schinken und Zwiebeln. Um 15:15 Uhr ist endlich genug Wind zum segeln. Im Tank sind nur noch 70 l Diesel. Mit langsamen 3 kn Fahrt geht es in die Nacht. Um 22:00 Uhr hab ich die Höhe von Gibraltar erreicht. Europa ich komme! – langsam… In der Nacht glitzern lauter Leuchtpunkte silbern in der Gischt seitlich am Boot. Wieder mit den Sternen alleine.abend2

Mittwoch, der 07.09.2016delphin

Es geht weiter mit 3 kn durch die Nacht. 2 Mal muss ich außerplanmäßig nach oben und den Kurs wieder korrigieren. Die Wellen hatten das Boot bei dem wenigen Wind so zur Seite geschoben, dass es im Wind stand und alles flatterte und klapperte. Morgens besucht mich eine Herde – etwa 20 –  Delphine und spielt eine halbe Stunde ums Boot herum. Der Wind läßt nach auf 2-4 kn. 2 Std Motorfahrt zum Batterien laden und vorwärts kommen. Dann stehe ich mitten im Atlantik 4 Stunden in der Flaute. Eine Runde schwimmen im 2.000 m tiefen Meer, Wassertemperatur 23 ° C. Duschen, Mittagessen (Kartoffelbrei mit Nürnberger Bratwürsten).windstille

Regenfront taucht im Norden auf und kommt langsam näher. Binde vorsichtshalber wieder ein Reff ins Groß, dann kommt endlich Wind. Sonnenuntergang, der Wind frischt auf 18 kn auf. Es geht mit 4,5 kn Fahrt schön voran – allerdings ist jetzt alles noch schräger, 15-20° Lage.abend3

Donnerstag, der 08.09.2016

Es hat nicht geregnet, aber die Nacht war schwarz. Immer noch keine Schiffe im Umkreis von 30-40 Meilen. Soweit zeigt mein AIS alles an. Erst um 8:00 passieren 2 Tanker im Abstand von 5 bzw. 25 sm. Die Wolken werden dünner und schließlich ist es ein weiß-blauer Himmel. Der Wind hat wieder etwas nachgelassen und ich fahre unter vollen Segeln 4 kn (schade, dass die Genua zerrissen ist. Die kleinere Fock bringt einfach nicht so viel Zug. Der Wind bleibt den ganzen Tag gleich, nur die Wellen sind etwas ruppig und bremsen das Schiff wieder ab. Entsprechend werde ich in der Koje hin und her gerollt und geschubst. Jetzt sind viele Frachter unterwegs, die aus der Straße von Gibraltar kommen oder rein wollen.frachter

Abends mach ich mir die 2. Portion Nudeln mit Hackfleischsoße. Ich krieg das schon ganz gut hin in dem dauernden Geschaukel, bei 20 ° Lage, den Topf und mich festhalten, umrühren etc. In der Nacht dreht der Wind und ich kann wieder etwas nördlicher fahren.mond

Freitag, der 09.09.2016

Die See wird ruhiger, der Wind bleibt. Immer noch viele Frachter unterwegs, aber alle mit großem Abstand. Ich glaube, sie halten extra so viel Abstand, weil Segler ja so unberechenbar sind und dann auch noch Vorfahrt haben. Zum Frühstück gibt es das letzte Brötchen. Die restlichen 2 sind angeschimmelt und gehen über Bord.- Es wird Zeit, dass ich ankomme! Ab Mittag dreht der Wind wieder zurück und ich muss wieder 60° fahren. Macht nix, ich bin schon weit genug im Norden. Um 18:00 Uhr gibt es warme Erbswurstsuppe mit Wienerle. Leider hab ich nach dem Öffnen der Dose mal wieder nicht aufgepasst und die Dose mit den Würstchen saust über den Tisch und macht einen Salto über die Kante. Die ganze fettige Brühe verteilt sich am Boden im Salon. Dann halt erst mal putzen, bevor es was zu essen gibt! Der Wind legt etwas zu und ich muss auch nicht mehr so hoch am Wind fahren. Es geht mit 5,5 kn weiter. Ein kleines Tief kommt wieder auf mich zu und ich binde das erste Reff ein.regenfront

Als der Wind um 22:00 Uhr auf 20 kn ansteigt binde ich auch noch das 2. Reff ein und komme flott aber schräg vorwärts. Die Turnerei aus der Koje an Deck und zurück in jeder Stunde wird langsam richtig anstrengend. Na ja, andere gehen dafür ins Fitness Studio. Hier hab ich das ganz umsonst.abend4

Samstag, der 10.09.2016

Der Wind lässt nach. Mit dem neuen Kurs komme ich aber immer noch schnell vorwärts. Die Nacht war wieder sternenklar – unglaublich, was da alles über dem schwarzen Meer leuchtet. Als es um 7:00 Uhr wieder hell wird sehe ich eine lange schwarze Regenwand vor mir. Der Wind geht zurück auf nix und die Wellen sind auch so gut wie weg. Es ist kein Regen – es ist dichter Nebel. Ich hole schnell noch die Segel ein und fahre 4 Stunden (ohne Frühstück!) durch den kalten feuchten Nebel. Ich traue mich nicht vom Steuer, denn so kurz vor der Küste können kleine Fischerboote auftauchen, die man im Plotter nicht sieht. Kurz vor der Küste reißt der Nebel auf, klarer blauer Himmel über Cascais meinem Zielort. Ich habs geschafft. 632 sm und 120 Stunden auf See liegen hinter mir und ich bin in der noblen Marina von Cascais, einem Vorort von Lissabon.cascais

Mario ist übrigens zu weit nach Westen gekommen auf seinem Kurs und musste 2 Tage gegen starken Wind und hohe Wellen ankämpfen, bis er die Algarve erreichte. Das sind über 100 Meilen südlicher. Gut dass meine Strategie so erfolgreich war!festung

In den nächsten Tagen werde ich mein Winterlager organisieren. Mal sehen , wo ich unterkomme.

und dann nach Madeira….

Noch ein kleiner Nachtrag zu den Kanaren. Am 18.08 bin ich gegen wenig Wind zur Insel La Graciosa gefahren und einen Tag dort geblieben.la graciosa

Es ist die kleinste Insel der Kanaren ganz im NO der Gruppe. Abgesehen vom Trubel in der kleinen Hafenstadt – hier fährt alle Stunde eine Fähre zur Insel Lanzarote und einige Ausflugsboote bringen die Badegäste in die nächste Bucht – ist es recht einsam auf der Insel. Es gibt nur Sandpisten und Landrover, auch im Ort, und so hab ich mich ein bisschen wie in der Sahara gefühlt.lg

Mit einem Mountainbike bin ich einmal um die Insel gefahren. Obwohl sie nur 2 Vulkanberge hat, muss man doch etwas rauf schnaufen, um daran vorbei zu kommen. Im Norden hat das Meer die Lavaströme freigelegt, die sonst überwiegend von Sand bedeckt sind. Da spritzt die Gischt trotz fehlendem Wind noch ganz gehörig durch die Felsen.N Küste

Am Abend hab ich mir einen Papageienfisch direkt vom Fischer gemacht, war recht lecker. Auch wenn er erstmal sehr bunt aussieht, schmeckt er doch nach Fisch.papageienfisch

Am nächsten Morgen bin ich dann auf die große Überfahrt nach Madeira gestartet. Gut vorbereitet mit einigen hart gekochten Eiern und vorgekochtem Reis, Nudeln und Gulasch gings um die Insel in den Atlantik. Ich hatte mir etwa 48 bis 60 Stunden ausgerechnet, also mindestens 2 Tage. Die Wellen waren recht ruppig und der Wind auch 2 Windstärken mehr als im Wetterbericht angesagt war. Ich konnte aber die 280 Meilen in einem Schlag segeln, an Kochen war allerdings nicht zu denken, da ich immer 25 bis 30 Grad Lage (Neigung im Boot) hatte. Da fliegt einfach alles vom Herd! 5 Stunden früher als gedacht war ich dann auch vor dem Hafen von Funchal und wartete nun draußen auf den Tagesanbruch damit ich bei Licht in den Hafen fahren konnte.anfahrt

In den Bergen über der Stadt habe ich immer noch an 4 Stellen die lodernden Flammen der Waldbrände gesehen, die vor 2 Wochen ausgebrochen waren. Hat auch alles gut geklappt und ich hab mich erst mal 2 Stunden ausgeschlafen.

Funchal ist eine lebendige und reiche Stadt. Was für ein Unterschied zu La Graciosa: dort kleine einfache Häuser und Sandwege, hier große prunkvolle Geschäftshäuser, Parks mit blühenden Bäumen und  mit Marmor gepflasterte Wege, in die auch noch Muster aus Basaltsteinen eingelegt sind.funchal

Eine Woche lang hab ich mir nun die Insel und die Stadt angeschaut. Zunächst mit der Seilbahn auf den Monte, den Hausberg von Funchal. Dort ist eine Wallfahrtskirche und ein Tropischer Garten und vor allem eine tolle Aussicht über die Stadt.  Seltsame Fische gibt es auf dem Markt, wie dieser Espada, 1,5 m lang mit furchterregendem Gebiss (lebt aber nur in 1.500 m Tiefe).espada

Von der Seilbahn aus sieht man die verbrannten Hänge, über die das Feuer bis in die ersten Häuser vorgedrungen war.

Am nächsten Tag gings mit dem Bus in die Berge. Ich hatte mir einen Wanderweg an einer Levada rausgesucht. Das sind Wasserkanäle, die das Wasser aus dem Wasserreichen Norden zu den Anbauflächen führen und über viele Kilometer an den Hängen entlangführen. Dabei geht es manchmal auch direkt an einem Abgrund entlang (gut gesichert) oder durch einen Tunnel. Die Portugiesen haben sich dazu im 15 Jahrhundert Sklaven aus Afrika geholt und ganz böse schuften lassen. Großartig sind die Wanderwege trotzdem.

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Die Wanderwege sind oft schwer zu erreichen, weil keine Busse hin oder weg fahren. Deshalb wird empfohlen mit Taxis zu fahren, die aber immer etwa 30 E kosten. Ich hab mir deshalb für einen Tag ein Auto gemietet und bin um die Westhälfte der Insel gefahren. Erstmal geht es an den Steilhängen in unendlich vielen Kurven rauf und runter und tief in die Täler hinein (auf der alten Landstraße), durch Hotel und Ferienwohnungen und einige kleine Orte. Die Berge sehen aus als hätte jemand die Häuser gleichmäßig ausgesät. Um die wenigen Strände sind große Wellenbrecher gebaut, um zu verhindern dass der aus der Sahara importierte Sand gleich wieder im Atlantik verschwindet.Küste küste2

Nach 2 Stunden Fahrt an der Küste bin ich eine kleine Straße in die Berge hoch gefahren. Kurz nach dem Ort Calheta führt die Straße durch den verbrannten Wald. Es riecht noch nach verbranntem Holz bis man oben auf dem Kamm angekommen ist.brand1 brand2

Eine Kleine Wanderung hab ich mir gespart, denn schon am Ausgangspunkt standen etwa hundert Autos. So bin ich gleich weiter nach Porto Moniz. Schön, wenn man eine ganze Hafenstadt nach der eigenen Tochter benennen kann, wie der Portugiese Perestrelo, der die Inseln entdeckt und für den portugiesischen König annektiert hat. Die Tochter hat er dann auch noch mit dem Abenteurer Columbus verheiratet, dem eines Tages der Handel mit dem Zuckerrohr der Insel zu langweilig war und auch auf Entdeckungstour ging.moniz

n küste2

In einem Tal kann man 700 m tief in eine alte Lavahöhle gehen.
lavagrotte

Die entstehen dadurch, dass die langsam fließende Lava oben abkühlt und eine harte Kruste bildet. Darunter fließt die Lava weiter ins Tal bis der Zustrom versiegt.tanz

Abends war Volkstanzfestival in Funchal (was die Touristeninfo übrigens 1 Tag vorher noch nicht wusste – ist ja auch erst am Nachmittag plakatiert worden.)

Jetzt war wieder ein einsamer kurzer Levadaweg zu einem Aussichtspunkt auf dem Programm. Ich hatte allerdings übersehen, dass ein Kreuzfahrer seine Meute entlassen hatte und viele wohl das gleiche Programm hatten. Die Bergkette wurde jedenfalls in allen Sprachen ausführlich erklärt.levadaaussicht

Nach einer sehr guten Forelle, die dort in den Bergen gezüchtet werden bin ich mit dem Bus weiter nach Santana an der Nordküste. Einzige Attraktion sind 4 alte restaurierte Siedlerhäuschen, die mit Stroh gedeckt sind. Zwei Stunden später hat mich der Bus wieder heim gefahren.santana

Am Montag hab ich meinen Startpunkt für die Rückfahrt angefahren, die Insel Porto Santo. Anders als Madeira gibt es hier fast keine Bäume – alles ist kahl. Dafür gibt es einen Kilometerlangen weißen Sandstrand.

Die Insel ist zwar auch durch Vulkanausbrüche entstanden, wurde im Tertiär aber vom Meer überflutet, wodurch sich viele Korallen gebildet haben. Danach ist sie aus dem Wasser gehoben worden, die Korallen hat es „pulverisiert“ und sie liegen nun als einmalige Sensation als Weißer Sand an der Südküste.hafen

Nun das war mein Ausflug in den Atlantik. Morgen will ich versuchen nach Portugal zu kommen. Ohne Umwege sind das 550 Meilen, also etwa 5 Tage (und Nächte). Ein Andenken habe ich , wie viele Segler hier auch schon zurückgelassen . ein Bild an der Hafenmauer.bild

 

noch ein paar Kanareninseln

Am 19.7. bin ich wieder in Las Palmas auf Gran Canaria gelandet. Am Flughafen musste ich mal wieder in die Sonderkontrolle, weil sie nicht wussten, was ich mit Pumpen, Funkgeräten, Holzleisten, Schläuchen und Kabeln im Koffer vorhatte. Ich hab das Zeug dann fast nicht mehr in die Tasche zurück gekriegt. Auf dem Schiff musste ich erst alle Stauräume ausräumen, damit ich an die Leitung der Lenzpumpe kommen konnte. Die nächsten Tage hab ich damit verbracht, die Leitungen zu verlegen, den Bilgenschacht zu entrosten und 6 Mal zu streichen (3 Voranstriche und 2 Endlackierungen) klingt professionell, gell! Ist aber eine Sauarbeit. Nach 6 Tagen hatte ich es endlich fertig, Handpumpe, Elektropumpe (immerhin mit einer Leistung von 240 L/Min) und Schläuche waren drin und alles wieder eingeräumt und geputzt. Es geht los!werkstatt

An der Westseite der Insel entlang nach Süden kommt man erst an Industrie und Flughafen vorbei, dann folgt die absolute Touristenzone mit dem Zentrum Maspalomas: lange Sandstrände und Sanddünen, riesige Hotel- und Appartementanlagen, Vergnügungsparks usw. Maspalomas maspalomas2Nach dem Leuchtturm an der Südspitze wird es etwas felsiger und mein Ziel, Puerto Mogan, liegt schon mitten in den Lavabergen. Damit sie auch ein paar Touristen abbekommen, haben sie hier einen extra „Hafen“ für die Badegäste geschaffen und Sand aus der Sahara antransportieren lassen. Der Ort selbst ist ganz idyllisch angelegt und hat nur 2-geschossige Häuschen mit viel Grün dazwischen. Am nördlichen Hügel gibt es sogar noch eine verschachtelte Altstadt mit lauter steilen Fußwegen und Treppen bis zu einer Aussichtsplattform.P1030319 mogan

Der Dienstag war wieder Segeltag. Das läuft hier wie folgt ab: um 3:30 Uhr (ja, nachts!) aufstehen, frühstücken und nebenher Logbucheintragungen und Wettercheck. 4:30 Uhr ablegen, aus dem Hafen fahren und Großsegel setzen. Statt NNW, 11 kn nach dem Wetterbericht habe ich SO, 9 kn – ist eh besser. Schiff schaukelt ziemlich wild 25° zu jeder Seite, weil die Wellen von der Seite kommen. Um 7 Uhr – die Sonne geht endlich auf – Flaute und Motor. Nach einer halben Stunde kommt der Wind nun tatsächlich aus NNW mit 12 kn, also wieder segeln. Um 9 Uhr steigt der Wind auf 18-20 kn, Windstärke 5, also beide Segel reffen (kleiner machen). Um 13:30 ist der Wind weg und auch die Wellen. Alle Segel bergen und weiter mit Motor. Um 14 Uhr kommt der Wind wieder, aber ziemlich von vorne. Nur mit der Genua versuche ich meinen Kurs gegen 2,5 m hohe Wellen und mittlerweile 28 kn Wind (Windstärke 6), in Böen auch über 30 kn zu halten und komme gegen 19:00 Uhr zum Hafen von San Sebastian auf Gomera (Tagestour 77,5 sm). Dort antwortet keiner auf meinen Funkruf und ich fahre durch den ganzen Hafen in die hinterste Ecke zum Yachthafen. Endlich Ruhe und festgemacht! Leider ist die alte Genua  bei dem Starkwind und Geschaukel gerissen und es gibt hier keinen Segelmacher der das reparieren könnte. Fazit: der Wetterbericht hat tatsächlich für etwa 2 Stunden gestimmt!segelrissla gomera

Doch nun zu Gomera: Überall felsig (Lava) und dort, wo kleine Sand oder Kiesstrände sind, bestehen sie aus Lava, sind also schwarz und ab 11:00 Uhr auch höllisch heiß! Der höchste Berg ist der Garajonai mit 1.487 m. Von ihm und einigen anderen 1.000 m hohen Bergen im Zentrum gehen tiefe und steile Schluchten zum Atlantik runter. Nach NW stehen dort ausgedehnte Lorbeerwälder und Nebel ziehen gespenstisch durch das flechtenbewachsene Gehölz. Ich hab dann auch nach einem Tag Ruhepause eine Busfahrt (2,10 €) auf die Berge gemacht. Dort bin ich dann 3 km auf den Gipfel des Garanjonai gestiegen mit einer herrlichen Rundumsicht über die ganze Insel (und Teneriffa im Dunst).brandwald

Dann auf einem schönen Wanderweg11 km nach unten wo ich dann im Dorf Hermigua bei Kaffee und Kuchen wieder auf den Bus gewartet habe (immerhin 1.400 Höhenmeter abwärts!). Am Anfang war noch wenig Schatten, da vor wenigen Jahren ein Waldbrand die ganzen Bäume zu schwarzen Skulpturen verwandelt hat. Doch dann kam der noch intakte Nebelwald, ein Bächlein und einige Blumen.weg wald weg2 P1030534 Auch das Abendessen im La Forestera war ein Genuss: Ziegenkäse mit Waldbeeren, Bacalao mit Tomaten und Kartoffeln, Zitronensorbet und ½ Liter Wein. In dieser Nacht hab ich gut geschlafen!

Jetzt fehlte noch eine Autotour in den Westen und den Süden, an den großartigen Felsformationen der Vulkane vorbei durch die terrassierten Täler und einem kleinen Ausflug (bei so vielen perfekten Wanderwegen kommt man um ein paar Schritte durch den Wald einfach nicht herum) zu einem uralten Brunnen. Gomera eine Insel zum Wandern.gran rey felsen brunnen

Am Samstag den 30.07. zeigte der Wetterbericht nur 11 kn Wind an und ich wollte nach La Palma übersetzen (60 sm). Diesmal gings erst um 9:00 Uhr los. Ich musste aber am Anfang gegen den Wind ansteuern, der hier kurz nachdem ich den Hafen verlassen hatte mit 28-40 kn (Windstärke 8) entgegen blies.leuchtturm delfine Ein großer Schwarm Delphine hat mir den Kampf gegen die Wellen 20 min lang versüßt. Erst gegen 11:00 Uhr ging der Wind auf unter 20 kn und ich konnte die Genua wieder ein bisschen dazu nehmen. Vor dem Hafen von Sta. Cruz de La Palma musste ich dann noch 20 min in dem Geschaukel warten, weil ein Containerschiff gerade hinausmanövrierte, aber dann konnte ich endlich rein. (18:30)sta cruz 1

Sta Cruz soll die schönste Stadt der Kanaren sein und ist auch wirklich reizvoll mit hübschen kleinen Plätzen und vielen alten Balkonen an den Häusern. Über der Stadt thront die kleine Wallfahrtskirche der Señora de las Nieves. Sie istl die reichste Madonna Spaniens, denn der Altar auf dem sie steht, soll aus 2 to mexikanischem Silber bestehen. Dafür ist die Madonna ein bisschen kleiner ausgefallen.sta cruz2 madonna

Mit dem Mietwagen gings am Dienstag über die Insel nach Süden. Hier wird seit wenigen Jahren ein ausgezeichneter Wein produziert, der allerdings auch seinen Preis hat. Stolz hat der Leiter des Weingutes mir nach einer Führung seine Weingalerie und die Auszeichnungen gezeigt.weingut teneguia

An der Südspitze von La Palma liegen die schneeweißen Salzfelder von Fuencaliente- ein faszinierender Kontrast.salzfelder

Weiter westlich wurde gerade ein langer Pfad über ein Lavafeld fertiggestellt, der die verschiedensten Lavastrukturen erleben läßt und am Schluss in einer Lavahöhle endet.Lavaweg tazacorte

Inder Mitte der Westküste liegt Tazacorte, ein verschlafenes Straßendorf inmitten von Bananenplantagen und einem großen Hafen an der 3 km entfernten Küste.bananen

Ich hatte das Auto noch einen 2. Tag und konnte damit die nördliche Hälfte abfahren. Auch hier wächst auf der dem Wind und den Wolken zugewandten Seite der Lorbeerwald, in dem sich Steinritzungen der ersten Steinzeitlichen Bewohner finden.

Noch interessanter fand ich die nicht enden wollende Fahrt auf den Roque Chico, mit 2.370 m der zweithöchste Berg der Kanaren. Ich hab mal geschätzt: so 700 Kurven hinauf und dasselbe wieder runter!nach amerika

Hier ist die Luft so klar wie nirgendwo in Europa und deshalb versammeln sich sämtliche Forschungsinstitute Europas mit entsprechenden Teleskopen. Das modernste ist ein Gammastrahlenteleskop, bei dem neben 11 andern Staaten auch 2 Institute aus Deutschland mitgewirkt hatten.teleskope Gammastrahlen T

Ich hab schließlich noch mein kaputtes Segel geprüft und mich schweren Herzens davon verabschiedet, denn es war wohl nicht zu retten. So hab ich ein kleineres Reservesegel aufgezogen. Bei dem heftigen Wind der hier herrscht, reicht das sicher auch.

Am Samstag hatte ich dann eine etwas ruhigere Überfahrt auf die Nordseite von Teneriffa, nach Garachico. Den Hafen kannte ich schon und anlegen ist dort kein Problem, wenn man die sehr enge Haarnadelkurve in der Einfahrt geschafft hat. Es war gerade Fiesta (Romeria) in der Stadt, das geht im August über 3 Wochen lang. So habe ich gerade den kleinen Festumzug miterlebt, bei dem  kleine Wägen von Hand durch die Straße gezogen werden, vorne steuert einer die Behelfskonstruktion, oben sitzen die Kinder drauf und hinten hängt ein Grill, auf dem Spieße gebraten werden, die dann an alle umstehenden verteilt werden – lecker! Nachdem sich jeder kennt, wird an jedem Haus angehalten und mit den Bewohnern geredet, bis die nachfolgende Band so laut wird, dass man weiterziehen muss. So dauert der Umzug durch die 500 m lange Straße gute 2 Stunden.garachico fiesta

Nach 2 Tagen hab ich aber Garachico wieder verlassen und bin bei null Wind nach Sta Cruz de Teneriffe motort. Hier blühen mittlerweile die Palmen.palmblüte

Mit der Trambahn bin ich nach La Laguna gefahren. Nach vielen modernen und langweiligen Wohnblocksiedlungen und dem Universitätskampus kommt man nach 45 min in die alte Hauptstadt der Insel auf dem Berg. Hübsche alte Häuser mit Holzbalkonen und Innenhöfe, die auch zu besichtigen sind, lassen einen in eine andere Welt kommen.hof la laguna

Langsam komme ich auf meiner Tour durch die Kanaren zum Ende. Auf einem langen Trip geht es zurück nach Fuerteventura. Dort wollte ich einen Mietwagen nehmen. Den gibt es aber hier im zweitgrößten Ort der Insel nicht. Der Hafen ist ja auch ziemlich leer und im Ort fast nur Spanier, die mit dem eigenen Auto gekommen sind. Trotzdem hab ich in der Cofradia einen guten Fisch und einen guten Wein gekriegt. Eine Cofradia gibt es in jedem Fischerdorf und ist immer eine gute Adresse zum Essen. Es ist das Lokal der örtlichen Fischergemeinschaft und hat einfache aber frische Fischgerichte zu bieten.fuerteventura

Nach einem weiteren Tag entlang der Ostküste Fuerteventuras bin ich in der Marina Rubicon auf Lanzarote angekommen. Die Luxusmarina hat alles, was ein Urlaubszentrum braucht: Kneipen mit Musik bis Mitternacht, Restaurants, Supermarkt, Shopping Center, und 5 Sterne Hotel. Ist aber dennoch ein sympathischer und ruhiger Ferienort mit schönen Sandstränden zu beiden Seiten.rubicon

Der hier jeden Mittwoch stattfindende Markt war jedoch enttäuschend.  Statt der erwarteten Gemüse-, Obst- und Käsestände gab es nur Billigsouvenirs und Ramsch in Mengen. Morgen werde ich nun die letzte Insel im Norden besuchen: La Graciosa.

…weiter durch die Kanaren

Jeden Dienstag geht ein Direktflug von Nürnberg nach Las Palmas und Gerlinde ist planmäßig angekommen. Damit gleich ein bisschen Erholungsstimmung aufkommt, sind wir an den Stadtstrand les Cantares im Norden gegangen. Auf 2 Km zieht sich ein wunderschöner weißer Strand an den Hotelanlagen dahin, gut geschützt durch ein langes Riff, dass den gewaltigen Atlantikwellen die Kraft nimmt und so auch für Kinder ein idealer Spielplatz ist.strand

Am Mittwoch haben wir eine Rundfahrt mit dem offenen Doppeldeckerbus gemacht, der auch in fast alle Stadtteile gefahren ist. Mittags gab es dann noch eine Stadtführung zu Fuß, was aber mehr eine Führung zu bestimmten Läden war, in denen man kanarische Souvenirs kaufen konnte.l palmas2 l palmas1

Am 09.06. haben wir die Überfahrt nach Teneriffa in Angriff genommen. Die Wettervorhersage war gut und es ging auch ganz gemütlich los. Mit 7-10 kn Wind sind wir die Nordküste entlanggefahren. Dann kam die offene Strecke zwischen den beiden Inseln. Wie erwarte hat der Wind hier zugelegt und teilweise 30 kn (Windstärke 7) erreicht. Die Wellen sind auch auf 2 m angestiegen und es war eine ganz schöne Schaukelpartie, bis wir schließlich nach 9 Stunden in Sta Cruz de Tenerife festmachen konnten. Die Stadt liegt am Fuß einer schwarzen Bergkette, die eindrucksvoll aus dem Atlantik aufsteigt.sta cruz konzerthalle

Schon Stunden vor den Ankunft (mit so einem langsamen Segelboot) sieht man ein weißes Gebäude und der Gedanke drängt sich auf, dass einem hier ein Engländer seinen weißen Po entgegenstreckt – nein, es ist ein Spanier, der Architekt Calatrava, der hier an der neuen Uferpromenade ein wild geschwungenes, weißes Konzerthaus hingestellt hat. In der Stadt gibt es den berühmten „Afrikamarkt“, der aber nichts mit Afrika zu tun hat, außer dass er als Schutzpatronin die Nuestra Senora de Africa hat. Er ist aber sehr offen  und luftig gestaltet mit Innenhöfen und Galerien und sehr guten Läden. Sonst gibt es viel Grün und eine sehr angenehme Atmosphäre in den Straßen mit blühenden Bäumen , kleinen Parks mit Ruhebänken und Cafes.africa markt bank

Wir wollten Teneriffa noch mehr erkunden. So haben wir uns für den nächsten Tag einen Wagen genommen und sind zum Teide, dem Vulkan von Teneriffa und gleichzeitig mit 3717m höchsten Berg Spaniens. Zunächst fährt man durch ausgedehnte Kiefernwälder immer den Berg hinauf. Es gibt wunderschöne Wanderwege hier, die offensichtlich auch gut beschildert sind. Dann wird die Vegetation spärlicher und es sind nur noch vereinzelte Büsche und Sträucher vorhanden, die z.T. wunderschön blühen und nur hier vorkommen, wie der Teide-Natternkopf oder die Drachenbäume. Schließlich gibt es nur noch Steine und man kann mit einer Seilbahn nochmal mit 50 Höhenmeter unter den Gipfel fahren. Das haben wir auch gemacht – wenns auch schweinisch teuer ist – und den Rundblick durch den gewaltigen, mehrere Kilometer großen Krater genossen. Über die tief unten liegende Wolkendecke schauen dann nur die Berge von La Palma und La Gomera raus – eindrucksvoll!teneriffa blume krater

Am nächsten Tag war so wenig Wind, dass wir fast die ganzen 8 Stunden mit Motor fahren mussten. Dabei hat uns die Atlantikdünung sehr ungemütlich hin und her geschaukelt. Zur Entschädigung sind wieder ein paar Delphine aufgetaucht, die uns eine Weile begleitet haben.delphin

Wir sind schließlich in einem kleinen Hafen gelandet, in Garachico an der Nordseite von Teneriffa. Der Ort war, bis 1706 der größte Hafen auf Teneriffa. Dann hat ihn ein Vulkanausbruch fast völlig zerstört. Einige alte Häuser sind noch erhalten. Auch das Hafentor wurde wieder aus der Lava ausgegraben und mit einem kleinen Park umgeben. An der Steilküste ist aus dem Lavastrom ein Meerwasserschwimmbad entstanden in dem man zusammen mit vielen feuerroten Krabben den Atlantik direkt genießen kann.lavabad garachico

Über San Miguel (nix zu berichten, denn es gibt nur abgezäunte Appartementareale und Golfplätze, nicht einmal einen Laden!) sind wir wieder nach GC (Gran Canaria) gesegelt. Da mußten wir wieder durch die stürmische Passage zwischen den beiden Inseln (GC  und Teneriffa). Außerdem gibt es ein Verkehrstrennungsgebiet, das wir meiden wollten, weil wir den schnellen Frachtern nicht in die Quere kommen wollten. Die haben auf dieser Schiffsautobahn nämlich Vorfahrt und können damit den Segelkurs ganz schön durcheinander bringen.  Wir mussten deshalb ein Drittel der Strecke gegen Wellen und Wind ankämpfen haben es aber bis 6:30 abends ganz gut geschafft (Gerlinde hat gar nicht geschimpft, bei der nassen Schaukelei!).gerlinde

In Puerto de las Nieves auf GC gibt es für Segler weder Duschen noch WC und kostet an der Kaimauer (Tidenhub ca. 2 m) trotzdem 24 Euro.las nieves2

Der Hafen ist die kürzeste Verbindung nach Teneriffa. 5 Mal am Tag fahren Katamaranfähren der Fred Olson Linie in 1 1/5 Stunde hinüber und herüber. Dann werden sie in 4 Reihen gleichzeitig entladen und beladen und nach einer halben Stunde ist das Ungetüm wieder weg. Ein guter Fisch in der Cofradia war der Abschluss unseres Erholungs- und Badetages.leuchtturm las nieves

Bei wenig Wind sind wir am Donnerstag die letzten 27 Meilen um die Nordspitze von GC wieder nach Las Palmas zurückgefahren. So haben wir in einer Woche Teneriffa umrundet und haben noch ein paar Tage Zeit für Gran Canaria. Doch erstmal musste ich der Ursache für die volle Bilge auf den Grund gehen. War es bisher  immer ein abgerottetes Kabel, so war diesmal die Bilgepumpe kaputt und gleichzeitig auch noch die eingebaute Handpumpe (164 bzw. 69 Euro plus Schlauchersatzmaterial so etwa 350 Euro) Das schlimmste ist aber die Sauerei, bis die schmierige, ölige Bilge mühsam leergeschaufelt ausgetrocknet und geputzt war. Es war ja auch das Diesel aus den kaputten Reservekanistern aus Marokko noch reingelaufen gewesen. Na ja wir habens jedenfalls geschafft! Das Material für die Reparatur besorg ich mir dann in Deutschland. Da ist es um einiges billiger.

Am Samstag haben wir mit einem schönen Essen im Hafenrestaurant meinen Geburtstag gefeiert. Ich möchte mich hier noch für die Geburtstagsglückwünsche bedanken, die mir viele auf Facebook geschickt haben und gleichzeitig entschuldigen, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich habe das Programm aber abgeschaltet, wegen der nervigen Werbung etc. und so hab ich erst durch meinen Nachbarn erfahren, dass ich da doch mal reinschauen sollte.kathedrale

Wir haben uns auch hier wieder einen Leihwagen genommen und eine kleine Inselrundfahrt gemacht. Zunächst gings nach Arucas, wo man von der Spitze eines Vulkankegels eine schöne Aussicht über das sehr fruchtbare Land im Norden hat. In der Stadt wird der berühmte ron anejo herhestellt ein 12 Jahre gelagerter Rum, der mit Honig versetzt wird. Die Familie ist mit dem Rum so reich geworden, dass sie dem Ort eine der größten Kirchen der Insel gespendet hat. Sie ist in neugotischem Stil errichtet und erst 1977 fertiggestellt worden (jaja, die Neugotik war bei uns viel früher und auch nichts Besonderes).dorf1

Der nächste Ort war Teror, der einzige Ort auf den Inseln, der reichlich Wasser hat und dessen Mineralwasserquellen ganz GC versorgen. Es ist noch ein ganz gemütlicher kleiner Ort mit idyllischen Gassen und einer Brunnentreppe. Auf dem Heinweg haben wir dann doch noch einen Palmengarten besichtigt, der in einem kleinen Tal vor der Stadt liegt. Viele schöne Drachenbäume und Kakteen waren dort zu sehen und es hat nicht einmal Eintritt gekostet.drachenbaum

Am Dienstag hat uns dann ein Fahrer vom Mietwagenservice zum Flughafen gefahren und den Wagen dann gleich übernommen. Toll!  Für 4 Wochen bin ich nun zuhause. Am 19.07 geht es wieder weiter durch die Kanarische Inselwelt. (Aber erst, wenn ich das mit der Bilge wieder in Ordnung gebracht habe). Es soll dann in den Süden von Gran Canaria nach Mogan gehen, weiter nach La Gomera und La Palma, dann wieder zurück bis Lanzarote und weiter nach Madeira. Mal sehen, obs klappt.

auf den Kanaren

Es ist nun schon über einen Monat her, seit ich in Arrecife auf Lanzarote angekommen bin. Lanza 1

Im Gegensatz zu Afrika ist hier der Sand nicht mehr gelb sondern schwarz. Auch die ganze Insel ist schwarz, bis auf einige Grüne Palmen oder Kakteen. Bevor ich aber mehr erkundet habe, legte ich erst mal einen Ruhetag ein, d.h. Boot putzen bis in alle Ecken, Wäsche waschen und wieder einräumen usw. Das ist gar nicht so einfach, denn beim Niesen und jeder Bewegung , die Brust oder Bauchmuskeln erfordert, schmerzen die Rippen ziemlich stark. In der Sturmnacht bei Rabat hsind wohl doch zwei Rippen angebrochen. Ich habe dann Horst angerufen und er hat mir seine Ferndiagnose als Arzt gegeben: „Wenn du kein Blut spuckst oder die Rippen vorn herausstehen, kannst du nur abwarten und Schmerztabletten nehmen.“  Das hab ich dann auch gemacht und es ging mir wesentlich besser.küste

Am Freitag hab ich mein Fahrrad ausgepackt und bin nach Puerto del Carmen, einem totalen Touristenort, der nur aus Hotels, Restaurants und Souvenirläden zu bestehen scheint gefahren. Danach nach St. Batolomae, einen Dorf im Hinterland. Dorthin geht es 10 km nur bergauf! Leider hab ich keinen Kaffee mehr bekommen, den der einzige Laden macht um 13:00 Uhr zu. So hab ich mir das Museum angeschaut, ein Sammlung von altem Hausrat wie bei meiner Schwiegermutter:Töpfe, Geschirr, Heugabeln, Kleider, Tische, Schränke, bemaltes Strandgut, Radios, Taschen, Körbe, Weinpressen, Heiligenfiguren, Lampen etc. Das einzig interessante war ein Schrank, den es wohl z.T. bis heute in entlegenen Gebieten gibt, der für die Trinkwasserversorgung der Familie gebraucht wurde. Im obersten Boden war ein großes Loch in dem eine Tonschale lag.Wasser

Hier wurden aus der Zisterne, die jedes Haus hatte immer wieder Wasser nachgefüllt. Das sickerte dann langsam durch den porösen Ton und tropfte darunter in einen Becher. Wenn der überlief, tropfte das Wasser in einen weiteren Tontopf darunter. So hatte man immer einen großen Schluck sauberes Wasser im Becher bereit und der Topf darunter sorgte für schnellen Nachschub. Brunnen gab es nicht, da das Wasser durch das poröse Lavagestein sehr schnell und tief versickerte. Das ist wohl auch der Grund warum fast nichts wächst auf dieser Insel.Musik

Am Wochenende war Pfingsten. Auf dem kleinen Wochenmarkt vor der Kirche hat eine Musikgruppe alte Lieder gespielt und viel Applaus geerntet. Manche Besucher haben auch leise mitgesungen. Am späten Nachmittag sind dann verschiedene Gruppen, Schulen, Altenclub, Kirchengemeinde, Lions etc. auf den Platz und die angrenzenden Straßen gekommen und haben auf dem Boden Bilder aus eingefärbtem Salz ausgelegt. Am Sonntag ging dann eine kleine Prozession aus der Kirche durch die Straßen und zu einem Altar vor der Kirche. Anschließend haben viele Besucher das bunte Salz in schönen Lagen in Gläser und Flaschen gefüllt. So hat sich jeder etwas von der Pfingstfeier auf Fensterbrett stellen können.Teppich prozession

Ich bin am Nachmittag nach Norden in die nächste Touristenhochburg, Teguise geradelt und von dort weiter ins Landesinnere (immer bergauf!) nach Tahiche. Dort ist das ehemalige Haus des Künstlers Cesar Manrique als Museum zu besichtigen. Es besteht aus verschiedenen Räumen auf und unter dem schwarzen Lavagestein, das teilweise in die Zimmer hereinzufließen scheint. Die natürlichen Höhlen, die im Lavafluß entstanden sind sind geschickt zu eine spannenden Abfolge von Außen- und Innenbereichen verbunden. Das Haus war so revolutionär, dass viele Besucher aus aller Welt anreisten, um es zu besichtigen.manrique

Manrique ist schließlich in ein anderes Haus gezogen, weil ihm der Rummel zu groß wurde. Überall auf der Insel kann man noch die Windspiele sehen, die er auf wichtige Wegkreuzungen gestellt hat. So hat man den Eindruck, dass er die ganze Insel gestaltet hat.manrique3

Am Montag hatte ich erst mal genug vom Radfahren und hab mir ein Auto gemietet. Über Yaiza fuhr ich nach Süden zu den Salinen von El Golfo, aus denen bis heute noch Meersalz gewonnen wird. Beeindrucken ist auch die Schroff steile Küste an der sich die Atlantikwellen brechen.salz

Danach gings durch die Mitte der Insel nach Norden durch das große Weinbaugebiet La Geria. Hier wächst der berühmte (und teure) Malvasierwein. In verschieden Weingütern kann man den leichten Wein probieren und kaufen. Die Weinfelder zeichnen eine ganz eigenartige Struktur in die Landschaft. Wegen der ständigen starken Nordwinde sind lauter halbkreisförmige Mauern aus Lavagestein errichtet, in deren Mitte 2-3 Weinstöcke in eine Mulde wachsen. Der Wein muss deshalb auch von Hand gepflegt und geerntet werden. Maschinen können nicht eingesetzt werden.wein

Schon weit im Norden, hab ich danach bei Guatiza den Kakteengarten besucht, den ebenfalls Manrique in einer Mulde in der Lava gestaltet hat. Wirklich eindrucksvoll werden hier auf mehreren Terrassen etwa 1.100 Kakteenarten präsentiert.kakteen

Ganz im Norden kann man dann auf die Nachbarinsel Graciosa schauen, auf der es nur einen Fährhafen gibt und Lava. Von den Klippen aus kann man die absolute Einsamkeit aus 500 m Höhe bestaunen. Den Abend hab ich dann mit einer ausgezeichneten Dorade und einem Glas Wein auf einer Terrasse im Fischerdorf Arrieta ausklingen lassen.graciosa

Am 31.05. hab ich Arrecife verlassen und bin gemütlich an das Südende der Insel gesegelt. Schon um 3 Uhr hab ich den Anker in der Papageienbucht fallen lassen. Klares blaues Wasser mit 21°C hat mich gleich angelockt. Am Abend hab ich mir dann die beiden Thunfischfilets in die Pfanne geworfen, die ich am morgen noch schnell in der Fischercooperation gekauft hatte – für 2,75 €.papageienbucht

Am Mittwoch bin ich an den großen Sanddünen im Norden von Fuerteventura entlang gesegelt. Vorbei an der Hauptstadt Puerto Rosario (sie soll eine ziemlich hässliche Industriestadt sein) hab ich den Anker in der Bucht von Pozo Negro fallen lassen. Das war leider keine gute Wahl, denn das Boot hat die ganze Nacht wie wild geschaukelt – bis zu 15 Grad auf jede Seite! Das war Gift für meine geschädigten Rippen und ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. So war ich froh, dass ich am nächsten Tag wieder in einem Hafen festmachen konnte in Gran Tarajal.grand tarajal

Nachdem sich wieder keiner meldet auf meinen Anruf, mache ich einfach irgenwo fest. Die Hälfte des Hafens ist nicht genutzt und in der anderen Hälfte ist auch nicht viel los. Immerhin gibt es einen schönen Strand gleich neben dem Hafen und eine Fischhandlung der Fischercooperative. Dort hol ich mir eine große Rotbrasse zum Abendessen für 3 €. Im Ort gibt es viele Baulücken zwischen den in unterschiedlichsten „Baustilen“ errichteten Häusern. Die kahlen Fassaden sind dann oft mit großen Wandbildern geschmückt.  Die Hafenpromenade hat aber durchaus Atmosphäre. wandbilder

 

Am Freitag bin ich weiter gesegelt nach Moro Jable, dem letzten Hafenort auf Fuerteventura. Die Insel ist hier schon recht flach und der Nordwind pfeift recht böig über die Hügel. Mit 25-28 kn Wind bin ich recht schnell in den Hafen gekommen, in dem auch die Fähren von Gran Canaria anlegen. Hier ist dann auch wieder richtig Touristentrubel mit Partycatamaran, Jetski, Segelausflügen und Badetouren zu den Dünen.moro jable

Am Sonntag segle ich weiter nach Las Palmas. Im Windschatten von Fuerteventura bläst der Wind wieder über die Hügel mit 7-25 kn und wechselt die Richtung immer wieder urplötzlich um bis zu 90 Grad. Ganz schön anstrengend wenn ich da halbwegs meinen Kurs halten will. Nach dem Kap kommt er dann beständig mit 12-15 kn. Vorbei am Verkehrstrennungsgebiet, in dem mich aber nur 3 Schiffe kreuzen komme ich in den großen Hafen von Las Palmas. Eigentlich sind es ja 4 Häfen und ganz schön was los mit raus und reinfahrenden Schiffen. Ich lege für die Nacht am Empfangssteg an, denn das Hafenbüro ist schon geschlossen. Thiery, ein Canadier, den ich schon in Arrecife kennengelernt hatte, hilft beim Anlegen und wir feiern das Wiedersehen erst mal mit einem Bierchen.Las Palmas

Am Dienstag kommt Gerlinde. Bis dahin muss ich alles geputzt, gewaschen und repariert haben. Vor allem das AIS (das Schiffserkennungssytem, das mir die anderen Schiffe auf dem Display anzeigt) sollte wieder funktionieren, nachdem es bei dem Sturm in Marokko den Geist aufgegeben hatte. Ein Elektroniker hat das auch recht flott wieder hin gekriegt. Für Reparaturen an Yachten ist dieser Hafen der Beste im ganzen SO-Atlantik!

Demnächst geht`s weiter nach Teneriffa!

das Abenteuer geht weiter….

Mahedia

Am Mittwoch den 11.05. war ein kleines Wetterfenster mit wenig Wind, sodass ich die 15 Meilen nach Rabat gut schaffen könnte. Dort gibt es endlich eine schöne Marina mit Duschen , Klos und Tankstelle. Um 7:00 Uhr wollte ich auslaufen, aber da kam ein Polizist und wollte meinen Pass nochmal sehen. Als er ihn in der Hand hatte, sagte er, ich dürfe jetzt nicht auslaufen. Es sei zu gefährlich. Wie gefährlich es sein kann hatte ich ja bei der Einfahrt erlebt, also hab ich die Fender wieder ausgepackt und aufgehängt, die langen Leinen ausgepackt und die Segelklamotten ausgezogen. Da kam er an und sagte ich dürfe nun doch auslaufen, wenn ich in 15 Minuten draußen bin. Also alles wieder von vorne. Nach 10 Minuten bin ich langsam aus der Flussmündung in den Atlantik gefahren. Es war absolut harmlos! Dann mit Motor gegen den leichten Wind und die Wellen nach Rabat. Nach 3 Stunden war ich dann vor der Hafeneinfahrt und habe mich angemeldet. Wie üblich 3 Mal ohne eine Antwort zu kriegen. Dann kam doch noch ein Rückruf, der Hafen sei gesperrt und ich müsse weiter nach Mohammedia (kurz vor Casablanca), als weitere 45 Meilen gegen Wind und Wellen! Gleichzeitig ging der Motor aus und ich musste schnell die Fock setzen, um manövrieren zu können. Das Diesel war alle, bzw. es war so wenig im Tank, dass bei der unsäglichen Schaukelei Luft angezogen wurde und deshalb der Motor kurzzeitig keinen Kraftstoff hatte und ausging. Mit Luft in der Leitung geht er aber auch nicht wieder an. Die muss man erst mal von Hand am Motor herauspumpen. Inzwischen waren die Wellen auf etwa 3 Meter angestiegen und der Wind hatte auch auf 25-28 kn (6-7 bfts) zugenommen. Eine Stunde hab ich in dem Geschaukel, das immer wilder wurde, nun einen langen Segeltörn im Sturm vorbereitet: Leinen klar machen, Großsegel mit 2 Reffs setzen, Vorsegel auf 1/3 setzen, Windpilot einstellen und neuen Kurs setzen. Der Wind verstärkte sich auf 35-42 kn (8-9 bfts) und die Wellen wurden immer wilder und stiegen auf über 4 Meter, ab und zu krachte das Boot richtig in eine Welle hinein. Die Nacht kam langsam und ich kreuzte weit (ca 25-30 Meilen) hinaus, um den Fischernetzen zu entgehen, die hier in Landnähe immer noch ausgelegt sind. In der Nacht hörte der Regen langsam auf, dafür bekam ich immer wieder einen Schwall Gischt ab, der das Cockpit mit 20 cm Wasser füllte. Einmal war die Dusche so lang und intensiv, das die automatische Rettungsweste auslöste und ich mit einem Knall in einem dicken Luftpolster eingeklemmt war. Na, wenigstens hatte sie funktioniert! Gegen morgen ließ der Wind etwas nach und die Wellen waren auch nur noch 2,5 m hoch. Das war auch gut so, denn in der Nacht bin ich bei einem unvermuteten Wellenschlag unter Deck quer durch die Kabine geflogen und mit der Brust auf der Kante des Kartentischs gelandet. Seither war ich nicht mehr so richtig einsatzfähig (gebrochen sind die Rippen wohl nicht aber doch heftig gestaucht.) Immerhin schwankt das Schiff bis zu 35 Grad nach beiden Seiten und fällt beim Seitenwechsel dann noch 4 Meter runter. In der Bucht von Mohammedia hab ich die Segel eingeholt. Der Motor startete auf den 3. Versuch auch ganz zuverlässig und ich habe nach 29 Stunden in einer echten Marina mit Klo und Dusche festmachen können. Anschließend die übliche Prozedur mit Police frontiere, Gendarmerie Royale, Police nationale, Douane, Capitanerie und Marina. Nach 2 Std war auch das erledigt und ich konnte endlich mal schlafen!Mohammedia baumblüte

Zwei Tage hab ich nun hier verbracht. Gleich am ersten Tag hat mich wieder so ein überaus freundlicher Marokkaner angesprochen, den ich dann nicht mehr los wurde. Bis er schließlich in einer Kneipe neben mir saß und mich bei meinem Fischteller zulaberte. Als ihm dann endlich klar wurde dass er von mir auch nicht einen Dirham bekommen würde ist er endlich abgezogen. Im Basar hab ich dann noch Obst und Gemüse gekauft. Das bringen die Bauern hier vom Land auf Eselskarren in die Stadt und ziehen dann langsam von einer Gasse zur anderen, bis sie alles los sind. Im Zentrum gibt es eine Gasse mit rechts und links zwei Lokalen für Fisch. Ein Fischteller mit 3-4 kleinen Fischen Garnelen und Calamares mit Brot und Salat gibt es für 7 Euro. Die Beilagen sind immer gleich: absolut geschmackloser Salat aus kleingehackten Tomaten, Gurken, Zwiebeln Fenchel ohne Salz, Pfeffer oder Öl, dafür mit (vermutlich) Kardamon gewürzt, eine Schale mit lauwarmer Tomatensauce und ein Schälchen mit einer scharfen roten Sauce.fritures mixtes küche

Am Sonntag bin ich früh morgens los nach Jadida. Der Wind war weg, aber die Wellen kamen von der Seite und ließen das Schiff wieder bis zu 30 Grad aufschaukeln. Erst mal ging es an Casablanca vorbei, das einen riesigen Bauboom hat. Nur zu einer Marina hat es noch nicht gereicht. Ist aber in Planung – inshallah!

riesige Moschee in Casablanca

riesige Moschee in Casablanca

Um 14:00 Uhr reichte der Wind endlich zum Segeln und ich war 3 Stunden später in El Jadida. Hier gibt es nur einen kleinen Fischerhafen, der ziemlich versandet ist. Ich durfte zwar bleiben, musste aber in der Mitte des kleinen Hafens ankern. Also musste ich auch noch das Dinghi zu Wasser lassen und an die Anlegestelle rudern.jadida

Der Kommandant hat geschlagene 2 Stunden gebraucht , um die Formulare auszufüllen. Dabei hat er mindestens Zehn mal seinen Computer hochgefahren und sein Passwort eingegeben bis er endlich alle Angaben richtig drin hatte. Dann hatte er natürlich kein Wechselgeld (4 Euro) und es dauerte eine weitere Stunde bis ich ausbezahlt wurde und meinen Einreisestempel bekam. Inzwischen war es schon dämmrig und ich wollte doch die alte Portugieserstadt anschauen, die sogar Weltkulturerbe ist. Die Portugieser katten hier an der Küste bist 1760 eine Reihe von Handelsniederlassungen, die alle sehr stark befestigt waren. El Jadida war eine Zeitlang der Hauptsitz der Niederlassungen. Meistens wurden hier die Sklaven verschifft, die durch die Sahara an die Küste verschleppt wurden. Als sie dann von den Arabern verdrängt wurden, haben Sie die Stadt zerstört und man hat den Eindruck, dass sich in den letzten 250 Jahren daran nicht viel geändert hat.

Moschee im Portugieserviertel

Moschee im Portugieserviertel

Weltkulturerbe Portugieserviertel???

Weltkulturerbe Portugieserviertel???

Abendessen war dann im Basar in einer Grillbude. Man sagt was man will, dann geht der „Restaurantchef“ über die Gasse zum Fleischermeister und kauft Hähnchenstücke. Der hackt sie zurecht wirft sie in eine Plastiktüte, tut ein bisschen Salz und Kräuter dazu und schüttelt die Tüte kräftig. Das Ergebnis wird in einen Gitterrost eingezwängt und auf den Grill gelegt, dazu gibt es einen Berg gegrillte Zwiebeln und Tomaten, den unsäglichen Tomatensalat (s.o.) und Brot und Wasser – ohne Besteck!

Safi

Hafeneinfahrt Safi

Am Morgen hab ich den Anker hochgezogen (voller Dreck: Schnüre, Plastik etc.)Nach 4 Stunden Schaukelei mit Motor wurde der Wind stärker, die Wellen niedriger und ich konnte den Rest nach Safi segeln. Nach 12 Stunden hab ich am Versorgungsboot festgemacht. Am Dienstag wollte ich mir dann die Medina anschauen und besonders die Töpfereien, für die Safi in ganz Marokko berühmt ist. Nach 20 Minuten hatte ich endlich meinen Begleiter abgehängt (deutsch gut Freund, Düsseldorf , Frankfurt, Onkel Tante oder sonst was leben in Deutschland… ) Der Töpferhügel hinter der Medina hat noch zahlreiche kleine Töpfereien, die meist in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind. Die alten Kuppelförmigen Brennöfen, die mit Holz befeuert wurden werden allerdings nicht mehr benutzt.

Brennofen

Brennofen

Jetzt gibt es die modernen aus Schamott mit Steinwolledämmung und Stabgitterabgrenzung, die von einer Gasleitung auf dem Dach über zahlreiche Schläuche befeuert werden. Gebrannt wird bei 900 Grad, die Glasur bei 1.000 Grad. Das Drehen funktioniert allerdings wie immer: im Boden sind Löcher mit dem Schwungrad, das mit den Füssen angetrieben wird. Der Töpfer sitzt dann auf Bodenniveau mit einer Lederschürze, die das ganze Loch abdeckt.

Töpfer

Töpfer

töpfe Zurück über den sehr quirligen Fischerhafen hab ich mich auf den nächsten Abschnitt vorbereitet.

Fischerhafen Safi

Fischerhafen Safi

8,5 Stunden bin ich mit Motor an der sehr langweiligen Küste entlanggeschaukelt, bis ich in Essaouira an einer ausrangierten Segelyacht im Fischerhafen festmachen konnte. Zu meinem Erstaunen wimmelt es hier geradezu von Touristen! Die Stadt ist bekannt für sein Holzhandwerk. Vor allem aus Thujenholz und –Wurzeln werden schöne Kästchen, Schalen Tabletts etc. gefertigt. Wenn man nicht auf die utopischen Preise hereinfällt, die einem genannt werden, sind die Sachen auch preiswert.

Hafen Essaouira

Hafen Essaouira

basar holz

Da die nächste Tour nach Agadir wieder sehr lang ist, gönne ich mir noch einen Hafentag und gehe in einen Hamam. In dem arabischen Bad wird man zunächst mit Öl eine Stunde lang massiert. Dann kommt man in einen anderen Raum. Der ist völlig kahl mit Lehmwänden und einem Ziegelboden, auf dem ein Stück PVC liegt. In der Ecke ist noch ein kleiner Brunnen mit Wasserhahn. Alles strahlt Wärme ab. Dort muss man sich hinlegen und wird dann mit Wasser übergossen. Nach 10 min rumliegen wird man eingeseift. Nach weiteren 10 min abgegossen. Dann das Ganze nochmal für die andere Seite. Anschließend darf man noch 20 min ruhen. Fertig! Na ja, der Hit wars nicht, aber interessant.

Hotel in Essaouira

Hotel in Essaouira

Durch ziemlich dichten Nebel ging es am nächsten Tag nach Agadir. Dafür war das Meer platt und die Schaukelei war vorbei.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Nachdem auch kein Wind war bin ich mit Motor sehr schnell durch die zahlreichen Fischernetze gekommen und war schon um 5 Uhr in Agadir. Am nächsten Tag hab ich das Boot gründlich vom Mövenschiss der letzten Fischerhäfen reinigen müssen. Die kommen mit Schwung sogar unter die Sprayhood! Der Marinahafen ist getrennt vom Industrie- und Fischerhafen neu gebaut und umgeben von Edelboutiken (mit je einem Wachmann davor darüber sind dann noch Appartements.

Hafen Agadir

Hafen Agadir

Die Stadt ist chaotisch aufgebaut (wurde 1960 bei einem Erdbeben stark zerstört) und hat eigentlich nichts Marokkanisches an sich. Breite Straßen, Betonbunkerarchitektur und vermüllte, verwahrloste Parks prägen das Bild der Stadt.

gehobenes Wohnviertel

gehobenes Wohnviertel

Am kilometerlangen Sandstrand vor den Hotels, Bars und Nachtklubs gibt es dann auch Animation ohne Ende und Grenzen. Würden nicht hin und wieder verschleierte Frauen rumlaufen und alle 100 Meter drei Polizisten mit Maschinengewehr patrollieren könnte man sich wie in Europa fühlen.

Für den nächsten Tag hab ich mir ein Auto gemietet und bin ins Hinterland gefahren. Erstmal muss man aus dem Moloch Agadir hinauskommen. Das dauert etwa 1 Stunde durch die Vororte. Dann geht es durch eine Tiefebene in die Berge des Antiatlas (bis 3.000 Meter). Das ist das Land wo die Arganbäume wachsen. Sie wachsen nur hier und werden 250 Jahre alt, wenn sie vorher nicht von den Ziegen gefressen werden oder als Brennholz enden. Die Früchte liefern das auch in Europa sehr gefragte und teure Arganöl. Damit kann man sich einreiben oder Salat machen.

Arganbäume

Arganbäume

Durch das Tal der Ameln, in dem unter einer mächtigen Gebirgskulisse tatsächlich auch richtig Gemüse angebaut wird, bin ich dann wieder Richtung Küste und zurück nach Agadir gefahren.

Im Antiatlas

Im Antiatlas

ammeln

Ich hatte nun genug von der Bürokratie der marokkanischen Häfen und habe die letzten Abschnitte in Afrika sausen lassen. Für die Tour zu den Kanaren (Ihr seht ich habe meine Pläne geändert) hab ich mir noch 50 L Extrasprit besorgt. Bei wenig Wind und kaum Wellen hab ich am Dienstag, den 24.05. um 6:30 Uhr abgelegt und bin durch die zahlreichen Fischer nach Westen gefahren. Noch nach 4 Stunden waren um mich herum Fischerboote unterwegs. Ein paar Delphine und fliegende Fische sind ab und zu aufgetaucht. Um 15:00 Uhr hab ich dann einen Segelversuch gestartet, der immer besser lief und ich konnte bis Mitternacht mit der Genua gut vorwärts kommen. Um Mitternacht war der Wind wieder weg und ich musste mit Motor weiter durch die schwarze Nacht (war ziemlich stark bewölkt, also kein Licht von Mond und Sternen. In der üblichen Weise – Wecker auf 20 Min stellen, hinlegen, aufstehen oben Ausschau halten Kurs und Geräte kontrollieren und wieder von vorne. Morgens fuhr dann tatsächlich ein Containerschiff etwa 2 Meilen hinter mir vorbei. Nach 35 Stunden hab ich dann in Arrecife auf Lanzarote festgemacht. Eine sehr saubere Marina mit 4-Sterne Toiletten und Duschen! Hier werde ich einige Tage bleiben.

nach 1 Monat in Afrika !

nach 1 Monat in Afrika !

Auf nach Afrika….

Am 20.04. bin ich mit Volker wieder in Almeria gelandet. Bird of tuvalu stand noch sicher auf dem Trockenen und wir hatten 2 Tage zu tun um alles für die weitere Reise vorzubereiten: Zinkanoden anbringen, Ankerkasten auskleiden (den ich einen Monat zuvor entrostet und 5 Mal gestrichen Hatte), Spinnackerbaum richten, Segel setzen Wasser auffüllen und entkeimen, Sprayhood montieren und noch einige Kleinigkeiten mehr.

Im Hafen von Almerimar

Im Hafen von Almerimar

Am Sonntag war dann Fiesta San Marco in El Ejido, dem Nachbarort. Nach einer Messe in der Kirche wird der Schutzheilige San Marco durch die Stadt getragen (eigentlich ja vom Traktor gezogen). Vorneweg die Farmer auf Pferden und mit Kutschen, dann die Straßenreinigung, hinterher die Ehrenjungfern des Heiligen auf einem Wagen und danach ein endloser Zug mit Festwagen mit Musik und vielen Leuten drauf. Es erinnert ziemlich an eine Loveparade bei uns.elejido5 elejido3

Am Montagnachmittag ging es dann endlich los nach Afrika.Ich verabschiedete mich von Udo und Alex, die mein Schiff die ganze Zeit so gut betreut hatten und fast alle Probleme aus dem Weg räumen konnten. Die angekündigten 10-17 kn Wind wurden sehr schnell zu 20 kn, die uns mit 1,5 m Welle ganz schön zum Schaukeln brachten. Um Mitternacht schlief der Wind dann ziemlich ein, und wir mussten die letzten 4 Stunden mit Motor nach Melilla fahren. Die spanische Enklave in Marokko macht einen recht langweiligen und vergessenen Eindruck. Viele Läden sind geschlossen und ein vernünftiges Lokal zum Essen haben wir auch nicht gefunden.melilla melilla2

So sind wir am Mittwoch gleich weiter nach Al Hoceima, der ersten marokkanischen Stadt. Wir konnten an der Fährmole festmachen, denn der Yachthafen war noch im Bau und wird sicher einmal sehr schön. Nach 1,5 Stunden waren auch alle Formalitäten erledigt – Polizei, Hafenverwaltung, Zoll (die haben das Boot sogar mit einem Hund durchsucht!). Das Abendessen haben wir uns nach einem Rundgang durch die sehr arabische Stadt auf einer Aussichtsterrasse über dem Hafen gegönnt. Am nächsten Tag sind wir für 70 Cent mit dem Taxi den Berghinauf gefahren und haben im Souk groß eingekauft. Abends gab es dann wieder einen Restaurantbesuch im Hafen. Der Restaurantchef hat uns zunächst nebenan zum Markt der Fischer geschickt, wo wir einen Rotbarsch und eine Dorade für 4 Euro erstanden haben. Die Fische sind dann am Tisch dahinter für 30 cent ausgenommen und geputzt worden. Dann sind wir mit der Tüte Fisch wieder zum Restaurant und haben dort den Fisch grillen lassen. Mit Pommes frites, Gemüse, Salat, Brot Wasser und Tee hat das dann nochmal 4,50 Euro gekostet. Für 9 Euro also ein köstliches Mahl zu zweit.hoceima2 hoceima3

Am Morgen haben wir unseren Ausreisestempel in den Pass bekommen, nachdem das Schiff mit einem Schnüffelhund durchsucht worden war. Immerhin ist das Riffgebirge zwischen hier und Tanger der Welt größte Produzent an Haschisch. Man schätzt die Jahresproduktion auf über 53.000 to. Aber bei uns war kein Gramm davon zu finden. Um 17:00 Uhr sind wir im Hafen Jebha abgewiesen worden, weil hier keine fremden Yachten sein dürfen und er außerdem zu voll sei. Das haben wir auch eingesehen, denn jeder Platz an der Mole war von Fischerbooten besetzt, an denen wiederum mindestens 3 weitere Boote festgemacht hatten. Der nächste Hafen –Marina Stehat –  war nur in der Seekarte verzeichnet, aber im Hafenführer vom (edlen!) Kreuzerverband nicht aufgeführt. Als wir kurz vor Nachteinbruch dort ankamen haben uns ganz viele Fischer beim Anlegen geholfen, aber der Polizist hat nach einem Anruf gesagt wir müssten wieder raus weil ein Anlegen hier verboten sei. Darauf gab es eine große Diskussion unter den Anwesenden. Der Chef der Fischervereinigung hat mir erklärt von seiner Seite könne ich gerne bleiben, auch der Ortspolizist stimmte ihm zu – aber die Anweisung. Wir wollten schon wieder ablegen, das sollten wir doch bleiben, weil extra einer aus der nächsten Stadt angereist kam um die Situation zu klären. Die Schiffspapier und Reisepässe wurden unterdessen mehrfach mit dem Smartphone fotografiert. Endlich kam der wichtige Mann von der Gendarmerie Royale, fotografiert nochmals alles und schrieb es zur Sicherheit nochmal ab. Ein anderer Beamter musste dann das Abgeschriebene nochmals auf einen Zettel aus dem Kalender des Chefs abschreiben, dann erhielten wir die Erlaubnis über Nacht zu bleiben, aber den Steg nicht zu verlassen. Puh! Es war 20:30Uhr.stehat küste

Die nächste Station war die nur noch 35 Meilen entfernte Marina Smir, ein echter Yachthafen mit Strom, Wasser, Duschen und WC. Hier saßen wir 2 Tage fest, denn draußen blies der Wind mit 32 kn (Windstärke 6-7). Smir ist ein Kunstort, d.h. alles ist in Resorts aufgeteilt , eingezäunt und bewacht. Zum Teil sehen diese Appartementanlage ganz nett aus, haben auch einen schönen Park zwischen den Häusern, aber man kommt halt nicht rein. An den nächsten Tage haben wir M´diq angeschaut ein kleines Städtchen mit einem leeren Hafenneben dem vollen Fischerhafen. Der leere Hafen ist dem König vorbehalten. Warum dafür aber 100 Anlegeplätze frei sein müssen, ist mir nicht ganz klar. Tetuan ist die Bezirkshauptstadt und ein wildes Getümmel von Menschen . Immer wieder sieht man auch Berberfrauen aus dem Rif mit ihren typischen Hüten. Die Männer in den Spitzmützenkaftanen haben es Volker besonders angetan. Ich konnte ihn aber nicht dazu überreden, einen zu kaufen. Die Medina (Altstadt) ist ziemlich verwinkelt und wir nehmen einen der Führer, die sich sofort nach dem Austeigen aus dem Bus (40 min Busfahrt für 65 cent) aufdrängen. Für angeblich 2 Euro führt er uns den ganzen Tag (als wir ihm 5 geben, will er plötzlich für jeden 5 Euro – kriegt er aber nicht). Mit ihm kommen wir in ein kleines Hotel, eine Apotheke und natürlich einen Kunstgewerbeladen mit Teppichen, Schmuck, Töpferwaren, Blechtöpfen und Kannen und Kleidern. Volker ersteht hier seine ersten Mitbringsel und der Ladenbesitzer ist ganz glücklich.smir kamel apotheke tetuan berber m diq

Am Dienstag den 3.5. geht es weiter nach Ceuta der zweiten spanischen Enklave in Marokko. Von See aus sieht man gut das Band des doppelten Grenzzaunes, das die Enklave umgibt und vor dem unkontrollierten Einreisen der Flüchtlinge schützen soll. Die Stadt ist wieder deutlich europäischer, was insbesondere dem besseren Erhaltungszustand der Häuser und der Sauberkeit auf den Straßen zu verdanken ist. Viele Frauen laufen hier mit Kopftuch rum, aber man hat meistens nicht den Eindruck, dass das eine ungeliebte Pflicht ist. Nach einem Einkauf bei Lidl zur Auffrischung der Vorräte mache ich ein Festessen für den Abend: Schweinefilet in Tomatensauce mit Nudeln und Salat. Dazu eine gute Flasche spanischen Rioja.

Herkules mit den Beiden Säulen die in Gibraltar und Ceuta stehen sollen

Herkules mit den Beiden Säulen die in Gibraltar und Ceuta stehen sollen

Ceuta

Ceuta

In einer flotten Fahrt vor dem Wind rauschen wir am Mittwoch in 4,5 Stunden nach Tanger. Wie herrlich das ist, wenn der Wind einmal von hinten kommt! Die neue Marina ist leider noch nicht fertig, so Müssen (dürfen) wir im Fischerhafen am Rettungskreuzer festmachen. Das ist eine Kloake hier im Hafen! Ich schreibe lieber nicht, was da alles so rumschwimmt in der schwarzen Brühe. In der Capitanerie hängt übrigens ein Plakat: „Die Häfen sind die Augen unseres Landes, lasst sie uns sauber halten!“ Volker hat später die eine weiße Festmacherleine einen Tag bearbeitet, bis sie wieder hellgrau war. Wir mussten die Stadtbesichtigung getrennt machen, da immer einer auf dem Schiff bleiben musste. Die Medina ist relativ übersichtlich hat aber sehr schöne Läden und ein Kunstmuseum mit Picasso und Dahli Werken in 9 Räumen (meist nur etwa 8 qm groß). Volker hat dann „Päckchen öffnen“ müssen, weil die Rettungscrew eine Spazierfahrt machen wollte. Wir haben anschließend das Boot um die Ecke an die Mole versetzt, an der nur ein Poller zum Festmachen war. Die Vorleine haben wir dann über 30 Meter auf quer über die Mole an die andere Wand verlegt. Das hatte nur den Nachteil, dass wir jetzt bei Ebbe ungefähr 2,5 Meter an der glatten Betonwand hoch mussten , um vom Schiff zu kommen. Wir haben dann den Baum rüber geschwenkt und so wenigsten 1,5 Meter Höhe geschafft, wenn man darauf zur Mole balanciert. Ingenieure sind eben Improvisationstalente!Tanger5 tanger4 tanger tanger2 tanger3

 

Am Freitag geht es um die Ecke an die Atlantikküste nach El Larache. Wieder haben wir einen Platz am Rettungskreuzer, der aber wohl nie ausläuft, denn wir dürfen das Boot alleine lassen. Die Medina ist klein und übersichtlich, hat aber ein paar schöne Plätze. Als wir neugierig in ein Haus schauen, aus dem Musik kommt, erhalten wir eine Einladung zur Abschlussfeier des Musikkonservatoriums im alten Kino für den nächsten Abend. An dem Tag ist auch noch der Afrikatriathlon in der Stadt und der Hafen ist für die Schwimmer geschlossen. So bleiben wir noch einen Tag, sehen einige Triathleten und Musikgruppen, die zum Anfeuern gekommen sind und gehen Abends zur angegebenen Zeit ins alte Kino. Nach einigem Suchen haben wir zwei Klappsitze gefunden, die den Eindruck machen, dass sie den Abend noch durchhalten und warten gespannt zwei Stunden bis es losgeht. Die ersten Musikstücke traditioneller Musik halten wir durch, dann flüchten wir, weil der Gesang des Gesangsstars über Verstärker so ohrenbetäubend war, dass man danach immer einige Minuten gebraucht hat, bis man wieder etwas gehört hat.Larache 1 larache2 larache3 akademie

Am Sonntag ging es bei starkem Gegenwind und 3 Meter Wellen nach Süden Richtung Rabat. Als wir uns bis um ½ 9 Uhr vor Mahedia durchgekämpft hatten, beschlossen wir dort in den Hafen einzulaufen, denn nach Rabat wären es 3-4 Stunden durch die Wellen und ein Einlaufen bei Nacht. Beim meinem Anruf, der immer vor einer Einfahrt erfolgt, wurde uns auch gleich wieder ein Platz neben dem Pilotboot zugewiesen. Die Einfahrt verläuft zwischen zwei fast parallelen Wellenbrechern etwa 500 m lang in einen Fluss mit starker Strömung. Nach einer Weile Beobachtung hab ich mir eine Stelle rausgesucht um durch die quer laufende Brandung in den Fluss zu fahren. Bei einer Reihe niedriger Wellen ging´s mit Vollgas rein. Mitten in der Einfahrt türmte sich hinter mir eine Riesige Welle auf und hob das Schiff mit seinen 12 To etwa 4 Meter hoch. In einer gewaltigen Gischtwolke schoss das Boot mit 18,4 kn (35 km/h) mindestens 150 Meter in die Hafeneinfahrt. Das Ganze wiederholte sich gleich nochmal und etwas abgeschwächt ein drittes Mal. Dann waren wir drin! Später erfuhr ich, dass die Hafenpolizei mich gar nicht hätte rein lassen dürfen und der Hafen eigentlich geschlossen war. Wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte man das geglückte Manöver richtig genießen können. Mir haben jedenfalls nach dem Anlegen noch die Knie gezittert (oder erst da, denn während des Manövers war keine Zeit dazu). Bei starkem Seegang kommt es vor, dass in der Hafeneinfahrt solche Brecher entstehen. Dabei kommt die Welle nicht nur rein, sondern saugt aus dem Fluss noch Wasser an um sich derart aufzutürmen. Dabei sinkt der Wasserstand im Fluss kurz vor der Welle gewaltig ab und hat je nach Tide nur noch wenige Zentimeter. Wenn dann das Boot zu früh von der Welle rutscht, gibt es unweigerlich Kleinholz. Eine knappe Meile aufwärts war dann unser Liegeplatz. Leider war der Weg dahin schon so seich,t dass wir im Schlick stecken geblieben sind und die halbe Nacht auf steigendes Wasser warten mussten, bis wir endlich unseren Liegeplatz am Pilotboot erreichen konnten (dann kam das mit den Knien, s.o.).mahedia mahedia2

Der nächste Tag ging bis mittags erst mal drauf mit dem Behördenkram: Capitanerie, Police du Port, Gendarmerie Royale, Douane wieder mit Hund. Alle schreiben alles ab und kommen manchmal auch 2 Mal, dann wird noch das Boot fotografiert und wir haben unsere Ruhe. Für die nächsten Tage war die Ausfahrt jedenfalls gesperrt. Außer der Kashba (Festung) über der Hafeneinfahrt gibt es hier nichts zu entdecken. Unser Ausflug in den Ort zum Abendesse war noch ganz lustig. Auf der Hinfahrt haben wir ein Dreiradtaxi genommen, so ein Motorrad mit Ladepritsche auf der zwei Styroporblöcke zum Sitzen liegen. Die Rückfahrt haben wir dann viel komfortabler in einem alten Mercedes gemacht. Allerdings waren vorne 3 Mann und hinter 4 Mann gesessen. Dafür hat die Fahrt nur 65 Cent pro Person gekostet. Am Dienstag den 10.05. verlässt mich Volker um 5 Uhr früh und fliegt wieder heim. Er hat gemeint, dass er noch nie so viel erlebt hatte auf einer Segeltour mit mir. Das glaube ich ihm glatt. Es war sehr schön zusammen. Ab jetzt geht es bis zu den Kanaren alleine weiter.

Neue Pläne

Ich hab meinen Segelplan bis zur Sommerpause nochmal überarbeitet. Die neue Route geht jetzt über Madeira zu den Kanaren und es sind auch noch ein Paar Wochen frei. Allerdings sind da auch zwei längere Überfahrten nach Madeira (ca 4 Tage) und nach La Palma (ca. 3 Tage) drin. Wer also noch Lust und Zeit hat, kann mich gerne auf den Abschnitten Marroko- Madeira oder Madeira-Kanaren begleiten.Canaries madeira

Auf ins Neue Jahr

Blumen 2

Mit ein paar Blumen von meiner Reise in diesem Jahr möchte ich mich bei meinen treuen Fans bedanken. Es war eine tolle Reise und ich hoffe, Ihr habt sie in meinen Beiträgen ein bisschen miterleben können. Für 2016 hab ich erst einmal nur die Hälfte bis zum Juni geplant. Hier die kleine Vorausschau:kanaries

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Törnplan 16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie Ihr seht, bin ich auf exotischen Pfaden (zumindest für Segler) unterwegs.Zunächst wünsch ich Euch aber einen guten Start ins Neue Jahr und immer gute Laune

Matthias

blumen 1

Der Weg ins Winterlager

Bis zum Hafen, den ich nun nach vielen Empfehlungen rausgesucht habe, ist es noch ein langer Weg. Zunächst hab ich mir aber Mahon angeschaut. Viele Häuser und Wege sind in den letzten 15 Jahren hergerichtet worden. Die Stadt hat einen richtigen Aufschwung genommen. Trotzdem ist jetzt in der Nachsaison nix los und ich wandle ziemlich einsam durch die Gassen.mahon nachsaison

Auf einem langen Fahrradausflug schau ich mir die berühmte prähistorische Ausgrabungsstätte Trepuco an, die mit den anderen 20 Plätzen auf der Insel zum Weltkulturerbe angemeldet wurde. Ist auch ganz nett aufbereitet, so mit Infotafeln usw. Dann geht es weiter nach Es Castell, einem Vorort von Mahon. Neben einem ehemaligen Militärlager gibt es eine kleine Bucht mit Fischerbooten um die sich reizvolle Lokale angesiedelt haben. Eine richtige Idylle, gleich neben Mahon.

Trepuco

Trepuco

Es Castello

Es Castello

Am Montag, den 26.10. sind immer wieder Regenschauer durchgezogen. Dabei ist der Wind ganz eingeschlafen und ich hab den Autopiloten steuern lassen, während ich mich unter der Sprayhood verkrochen habe. Kurz vor Cala Ratjada auf Mallorca hat mich dann ein anderes Segelboot angefunkt, weil es Probleme mit dem Motor gab. Ich hab dann eine Leine übernommen und die beiden Kölner Architekten (Wie sich später herausstellte) eine Stunde lang bis in den Hafen geschleppt. Dort haben sie mich dann zu Restenudeln und Salat eingeladen – war eine ganz nette Abwechslung.

Cala Ratjada

Cala Ratjada

Am Dienstag fuhr ich gleich weiter mit einer kurzen Tour nach Porto Cristo. In einer engen S-Kurve windet sich der Hafen durch die Felsen, die mit Luxusvillen bebaut sind. Sieht aber ganz gut aus, denn es ist noch viel Platz für Felsen und Palmen dazwischen übrig.

Porto Cristo

Porto Cristo

Es gibt dort die berühmte Grotte Cueva del Drach, eine Tropfsteinhöhle, die ich mir auch gleich angeschaut hab. Nach einem Fußmarsch durch die Tropfsteine kommt man in eine große Halle mit einem See. Dort setzt man sich am Hang auf Bänke, das Licht geht aus und es gleiten 3 Ruderboote mit romantischer Beleuchtung über den See. Dabei werden von 3 Musikern 4 klassische Schnulzen gespielt. Danach geht man wieder aus der Höhle und ist beeindruckt!

Cueva del Drach

Cueva del Drach

Am Mittwoch gings um die SO-Ecke von Mallorca nach La Rapita. Der Wetterbericht hatte angenehme 10-12 kn aus W vorausgesagt. Leider hat sich das Wetter wieder einmal nicht daran gehalten und hat schließlich mit25-35 kn aus NW(Windstärke 8) geblasen, also genau von dort, wohin ich wollte. Ich hab dann eben in den letzten 3 Stunden wieder den Motor zu Hilfe genommen, damit ich endlich ankomme –die ganze Fahrt hat 9,5 Std gedauert.

Am nächsten Tag hab ich bei ruhigem Wetter Palma erreicht. Im Yachthafen direkt vor der Kathedrale (gut, ein bissl links wars schon)hab ich einen tollen Platz gefunden – allerdings nur für eine Nacht, weil gerade wieder eine Regatta lief. Es hat aber gereicht um kreuz und quer durch die Stadt zu laufen, die Kathedrale und das arabische Bad zu besichtigen und ein schönes Abendessen zu genießen.cathedrale cathedrale2 palma

Am nächsten Morgen bin ich noch zum Markt am anderen Ende der Stadt gelaufen und hab groß eingekauft. Herrlich, so ein Markt mit lauter frischen Sachen. Am Abend, in der nächsten Ankerbucht, hab ich mir dann eine schöne Scheibe Fisch gebrutzelt mit Reis und Tomatensalat.gemüsemarkt

Ankerbucht bei la Ponza

Ankerbucht bei la Ponza

Am Samstag gings dann wieder auf eine lange Tour mit 66 Meilen nach Ibiza. Dort hatte ich in St. Antonio auf der Westseite einen Hafen gebucht, wo ich ein paar Tage verbringen wollte, denn es kam eine Sturmfront. Es hat dann auch am Sonntagnachmittag angefangen zu blasen. Das ging die ganze Nacht durch und am nächsten Tag bis nachmittags. Immer wieder hab ich im geschützten Hafen 37 kn gemessen. Das wäre wieder kein Vergnügen gewesen. Die Partyhochburg St. Antonio ist im November sozusagen „tote Hose“. ¾ der Lokale haben zu, die Partyhallen Eden und Paradies sind ebenfalls geschlossen und die Apartmenthochhäuser sind bis auf ganz vereinzelte offene Fenster dicht gemacht. Ich hab dann einmal in der Villa Mercedes gegessen: Salat, Steak, Mangocreme und Wein für 40 €, gut, teuer und wenig, aber schön angerichtet. Die Segelpause hab ich genutzt für einige Reparaturen: Bilge ausgeschöpft und getrocknet, aber nicht herausgefunden, warum da Wasser drin war.(Dazu hab ich die Sitzbank zerlegt und die Entlüftungen von den Tanks geprüft – war aber alles in Ordnung). Dann das Kabel für den Kartenplotter, der seit drei Tagen nicht ging, neu verlegt und angeschlossen – der geht jetzt wenigstens.

St. Antoni

St. Antoni

Am Dienstag kam die Überfahrt zum Festland. Wie erwartet war die See recht ruppig mit 2 Meter hohen Wellen, die erst am Nachmittag etwas flacher wurden. Ich konnte sogar die Segel setzen, hab aber meist den Motor mit laufen lassen müssen, damit ich höher an den Wind segeln konnte. Der Wind kam nämlich wieder mal nicht aus der vorhergesagten Richtung, sondern 30 ° steiler, also fast „auf die Nase“. Na ich hab auch die 12 Stunden überstanden und bin vor Calpe vor Anker gegangen. Der anfängliche Schwell hat im Laufe der Nacht nachgelassen, sodass ich doch noch schlafen konnte.

Der nächste Stopp war auf der Isola de Tabarca, einem Naturreservat. Das ist an sich ein beliebtes Tagesausflugsziel für die Touristen aus Alicante. Es gibt auch Ferienwohnungen und 2 kleine Hotels dort, aber alles ist verlassen und um 5 wenn das letzte Ausflugsboot mit 7 Touristen weg ist, ist alles verrammelt und niemand mehr zu sehen. So konnte ich wenigstens im Hafen festmachen, der ist nämlich sonst für Privatschiffe verboten.

Am Donnerstag gings dann 8 Stunden unter Motor über eine glatte See nach Cartagena.

Cartagena

Cartagena

Die Stadt hat mich schon im Frühjahr fasziniert und ich finde, es ist immer noch die interessanteste Stadt südlich von Valencia. Sie hat eine spannende Geschichte von den Puniern über die Römer, die Mauren und verschiedene spanische Könige hat die Stadt viele Höhen und Tiefen erlebt. Überall sind Reste dieser Kulturen in der Stadt zu finden. Der Hafen liegt tief in einer geschützten Bucht und ist deshalb immer wichtig gewesen. Dass dahinter ein Sumpfgebiet lag war zunächst nicht so wichtig. Erst als durch die Krankheiten die Bevölkerung von mehreren Tausend auf 500 Einwohner sank hat man ernsthaft versucht das Tal trocken zu legen. Das gelang aber erst 150 Jahre später. Im 19. Jahrhundert hat man dann noch wichtige Erze gefunden (Blei, Zink und sogar Silber) und die Stadt erlebte einen neuen Aufschwung. Die Minen sind mittlerweile wieder geschlossen und teilweise zu besichtigen. Heute ist Cartagena Militärstadt (Hauptstandort der spanischen U-Boot Flotte) Universitätsstadt, Stadt der Mode und Kultur (für letzteres müssen sie noch etwas tun). Vor allem aber ist sie bis heute durch und durch spanisch und daran ändern auch die tausenden von Kreuzfahrer nichts, die täglich die Stadt überfluten.cartag3 Cartag Das Leben fängt hier erst um ½ 10 Uhr nachts an. Da sind alle Lokale voll, die Menschen flanieren durch die Straßen und die Geschäfte, alles ist unglaublich lebendig! Nach 3 Tagen hab ich mich aber doch von dieser Stadt getrennt, und bin weiter nach Süden gefahren.

Küste zwischen Cartagena und Almeria

Küste zwischen Cartagena und Almeria

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Mit zwei Ankerstopps in ruhigen Buchten bin ich nun bis Almerimar, ca. 50 km südlich von Almeria, angekommen. Ein reiner Touristenort – also nix los. So kann ich mich ganz auf das Überwintern des Schiffes und die notwendigen Reparaturen konzentrieren. Nächste Woche geht es dann wieder nach Hause.

In 162 Tagen habe ich dieses Jahr 9 Länder besucht. Dabei bin ich in 81 Häfen eingelaufen und habe 36 Mal geankert. 5.360 sm liegen hinter mir mit wenig und mit viel Wind. Regentage hatte ich, glaube ich, nur 5 in der ganzen Zeit. Den Blick durch die Dachluke in den blauen Himmel am Morgen werde ich in den nächsten Monaten wohl am meisten vermissen. Wenn ich im Frühjahr weiß, wie es weitergeht, werde ich mich wieder melden. Bis dahin wünsch ich euch einen schönen Winter und einen guten Start ins nächste Jahr – euer Salzwasserfreak 😉fenster

Sardinien und die langen Fahrten

Mit ein bisschen Wut im Bauch bin ich aus dem versifften Fischerhafen von Bizerte hinausgedüst. Eigentlich wollte ich noch kurz Station auf der tunesischen Insel La Galaia machen, damit ich nicht die ganze Nacht durchfahren muss, aber ich hatte genug von den Tunesiern. Der Wetterbericht hatte kaum Wind vorhergesagt, das Meer war platt wie ein Ententeich, also gings geradewegs zurück nach Europa. Ziel war die kleine Insel San Pietro an der SW-Ecke Sardiniens. 140 sm würden wohl so 22 Stunden dauern. Die Hauptschiffahrtsroute hatte ich bis zum Dunkelwerden passiert, und keiner der etwa 20 Frachter und Tanker (z.T. 366m lang und 50 m breit!) hat mich versenkt. Der Viertelmond ging unter und der Sternenhimmel war prachtvoll. Ich vertrieb mir die Nacht mit meinem Käfer, den ich vor einiger Zeit mit an Bord genommen hatte. Das ist ein kleiner Marienkäfer (was ihr schon wieder gedacht habt…) als Eieruhr, der alle 20 Min klingelt. Dann muss ich hoch und schauen, ob etwas im Weg herum steht oder mich rammen will. Dann kann ich mich bis zum nächsten Klingeln wieder 20 min hinlegen. So geht das dann von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Irgendwie hat mich die Strömung etwas unterstützt und ich war schon um 9:00 Uhr in Carloforte, dem Hafen von San Pietro. Der Hafen – ein Traum: alle Stege mit Bretterbelag – kein Brett fehlt, keines ist durchgebrochen und alle festgeschraubt; nirgends auch nur die Spur von Müll; der Weg am Ufer mit einer duftenden Hecke zur Promenade abgegrenzt, Duschen und WC total sauber und freundliches Personal die ganzen 24h am Tag! Woah!

Hafen in Carloforte

Hafen in Carloforte

Nach dem Duschen und Schlaf nachholen hab ich abend gegessen mit einem ausgezeichneten Schwertfisch Carpaccio, Tunfischsteak und Tomatensalat – toll! Der nächste Tag war Ruhetag, dh. Ortsbesichtigung, Radrundfahrt um und über die Insel (dass so eine kleine Insel so viele Berge haben kann!) Baden und Eis essen.

Radweg - war nicht immer so

Radweg – war nicht immer so

Der Ort ist für italienische Verhältnisse sehr ordentlich und sauber, hat viele Blumen und Bäume und die typischen verwinkelten Gassen mit den Wäscheständern auf den Balkonen.

Carloforte

Carloforte

Die ganze Insel ist grün, von Macchia überzogen, nur einige Flecken sind frei. Dort wird Wein angebaut oder ein paar Kühe stehen herum. Die NO- Ecke ist noch immer mit vulkanischen Gestein in ganz eigenartigen Formationen bedeckt. Hier wächst seltsamerweise auch fast nichts, obwohl das Lavagestein schon 15 Mio Jahre alt ist. Ist wohl nicht so lebensfreundlich wie am Ätna.

Vulkangestein

Vulkangestein

Saline mit Flamingos

Saline mit Flamingos

In 2 Etappen mit einem nächtlichen Ankerstopp in der Bucht bei Capo Manu bin ich dann weiter nach Carloforte. Der Weg nach Menorca ist durch den Mistral blockiert, der mit 35-40 kn zwischen Menorca und Sardinien hindurchpfeift. Hier ist aber nix los und so tucker ich langsam nach Norden.

In Alghero, der angeblich schönsten Stadt Sardiniens, ist erst mal die Tankstelle kaputt und betanken aus Kanistern anscheinend verboten. Der Marinero hat mir trotzdem einen 30 l Kanister gebracht, den ich aber nur nachts verwenden durfte. Ich hab ihn dann in einer großen Einkaufstüte versteckt und bin 2 Mal zur Tankstelle geradelt und mit dem vollen Kanister wieder zurück zum Schiff. Na das hat wenigstens geklappt.

Alghero

Alghero

Die Altstadt ist – ähnlich wie Syracus – auf einer Halbinsel mit einer großen Befestigungsmauer umgeben. Dazu nochmal einen kleinen Geschichtsexkurs: Im 11. Jahrhundert haben erst mal die Genuesen sich hier eingenistet, nachdem sie die Piraten vertrieben hatten und die Stadt ausgebaut. Nach 200 Jahren, 1354 und diversen Versuchen von Pisa, die Stadt zu erobern, gelang es dann dem König von Aragon (also Katalanien) zusammen mit den Venezianern die Stadt einzunehmen. Irgendwie hat er dann die Venezianer wieder ausgebootet und dir Stadt war 400 Jahre unter katalanischer Herrschaft. In der Zeit kam auch Kaiser Karl der Große mal hier vorbei, hat seinen Soldaten bei Kampfspielen auf dem Platz vor dem Palast zugesehen. Als er zusehen musste, wie viel besser die Katalanen waren hat er sie kurzerhand geadelt (Ihr seid alle geadelt, rief er angeblich aus dem Fenster). Hat ihn ja nix gekostet, es waren ja die Untertanen des Katalanischen Königs. Schließlich fiel die Stadt an Savoyen, wurde also französisch. Irgendwie schon interessant, dieses Gerangel der Städte Genua, Pisa und Venedig gegeneinander und die Einmischung Kataloniens, Savoyens der Normannen und alle zusammen gegen die Piraten aus Nordafrika und der Türkei. Heute sind die Wappen der Seestaaten Italiens (Pisa, Genua und Venedig, den 4. weiß ich nicht mehr) in der Nationalflagge friedlich vereint.

Alghero

Alghero

Am Donnerstag gings noch an den Cabo Caccio, den äußersten Zipfel Sardiniens im NO. Dann kam die lange Überfahrt mit ca. 200 Meilen (kalkulierte 36 Std). Die Nacht in der Bucht am Cap war alles andere als entspannt. Die Wellen vom Mistral schwappten um die Ecke bis in die Bucht und ich rollte von einer Seite der Koje in die andere. Dabei war an Schlaf nicht zu denken!

Cabo Caccia

Cabo Caccia

Um ½ 4 Uhr früh hab ich mir einen schnellen Tee gemacht und bin aus der Bucht Richtung Menorca gefahren. Draußen war zwar kein Wind mehr, aber eine 2-3 m hohe Welle mit einer kleineren Welle dir quer dazu lief. So hat es das Schiff ständig von einer Seite zur anderen geworfen, dazu das Auf und Ab, die Kälte, die Müdigkeit und die Finsternis – das hat mich ziemlich fertig gemacht. Erst gegen 3 Uhr war so viel Wind, dass ich endlich etwas segeln konnte. Beim Segel fertig machen bin ich mir vorgekommen, als ob ich auf so einer amerikanischen Bullriding – Maschine stehen würde. Ist aber alles gut gegangen (sonst wär ich ja nicht hier) und ich konnte bis Sonnenuntergang segeln. Es wäre noch länger gegangen, aber wenn es dunkel wird berge ich zumindest das Großsegel, wenn ich alleine an Bord bin. Jetzt kam wieder mein kleiner Käfer zum Einsatz –insgesamt 20 Mal bis zum Sonnenaufgang. Kurz darauf war auch schon  La Mola zu sehen, der mächtige Felsen in der Einfahrt nach Mahon, der Hauptstadt von Menorca.

La Mola

La Mola

Vor genau 15 Jahren war ich schon einmal hier mit Lothar und Helmut auf meinem ersten Chartertörn. Viele Grüße an meine beiden Freunde, die noch viele Törns mitgemacht haben.

Mahon

Mahon

Die längsten Fahrten hab ich nun hinter mich gebracht. Den Rest kann ich mit Touren bei Tageslicht machen. Das ist doch sehr viel angenehmer.

Tunesien – warum nicht?

Der Wetterbericht war gut, als ich um 10:00 Uhr endlich loskam: NW Wind mit 20 kn auf 14 kn abflauend bis zum Abend. Im Hafen hab ich noch das Großsegel gesetzt, weil es da weniger Wellen gibt (mit einem Reff). Draußen kam dann noch ein Stückchen Genua dazu und es ging richtig schön (bis auf den ruppigen Seegang) davon. Ich hatte mir vorgenommen nach Kelibia an der Ostküste Tunesiens zu fahren, aber der Wind hat sich nicht an den Wetterbericht gehalten und kam aus Westen. Damit musste ich auch meinen Kurs weiter östlich legen, na ja nach 12 Stunden, um 10 Uhr nachts, hab ich dann auf der Insel Pantelleria den Hafen besucht, weil mich der Wind sowieso dorthin trieb. Das war komplizierter als gedacht. Die Hafenpolizei hat zunächst verlangt, dass ich einen der dortigen Yachtclubs anrufen müsse, damit ich einen Platz bekomme. Nachdem ich die Telefonnummer bekommen hatte, hab ich tatsächlich einen erwischt der mir auf französisch einen Platz zusicherte. Mit der Zusage bekam ich die Erlaubnis in den Hafen einzufahren. Vor der Hafeneinfahrt muss dabei ein Wrack umfahren werden und im Hafen liegen die Trümmer eines alten Phönizischen Hafens, die man auch nicht treffen sollte. Die Beleuchtung der Sicherungsbojen ging auch nicht, so hab ich mich im Dunkeln langsam vorgetastet und schließlich mit der Hilfe von 2 Jungs vom Club festgemacht. Ich war übrigens das einzige Schiff im Hafen!pantelleria

Der Wind hatte gedreht und kam am Montag dann von Süden, was sehr günstig war und mir eine schöne Überfahrt nach Kelibia in Tunesien bescherte. Auf meine Anrufe meldete sich niemand, also bin ich einfach in den Hafen eingefahren. Er war gepfropft voll mit Fischerbooten. Nach einigem Hin und Her habe ich einen Platz bekommen und gleich waren auch Polizei und Zöllner bei mir. Nach 2 Stunden waren die Papiere ausgefüllt, das Schiff nach irgendwas durchsucht und der Stempel im Pass. Um 19:30 Uhr hatte ich meine Ruhe. Kelibia hat nur eine alte Festung auf dem Berg und sonst ist es ein Fischerdorf, etwas entfernt dann noch Feriensiedlungen. Auf die Benutzung der Fischertoiletten hab ich verzichtet –schließlich funktioniert meine ja wieder.kelibia kelibia2

Am Morgen hab ich ohne Probleme meine Papiere bekommen und konnte weiter nach Sidi Bou Said, einem Vorort von Tunis. Da der Wind etwas lau war, hab ich mit dem Motor etwas nachgeholfen und kam recht gut um das Cap. Unterwegs hat mich 3 Mal die Polizei und die Küstenwache kontrolliert (per Anruf) bis ich schließlich in eine Fischerleine gefahren bin. Die hat sich natürlich gleich um meinen Propeller gewickelt (obwohl ich den Motor da gar nicht an hatte). Eine Stunde hab ich nun wegen der blöden Leine rumgetan – herausgefummelt, auseinander geschnitten und wieder zusammen geknotet, damit der Fischer sein Netz nicht verliert, und in einigen Tauchgängen von dem Propeller abgezupft. Das Wasser hatte ja immerhin noch 25 °C und ich musste sowieso wieder mal Duschen. Mein schöner Zeitgewinn war also dahin als ich endlich um 18:00 Uhr in Sidi Bou Said ankam. Der Hafenchef hat mir mindestens 5 Mal gesagt, dass es eine große Ausnahme sei, dass ich hier sein darf, denn es ist nur für die ansässigen Leute und ganz voll. Für 110 Dinar durfte ich dann doch 2 Nächte bleiben. Die Duschen waren allerdings schon geschlossen (die Anmeldung hat wieder über eine Stunde gedauert) aber die Toiletten waren noch offen. Kurzer Exkurs zu den Toiletten: Schüssel vorhanden, Klobrille nicht, Papier auch nicht – hier wird mit einem Schlauch, der an der Wand herunter hängt, der Hintern abgespült. Will man spülen, so drückt man auf den Knopf und das Wasser spritzt z.T. in die Schüssel und z.T. an die Rückwand, von wo es dann auf dem Boden in einem kleinen Tsunami nach vorn schwappt. Dann sollte man die verklemmte Türe aufgekriegt haben, damit man flüchten kann. Bei der zweiten Toilette hatte ich die Türe dann vorher aufgemacht, aber der 2. Teil des Wassers kam am Knopf senkrecht nach oben geschossen. Nun, man hat dann gleich eine gewaschene Hand.sidi bou said

Sidi Bou Said ist ein Nobel Vorort von Tunis mit zahlreichen Villen, Botschaften Konsulaten etc. Auch die leer stehende Villa des alten Diktators ist noch gut erhalten. Einige Kaffees und Restaurants und Souvenirshops sind auch da. Mauro, der zufällig Zeit hatte und gerne mit mir englisch sprechen wollte, hat mich herumgeführt. Eigentlich wollte er für seine selbstlose Tat ja nur am Schluss abkassieren – dass ich da auch immer wieder drauf reinfalle! Die Häuser sind wirklich prächtig, soweit man das von außen sehen kann. An den Türen sind immer drei Türklopfer (Fatimas Hände), die alle einen anderen Ton erzeugen. Klopft man mit dem einen, so steht ein Mann davor und ein Mann öffnet, klopft man mit dem anderen so steht eine Frau davor und eine Frau öffnet. Der untere ist für die Kinder. Vielleicht stimmt`s.türe

Mittags bin ich mit meinem Begleiter nach Karthago gefahren und habe mir den Ausgrabungshügel und das Museum angeschaut. Mit einem Taxi sind wir dann noch zum Kolosseum und zu den Zisternen gefahren, mindestens 3 weiter Ausgrabungsstätten hab ich mit gespart, denn Mauro mit seinen Kommentaren hat inzwischen sehr genervt. In Sidi Bou Said bin ich ihn dann endlich für 20 Dinar (10 Euro) wieder losgeworden.

Karthago

Karthago

Kolosseum

Kolosseum

Am Donnerstag den 15.10. hab ich meine Papiere zur Weiterfahrt nach einer halben Stunde gehabt und bin nach Bizerte weitergefahren. Dort soll es einen schönen neuen Yachthafen geben mit echten Duschen und Toiletten! Der ist auch weitgehend fertig, aber ich werde in den alten Fischerhafen verwiesen. Der ist eine Meile zurück und auf der anderen Seite des Flusses. Der dritte Liegeplatz dort war dann endlich so, dass ihn mein Schiff wohl schadlos überstehen würde, und ich habe festgemacht. Gleich war wieder einer da, der in dieser unsicheren Gegend auf mein Schiff aufpassen würde, denn es gibt überall schlechte Menschen und es wäre wohl nichts mehr da, wenn ich mich kurz vom Schiff entfernen würde. Nachdem er in jeder Pause, die zwischen den Verhandlungen mit Douane, Garde National, Police Frontiere und Police du Port (waren alle am Schiff versammelt) entstand, wieder damit anfing, hab ich ihn irgendwann weggejagt – dabei will er mir doch nur einen Gefallen tun! Nach 2 Stunden waren die Formalitäten erledigt und ich bin 45 Min durch die vermüllte Gegend in die Stadt gelaufen.

Müllwagen auf der Werft in Bizerte (extra für Gunters Sammlung)

Müllwagen auf der Werft in Bizerte
(extra für Gunters Sammlung)

Am Flussufer gibt es eine schöne breite Promenade, dahinter die Altstadt mit einem chaotischen Markt. Dann gibt es noch den alten Hafen, ein kleiner Wasserarm in dem viele kleine Fischerboote liegen. Daneben ist die Kashba, umgeben mit einer hohen Festungsmauer. Ich hab nur einen Eingang gesehen, durch den bin ich rein und ein bisschen herumgeirrt. Ziemlich eng und verwinkelt und die Bewohner wohl noch recht traditionell. Jedenfalls sind Frauen, wenn sie nicht gleich ganz verschwunden sind, einen Schritt in die Seitengassen gegangen um mich vorbeizulassen. Manche Gassen sind wirklich so eng, dass man beide Wände berühren könnte, wenn man die Arme ausstreckt. Nachdem ich kein vernünftiges Lokal gefunden hab, bin ich wieder zum Schiff zurück (Taxi 2 Dinar für 15 Min Fahrt).

Kashba in Bizerte

Kashba in Bizerte

Kashba und alter Hafen

Kashba und alter Hafen

Nachdem am Freitag natürlich kein Polizist auftauchte um mir die Ausreisepapiere zu bringen, bin ich auf die Suche gegangen. Die Garde National habe ich gefunden und sie versprachen, den zuständigen Polizisten anzurufen, damit er dann sofort käme. Die Telefonnummer dürfen Sie mir aber nicht geben. Den Rest erspar ich euch. Es hat jedenfalls 4,5 Stunden gedauert, bis der Grenzpolizist in meinem Boot stand, mir die Papiere übergab und mich fragte, ob ich vielleicht ein Geschenk für ich und seinen Freund hätte, vielleicht ein Flasche Whiskey oder so…….In der Zwischenzeit hab ich wieder getankt (60 Cent /Liter). Dann hat noch ein Fischerkahn bei mir angelegt und hat 2.500 l getankt!

Gedränge an der Takstelle

Gedränge an der Takstelle

Um 12:15 Uhr konnte ich den Hafen verlassen in Richtung Sardinien!

Mein Begleiter bei der Abfahrt nach Sardinien

Mein Begleiter bei der Abfahrt nach Sardinien

Auf zum Endspurt

Am 26.09. bin ich wieder im Flieger nach Catania gesessen, im Gepäck einige Reparaturteile fürs Schiff. Zunächst hab ich die angenehmeren Arbeiten erledigt: die Stromversorgung für den Plotter mit einem neuen Stecker und die AIS Anzeige, die mir auf dem Bildschirm die größeren Schiffe in der Umgebung anzeigt und deren Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit. Dann kam die Wasserpumpe dran, die das Waschbecken im Bad abpumpen soll. Funktioniert auch!

Ätna links und Nebenkrater

Ätna links und Nebenkrater

Zur Belohnung hab ich mir am nächsten Tag einen Ausflug auf den Ätna, bzw. auf einen der ca 300 Nebenkrater gegönnt. Da fährt man erst mal mit dem Bus 2 Stunden auf 2000 m Höhe. Die letzten Kilometer geht es nur noch durch die Lavaströme in Serpentinen Bergauf. Dann kommt eine Gondelbahn bis auf 2500 m. Von dort geht es im Unimog mit jeweils 25 Touris auf 2900 m. Den Rest muss man dann hinter einem Führer her laufen, bis man an einem Kraterrand steht, aus dessen Grund noch etwas Dampf austritt. Inzwischen ist der Vulkan wohl so erforscht, dass die Wissenschaftler schon ca. 3 Tage vorher wissen wann und wo er wohl aktiv werden wird. Trotzdem lässt sich der Lavafluss nicht so recht beeinflussen und es werden immer wieder (das letzte Mal 2009) Häuser getroffen.krater gräser

Nach 20 Jahren ist die Lava dann so verwittert, dass sich erste Gräser ansiedeln, denen ( viel) später Eichenwälder, Kastanien und anderes folgen. Berühmt ist der Wein und der Honig der hier produziert wird.

Die Arbeit geht weiter mit der größten Aktion: WC ausbauen, Schläuche abnehmen und neue Pumpe einbauen. Nach 4 Stunden ist alles geschafft und scheint auch zu funktionieren. Inzwischen ist auch Gerlinde eingetroffen und wird mich die nächsten Tag begleiten – schön!

So sind wir am 29.9. nach Syracus aufgebrochen. 1. Schreck, das Schiff bewegt sich nur ganz langsam und reagiert sehr träge. Später stellt sich heraus, dass die Schraube voller Seepocken ist, die sich im Hafen von Catania angesiedelt hatten. Da stimmt natürlich die ganze Hydraulik nicht und der Antrieb ist recht mau. 2. Schreck, der Plotter funktioniert doch nicht. Also lege ich mit dem Trafo ein neues Kabel direkt von der Steckdose durch das Klofenster hin und schließe an – er geht!siracusa

Nach 35 Meilen legen wir in Syracus an. Am nächsten Tag regnet es in Strömen. Wir schauen uns trotzdem die Stadt an, eigentlich mehr die Flussläufe auf den Straßen und Gehwegen, um die etwas flacheren Gewässer zum weiter laufen zu finden. Am Nachmittag wird es besser und wir gehen durch die Altstadt, die auf einer Insel liegt.siracusa1 siracusa 2

Alles was es an Hochkulturen im Mittelmeer gab, hat hier einmal geherrscht: Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Spanier etc. Jeder hat irgendwas gebaut und das andere meist zerstört. So ziemlich alle sin in der großen Kathedrale auf der Insel vertreten. Die Byzantiner (hatte ich die vorher vergessen?) haben z.B. die griechischen Säulen des Tempels einfach zugemauert, eine Apsis angefügt  und schon war die Kirche fertig.

Dom in Siracusa

Dom in Siracusa

Am Donnerstag haben wir schon um 6:30 Uhr abgelegt, um in einer Tour bis Malta zu kommen. Der Wetterbericht war günstig und wir konnten schön segeln (immer mit „angezogener Handbremse“ weil auch Rumpf und Kiel voller Seepocken war. Um 12:00 haben wir den Leuchtturm von Cabo Passero gerundet, das ist die SO Spitze von Sizilien.

Cabo Passero

Cabo Passero

Mehrere Gewitterschauer haben wir umfahren, bis uns abends vor Valetta (Hauptstadt von Malta) beinahe doch noch eines erwischt hätte. Die Sonne war schon untergegangen und die Blitze schossen wild aus der  schwarzen Wolke. Dann waren alle Lichter von Valetta hinter einer dichten Regenwand verschwunden, die langsam nach Westen zog. Als die ersten Lichter wieder auftauchten, haben wir Gas gegeben und sind trocken! In den Hafen eingelaufen.

Grand Harbour

Grand Harbour

Valetta ist ein Faszinierendes Gemisch aus maurischen, spanischen und römischen(italienischen) Einflüssen. Italienische Pallazzi mit Spanischen Balkonen und maurischen Verzierungen gibt es an jeder Ecke. Französisches findet man nicht so oft. Vielleicht mögen sie das auch nicht, nachdem ihnen Napoleon ihre Festung zusammengeschossen hatte, weil sie ihn nicht freiwillig reingelassen haben.

Hafeneinfahrt Valetta

Hafeneinfahrt Valetta

Auch die Sprache ist ein tolles Gemisch aus vielen Einflüssen, überwiegend arabischen. Man versteht kein Wort, wenn die Einheimischen sich auf Maltesisch unterhalten. Am Samstag war dann die berühmte Notte Bianca, die Nacht in der viele Palazzi geöffnet haben alle Kirchen und Banken ihre Räume zeigen und auf der Straße und vielen Höfen Musik gemacht wird. Ganz Malta pilgert da durch.

Palazzo (Kaufhaus)

Palazzo (Kaufhaus)

Valetta

Valetta

Am Sonntag ist Gerlinde wieder heim geflogen und ich hab den teuren Hafen (72 €/Nacht) verlassen und bin Richtung Gozo, der zweiten bewohnten Insel Maltas gefahren. Dort in der Blauen Lagune hab ich vor einer tollen Felskulisse geankert und in dem glasklaren Wasser mein Schiff von unten angeschaut: voller Seepocken (sehen aus wie kleine Ätnas).

Blue Lagoon

Blue Lagoon

Bevor es wieder regnet und stürmt bin ich um 6:00 Uhr früh in einem langen Schlag nach Licata / Sizilien aufgebrochen.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Dort im Hafen hab ich am nächsten Tag versucht mit zahlreichen Tauchgängen die Muscheln von der Schiffsschraube ab zu kratzen. Ist mir auch ganz gut gelungen, jedenfalls ist das Boot danach wieder 1 kn schneller gelaufen. Licata hat einen ziemlich trostlosen Charme. Die Palazzi der Stadt erkennt man daran, dass bereits aller Putz abgefallen ist, während er sonst noch teilweise vorhanden ist.

Palazzo Frangipane

Palazzo Frangipane

Die einzige Attraktion ist ein großer Friedhof, der den halben Berg einnimmt und auf dem sich die Familien, die es sich leisten können ein 2-stöckiges Grabmal haben (oben Kapelle unten Gruft). Zumindest die Aussicht ist nach dem schweißtreibenden Aufstieg einmalig. Übrigens ist auch der Hafen perfekt eingerichtet und das Personal wahnsinnig freundlich und hilfsbereit.

Friedhof

Friedhof

Nach 2 Hafentagen hat sich der Wind etwas gedreht und kam nur noch schräg von vorne, sodass ich wieder weiter gefahren bin. Ziel war nun Sciacca (für die Nicht-Italiener: Schaka). Unterwegs hat mich die Küstenwache eine halbe Stunde geprüft, allerdings ist keiner an Bord gekommen. Jetzt hab ich immerhin 3 DIN A 4 Seiten mit jeweils 3 Unterschriften von wichtigen Offizieren. Wie sie allerdings festgestellt haben, dass ich keine weiteren Personen an Bord habe und auch keine 10.000 € weiß ich nicht.

palast

Palazzo in der Oberstadt

Sciacca, eine Stadt mit einer blutrünstigen Geschichte. Angeblich war schon Dioniseus hier, nachdem er auf Kreta sein Labyrinth fertig gestellt hatte. Er hat dann Thermalquellen entdeckt und Sessel in die Felsen geschlagen (lassen vermutlich), auf denen jeweils die Krankheiten standen, von denen man geheilt wurde wenn man da lange genug drauf saß. Na ja, ist alles wieder kaputt – siehe Syracus.

Fischerhäuser am Hafen

Fischerhäuser am Hafen

Im Mittelalter begann dann eine wilde Fehde zwischen zwei Adelsgeschlechtern, den Perollo (normannischen Ursprungs) und den Luna (Katalanen). Ein Luna heiratete 1400 die schöne Margret aus einem dritten Adelsgeschlecht und gewann dadurch an Einfluss. Darauf wurden die P. fürchterlich eifersüchtig und überfielen bei einer Prozession die Luna, zerrten sie in eine Gasse und metzelten auf sie ein. Nachdem diese aber doch noch nicht tot waren, schworen sie Rache. Da kriegten es die Luna mit der Angst zu tun und holten sich ein paar Mann Hilfe. Die wurden aber von den Perollo in einem Turm aufgespürt, umgebracht und aus den Fenstern geworfen. Jetzt gings erst richtig los: die Luna haben ihre Burg mit dicken Burgmauern und Türmen versehen, die Perollo haben sich Kanonen besorgt und sie beschossen. Schließlich wurde der Familienfürst der Perollo ermordet und das Oberhaupt der Lunas hat Selbstmord begangen. Damit endete nach 130 Jahren dieses Kapitel von Sciacca. In Geschichte hatte ich davon noch nix gehört! treppe2

Treppenstufen

Treppenstufen

Morgen soll das Wetter wieder besser werden. Ich werde dann weiter nach Tunesien ziehen.

Zurück nach Catania

Auf dem Rückweg hab ich mir dann doch einige Abstecher erlaubt, die vielleicht interessant sind. Nachdem auf Paxos alle Buchten gerammelt voll waren bin ich gleich weiter nach Korfu. Es war auch ein schöner Segelwind und ich konnte die Tagestourverlängerung  schön genießen. An der Landspitze an der ich in die erste Bucht abbiegen wollte, war der Wind dann urplötzlich total weg und ich bin die letzten 2 Meilen mit Motor gefahren. Eine Taverne mit frischen Doraden hat den Tag perfekt gemacht.

Taverne in Petriti, Korfu

Taverne in Petriti, Korfu

Kurz entschlossen bin ich am nächsten Tag nach Albanien gefahren. Das hatte mich schon auf der Herfahrt gereizt und jetzt hab ich es einfach gemacht. Im Hafen von Sarandee werde ich gleich freundlich von einem Agenten herein gewinkt, der mit seinem Sohn die Leinen übernimmt. Dann kassiert er die Schiffspapiere und den Ausweis und ist erst mal für eine gute halbe Stunde weg. Dann hab ich eine Aufenthaltsbescheinigung, eine Ausfahrtgenehmigung für den nächsten Tag und Zoll, Hafenbehörde und Polizei sind auch erledigt. Das ganze kostet dann 75 Euro!

Sarande, Albanien

Sarande, Albanien

Sarande

Sarande

Die Stadt ist in choatischem Aufbruch. Überall stehen angefangene Häuser, teilweise direkt 2 Meter vor den Balkonen der alten Häuser dahinter gebaut, aber offensichtlich seit Jahren nicht weitergemacht. In manchen 5 Stöckigen Rohbaugerippen ist nur im Erdgeschoss ein Laden drin oder das oberste Geschoss ist mit einer Wohnung ausgebaut. Alle hundert Meter steht ein Polizist und pfeift, damit man auch merkt, dass da schon wieder einer ist. Die Hafenpromenade wacht abends um 8 Uhr langsam auf und es gibt jeden billigen Kitsch den man sich vorstellen kann, aber auch viele Restaurants, Fast Food, Pizzerien, Eisdielen und überall geröstete Maiskolben von Bauern, die mit einem improvisierten Grill ihre Ernte an die Leute bringen wollen. Billig ist es nur, wenn man Gemüse oder Obst in einem der kleine n Läden kauft. Die Restaurants sind genauso teuer wie in Italien. Mit Euro zahlen ist übrigens kein Problem. Man bekommt nur das Wechselgeld in der Landeswährung Leke zurück.

Morgens um 5 Uhr hab ich dann per Funk die Auslauferlaubnis bekommen und los gings, genau nach Westen Richtung Italien. Fast die ganze Strecke war auch schöner Wind, Anfangs etwas viel, so mit 24-30 kn (das sind 6 Windstärken) und 1,5 m Welle gegenan etwas ruppig, aber später wurde es immer angenehmer bis er um 17:30 ganz eingeschlafen ist.  Kurz vor Santa Maria de Leuca bin ich dann noch von einem englischen Bordercontrol Schiff begleitet und ausgefragt worden. Sie waren mit meinen ehrlichen Antworten wohl zufrieden und haben mir schließlich noch eine gute Fahrt gewünscht. Ziemlich müde hab ich nach 14 Stunden um 19:00 Uhr vor der Stadt geankert.leuca leuca 2 leuca 3

Diesmal hab ich mir eine Besichtigungstour durch Leuca gegönnt und hab früh morgens das Dinghi ins Wasser geworfen und bin an den Strand gepaddelt. (Da gucken immer alle, wenn einer angepaddelt kommt, und nicht mit einem Außenborder anrauscht). In der kleinen Stadt gibt es viele alte Villen, denn es war um 1900 eine beliebtes Ferienziel für die Neapolitaner, die Geld genug hatten, sich hier einen Palast hin zu bauen. Heute sind das meistens Hotels. Um 10 Uhr hatte ich das Beiboot wieder fest an Bord verzurrt und los gings in die Bucht von Taranto. (kommt von Tarantel, der Spinne, deren Biss Halluzinationen hervorrufen soll. Es heißt allerdings, dass die Frauen im Mittelalter dieses Märchen erfunden haben sollen, um ohne männliche Zurechtweisung einmal so richtig ausflippen zu können! ) Jedenfalls bin ich unter Segeln gegen den Wind nach Westen gefahren (also kreuzen – jeder Schlag 5 Meilen also etwa eine Stunde – für die Fachleute) und hab um 18:00 Uhr den Anker vor Gallipoli geworfen.

Gallipoli

Gallipoli

Schnell das Dinghi ins Wasser und rüber rudern, damit ich im letzten Tageslicht noch durch die Stadt komme. Die Altstadt ist befestigt und liegt auf einer Insel. Heftiger Touristenbetrieb mit Läden, Restaurants und immer mehr Leuten, je später der Abend wurde. Am Rande der Stadt gibt es einen Fischmarkt, auf dem ich erst eine Fisch für den nächsten Tag gekauft habe (5€) und dann eine große Platte mit Meeresfrüchten mit Wein genossen habe. Zu meinem Erstaunen waren die Muscheln, Austern, Krebse und Seeigel aber nicht gekocht, sondern roh! Na ja, nachdem sie hier noch keine rausgetragen haben, scheint man das essen zu können und das hab ich dann auch gemacht. War eigentlich ganz gut, bißl schlabbrig vielleicht.

Meeresfrüchteplatte

Meeresfrüchteplatte

Quer über die große Bucht nach Crotone hat der Wind hat nicht ganz gereicht und so hab ich einfach den Motor mitlaufen lassen, damit ich die 75 sm auch bis zum Abend schaffe. In Crotone haben sie die Preise im August nochmal angehoben, so hab ich hier auch 40 € zahlen müssen. Dann hab ich meinen Fisch in die Pfanne gehaut und mit Genuss, Nudeln und Salat verspeist.

Den nächsten Hafen kannte ich schon: Roccella Ionica. Wieder um 7 Uhr früh los, damit ich die 70 sm schaffe und dann den Motor an, denn es war wieder kein Wind. Im Hafen hab ich wieder die legendäre 1/2 Pizza gegessen (also nur ¼, den Rest gabs am nächsten Abend am Boot). Es ist immer faszinierend, wie der leere Hafen abends mit Tischen für 800 Personen bestückt wird und ab 9 Uhr die Leute einströmen, um Pizza zu essen. Um 10 Uhr ist tatsächlich fast alles voll, um 12 Uhr sind dann alle wieder weg. (die nächsten Häuser sind immerhin 3 km weg.

Taormina

Taormina

Auch der nächste Tag begann um 7 Uhr und es mussten nochmal 70 sm bewältigt werden. Ganz ohne Wind mit dem Steuerautomat wird man da stundenlang nur in der Sonne gebraten! Zwischendrin gibt es einen kurzen Stopp und ich springe in das 200 bis 800 m tiefe glasklare Wasser. Ein bisschen erfrischend ist es schon, es hat nämlich nur noch 29°C. In der Bucht von Taormina hab ich wieder einen schönen Ankerplatz gefunden. Die Stadt hat mich jetzt doch sehr gereizt und so hab am Morgen ich mein Dinghi wieder ins Wasser geworfen, bin ans Ufer gerudert und habe auf dem gesperrten Fußweg den 200 Meter hohen Berg erklommen. Obwohl noch Schatten war, war ich oben klatschnass geschwitzt. In den engen Gassen und den kühlen Kirchen hab ich mich dann schnell erholt. Überall sind Keramikläden, die die sizilianische Kunst der Kopftöpfe verkaufen. Für uns ziemlich kitschig siht man nach einiger Zeit doch die feinen künstlerischen Unterschiede und ich hab sie schließlich ganz originell gefunden.

Keramikköpfe

Keramikköpfe

Die Attraktion von Taormina ist aber das Amphitheater auf dem Berg mit einer großartigen Aussicht auf die Bucht und den Äthna.taormina

Bevor die Besucherscharen die Stadt erobern, bin ich mit dem Bus wieder runter zum Boot gefahren, hab das Dinghi aufgeladen und bin weiter  zu der Isola die Ciclopi. Entlang der schwarzen Lavafelsküste bis zu einer kleinen Bucht, in der einige Felsen wild aus dem Wasser stehen.

Isola dei Ciclopi

Isola dei Ciclopi

Ja, das sind die Felsen, die der Kyklop, dem Odysseus das einzige Auge ausgestochen hatte, ihm hinterher warf, als sich Odysseus mit seinem Schiff davon machen wollte. Getroffen hat er natürlich nicht. Er hat ja nix mehr gesehen. Jetzt ist dort ein Naturreservat für die Unterwasserwelt eingerichtet. Von der Bucht aus hat man noch einen schönen Blick auf den Äthna, soweit er nicht im Nebel oder seinem eigenen Rauch eingehüllt ist.

Jetzt waren es nur noch 6 sm bis nach Catania, wo ich das Schiff für die nächsten 4 Wochen lassen werde. Vorher hab ich noch aufgetankt, ganz hinten im Hafen quer, mit Booten auf beiden Seiten. Bin aber gut rein und wieder raus gekommen (war ja auch kein Wind in dem Loch dahinten).

Tankstelle in Catania

Tankstelle in Catania

Jetzt werden noch die Segel eingepackt und die Wassertanks gefüllt, dann ist alles fertig. Ende September geht es dann wieder weiter. Algerien hab ich jetzt gestrichen, nachdem das Auswärtige Amt dringend vor Reisen dorthin gewarnt hat und man weder Fernglas noch GPS oder Kartenplotter  noch Sprechfunkgerät einführen darf. Außerdem muss die Route auf den Tag genau angegeben werden. Das ist bei den Wetterverhältnissen im Herbst nicht so ohne weiteres möglich. So bleibt nur der Rückweg über Sardinien und die Balearen. Wird sicher auch interessant.

der letzte Tag auf meinem Schiff in Catania

der letzte Tag auf meinem Schiff in Catania

Griechenland 2. Teil

Von Zakynthos aus sind wir nun auf der Westseite des Peloponnes entlang gefahren. Es gibt hier durchaus auch beeindruckende Felsformationen, vor allem, wenn sie in so düsterem Licht vor einem Gewitter zu sehen sind. Vom Gewitter haben wir nichts abgekriegt. Der Ort Pilos hat in paar ganz nette Tavernen und einige Hotels. Wir haben aber nur griechische Sommerurlauber gesehen, wie in den meisten Badeorten, die wir noch besucht haben.

Felsen vor Pylos

Felsen vor Pylos

Der nächste Tag brachte uns in die Bucht von Itilon am mittleren Finger des Peloponnes. In der Nachbarbucht ist die berühmte Höhle von Dyros zu finden, die wir vor 40 Jahren schon besucht hatten. Mitten in der Höhle wird man in Holzkähne verladen und fährt dann ein Stückchen auf dem unterirdischen Fluss. Wir hatten damals noch Karbidlampen zur Besichtigung bekommen, das ist heute sicher anders. In der Taverne in Itilon gab es Bärenkrebse, aber wir hatten schon in Pilos zwei Doraden gekauft, die wir uns am Abend machten. War auch gut! Auf der Halbinsel haben sich im 13. Jahrhundert die Niklier angesiedelt, ein kriegerischer Volksstamm der andere und sich selbst bekriegt hatte. Deshalb hatte jeder Hof einen befestigten Turm um sich gegen Angreifer zu schützen. Es gibt immer noch einige halb verfallen Türme, aber auch als Ferienhaus restaurierte und neuerdings auch neue Hotelanlagen, die diesen Stil aufgenommen haben. Sieht jedenfalls sehr malerisch aus und mit einer guten Taverne in der Nähe sicher ein lohnenswertes Urlaubsziel!bucht von itilon

In Gythio, auf der anderen Seite der Halbinsel Mani, haben wir dann  die Freunde von Horst getroffen, ungeheuer liebe Leute. Sie betreiben seit vielen Jahren einige Ferienwohnungen und haben eine Olivenbaumgarten, wo sie sehr gutes biologisches Olivenöl produzieren. Babel hat uns am nächsten Tag noch sehr geholfen, Teile für die Reparatur der Bootstoilette zu bekommen. Nach vielen Versuchen und einer großen Sauerei haben wir die Verstopfung beheben können. Es war aber später noch 2 mal verstopft. Nähere Details erspare ich Euch dazu.

Githiou

Githiou

Nun wollte Horst noch einmal seine Trauminsel Elafonisio sehen, ganz am Südzipfel des dritten „Fingers“. Das Wasser war immer noch türkisfarben und klar, der Sandstrand sauber aber halt nicht mehr einsam! Ein großer Campingplatz mit Selbstbedienungsrestaurant (es hat viel besser geschmeckt als es ausgesehen hat!), die ehemalige Taverne eine verkommen Strandbar und einige Häuser, die vorher auch nicht da waren. Na ja die Zeiten ändern sich.

Kap Maleas

Kap Maleas

Das nächste Ziel war Monembasia auf der Ostseite des letzten Fingers, das wir beide in guter Erinnerung hatten. Diesmal wurden wir auch nicht enttäuscht. Der Felsen an den das malerische Dorf angeschmiegt ist, steht wuchtig im Meer und die Häuser sind schon fast alle hergerichtet – ein paar Ruinen gehören in Griechenland halt immer dazu. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, wir konnten heute mal segeln. Bisher war jeden Tage schon 1-2 Stunden Segeln drin, aber sonst war Flaute und wir sind mit Motor gefahren. Aber um das Kap Maleas herum war richtig schöner Wind. Nicht ganz die richtige Richtung, sodass wir kreuzen mussten und die Welle war Horst auch etwas zu ruppig, aber sonst ganz schön.

Monembasia

Monembasia

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Im Hafen Plaka von Leonidia war unsere nächste Station. Der Ort liegt eindrucksvoll unter einer roten Felswand. Ich bin extra hingeradelt, um mir das 5 km hinten im Tal anzusehen, aber der Ort war schon sehr verschlafen Bei der sehr rührigen Wirtin haben wir dann noch 2 alte Fische zum Abendessen bekommen. Na ja die müssen auch mal weg!

Leonidia

Leonidia

Auf dem „Daumen“ gegenüber liegt Portoheli ein Hafen in einer riesigen Bucht. Wir waren früh dran und hatten einen guten Platz an der Pier. Horst hat das inzwischen raus mit dem Anker und es wird jedesmal perfekter. Hier in Griechenland kann man nämlich ankern oder man wirft in Hafenmitte der Anker aus, fährt rückwärts an die Pier und macht dann zwei Leinen zur Pier fest. Klingt einfach ist aber alleine nicht zu machen, weil ich nicht gleichzeitig den Anker fieren (rauslassen) kann und 12 Meter weiter hinten im Boot den Motor bedienen und steuern kann. Das Eis ist gut hier und auch das Restaurant am Abend, mit Blick auf die Bucht, war ein schönes Erlebnis.portoheli

Nun haben wir den Daumen umrundet und sind in Poros gelandet. Ein schmaler Kanal trennt die Insel Poros vom Festland und der Ort zieht sich den ganzen Kanal entlang und einen Berg hinauf. Sehr idyllisch und auch sehr lebhaft, denn die Insel ist wohl ein beliebtes Ausflugsziel für Athener und dauern legen Fähren in den unterschiedlichsten Größenordnungen an, um die Leute hin und her zu bringen. Wir haben wieder gegenüber unserem Boot ausgezeichnet gegessen. Hier mussten wir auch zum ersten Mal Hafengebühr zahlen seit Zakynthos (16 €). Na, Athen wird dann schon teurer mit 40 Euro pro Tag.

Poros

Poros

Bei der Fahrt über den Saronischen Golf nach Athen haben wir wie fast jeden Tag wieder eine Badepause eingelegt. Motor aus , warten bis das Boot stillsteht – ist ja eh kein Wind – und hinein. Danach mit Süßwasser abduschen und die Erfrischung hält für eine halbe Stunde. Die Sonne brennt nämlich täglich mit 34°im Schatten (wenn einer da wäre) herunter und wenn man nicht in der Zugluft steht, sondern in einem windgeschützten Eck läuft einem einfach so der Schweiß in Strömen herunter. Und segeln? So 2-3 Stunden haben wir jeden Tag versucht zu segeln, oft mit gutem Erfolg, aber der Rest war dann doch mit Motor, weil der Wind wieder eingeschlafen war.

Strand vor der Luxusmarina

Strand vor der Luxusmarina

In Athen haben wir dann in der Luxusmarina für Boote bis 180 Meter Länge angelegt. Sie war halb leer und wohl froh, dass wir für 2 Tage etwas Geld mitbrachten, denn von den Luxusjachten ist nichts zu sehen. Sie ist auch Teil der Olympiabauten von 2004, die heute in erbärmlichem Zustand sind. Auf dem vermüllten Parkplatz mit einigen vertrockneten Bäumen haben sich einige Flüchtlingsfamilien niedergelassen. Die Pickups, die sie hatten haben sie mit selbstgebastelten Eisenkonstruktionen in 2-stöckige Wohnungen umgebaut. Oben leben die Kinder und unten kocht und wäscht die Mutti. Am ersten Abend war es mir etwas unheimlich und am 2. Abend, als ich mir vorgenommen hatte mal zu fragen woher sie kommen, waren sie weg.flüchtlinge

Vielleicht war es ihnen auch zu ungemütlich, denn abends sind die stolzen Motorradbesitzer hier Kurzrennen gefahren und haben mit schmierenden Reifen Kreise auf den Beton gemalt. Der Strand neben unserer Luxusmarina ist so vermüllt, dass die Einheimischen, wenn sie zum Baden herkommen (tun sie tatsächlich!) einen Rechen mitbringen, um sich ein Stückchen Strand vom Müll frei zu rechen.  Der zweite Eindruck von Athen war, dass es voller Touristen ist, vor allem Chinesen. Sie überschwemmen die Akropolis und Teile der Altstadt.

Akropolis

Akropolis

akropolis

Die Plaka  (Altstadt) sieht noch aus wie vor 40 Jahren : viele Souvenirgeschäfte, Restaurants, Antiquitätenhändler und sonstiger Trubel.dass es noch viele andere interessante Viertel gibt, hab ich auf einen Busrundfahrt mit dem offenen Doppeldecker gesehen. Auf der Autobahnfahrt nach Piräus pfeift einem da ganz schön der Wind um die Ohren. Ziemlich k.o. hab ich mich im Hafen erst Mal unter die Dusche gestellt.

Plaka

Plaka

Von Athen aus bin ich vor den Kanal zum Ankern in eine Bucht gefahren, denn ich wollte den Kanal im Morgenlicht erwischen. Die Abfertigung ist problemlos und schnell – Hauptsache ich zahle die 184 € Gebühr. Puh! Mit dem Kanalbau haben sie zwar schon 700 v.Chr. zu bauen angefangen aber erst 1893 ist er fertig geworden. Na ja, an der Akropolis bauen sie heute noch. Eindrucksvoll ist das schon, wenn man die teils 80 m hohen senkrechten Felswände auf beiden durchfährt.

Kanal von Korinth

Kanal von Korinth

kanal kor 2

Danach bin ich gleich weiter nach Galaxidi auf der Nordseite der Bucht von Patras. In dem hübschen kleinen Ferienort hab ich direkt vor einer Taverne geankert, die früher eine Ölmühle war und die Mühlräder und Pressen noch im Gastraum hatte. Der Sonnenuntergang hat dann die ganze Stadtkulisse noch in ein warmes rot getaucht – Romantik pur, nur alleine hat man nicht so viel davon.

Galaxidi

Galaxidi

Navpaktos  am Ausgang der Bucht von Patras war die nächste Station. Ein stark befestigter Hafen und eine Festung, die sich den ganzen Berg hinaufzog sind die markanten Bauten dieser Stadt. Hier hatten die Türken über 70 Jahre einen Stützpunkt erobert und ausgebaut, bis die „Heilige Allianz“ die ganze Flotte mit über 300 Schiffen in der Schlacht von Lepanto (so nannten die Venezianer diese Stadt damals) niedermachten und die Stadt zurück eroberten.

Navpaktos (Lepanto)

Navpaktos (Lepanto)

Am nächsten Morgen ging es unter der neuen Brücke von Rio hinaus und um die Ecke nach Norden Richtung Korfu.

Brücke von Rio nach Antirion

Brücke von Rio nach Antirion

Es gibt hier in den Lagunengebieten, die zwischen den Bergen ans Meer reichen, viele Fischzuchtanlagen und so manche Bucht ist gar nicht mehr oder nur noch halb zum Ankern zu gebrauchen. So arbeite ich mich bei wenig Wind oder Wind von vorne langsam vor, bis der Abstand zwischen Griechenland und Italien so klein wird, dass ich es an einem Tag hinüber schaffe.

Fischzucht

Fischzucht

Waren bis Navplion so gut wie keine deutschen Touristen zu sehen, quellen sie einem hier so richtig entgegen, ich meine mit Charterbooten. Fast jedes 2. Boot ist mit Deutschen besetzt und im Gegensatz zu meiner Runterfahrt vor 4 Wochen war jetzt richtig was los. Zum Abschluss ist noch zu sagen, dass alle Griechen, mit denen ich zu tun hatte überaus freundlich waren und keiner eine negative Äußerung zu Deutschland oder die deutschen gemacht hatte. Es ist nach wie vor ein Land, in dem wir Willkommen sind und in dem es sich leicht und angenehm leben lässt (wenn es nicht immer so heiß wäre!).

Griechenland 1. Teil

Korfu

Korfu

In Griechenland muss man im ersten Hafen einklarieren, obwohl ich ja aus einem EU Land komme. Das geht nur in bestimmten Häfen, wie Gouvia auf Korfu. Der Hafen gehört einem internationalen Konsortium und kostet deshalb 60 €uro. Dazu kommt die Meldegebühr von 45 Euro und 15 Euro Einreisegebühr. Das Billigste war dann das Abendessen im Dorf mit 4 Lammkotelettes, griechischem Salat, ½ kg Retsina (Liter gibt es hier anscheinend nicht) und einen Kaffee für 20 €uro.yachthafen Gouvia

Eigentlich wollte ich mich auf Korfu von der Überfahrt erholen, aber der Hafen war einfach zu teuer und die Überfahrt so sanft gewesen, dass ich gleich nach Mourtos, einem Ankerplatz an der Festlandsküste, gefahren bin. Eine kleine Insel ist dort mit dem Festland über eine Sandbank verbunden und morgens stapfen alle Feriengäste mit Badesachen durch das knietiefe Wasser zur Insel, weil da wohl der schönste Badestrand ist. Außerdem gibt es eine Segel und Surfschule Tauchkurse und noch so allerlei, was sich morgens um mein Boot tummelt.Küste bei mourtos

Morgentrubel am Ankerplatz

Morgentrubel am Ankerplatz

Also ab zur Insel Paxos. So stellt man sich Griechenland vor: eine kleine Bucht mit einem idyllischen Fischerdorf, einigen Tavernen und Läden, ringsum zirpen die Zikaden in den Olivenbäumen. Nur die Bucht ist so rappelvoll mit Jachten, die hier vor Anker liegen, dass man kaum dazwischen durch kommt. Ich hab trotzdem einen Platz gefunden bin aber nachts um ½ 4 Uhr umgezogen, weil mir eine englische Jacht zu nahe gekommen ist, als die ganze Meute sich im Wind um 180° gedreht hatte.

dichtes Ankerfeld - enger geht nicht

dichtes Ankerfeld – enger geht nicht

Paxos

Paxos

Der nächste Stopp im Ambrakischen Golf, einem großen Binnenmeer, hatte dagegen Platz im Überfluss und ich hatte eine ruhige Nacht, bevor es durch den Kanal zwischen Festland und der Insel Levkas ging. Die Brücke öffnet dazu alle Stunden einmal. Die Brücke ist ein Ponton, also ein Schiff mit zwei Rampen, das dazu zur Seite gefahren wird. Levkas ist ein lebendiger Touristenort, wo es alles gibt. Erst mal wieder tanken, denn da war nix mehr drin. Dazu winkt man einfach einen der kleinen Tankwägen (etwa Kleintransportergröße) herbei, die hier überall herumfahren. Der füllt dann mit seinem selbstgebastelten Tankstutzen den Tank und kassiert (1,19 € der ltr Diesel).

Kanalbrücke

Kanalbrücke

lefkas

Levkas

Kanalfahrt

Kanalfahrt

An der Insel Kalamos hab ich wieder einen schönen, fast leeren Ankerplatz gefunden. Das Dorf, das in dieser Bucht liegt ist verlassen. 1953 hat es hier an der Küste ein furchtbares Erdbeben gegeben, das 80 % der Häuser auf den Inseln zerstört hat. Hier in Porto Leone sieht man noch die Mühlräder der Ölmühlen in den verfallenen Häusern. Eine Kirche ist wieder schön aufgebaut worden und zwei Mal im Jahr findet hier eine Wallfahrt statt.

Ankerplatz auf Kalamos

Ankerplatz auf Kalamos

ölmühle Porto Leone

Das nächste Ziel ist Ithaka. In Vathi, der Hauptstadt, findet man alles was man auf der Reise braucht, vor allem aber Odysseus! Der ist ja auf Ithaka geboren, König von Ithaka geworden und hat mit seinem Holzpferd die Trojaner besiegt. Danach ist er ein bisschen wirr durch die Welt gesegelt, weil er nicht mehr heim gefunden hat. Nach einigen obskuren Abenteuern hat er dann doch noch seine Insel gefunden und seine Frau Penelope (natürlich umschwärmt von zahlreichen Werbern, die er kurzerhand alle umgebracht hat), die die ganzen Jahre auf ihn gewartet hatte.

Ithaka

Ithaka

Vathi auf Ithaka

Vathi auf Ithaka

Auch auf der Insel Kephallinia,der größten Insel im Ionischen Meer, gibt es natürlich auch einige mystische Orte. Einer davon ist die Arethusaquelle, die aus einer Felswand im Osten der Insel herauskommt (wenn es nicht so trocken ist) und in einem kleinen Bächlein ins Meer fließt. Nun hat mein Schiff, das ja früher Arethusa hieß, endlich seine Flussnymphe gesehen.

Arethusaquelle

Arethusaquelle

In Katelios, einer Bucht im Süden der Insel, hab ich einen ruhigen Ankerplatz gefunden und eine Schöne Taverne mit frischem Fisch. Das mit dem Ankern ist zwar billig und einfach, aber wenn ich an Landkommen will, muss ich immer das Schlauchboot ins Wasser lassen, Ruder und Sitzbank einbauen und später wieder alles an Bord holen und aufräumen. Aber langsam hab ich die Tricks schon raus, wie ich das 25 kg Monstrum am besten anpacken muss.

Taverne in Katelios

Taverne in Katelios

In Killini, der äußersten Ecke des Peloponnes, hab ich Zwischenstation gemacht. Der Ort wacht alle Stunde einmal kurz auf, wenn eine Fähre kommt, dann versinkt wieder alles in Tiefschlaf. Verständlich bei 34° C im Schatten (wenn einer da wäre). Sonst ist der Ort ein wildes Durcheinander aus verfallenen oder leer stehenden Häusern, neu hergerichteten Restaurants, ein paar Bars und Hotels und einigen grünen Gärten mit kleinen oder großen Häusern und improvisierten Anbauten. Das Anlegen im Hafen kostet nix, außer dem Ausfüllen von einigen Papieren bei der sehr freundlichen Polizei.

Killini

Killini

Zakinthos, heute kommt Horst an Bord und ich bin endlich nicht mehr alleine unterwegs. Ich darf ausnahmsweise längsseits an der Hafenmole anlegen und muss dafür aber den doppelten Preis zahlen (das sind 20 € ! ist eben staatlich und nicht international privat). Das Wiedersehen feiern wir erst mal mit einem frisch gezapften Bier in eisgekühlten Gläsern! Morgen geht es weiter um den Peloponnes, wo sich Horst, der jahrelang dort Urlaub gemacht hatte gut auskennt.

Des Stiefels Absatz

Genau genommen fängt es ja beim Fußball vor dem Stiefel, nämlich in Catania schon an. Ich hab meine Flüge für Ende August von hier gebucht, weil die Preise annehmbar und der Hafen für einen längeren Aufenthalt ganz brauchbar und preiswert ist. Am Dienstag den 21.07. bin ich dann um 6:30 Uhr auf die 87 sm lange Tour gestartet, zunächst bei absoluter Windstille. Dann hat der Wind zugelegt und ich hab die große Genua gesetzt. Bei etwas mehr wind und einem Winddreher wollte ich das Groß setzen. Faul wie ich war hab ich die Genua dazu nicht eingeholt, wie es normalerweise sein sollte, sondern hab das Großsegel einfach so hochgezogen. Kann man auch mal machen. Leider hab ich dabei einen saftigen Überläufer produziert. Das ist so ein Leinengewirr auf der großen Winsch, wo die Leine, also hier das Großfall, so übereinander und untereinander eingeklemmt ist, dass sich nichts mehr bewegen läßt. Nach einer Stunde vergeblichem Bemühen die Leine wieder klar zu kriegen – segeln ging inzwischen übrigens prima, der Wind hatte auf 12 Kn zugelegt, nur die Welle mit 1,2 m war etwas unangenehm beim arbeiten. Schließlich hab ich doch den Werkzeugkasten geholt und die Winsch zerlegt, die Leine abgewickelt und die Winsch wieder aufgebaut. Es war auch höchste Zeit, mittlerweile hatte der Wind in der Straße von Messina auf 25 kn aufgefrischt (immerhin Windstärke 6). Also erst mal 2 Reffs ins Groß einbinden und die Genua etwas einrollen. Bei dem Seegang –inzwischen hatte ich 1,5 m seitliche Welle – ist das eine ganz schöne Schinderei! Dann ging es 1 Stunde ganz zügig mit 7 kn voran bis der Wind wieder nachgelassen hat und ich eine Stunde später die Reffs wieder rausgelassen hab. Nach einer weiteren Stunde war dann endgültig aus, ich hab die Segel eingeholt und bin die restlichen Stunden mit dem Motor nach Roccella ionica gefahren.

Yachthafen Roccella ionica

Yachthafen Roccella ionica

Capo Spartivento

Capo Spartivento

Den Ballen vom Stiefel hatte ich um 20:30 Uhr. Ach ja, 2 Stunden bevor ich zum Hafen kam hat mich der Hafenmeister angefunkt, ob ich in seinen Hafen will. Ist sei dann ein Helfer vor Ort um mir beim Anlegen zu helfen. Das ist mir noch nie passiert! Aber der Hafen nennt sich ja auch „Porto delle Grazie“.

Am nächsten Tag hatte ich 0-4 kn Wind, also nur Motor!  Es war dann auch nur heiß, heiß, heiß! Um 15:00 Uhr war ich dann auch schon in der Marina le castella, wo mir auch wieder ein freundlicher Marinero beim Anlegen half. Inzwischen hab ich das schon ganz gut drauf: ich fahre mir langem Anlauf rückwärts in die Lücke an der Mole und bremse kurz vorher ab, dann kurz warten, denn der Wasserschwall der hinter dem Schiff herkommt schiebt mich nochmal zur Mole, also nochmal bremsen! Dann die beiden Achterleinen mit großem Schwung auf die Mole -möglichst auf der anderen Seite wieder ins Wasser – werfen, die Mooringleine von der Mole mit dem Boothaken angeln und damit so schnell wie möglich nach vorne rennen, dabei die Leine einholen und das Boot, das hoffentlich der Marinero inzwischen an der Mole festgemacht hat von der Mole wegziehen (Ach ja, die Mooring ist eine Festmacherleine des Hafens. Sie ist in 20 m Abstand zur Mole am Grund befestigt und liegt dann gerade zur Mole oder Steg, wo sie an einer dünnen Leine befestigt ist, die dort senkrecht aus dem Wasser kommt. Entsprechend dreckig ist diese Leine, die man da aus dem Hafenschlick zieht und womit dann das Boot am Bug festgemacht wird. Danach ist jedenfalls erst mal eine Dusche für Mann und Boot mit dem Schlauch fällig!). Le Castella, also die Burgen, hat seinem Namen von verschiedenen Resten von Burgen, die hier gefunden wurden. Eine steht noch und ist zu besichtigen. Sonst ist es ein kleiner Touristenort mit einigen Restaurants und Bademodenläden.

Le Castella

Le Castella

ionische küste

Am Donnerstag fuhr ich bei Flaute nur um den Ballen des Stiefels nach Crotone um zu tanken. Erst mal muss man durch die verschiedenen Gasbohrinseln, die vor der Küste stehen, dann kommt man in den Hafen.gasplattform crotone

Der Ort hat einen alten Kern an einer Befestigung auf dem Felsen über der Stadt. Es sind viele romantische Gässchen, die ich mir in der Hitze erarbeitet habe. Von dem Castell hat man einen Wunderbaren Blick über die Hafenanlagen und den Ort. Es sieht nur leider etwas trostlos aus. Vieles ist vor nicht allzu langer Zeit schön hergerichtet worden, aber dann in Vergessenheit geraten (bzw. es fühlte sich keiner für die Pflege verantwortlich): gepflasterte Terrassen wellen sich , weil überall Unkraut heraussprießt, vor dem Wochenmarkt steht eine Reihe Verkaufsgestelle die der Rost nun niedermacht, aus dem Wasserlauf, der den Weg zum Castell begleiten soll, sprießt aus dem trockenen Boden das Kraut usw. Ich hab zumindest ein Brot und einige Getränke für die Weiterfahrt bekommen.

Festung Crotone

Festung Crotone

Crotone

Crotone

Am Freitag gings erst mal mit schönem Segeln um 5:30 Uhr los bis um 9:00 Uhr der Wind plötzlich weg war. Mittags hab ich dann wieder einen Badestopp eingelegt, bei 31° C Wassertemperatur auch nur 5 Grad kälter als die Luft. Um 15:30 kam plötzlich wieder schöner Wind auf und ich konnte nur mit der Genua 8 kn Fahrt machen. In Santa Maria di Leuca hab ich dann vor dem Hafen den Anker gesetzt, denn der Hafen war recht voll. Ich hab den Stiefelabsatz erreicht. Vom Hafen aus geht eine (verfallene) Freitreppe zur Kirche auf dem Berg, die Mussolini für einen Auftritt hat bauen lassen. Hier erreicht man das Capo Santa Maria di Leuca ein Wallfahrtsot und (schon wieder)  ein finnibus terrae ein Ende der Welt – mein fünftes!

Leuca

Leuca

Santa Maria de Leuca mit Mussolinitreppe

Santa Maria de Leuca mit Mussolinitreppe

Nachdem „um die Ecke“ die angeblich schönste Küste der Ostseite Italiens auf mich wartete, wollte ich die natürlich auch noch sehen. Ich bin also wieder mit Motor die 27 sm um den Stiefelabsatz nach Otranto gefahren (Wind war wieder mal keiner). Die ersten 7 Meilensind wirklich recht eindrucksvoll, dann lässt es aber ziemlich nach.küste

Am Cabo Otranto

Am Cabo Otranto

Im Hafen konnte ich wieder voll tanken, musste aber ankern, weil alles belegt war (ein Hafenteil war allerdings ganz neu und fertig zum Anlegen, aber abgesperrt). Otranto hat auch eine Festung und darum herum eine sehr romantische Altstadt mit kleinen verwinkelten Gässchen und vielen Restaurants und Souvenirläden.

Otranto

Otranto

hafen otranto

Die Festung wurde zum Schutz der Stadt von den Aragonesen (also Spaniern) gebaut, nachdem die Türken 1480 die Stadt überfallen und 800 Einwohner enthauptet hatten. Sehenswert ist aber vor allen die Kirche mit einem vollständig erhaltenen Mosaikboden den ein Mönch in den Jahren 1163-65 dort gelegt hatte.

Mosaikboden

Mosaikboden

Am Sonntag früh um 5:00 Uhr hab ich den Anker gelichtet und bin nun endlich Richtung Griechenland gestartet.

Sonnenaufgang auf dem Weg nach Griechenland

Sonnenaufgang auf dem Weg nach Griechenland

Rom und die italienischen Vulkane

Colosseo

Colosseo

Eigentlich wollte ich gar nix über Rom schreiben, weil es eh jeder kennt und das letzte Mal nicht sehr beeindruckend war. Jetzt war es aber ganz anders. Bevor ich am 20.06. heimgeflogen bin, habe ich morgens um 9:00 Uhr für 6 Euro den Schnellbus nach Rom genommen. Nach 1 Stunde war ich am Hauptbahnhof (Termini) und habe die Touristeninfo gesucht. Nach weiteren 20 min hab ich sie in einem Seitengang entdeckt mit 2 Auskunftsschaltern für alle Romreisenden! Mit einem Stadtplan bewaffnet, hab ich mir in einem Kaffee meine Route für den Tag ausgedacht. Zuerst das Colosseo, benannt nach der Kolossalstatue von Nero, die hier auf dem Forum Romanum stand. Nachdem die Römer ihn später nicht mehr mochten, haben Sie die Statue dann als Baumaterial verwertet. Das halbe Forum Romanum ist so in den Profanbauten und anderen Palästen verschwunden.

Das Colosseo hab ich mir erst nach meinem Heimflug angeschaut, denn es war hier eine 300 Meter lange Schlange an der Kasse angestanden. Mit einer Karte aus dem Internet geht es viel schneller. Das Colosseo war der Vergnügungstempel für alle Römer. Man musste nur eine Eintrittskarte (kostenlos) abholen, dann durfte man bei den „Spielen“ zuschauen. Zuerst waren es ja auch Wagenrennen und Kämpfe, die später in Kämpfe ausarteten, bei denen Einer sterben musste (nach Volksbefragung). Schließlich kam es in Mode wilde Tiere auf die Menschen zu hetzen, bis schließlich ganze Löwenmeuten (oder Tiger oder Nilpferde oder Nashörner etc.) auf viele Menschen losgelassen wurden und der Boden rot von Blut war. Dazu hat man Aufzüge gebaut, wo Tiere oder Menschen aus dem Arenaboden hochgefahren wurden, um das Massaker zu beginnen. Technisch hochinterressant läuft es mir bei 37°C im Schatten trotzdem kalt den Rücken runter, wenn ich mir vorstelle, wozu Menschen in der Lage sind.fressgasse rom

Weiter Richtung Vatikan bin ich durch viele kleine Gassen mit schattigen Restaurants gekommen. Vor dem Petersdom dann wieder eine lange Schlange vor der Sicherheitskontrolle, denn Eintritt kostet es hier nicht. Alle 30 m steht da ein Grüppchen mit bunten Sonnenschirmen, das sind dann die Chinesen. Im Petersdom ein buntes Gemisch aus allen Nationen und vor allem die Chinesinnen machen an jeder Säule und jedem Heiligen ein Selfi zur Erinnerung (die Ausziehstöcke dazu werden draußen überall von fliegenden Händlern für 10 € angeboten). Der Blick vom Dach der Kuppel über Rom ist übrigens grandios. Nach wie vor bin ich auch von der Pieta fasziniert, die für mich die ausdrucksvollste Skulptur ist, die ich je gesehen habe.petersplatz

Piazza Navona

Piazza Navona

Auf dem Weg zum Termini bin ich noch über den Piazza Navona gekommen, auf dem sich gegen Abend die Künstler versammeln und ihre Bilder anbieten, Portraits malen, Standbild in Gold oder Silber spielen oder Musik machen. Ein lustiges Treiben! Der Trevibrunnen ist komplett eingerüstet und auf der Videoleinwand, die danebensteht, ist nichts zu sehen. Um 10:00 Uhr war ich dann wieder am Schiff und ziemlich fertig.brücke

Am 08.07. ging es dann von Fiumicino aus weiter nach Süden. Pünktlich um 9:00 wurde die Straßen Brücke angehoben und ich konnte mit Gunter die nächste Etappe antreten. Erstes Ziel waren die Pontinischen Inseln. Es war ein traumhafter Segeltag mit blauem Himmel und immer gleichmäßigen 10-11 kn Wind. Vorgewarnt von den hohen Hafenpreisen haben wir beim letzten Sonnenlicht in einer Bucht geankert, was sehr eindrucksvoll war. Die hellen Steilwände ringsum die Bucht haben sogar im Sternenhimmel geleuchtet. Der Hauptort Ponza liegt sehr idyllisch nebenan in die Hügel geschiegt in der nächsten Bucht der Insel.ponza2 Ponza

Der nächste Tag war ohne Wind ,wie auch die folgenden Tage. Für Neapel habe ich nach vielen Anfragen einen nagelneuen Hafen etwas (1 Stunde) außerhalb gefunden in dem die Nacht „nur“ 90 € kostet. Wir haben uns trotzdem 2 Nächte gegönnt und einen Tag lang Neapel erforscht. Pompei und der Vesuv waren uns bei den Temperaturen doch zu viel. Wir wollten von der Hauptverbindungsstraße die Viertel rechts und links erkunden und haben erst einmal eine halbe Stunde gebraucht bis wir endlich diese Hauptstraße gefunden hatten. Sie unterscheidet sich von den Seitengassen vor allem dadurch, dass hier auch Autos durchpassen, die Gassen sind dann für die Roller. Da passen übrigens auch bis zu 4 Personen drauf: Sohn, Vater, Tochter, Mutter (die Reihenfolge ist hier wichtig!). In einer Gasse sind die Krippenbauer angesiedelt. In einigen Höfen werden Weihnachtkrippen gebaut die ganze Landschaften darstellen mit Felsen und Höhlen mit Lagerfeuer, Treppen, Bäumen usw. So eine Landschaft  ist dann etwa 60×60 cm in der Grundfläche und bis zu einem Meter hoch.neapel 2 krippen

Noch enger wird es dann im Spanierviertel, das man nachts meiden sollte. Wir haben lauter freundliche Menschen getroffen, an jeder Ecke gibt es kleine Kneipen, die aus der Kühltruhe (die auf der Straße steht) Wasser, Bier, Cola, Limoncello, Wein etc. für 1 € im Pappbecher verkaufen. Die Kühltruhe auf der Gasse ist wichtig, denn man kann sich daneben gut vor den Rollern in Deckung bringen. Die hupen an jeder Gassenkreuzung, und wer zuerst hupt, hat Vorfahrt.neapel

Abends haben wir dann eine Pizza gegessen in der Pizzeria, von der auch der Papst eine Pizza gesegnet hatte. Das Bild hängt in jeder Ecke.

Am Sonntag sind wir mit tausenden Neapolitanern ausgefahren und mit der Hälfte an der Amalfiküste entlang nach Süden weitergezogen (die andere Hälfte der Neapolitaner ist nach Capri gefahren). Wir sind uns vorgekommen, wie wenn wir aus Versehen in die Generalprobe zum D-Day geraten wären. Das Meer hat nur so geschäumt von den Motorboot in allen Größen.

Mittagspause an der Amalfiküste

Mittagspause an der Amalfiküste

amalfi

Amalfi

Zum Ende zu war es dann wieder einsamer und wir konnten die an die Felshänge geklebten Dörfer vom Meer aus genießen. Vor Amalfi sind wir vor Anker gegangen, damit sich die Bordkasse etwas erholen kann.anker amalfi amalfi 2

Die Bucht von Salerno haben wir abgekürzt. Es stinkt nach Öl und Abgasen, große Containerschiffe und Öltanker fahren hier ein und aus. So sind wir direkt in das Cilento gekommen, eine dünn besiedelte bergige Landschaft, die einige kleine Orte an der Küste hat, aber so gut wie keine Hotelburgen.

Acciaroli

Acciaroli

In Acciaroli haben wir kurz eingekauft und sind dann weiter an die Steilküste von Palimuro. Die hat uns noch besser gefallen als die berühmte Amalfiküste, denn sie ist nicht so zersiedelt aber genauso eindrucksvoll.

Anker palimuro

Ankerbucht bei Palimuro

küste cetraro camerotta

Quer über die Bucht von Palimuro gings weiter nach Cetraro einem kleine Ort mit Hafen, der aber immerhin noch 60 € kostete. Das von unseren Segelnachbarn empfohlene Restaurant war zwar sehr romantisch halb in eine Höhle gebaut aber das Essen ist total mit Maggi verwürzt gewesen. Schade!

Der Mittwoch war wieder eine lange Motorfahrt. Nach Wetterbericht soll es auch in den nächsten Wochen nicht anders werden. Wir haben dann zur Erfrischung einen Badestopp eingelegt. Leider hat das Wasser inzwischen auch schon 31°C ja einunddreißig! Und die Luft 35,4°C. Also ist die Erfrischung nur mäßig. In Tropea angekommen, haben wir gleich „unsere“ Pizzeria gesucht, von der wir beim Segeltörn vor über 10 Jahren schon waren. Kurz: sie ist immer noch da, sie ist immer noch gut und rappelvoll. Und der Kamin von dem alten gemauerten Pizzaofen ist immer noch mit ein paar dünnen Drähten zu den Ecken des kleinen Hauses verspannt, damit er nicht umfällt. Es ist schön, wenn man an Orte zurückkehrt, wo man den Eindruck hat, man sei erst gestern dort gewesen.vecchio forno

Klosterinsel vor Tropea

Klosterinsel vor Tropea

Am Donnerstag konnten wir endlich wieder segeln und erreichten Stromboli mit dem 2. Vulkan unserer Reise. Aus dem Lavafeld an der Nordküste kommen immer wieder kleine Gasausbrüche hervor, dann rieseln einige Steine ins Meer, sonst war nicht viel aktives zu sehen. Die Nacht am Anker war dagegen ziemlich schlimm. Trotz Windstille war ein dauernder Schwell in der Bucht und wir schaukelten ununterbrochen hin und her.stromboli2

Stromboli

Stromboli

In Panarea, unserem nächsten Halt, haben wir ganz toll mit Anker rückwärts an der Kaimauer angelegt, um Diesel zu tanken. Dabei kam von rechts eine Fähre bis auf 10 m heran und legt dort an und ein Schlauchboot ist noch schnell zwischen Mole und Boot durchgeschossen. Die anderen Boote, die in der Umgebung herummanövrierten sind mir dann doch nicht näher gekommen. In Lipari, der nächsten Vulkaninsel im Äolischen Inselreich wollten wir eigentlich über Nacht bleiben, aber der Preis von 80 € am Steg ohne Dusche und ohne WC war dann doch etwas unverschämt (im August kassieren sie dafür übrigens 130 €).

Lipari

Lipari

Wir sind schließlich in einer Bucht von Vulkano gelandet (Boje 30 €). Wo wir uns gemütlich 2 Doraden, die wir beim Fischer in Lipari mitgenommen hatten, mit Kartoffeln und Gurkensalat gemacht haben. Dazu einen frisch gezapften Rose – einfach köstlich! Am nächsten morgen habe ich erst mal ein Schlammbad im Schwefelfangoteich genommen bevor wir weiter Richtung Sizilien motort sind.

Schwefelfelsen von Vulcano

Schwefelfelsen von Vulcano

Am Eingang zur Straße von Messina sind die Schwertfischjäger kreuz und quer gefahren. Das sind lange Fischerboot mit einem riesigen Mast auf dem der Ausguck steht. Er dirigiert das Boot dann zu einem an der Oberfläche schlafenden Schwertfisch. Dann versuchen die auf einem 30 m langen Ausleger stehenden Jäger den Schwertfisch zu harpunieren. Wir haben sie aber nur rumfahren sehen.

Schwertfischfänger

Schwertfischfänger

Jetzt hat auch richtig Wind eingesetzt (13-20 kn) und wir sind unter vollen Segeln die ganze Straße von Messina herunter gesegelt.

In der Bucht von Taormina haben wir noch eine Ankernacht eingelegt, bevor wir am Sonntag nach Catania weitergesegelt sind. Wie immer in den letzten Tagen mit einem Badestopp in glasklarem Wasser.

Ätna

Ätna

Nun grüßt uns der Ätna als 4. Noch aktiver Vulkan unserer Reise mit einer kleinen Rauchwolke über dem 3.360 m hohen Gipfel. Die Stadt ist mehrfach vollständig zerstört worden aber hatte seit 1693 keine größeren Zerstörungen mehr. So ist eine wunderbare Barockstadt entstanden, die einen ganz eigenen Charakter hat. Es ist zwar einiges schon wieder dem Verfall entrissen worden, vieles sieht aber noch aus wie die DDR vor der Wende.In manchen Vierteln würde ich auch lieber nachts durch Neapels Spanierviertel laufen, als mich hier aufzuhalten.

Catania

Catania

Universität

Universität

Den legendären Fischmarkt habe ich mir heute angeschaut. Es ist wirklich ein lebhaftes Handeln quer über Plätze und Gassen, bei dem außer Fischen, Muscheln und Krebsen auch Obst und Gemüse von den Bauern der Umgebung angeboten werden, sowie Fleisch und Käse und Oliven etc. Ein fantastisches Durcheinander!

Fischmarkt

Fischmarkt

Nun Gunter ist jetzt heim geflogen, Es war schön und er hat die unendliche Hitze (auch nachts noch 29°) mit mir geduldig ertragen. Wie kann man nur im Sommer nach Italien fahren. Ich werde morgen langsam weiterziehen Richtung Griechenland immer an der Sohle des italienischen Stiefels entlang.

 

Über Korsika nach Italien

Für die 90 Meilen Überfahrt nach Korsika hatte ich 15-17 Stunden kalkuliert. Leider hat uns der Wind im Stich gelassen und wir mussten die ganze Strecke als Motorboot aus spiegelglatter See zurücklegen. Es hat immerhin den Vorteil, dass keiner Seekrank wird, wir schneller vorankommen und auch noch mittendrin einen Badestopp (Wassertiefe 2300 m, Temperatur 24,3 °C) einlegen konnten. So waren wir – nachdem wir morgens um 3:00 Uhr abgelegt hatten, schon um 18:00 Uhr in Calvi. Nach einer Dusche gabs dann ein schönes Abendessen Thunfischsteak, bzw Fischspieß. calvicalvi 2

Zum Ausgleich für die horrenden Preise (die Übernachtung hatte immerhin 72 € gekostet ging es am Sonntag zum Ankern in den Golf von Girolata. Vorbei an der grandiosen Felsenküste des Reserve Naturel de Scandola mit bizarren Auswaschungen im roten Gestein. Am Ende haben wir eine schöne kleine Bucht gefunden. Leider war das Wetter etwas trüb, sodass die Felsen im diffusen Licht ziemlich langweilig aussahen. ankerbucht scandolascandola 2

Dafür hat am nächsten Morgen die Sonne geschienen und wir haben die Bucht etwas fluchtartig verlassen, denn vor der Bucht hatte so eine Kleinmillionärsyacht geankert, auf der der Boss im Obergeschoss eine halbe Stunde auf dem Laufband trainiert hat (das Boot war wohl doch nicht lang genug zum Laufen), um dann in das vom Personal bereitgestellte Speed Boot zu steigen und ein paar Runden „die Sau raus zu lassen“. Inzwischen hatte dann die Stewardess den Tisch für das Frühstück gedeckt. Nun, wir haben uns die einsame Küste angeschaut – jetzt im wunderschönen Morgenlicht.

Weiter gings, die interessante Küste entlang bis wir im Golfe Sagone bei den Iles Sanguinaires wieder einen guten Ankerplatz gefunden haben. Hier war es etwas belebter, denn wir waren kurz vor Ajaccio. Gegenüber sind am Abend dann die betuchteren Ausflügler mit ihren Hubschraubern vor ihrer Wohnanlage eingetrudelt. Insgesamt haben wir 11 Hubschrauber gezählt, die in dem kleinen Privatgelände runter gegangen sind.

Nach dem Morgenschwimmen haben wir am Boot dri Quallen gesichtet. Wir müssen wohl doch wieder etwas vorsichtiger sein, wenn wir ins Wasser springen.qualle

ajaccio

Ajaccio

Nach wenigen Meilen waren wir in Ajaccio, der Geburtsstadt von Napoleon, auf den sie auch noch mächtig stolz sind. Sein Nachbar, den er wohl mal beleidigt hatte, hatte es immerhin erreicht, dass er seinen Lebensabend auf der Insel Helena im Atlantik verbringen musste. Sonst ist Ajaccio ein nettes, aber eher langweiliges Städtchen, in dem man im Sommer ziemlich geschröpft wird. Bei meinem Topf Muscheln im Restaurant war jedenfalls kein Tropfen Weinsauce drin und der Topf war auch nur halb voll.

Am Mittwoch hab ich dann in der Fischmarkthalle noch 2 Seebrassen gekauft, dann sind wir ab in eine Bucht. Das hatten sich auch 20 andere Yachten gedacht, jedenfalls war die Bucht recht voll (war aber auch recht groß). Zwei idyllische Dörfchen und einige Ferienhäuser, die sich gut in der Maccia versteckten haben einen Bilderbuchrahmen für unser Abendessen gebildet.ankerbucht2

Am nächsten Tag sollte es nach Bonifacio gehen. Nachdem der Wind wieder aus der verkehrten Richtung kam, mussten wir dagegen an kreuzen. Anschließend ging das gekreuze weiter, weil er jedesmal, wenn wir den Kurs ändern konnten auch mitgedreht hat. Am Cap Senetosa segelten wir bei ruhiger See und 8-10 kn Wind auf „weißes Wasser“ zu. Wie mit dem Messer geschnitten, hörte die Ruhige See auf und auf einer Linie vom Cap hinaus in die Ferne, begannen die Wellen mit Schaumkronen. Wir haben vorsichtshalber festere Sachen angezogen Schwimmwesten und Gurte angeschnallt und das 2. Reff eingebunden. Nicht zu früh, denn nach ein paar hundert Metern kamen wir wirklich in die raue See mit ca. 6 Windstärken. Es hat aber trotzdem Spass gemacht und wir sind mit zwei langen Schlägen nach einem 10 stündigen Segeltag bis vor die Einfahrt von Bonifacio gekommen.

Das schluchtartige Hafenbecken hat zwar ruhiges Wasser, aber bei Ostwind kommt doch noch einiger Wind durch die Senke am Hafenende.bonifacio hafen

Der nächste Tag war ganz der interessanten Stadt auf dem Felsen gewidmet. Ein Panoramaweg mit eindrucksvollen Ausblicken auf die Felsformationen und die , auf den überkragenden Felsen stehenden Häuser geht durch die Macchia bis an die Felskanten.bonifacio

Die steilen Straßen voller Restaurants und Läden wirken trotz des Touristenrummels irgendwie doch selbstverständlich und nicht so aufdringlich wie in anderen Touristenorten. Die Hälfte des Plateaus, das von den ehemaligen Kasernen belegt ist, ist z.Zt. eine große Baustelle, denn man will offensichtlich dort, in den alten Gebäuden, ein Dokuzentrum für die Militärgeschichte der Halbinsel errichten (die EU zahlt natürlich mit). Abends hab ich dann noch mal Muscheln in Weißwein-Gorgonzolasauce versucht. Diesmal absolut köstlich. 1 Kg Muscheln (der Topf war voll!) und ganz viel leckere Sauce. Frankreichs Muschel-Ehre ist gerettet! bonifacio 2

Am Samstag sollte es nun nach Sardinien gehen. Der Wetterbericht sieht nicht besonders gut aus für die gefährlichste Meeresenge im westlichen Mittelmeer: Ostwind mit 16-20 kn (ist noch o.k.) ab 11:00 Uhr aber 26 kn. Wir sind also um 6:00 Uhr losgefahren um den leichten Wind zu nutzen. Als wir zwischen den Inseln des Maddalena Archipels nur 12-17 kn hatten, haben wir uns entschlossen bis nach Olbia weiter zu fahren.maddalena

Da der Wind wieder mal genau von vorne kam haben wir alle Segel eingeholt. Es gab nun auch schon Böen über 20 kn, aber die See war ungewöhnlich ruhig, d.h. wir hatten nur eine Wellenhöhe von 1 m (später waren es dann auch nicht mehr als 1,5 -1,8 m). Kaum waren wir aus dem Inselgewirr draußen hat es auch schon mit 28 – 34 kn gekachelt. Immer hinter irgendwelchen Landzungen oder Inselchen versteckt haben wir uns langsam bis zum Cap Figari, dem exponiertesten Punkt vorgearbeitet. Jetzt noch rum und dann in den Hafen von Olbia! Am Kap ging der Windmesser allerdings nicht mehr unter 34 kn (Windstärke 8) und die Böen erreichten sogar 54 kn (Windstärke 10, ca. 100 km/h). Wir sind trotzdem gut im alten Hafen von Olbia angekommen und haben einen sicheren Platz am Kai gefunden (ohne WC oder Dusche für 50 €!).

olbia

Olbia

Am Sonntag haben wir das Boot noch in die neue Marina verlegt. Dort haben sie uns den hintersten Platz zugewiesen sodass man fast 1 km bis zum Hauptgebäude laufen muss. Horst hat deshalb fast seinen Flieger verpasst, weil er mir bis zur letzten Minute noch helfen wollte. Es hat dann gerade noch geklappt. Ich hab nun 2 Tage in Olbia verbracht, d.h. etwa 5 km außerhalb in der Marina. Es gibt aber einen kostenlosen Shuttledienst zum Einkaufszentrum und zur Stadtmitte, den ich auch ein paar Mal genutzt habe. Olbia hat im Kern eine Fußgängerzone mit Restaurants und Läden, eine historische Kirche und ein paar unscheinbare römische Steine. Sonst gehen hauptsächlich die Verkehrsadern der Insel  an der Stadt entlang, oder auch mitten durch.

Nach dem Putzen, Aufräumen und Einkaufen (und Erholen von der letzten Sturmfahrt) hab ich mir einen Plan für die Überfahrt nach Rom (Fiumicino) gemacht. Für die 137 sm würde ich etwa 23 Std brauchen. Nach dem Wetterbericht sollte es überwiegend wenig Wind haben, nachts allerdings auch bis zu 20 kn. Ich fuhr also am Dienstag um 16:00 Uhr los, bei 4 kn Gegenwind – also Motor. Nach 4 Std kam über Funk eine Gewitter- und Sturmwarnung für das gesamte Gebiet, durch das ich fahren wollte (das nördliche Thyrrenische Meer). Die ganze Planung im Eimer!

das erste Gewitter zieht auf

das erste Gewitter zieht auf

Ich fuhr trotzdem durch die finstere Nacht. Erst haben sich auf meiner Nordseite drei Gewitter gebildet, die abwechselnd die Wolken hell erleuchtet haben. Ein spannendes, stundenlanges Schauspiel, das aber an den Nerven zerrt, denn ich wollte doch in sowas nicht reinfahren. Die Gewitter sind dann auch brav im Norden geblieben. Gegen Morgen hat sich noch eines auf der Südseite dazugesellt, ist mir aber auch nicht näher gekommen. Wo sieht man schon mal 4 Gewitter gleichzeitig und fährt dabei unter einem tollen Sternenhimmel dahin! Wenn ich das nur hätte genießen können, aber es lauert ja immer die Gefahr, dass die Gewitter sich vereinigen und ich mitten im Schlamassel stecke! Nun es ging gut. Ich hatte auch kaum über 20 kn Wind und morgens war schönster Sonnenschein und fast kein Wind. Eigentlich wollte ich nochmal ins Meer springen für ein Morgenbad, da kam schon wieder eine neue Sturmwarnung und ich bin lieber gleich in den Hafen eingelaufen.

fiumicino

Fiumicino, Flusshafen mit Fußgängerbrücke vorne und Autobrücke hinten

Am Donnerstag konnte ich dann endlich ein Stückchen flussaufwärts mein Ziel erreichen, an dem das Boot für die nächsten Wochen liegen kann (ohne die horrenden Gebühren in den anderen Häfen). Dazu musste ich erst mal durch 2 Brücken, die nur Donnerstag bis Montag 2 Mal am Tag geöffnet werden.

Es hat geklappt und ich hab auch schon 2 Fuhren Wäsche gewaschen. Wenn‘s in drei Wochen weiter nach Süden geht, ist Gunter dabei. Ich freu mich schon drauf.

die Cote d’Azur

Am Sonntag, den 31.05. haben wir, Andreas und ich, Marseille verlassen und sind weiter nach Osten gezogen. Gemütlich sind wir an den Calanches entlang gefahren. Das ist eine tolle Steilküste mit vielen Buchten, die direkt nach Marseille anfängt. Entsprechend beliebt ist die Gegend und voller Ausflugsboote.calanches

Weil zunächst kein Wind war, sind wir dicht an den Felsen entlang gefahren. Erst die letzten 2 Stunden hatten wir schönen Segelwind mir 8 kn , der uns in das kleine Fischerdorf Sanary sur mer brachte.sanary s m

Der Hafen, obwohl eine große Baustelle, hat 56 € gekostet. In der Bucht haben Löschflugzeuge Wasser aufgenommen, ein tolles Manöver.Flugzeuge

Wir haben dann beschlossen, die nächste Nacht vor Anker zu verbringen und sind an Porquerolles vorbei in die Bucht von Port Cros gefahren. Wir waren nicht allein, noch 20 Yachten hatten sich den Platz ausgesucht. Da das Wasser nun schon 20 Grad warm war, sind wir gleich eine Runde geschwommen.port cros

Neben St. Tropez, unserem nächsten Ziel, gibt es auch eine schöne Ankerbucht und so konnten wir wieder die Hafengebühr sparen. Wir lagen genau vor der Villa von George Cluny, der Auflauf an begeisterten Mädchen hielt sich in Grenzen. Er war wohl gerade nicht da.villen S T

St. Tropez ist ein kleiner idyllischer Ort mit einer Festung auf dem Berg (auf der anderen Seite unserer Ankerbucht) in der eine interessante Dokumentation über die wilde Geschichte von der mehrfachen Zerstörung und dem jeweiligen Wiederaufbau der Burg gezeigt wird. Außerdem gibt es natürlich eine wunderbare Aussicht zu genießen.st Tropez

Das nächste Ziel war Cannes, wo ein Festival nach dem anderen stattfindet. Vom reichen und mondänen Publikum haben wir in beiden  Orten nicht viel gesehen. Außer vielleicht hin und wieder einen braungebrannten alten Herrn in weißen Hosen, rosa Hemd und weißem Seidenschal (bei 28°C im Schatten!). Sonst hatten beide Orte so ihre kleinen reizvollen Straßen mit den Restaurants dran. Ach ja, Cannes hat auch noch eine Markthalle, hier der vegetarische Teil:markt in cannescannes

Am Donnerstag, den 04.06. haben wir schließlich Nizza erreicht. Andreas fährt nun wieder heim und Horst kommt für die nächste Woche. Der Hafen liegt tief in der Altstadt, eingerahmt von schönen Bürgerhäusern und einer Kirche.Hafen Nizza

Darüber liegt die alte Festung, von der man einen schönen Blick über alle Viertel von Nizza hat: den Hafen im Osten, die Altstadt im Norden und die Promenade des Anglais im Westen.nizza

An der Promenade ist immer Betrieb, Tags über wird gebadet und nachts gefeiert. Am Anfang liegen noch die alten Werkstätten, die heute in Wohnungen und Restaurants umgebaut sind.nizza3

Später folgen an der kilometerlangen Strandpromenade die berühmtesten und Geschichtsträchtigsten Hotels, wie das Le Negresco, in dem das Abendmenü 280 € kostet. Wem das noch nicht genug ist kann ja noch ein paar Gramm Kaviar für 180 € als Appetizer vorneweg nehmen. Wir haben uns mit einer Pizza in der Altstadt für 20 € (für 2) begnügt – war viel und gut!

Am Samstag geht es weiter nach Korsika.

Die Fahrt nach Marseille

Selva

Hafen von Selva

Die nächsten 5 Tage sollte ich nun in Selva eingesperrt bleiben , denn es waren ständig 25-40 kn Wind und 3 m Welle angesagt. Es ist unglaublich, aber der Wind hat tatsächlich 5 Tage ohne Pause durchgeblasen! d.h. bis auf einmal, da bin ich morgens um 6:00 Uhr aufgewacht, weil es plötzlich ruhig geworden war: kein Pfeifen in den Wanten, kein Schlagen der Fallen am Mast, kein Knattern der Fahnen im Wind – es hatte nur noch 8-12 kn Wind im Hafen. Schon 30 min später hatte es aber wieder 20-25 kn. Auf dem Dach des Hafenmeisters hat das Messgerät täglich bis zu 42,5 kn angezeigt.

St Pere de Roses

St Pere de Rodes

Nun hab ich also Hafenprogramm gemacht. Nach dem Putz- und Waschtag hab ich am Donnerstag mein Fahrrad ausgepackt und bin die Serpentinen hochgefahren zu der auf 540 m Höhe liegenden Klosterruine Sant Pere de Rodes. Die Gebäudereste sind wunderbar restauriert, sodass man einen guten Eindruck bekommt, wie die Mönche vor 1.000 Jahren dort gelebt hatten. Einiges hat sich natürlich verändert, aber die ursprüngliche Ruhe, die in dem archaischen Mauerwerk steckt, ist immer noch zu spüren. Überwältigend aber ist der Blick auf die Bucht von Selva und auf die andere Seite des Bergrückens in die Pyrenäen, wo in der Ferne die Schneefelder aus dem Dunst leuchten. Interessant finde ich auch die beiden Türme. Der Glockenturm, der erst später gebaut wurde und der Wehrturm. Dieser wurde ohne Treppen gebaut. Nur Leitern führten auf die einzelnen Plattformen. So konnten die Menschen, die im Kloster lebten, sich bei Plünderungen in den Turm zurückziehen und abwarten bis der Ansturm vorbei war. Das ist wohl auch öfter passiert.S Pere

surfer

Surfer in der Bucht von Selva

Am Freitag hab ich versucht, endlich die Außendusche fertig einzubauen. Da mir ein paar Teile fehlten, die es in Selva nicht gab, bin ich mit dem Fahrrad die 10 km nach Llanca gefahren und hab tatsächlich einen Klempner gefunden bei dem ich die Teile bekommen hab. Wieder 10 km zurück bin ich in die Schränke gekrochen und hab alles angeschlossen. Der hinterste Anschluss war beim Test natürlich undicht und bei meinem Versuch ihn abzudichten ist mir ein Plastikanschluss abgebrochen. Ich hab dann alles hingeschmissen, die Wasserleitungen zugedreht und bin essen gegangen. Es gab 3-erlei Fisch mit Gemüse und Wein – ausgezeichnet.

Cadaques

Cadaques

Dali

Wohnhaus Dali

cadaques2

Kein Dali aber lustig

Samstag stürmt es immer noch! Also hab ich mein Fahrrad gepackt und bin über einen Pass (270 m) nach Cadaques gefahren. Ein nettes kleines Touristendorf (ohne Hochhäuser) mit vielen Restaurants und Cafes um den Hafen herum. Einige Häuser sind sehr verspielt, aber ganz lustig anzusehen. Über dem Hügel liegt das Wohnhaus von Salvador Dali und seiner Muse Gala. Das hab ich natürlich besichtigt. Es ist volle Scurilitäten, liegt aber in einer wunderschönen Bucht (die jetzt nicht mehr so einsam ist).

MF

Weingut Feixa

abfahrt

Weg zur Bucht von Selva

Nach dem Genuss eines Salatbüffets mit 30 Salaten habe ich mich auf den Rückweg gemacht. Nachdem ich den Pass zum zweiten Mal geschafft hatte, habe ich mir bei dem dort liegenden Weingut von Martin Faixo („fächo“) also MF zwei  Weine gekauft. Hoffentlich sind sie gut, teuer genug waren sie. Beim Runterfahren vom Pass hab ich fast nicht bremsen müssen, weil der Wind mich fast wieder den Berg hinauf geblasen hat.

cap bear

Sonnenaufgang am Cap Bear

Es ist Pfingstsonntag und der Wind soll tatsächlich nachlassen. Es hat tatsächlich nur 11-15 kn und ich mache mich auf den Weg nach Norden. In einer Ankerbucht am Cap Bear lasse ich den Anker fallen und die Nacht bleibt auch sehr ruhig.

sturm

leicht gereffte Genua bei Windstärke 5 (2. Reff im Groß – für die Spezialisten)

Im Morgengrauen um 7:15 hole ich den Anker ein und hoffe, dass der Wetterbericht stimmt. Es sollen nur 17-19 kn Wind kommen mit 0,7m hohen Wellen. Vorsichtshalber ziehe ich gleich das 2. Reff ein und segle los bei 12 kn Wind. Schon nach zwei Stunden nimmt der Wind und die Wellen rasant zu  und ich habe 25-28 kn Wind und 2 m Welle. Bei Schräglagen zwischen 20 und 30 Grad läuft die Gischt über die Bordkante am Schiff entlang bis ans Heck. Später steigert sich der Wind noch auf durchschnittlich 28-29 kn und Böen bis zu 39 kn, das sind volle 8 Windstärken.

Nach 8,5 Std hab ich schließlich im Hafen von Cap d‘Agde festgemacht (noch 19 kn Wind im Hafen). Nach einer Ruhepause hab ich mir 1 kg Moules marinieres genehmigt und hab mich in die Koje gelegt.

cap agde

Cap Agde

Am Dienstag bläst es immer noch mit über 20 kn. Im Hafen gibt es Schaumkronen auf dem Wasser. Da es hier 4 Yachtausstatter gibt, versuche ich die Ersatzteile für meine Dusche zu bekommen. Ich muss dafür 5 Mal zu dem Werftgelände fahren bis ich tatsächlich alles beisammen habe und die Dusche fertig installiert ist. Jetzt kann ich mir das Salz nach dem Baden wieder abduschen – toll! Leider ist die Wassertemperatur aber wieder auf 14,3 Grad gesunken. Ich wird also noch etwas warten müssen.

Stierkampf

St Maries de la Mer

Für Mittwoch sind zunächst 3 kn Wind und später 12-15 angesagt. Es war natürlich genau umgekehrt und ging wieder bis 20, in Böen bis 25 kn. Ich bin trotzdem nach Les Saintes Maries de la Mer gekommen. Die Marien, die hier besonders von den Zigeunern verehrt werden, sind Maria Salome, die Mutter vom hl. Jakobus (Jakobsweg) und Maria Magdala, die mit einem Boot ohne Ruder und Segel an den Strand der Camarque getrieben wurden und von hier aus Frankreich missioniert haben. Besonders Ihre schwarze Dienerin wird von den Zigeunern hoch verehrt und ihre Figur in der Krypta mit Seiden und Brokatgewändern behängt. An Pfingsten gibt es dann eine Große Wallfahrt, bei der der heilige Schrein ins Meer getragen wird. Außerdem gibt es noch Stierkämpfe, bei denen der Stier nicht getötet wird und wilde Pferde (auch Flamingos – hab ich aber nicht gesehen). st maries

Am Donnerstag bin ich bei schönem Segelwind (später ist er leider ganz eingeschlafen) nach Marseille gefahren. Dort hab ich rückwärts mit Mooring angelegt – 1A!

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Hafeneinfahrt Marseille

Schon lange bevor man in die Nähe des Hafens kommt , sieht man die Kirche St. Maria de la garde auf einem Felsen über der Stadt thronen. Dann schälen sich das Hochhaus einer Reederei (von Zaha Hadid) und das MuCEM, das Museum der Zivilisationen Europas, aus dem Dunst des Häusermeers. marseille 1

Der Hafen ist Mittelpunkt der Stadt, die eigentlich ganz viele Mittelpunkte hat. Hier ist das Haupteinkaufviertel mit 2 Galerien La Fayatte, vielen Mode und Souvenirläden, Märkten (Fischmarkt morgens am Hafenkai) und Massen von Touristen. Schöne alte Bürgerhäuser stehen neben langweiligen Bürobauten wie überall sonst auch.mars 4

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au Panier

Interessant sind zwei alte Viertel, das Au Panier ist etwas heruntergekommen. Hier sind hier viele Künstler mit Bio-Kleidern, Bildern und Töpferwaren zuhause. Es gibt auch alle möglichen Bars mit Tapas oder anderen Snacks.

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Julien

graff 2

Lokal im Julien

Das andere Viertel, das Julien, ist auf einem entgegengesetzten Hügel und wird von der alternativen Musikscene bewohnt. Ich hab aber lediglich am Cours Juilen unter den Olivenbäumen gut gegessen und anschließend die zahlreichen Graffities bewundert, die viele Häuser hier schmücken. Sie sind wirklich recht kunstvoll!

Am letzten Tag bin ich dann noch mit dem Fahrrad auf den Berg zur Kirche Maria de la Garde und hab den herrlichen Ausblick über die Stadt genossen.

Für die nächste Woche ist Andreas an Bord und wir werden zusammen die französische Riviera erkunden.

Valencia – Barcelona

Von Aquadulce bin ich am 2. Mai bei totaler Flaute mit Motorhilfe doch immerhin 63 Meilen weit gefahren und habe in einer kleinen Bucht am Pta el Canon geankert. Da das Wasser inzwischen 18 Grad hat, habe ich mich auch einmal hineingetraut. Herrlich! Wenn man erst Mal drin ist. Am Sonntag gings weiter, leider immer noch ohne Wind, und als er langsam kam, hatte ich Cartagena erreicht. Anlegen alleine mit 10 kn Seitenwind hat aber trotzdem geklappt.meine Ankerbucht am Pta del Canon

Cartagena ist noch eine recht ursprüngliche Stadt (im Kern). Es gibt prunkvolle Häuser an der Haupteinkaufsstraßen, in den Seitengassen sind teilweise nur noch die Fassaden da (von hinten mit einem Gerüst abgestützt. Viele Baulücken und zum Verkauf stehende Häuser. Eine alte Festung und römische Ausgrabungen zeigen die lange Geschichte der Stadt. Da heute Sonntag ist haben viele Geschäfte geschlossen (Nicht alle!) und die Leute promenieren durch die Fußgängerzone und die Parks. Manche Frauen haben dabei noch Flamenco Kleider an und einige Hazienderos reiten stolz auf ihren Pferden durch die Stadt.Cartagena Hazienderos

Am Montag bin ich schon wieder bei Flaute um einige Fischzuchten Slalom gefahren, dann musste ich noch ziemlich weitläufig ein Sperrgebiet, in dem Taucharbeiten gemacht wurden , umschiffen. Am Nachmittag gabs etwas Wind, sodass ich endlich mal die Genua aufziehen konnte. In Torrevieja angekommen, hab ich dann versucht, rückwärts einzuparken. War etwas chaotisch, aber wenigstens ohne Schrammen.

historische Salzverladestation in Torrevieja

historische Salzverladestation in Torrevieja

warum ist hier noch kein Hotel

warum ist hier noch kein Hotel?

hier sind sie ja!

hier sind sie ja!

Dienstag gings nach Alicante. Eingerahmt von Ferienwohnungsburgen und Hotel, schält sich doch ein ganz attraktives Städtchen heraus. Ein altes Viertel mit vielen Treppen schmiegt sich an einen Felsen, auf dem noch eine Festung steht.Alicante 1 Alicante 2 Alicante 3

Am nächsten Tag kam ein schöner Segelwind und ich konnte gemütlich mit der Windsteueranlage 3 Stunden durch die Wellen gleiten. Eine schöne Ankerbucht habe ich auch gefunden und gehofft, dass der Wind abends einschläft, was er auch getan hat. Allerdings kam eine sehr unschöne Dünung von SO in meine Bucht, sodass das Schiff fürchterlich schwankte und ich in der Nacht kein Auge zugemacht habe. Eigentlich sollte die Dünung laut Wetterbericht ja auch von NO kommen. Sie hat sich nur nicht dran gehalten!

noch ein paar Hotels

noch ein paar Hotels

jetzt langt's aber

jetzt langt’s aber

Nach 2 Std segeln und 3 Std mit Motor wegen Flaute bin ich in Denia eingelaufen. Obwohl der Hafen sehr elegant und gut ausgebaut ist, kostet er nur 25 € die Nacht. Da muss ich doch gleich noch einen Tag bleiben. Meine Aktionen waren allerdings ein Reinfall: am Strand neben dem Hafen versuchte ich ins Wasser zu kommen. Nachdem es mir nach 200 m immer noch nur bis zu den Knien ging hab ich mich reingelegt in die warme Brühe (war schon schön klar!) und anschließend kalt geduscht zur Erfrischung. Das zweite war das Tapas Essen. Die empfohlene Bar hatte zwar an die 100 Tapas, allerdings war dieses „Snackessen“ am Schluss doch mit 35 € ganz gut bezahlt.

haben sich doch noch ein paar hinter dem Felsen versteckt

haben sich doch noch ein paar hinter dem Felsen versteckt

Endlich nach Valencia. Die Tagestour hat mir 3 Std herrliches Segeln bei großartigem Wetter beschert. Vorher waren aber auch ein paar Stunden Flaute, die ich mit einer Schwimmpause über 68 m Wasser genutzt habe- traumhaft! Am Schluss hat sogar das rückwärts einparken funktioniert und der Hafen hat nur 23 €/Tag gekostet.

color run in Valencia

color run in Valencia

Der nächste Tag fängt mit einer riesen Party im Hafen an. Es ist „bunter Volkslauf“, d.h. 10-30.000 Menschen laufen einen Rundkurs über 5 km. Viele mit weißem Ballettröckchen und werden an verschiedenen Stationen mit Farben beworfen. Ganz bunt kommen sie dann nach geraumer Zeit wieder am Hafen an. Ich bin dann geflüchtet. Mit dem Fahrrad hab ich die neu geschaffene und sehr weitläufige Wissenschafts- und Kunststadt erkundet, die an einem breiten, wunderbar angelegten Park liegt, der sich durch die ganze Stadt zieht. Die riesigen Prachtbauten von Calatrava und anderen Architekten beinhalten Museen, Ausstellungs- und Veranstaltungshallen.val 3 val 2

Am Abend ist Gerlinde gekommen und wir haben am nächsten Tag die Altstadt erkundet. Eine Fülle von interessanten Gebäuden, kleinen Gassen und ruhigen Plätzen geben der Stadt ein angenehmes Flair. Stadttürme, Kathedralen, Märkte, eine Seidenbörse, der Bahnhof sind sehr eindrucksvoll. Dazwischen immer wieder prächtige Bürgerhäuser mit Läden und Cafes. Merkt ihr‘s? Valencia hat uns gefallen!val 4 val5 val 15

Bei gemütlichen 1-4 kn Wind sind wir zusammen weitergefahren. Ein paar Segelversuche haben wir wegen Windmangel abgebrochen und sind schließlich vor Oropesa gekommen. Ein alter Holzkahn hat dort die Hafeneinfahrt versperrt und so sind wir im nächsten Hafen Las Fuentes gelandet. Außer dem eigenwilligen Hafenmeistergebäude und einen kleinen Supermarkt gibt es da nicht sehr viel.

Las Fuentes

Las Fuentes

So gings weiter mit lauem Wind und einigen Segelversuchen nach Amettla, einem  kleinen Fischerdorf auf einem Felsen.ametlla2

Ametlla

Ametlla

Der nächste Tag brachte uns nach Vilanova. Als ich im Office fragte, ob es etwas interessantes in Vilanova gäbe erhielt ich die Antwort, dass die Sonne das interessanteste sei, und die würde aber gerade nicht scheinen. Es war tatsächlich ziemlich diesig! Wer jemals nach Vilanova kommt, sollte eines nicht versäumen, nämlich bei L‘Oganpetit essen zu gehen, an der Rambla (Haupteinkaufstrasse) 150 m vor der Uferpromenade. Ein Franzose aus Nizza bereitet hier die köstlichsten Speisen und hat hervorragende Weine aus den Weingütern der Region. Das Essen ist den Aufenthalt wert. Ach ja, es gab Thunfischfilets mit Salat und einem köstlichen Rotwein.

Abstellplatz der Luxusyachten in Vilanova

Abstellplatz der Luxusyachten in Vilanova

Endlich Barcelona! Nachdem die ersten beiden Häfen über 50 € gekostet hätten, sind wir für 33 €/Tag in den dritten Hafen (Forum) gefahren. Nach einem wunderschönen Segeltag hat der Wind 3 Meilen vor dem Hafen plötzlich zugelegt und wir haben erst gerefft und dann die Segel ganz eingeholt. Die letzte Meile ging es dann durch die steilen Wellen bei 23 -30 kn in den Hafen. In der Einfahrt waren 2 Laser des Yachtclubs auf der Molenverlängerung gelegen, einfach vom Wind hin geklatscht mit Mast und Segel. Den Jugendlichen, die damit unterwegs gewesen sind ist nichts passiert, haben wir später erfahren. Jedenfalls haben drei Marineros ganz schön gezogen um unser Boot am Steg zu halten. Dann wollten Sie nochmal 5m weiter vor und haben nochmal gezogen.

Sagrada Familia

Sagrada Familia

Mit einem 2 Tagesticket der Tram/Metro/Buslinien haben wir Barcelona erkundet. Zunächst zur Sagrada Familia. Nach längerem Anstehen haben wir erfahren, dass wir erst heute Abend um 18:45 Uhr einen Termin bekommen. Also 2 Karten für Pensionäre (für 16,50€ geradezu ein Schnäppchen) besorgt und weiter zum Palau de la Musica, dem Palast der Musik. Er hat für 11 € einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ein Musiksaal in dem fast täglich Konzerte stattfinden und er auf das prächtigste ausgestattet ist mit farbiger Glasdecke, Glasfenstern, Mosaiken, Figuren, Säulen, Leuchtern usw. – nicht von Gaudi wie der Führer mehrfach betonte, aber überwältigend!

Palau de la musica

Palau de la musica

Die Kathedrale war danach für 7 € ein richtiges Schnäppchen und in der schlichten Ausgestaltung  ebenfalls schön. Doch nun kommt die Sagrada familia: nach kurzem Anstehen durften wir in das Gelände und nach weiterem Anstehen unseren Audioguide in Empfang nehmen. Um es kurz zu machen: auf mich wirkt die Kirche, an der noch überall gebaut wird, wie eine Sandburg, die man mit den Kindern am Strand baut. Da noch ein Türmchen und dort noch ein paar Zinnen, ab und zu ein paar bunte Muscheln und wenn die Flut kommt ist alles wieder weg. Nicht so diese Kirche . Sie ist aus Beton und es wird immer noch (fleißig) daran gebaut. Es kommen ja auch überschlägig 1/2 Mio € pro Tag an Eintrittsgeldern herein. An jedem Eingangsportal eine andere Epoche aus dem Leben Jesu, und das in völlig gegensätzlichen Stilen. Innen geht es gleichermaßen weiter. Je weiter man nach oben schaut, umso wilder wird die Gestaltung und ist noch strahlend hell beleuchtet, denn oben sollen nach dem Willen des Architekten keine farbigen Glasfenster mehr verwendet werden. Unten dagegen sind wunderbare moderne Bleiverglasungen in den, einer gotischen Kirche nachempfundenen Betonöffnungen eingesetzt (übrigens erst seit 1999). Wozu in der Mitte ein Andachtsbereich abgetrennt ist, ist mir schleierhaft, denn in der Kirche herrscht das Getöse einer Bahnhofshalle und die kreuz und quer laufenden Chinesen (mit Tablet zum Fotografieren) Italiener, Franzosen,  Spanier, Schweizer und Deutschen lassen wohl keine Andachtsruhe aufkommen. Ach ja nicht zu vergessen die zahlreichen Kinder, die sich aus lauter Langeweile ihre Spielchen ausdenken. Nach einiger Zeit haben wir also den Betonhaufen verlassen und sind zum Schiff zurück.

Sagrada Familia innen

Sagrada Familia innen

Am 17.5. ist Gerlinde wieder heim geflogen und ich habe sie noch zum Flughafen begleitet. Tram, Zug, Busshuttle etwa 1Std 15 Min. Dann wieder zurück in die Stadt. Jetzt war der Rest Gaudi dran: 4 Häuser an der Rambla, der Haupteinkaufsstraße Barcelonas. Wer hätte es anders gedacht, sie haben mich nicht sonderlich beeindruckt (Man kann sie übrigens alle besichtigen, Eintritt jeweils 8 bis 25 €! Beim letzten hätte es um 4 Uhr keinen Termin mehr am selben Tag gegeben).

Gaudi

Gaudi

nicht Gaudi

nicht Gaudi

Die Rambla endet am Hafen in der on Menschen überquellenden Hafenpromenade. Immer wieder tauchen plötzlich Afrikaner auf, legen ein Tuch aus und bieten Handtaschen, Fächer, Sonnenbrillen etc an. Wenn irgendwo ein Polizist auftaucht – und das ist ziemlich oft auf der Rambla – werden die 4 Leinen, die an die Enden des Tuches geknüpft sind, hochgezogen, alles fällt in den Sack und weg sind sie.

"Fliegende" Händler

„Fliegende“ Händler

Am nächsten Tag war ich dann auch weg, eigentlich schon um 8 Uhr, aber nachdem das Office erst um 9 Uhr aufmacht, konnte ich erst um 9:30 Uhr weg.Im Hafen von LLfranc wurde ich abgewiesen und musste zurück nach Palamos. Außer dass der Hafen 77 € gekostet hat ist von ihm nichts zu berichten. Für die nächsten Tage ist der Tranmontana angesagt, ein Wind der mit bis zu 56 kn (das ist Windstärke 11) von Norden kommt. Ich wollte noch soweit wie möglich nach Norden kommen und bin deshalb früh um 6:30 Uhr gestartet. morgenfahrtErfreulicherweise hatte der Wetterbericht zunächts nicht recht und ich hatte nur mäßigen Wind von der Seite und schräg von achtern. So kam ich an verschiedenen Häfen, in die ich hineinhuschen wollte, wenn es losging vorbei und fast bis ans Cap Creu.fels

Sturm im Anmarsch

Sturm im Anmarsch

Da hat der Wind innerhalb einer Viertelstunde gedreht und kam nun von vorne. Am Cap hatte ich dann ca. 3 m Welle und 17-22 kn Wind von vorne. Einige Male bin ich mit Salzwasser geduscht worden, aber am Schluss hat der Einsetzende Regen das auch wieder weitgehend abgewaschen. Jedenfalls war ich froh als ich nach 2 Stunden Kampf gegen die Wellen in die Bucht von Selva einfahren konnte und der Wind auf 15 kn reduziert war. Sogar das Anlegemanöver war gelungen und ich habe einen sicheren Platz an dem ich warten kann, bis der Strurm sich gelegt hat. Im Augenblick sieht nichts danach aus, die ganze Nacht und den ganzen Tag knattert der Wind mit über 20 kn über den Hafen (und das in der Bucht, die ringsum mit Bergen geschützt ist!).

Selva

Selva

Das nächste Ziel ist nun Gruissan in Frankreich.

Almeria (Aquadulce) am 01.05.15

Die Fahrt nach Barbate dem Zentrum des spanischen Thunfischfangs, haben wir gleich verlängert, nachdem der Ort nicht sehr vielversprechend aussah und auch keine Erwähnung im Reiseführer hatte. Die ersten Thunfischnetze waren schon ausgelegt. Manchmal muss man da ganz schön Slalom fahren, damit man nicht hinein gerät.Thunfischreusen

Danach kommen wir am Cap Trafalgar vobei, wo Lord Nelson von den Fischen gefressen wurde, als er die spanische Flotte versenkte.beim Cap Trafalgar

Auch Tarifa haben wir schließlich ausgelassen, da uns dort nur ein Fischerhafen erwartete und sind schließlich in Alcaidesa gelandet, dem spanischen Hafen an der Grenze zu Gibraltar. So haben wir in einem Rutsch 70 Meilen hinter uns gebracht (leider mit Motor) und fallen müde in die Kojen.

Verkehr in der Bucht von Gibraltar

Verkehr in der Bucht von Gibraltar

Am nächsten Tag geht es nach Gibraltar über die Grenze, ja auch in der EU mit Grenzkontrolle! Mit der Seilbahn sind wir auf den Felsen und hatten eine ganz passable Rundsicht- es war halt immer etwas diesig. Bis Afrika konnte man zwar nicht sehen, dafür haben sich die Affen getummelt und waren ganz fotogen.gibraltar affe

Unten war dann der übliche Touristenrummel mit unzähligen Souvenirläden und zollfreien Alkoholika und Parfüms. Nach einem Kaffee und einem Brownie haben wir die englische Kronkolonie wieder verlassen und den nächsten Tag vorbereitet. Am Steg war auch noch Tommy, ein Österreicher, der aus zwei verschiedenen Segelbooten einen Katamaran zusammenbasteln wollte, um damit in die Karibik zu segeln. Viel Glück!

Am Freitag, den 24.04. haben wir erst mal getankt (73 l für 42 €!) und sind dann um den Felsen herum nach Estepona gefahren. Ziemlicher Nebel hat die Fahrt etwas unheimlich gemacht, aber wir sind sicher angekommen. Die Stadthat einen ganz reizenden Kern mit kleinen Häusern, engen Gassen und Restaurants auf den kleinen Plätzen.Estepona

Am Samstag war schon wieder Hafentag! Ich habe hier in Estepona übrigens endlich meine Gasflaschen wieder füllen können. Angeblich der einzige Platz auf der Iberischen Halbinsel, wo das geht! Mit einem Linienbus sind wir durch die Ferienwohnungssiedlungen ins Hinterland gefahren. In den Bergen gibt es da ein ganz romantisches Dorf Casares mit vielen steilen Gassen, weißen Häusern und oben drauf eine kleine Festungsanlage. Überall gleiten Adler durch die Luft. Angeblich gibt es in der Umgebung 200 Pärchen. In einem Felsen gegenüber machen wir sogar ein Nest aus, das immer wieder angeflogen wird. Die Jungen kommen dann hervorgewatschelt, holen das Fressen und watscheln wieder zurück.casares

Am Sonntag geht es weiter nach Marbella. Der Hafen ist aber angeblich voll (na ja, die Reichen und Schönen wollen uns halt nicht) und wir fahren weiter nach Bajadilla. Auch ein schöner Ort mit lieblichen Gassen voller Blumen und einigen schönen Plätzen. Man merkt schon, dass die Reichen nicht weit sind. Für das Abendessen (Muscheln, 2 halbe Seebrassen, etwas holziges Gemüse und eine Flasche Wein) zahlen wir immerhin 95 €. Etwas unverschämt finde ich (gut wars aber schon).bajadilla

In Malaga, unserem nächsten Hafen, wird gerade der in der Karte und den Handbüchern eingetragene Hafen abgebrochen. Mal was Neues! Die Polizei weist uns dann einen Platz an dem Pier für Kreuzfahrer an. Leider gibt es nirgends Toilette oder Duschen und kostet trotzdem 25 €.malaga2 malaga 1

Egal, Malaga hat viel zu bieten: gleich 2 Festungen, eine große Kathedrale, eine alte Markthalle, viele Einkaufsstraßen und Plätze mit herrschaftlichen Häusern, und das Geburtshaus von Picasso mit einem Museum dazu und schließlich auch noch eine Stierkampfarena. Genug, um schon wieder einen Hafentag einzulegen.schinken kathedrale  malaga3arena

So geht es am Mittwoch erst weiter nach Adra. Dort gibt es einen übervollen Hafen des Yachtclubs und daneben einen riesigen, völlig leeren staatlichen Hafen (mit EU Förderung gebaut). Nachdem uns der Hafenpolizist gezeigt hatte wie man das Schoss am Stegtor blockiert, damit man wieder reinkommt haben wir bei EL Timon am anderen Hafenende ausgezeichneten Thunfisch gegessen (mit großem Salat, Pommes, Wein, Kaffee und Kuchen 55 €!). Am nächsten Tag brauchten wir keine Hafengebühr zu bezahlen, da der Computer nicht ansprang – auch gut.

Am Donnerstag fuhren wir wieder mal mit Motor nach Almeria. Leider war der Hafen wegen einer Regatta übervoll und wir mussten zurück nach Aquadulce (nur 4 Meilen).Hier gibt es zusammen mit Roquetta del Mar 18 km Sandstrand und unzählige Ferienwohnungen. Dahinter ziehen sich die mit Plastikfolien abgedeckten Plantagen die Berge hoch. Die Küste heist hier deshalb auch Costa Plastico. Voll zurecht!

Plantagen sind waagerechte Striche, Hotels sind senkrecht

Plantagen sind waagerechte Striche, Hotels sind senkrecht

Das Obst und das Gemüse ist allerdings ausgezeichnet. Das Ganze wird nach dem offiziellen Prospekt nach den „Plan de Excelencia Turistica“ dem Plan touristischer Vortrefflichkeit weiterentwickelt. Na dann viel Erfolg! Am 1. Mai ist Robert heimgeflogen und kann nun bei der Geburt seines 1. Enkelkindes, das in den nächsten Tagen erwartet wird, dabei sein. Ich werde morgen weiter nach Garrucha fahren. Mal sehen ob sich an den Touristenburgen in den nächsten Wochen etwas ändert.

Cadiz am 21.04.15

Am Dienstag hab ich Lissabon verlassen und erstmal verschiedene Segelversuche gestartet bis ich es wegen der dauernd wechselnden Winde aufgegeben habe und mit Motor weiter bin. Der Wind ist dann auch fast eingeschlafen, um am Nachmittag wieder genau von vorne loszulegen. Um 19:00 Uhr hatte ich dann die 61 Meilen hinter mir und ich hab in Sines angelegt. Dort konnte ich auch volltanken, damit ich für die weiteren Strecken gerüstet bin.Sines

Sines ist ein kleiner Fischerort, bei dem sich die Ölindustrie angesiedelt hat. Deshalb ist hier nicht alles so verfallen, wie in anderen kleine portugiesischen Orten. Am Mittwoch bin ich noch dageblieben, weil kräftige Regenschauer und stürmische Winde vorausgesagt waren. Der Wetterbericht um 10:00 hat dann allerdings alles in Sonnenschein und Flaute verwandelt. Da war es aber schon zu spät zum losfahren. Ich hab dann beim Stadtbummel ein Lokal gefunden, wo ich ausgezeichnete Sardinen gegessen und einen guten Wein getrunken habe (mit Suppe Oliven  und Kaffee 10 € !). Wäsche waschen konnte ich dann auch noch, alles wieder klar! Am Abend hat mich dann Rui, ein Portugiese vom Hafen, 3 Stunden vollgequatscht. Er hat Flugdrohnen entwickelt und macht jetzt anderen elektronischen Kram. Vor Allem kennt er jedes Schiff im Hafen und wer es von wem gekauft hat und wozu usw. Sein eigenes Segelboot baut er gerade auf Energieeinsparung um. Er hat mir immerhin gleich 4 LEDs für meine Kajütbeleuchtung mitgebracht und eingebaut. So eine Verschwendung mit Halogenbirnchen konnte er einfach nicht sehen!

Am Donnerstag früh um 4 Uhr gings dann aber los nach Süden ohne Wind mit Motor. Um 13:00 konnte ich da Cap San Vincente runden und bin schließlich noch 5 Stunden schön gesegelt, bis ich in Portimao angekommen bin.

Cabo San Vincente

Cabo San Vincente

Portimao

Portimao

Das ist der Vorgeschmack aufs Mittelmeer: der Orte besteht nur aus Hotels und Ferienwohnungen (Heute Resorts genannt) einigen Restaurants und vielen Angeboten für Angeltouren, Jetskifahren, Surfkurse usw. Ach ja eine alte Festung gibt’s natürlich auch noch zu bewundern. In einem Restaurant habe ich dann ein Lamm im Topf gekriegt – ausgezeichnet aber mit allen drum und dran (Suppe, Wein, Wasser, Kaffe) so 21 €.

Die Küste zwischen Portimao und Faro ist die Algarve-Traumküste: Steile Felsen mit tiefen Höhlen und dazwischen kleine Sandbuchten. In der Bucht von Faro alles Sand, kilometerweit!  algarveAls ich aber im Hafen von Olhao angelegt hatte, kam der Hafenofficer und hat mich wieder weggeschickt, weil alles voll sei. Da kein weiterer Hafen in der Nähe war, musste ich also einen Ankerplatz suchen. Ich wollte mir das eigentlich aufheben, bis wir zu zweit sind, aber nun musste es eben gleich sein.  Eine schöne Bucht habe ich auch gleich gefunden, nun den Anker fallen lassen und mit der Fernbedienung langsam Kette nachlassen bis alles fest sitzt. Leider ging die Fernbedienung nicht. Anker runter geht auch von Hand, also erst Mal war alles klar. Die Suche nach dem Fehler zog sich nun über drei Stunden hin. Zunächst war die Batterie der Fernbedienung leer – eine 9 V Blockbatterie. Kein Ersatz da, weil ich das sonst nicht brauche. Ich baue mir aus 6 1,5 V Zellen in einer Papierröhre an einem stabilisierenden Brett eine 9V Batterie. Dann verbinde ich die Enden mit den Batterieanschlüssen der Fernbedienung und es geht nicht. Nachdem ich in den Kettenkasten gekrochen bin, hab ich den Fehler entdeckt. Die Anschlusskabel waren einfach auf die Steckschuhe aufgesteckt ohne weitere Abdeckung. In der nassen Salzluft des Kettenkastens sind sie dann in den letzten 3 Jahren so verrottet, dass sie einfach abgefallen sind. Ich hab dann die Kabel gekürzt, neue Anschlüsse aufgeklemmt und kurzgeschlossen – funktioniert! Endlich Ruhe – nein: Ein Fischer hat mit seinem kleinen Boot ein Netz hinter mein Schiff ausgebracht und nun fährt er mit großem Getöse ständig um meinen Liegeplatz und trommelt dabei wie ein Irrer mit einem Knüppel auf seine Bordwand, damit die Fische in sein Netz flüchten sollen. Nach einer Viertelstunde ist auch dieser Spuck vorüber.

Am Samstag ging es ohne Wind zunächst nach Spanien. (Das Anker lichten mit der kurzgeschalteten Winsch hab gut geklappt) Auf halben Weg hat der Wind eingesetzt und es ging vor dem Wind flott nach Mazagon. Bei dem Wind habe ich gleich in einer Box angelegt und durfte dort auch für die Nacht bleiben. Der erste Hafen in Andalusien hat den Papierkram nochmal verdoppelt: Anmeldung, Abtretungserklärung bei Schäden, Zollformular und Kautionsblatt für die Codekarte. Am Schluss krieg ich noch die Quittung für die 20,38 € Hafengebühr, dann kann ich nach einer halben Stunde mit einem Paket Papiere das Büro wieder verlassen. Der Ort liegt leider auf dem Berg und ich erreiche das Stadtzentrum in 40 Minuten Fußmarsch. Ziemlich langweilig hier, ein bißchen Ferienrummel und sonst nix.

Hafen in Mazagon

Hafen in Mazagon

Am Sonntag bin ich dann nach Chipiona aufgebrochen. Der Hafenkapitän wollte noch ein Foto vom Schiff  beim Auslaufen unter Segeln machen. Also bin ich nochmal zurück in den Hafen, hab beide Segel gesetzt und bin dann genau gegen den Wind wieder die Ausfahrt hinaus. Na ja, ein bisschen Gemurkse war das schon. Aber was tut man nicht alles für einen  netten Hafenkapitän!

Chipiona

Chipiona

In Chipiona ist am Abend Robert an Bord gekommen. Von nun an geht es also zu zweit weiter. Ich musste dort am Anmeldesteg in der Hafeneinfahrt bleiben, was mir durch das Stampfen bei den vorbeifahrenden Fischerbooten eine sehr unruhige Nacht bescherte. Der halbe Hafen war leer. Es wäre also genug Platz an anderer Stelle gewesen. Aber dafür hatte die Hafenmeisterin hier kein Verständnis.

Montag fing wieder ruhig unter Motor an, dann eine Stunde segeln und wieder unter Motor in den Hafen von Cadiz.

Für die Ingenieurfreaks die neue Brücke über den Industriehafen

Für die Ingenieurfreaks die neue Brücke über den Industriehafen

Dort lag schon ein Kreuzfahrer und ein „Pseudo“5-Mast Kreuzfahrtsegler. Die Stadt hat ein tolles Flair. Viele enge schattige Gassen , kühle Innenhöfe in den Häusern und Plätze mit Palmen  und Cafes, einen riesigen Dom und drei Festungen an der Küste. domgasseinnenhofWirklich sehenswert! Wir bleiben noch einen Tag hier, weil am Dienstag Windstärken bis zu 39 kn (Windstärke 8) angekündigt sind und das scheint diesmal auch zu kommen. Am Mittwoch geht es nach Barbante, dem Thunfischzentrum an der Atlantikküste.

Lissabon am 13.04.15

 

Flug über die Pyrenäen

Flug über die Pyrenäen

Aber der Reihe nach: Am 07.04. sind Gerlinde und Werner nach einer Arbeits- und Urlaubswoche wieder nach Hause geflogen. In der Woche habe ich recht viel richten können, z.B. den Steuerautomaten (zeigt zwar immer die falsche Richtung an, aber steuert richtig), die W-Lan Antenne, einige Bereinigungen in der Backskiste mit den Kabeln, Abwasserleitungen etc., Wassertankreinigung und Neubefüllung und schließlich Segel, anschlagen nachdem das Boot wieder im Wasser liegt.

mein Osterpirat

mein Osterpirat

In der Osterwoche haben wir in dem Städtchen Braga die Feierlichkeiten zum Karfreitag und Ostersonntag angeschaut . Braga ist der Sitz des ersten Erzbischofs von Portugal gewesen und hat im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine große Blüte erlebt. Am Nachmittag sind wir noch die 600 Stufen zur Wallfahrtskirche Bom Jesus de Monte hinaufgestiegen. Tolle Aussicht dort oben! Mit einer Wasser betriebenen Schrägseilbahn ging s dann bequemer wieder runter.

Karfreitagsumzug in Braga

Karfreitagsumzug in Braga

Wallfahrtskirche bei Braga

Wallfahrtskirche bei Braga

Orgelprospekt in der Kathedrale des Erzbischofs

Orgelprospekt in der Kathedrale des Erzbischofs

An einem anderen „freien“ Tag haben wir die Stadt Guimares besucht. Hier wurde Portugal gegründet indem sich 1139 Afonso Henriques zum König ausrufen ließ und über der Stadt eine Festung errichten ließ. Das alte Stadtbild ist noch gut erhalten und es geht recht lebendig zu.

Guimares

Guimares

viele Heilige vom Padre selbst gefertigt

viele Heilige vom Padre selbst gefertigt

Im Nachbarort meines Hafens in Vila do Conde gab es aber auch schon einiges zu sehen. Die Mönche, die dort ein Kloster errichteten haben zur Wasserversorgung ein 7 Kilometer langes Aquädukt gebaut, das das Wasser aus den Bergen ins Kloster fließen läßt.. Sehr eindrucksvoll.

Vila do Conde

Vila do Conde

An einem Tag waren wir dann auch noch in Porto besucht.  Porto ist voller Gegensätze. Breite Einkaufsalleen, enge Gassen, riesige Plätze und kleine beschauliche Ecken, prunkvolle renovierte Häuser und halb oder ganz verfallene Wohnhäuser. Die Altstadt ergießt sich über die Hügel in den Fluss Douro.

Porto

Porto

Bahnhof

Bahnhof

Azuleijos im Bahnhof

Azuleijos im Bahnhof

Hier sehen die Portugiesen übrigens die Wiege des Weinbaus. Immerhin ist am Douro die erste Verbriefung von Weinanbaugebieten in Urkunden festgehalten worden. Egal, er schmeckt jedenfalls hervorragend. Der Stadt gegenüber liegen die Portweinkellereien. Die Keller sind tief in das Schiefergestein eingegraben. Der Portwein ist eigentlich eine Erfindung der Engländer, die den ausgezeichneten Wein mit ihren Segelschiffen nach England bringen wollten. Leider war er aber in England immer hinüber. So kamen sie auf die Idee, den Wein mit Gin oder Weingeist haltbarer zu machen, was schließlich auch gelungen ist. Allerdings ist es nun ein schwerer hochprozentiger Wein, der durch unterschiedliche Reifeprozesse verfeinert wird.

Porto

Porto

Porto

Porto

Brücke über den Douro

Brücke über den Douro

Jetzt geht s aber los! Am Mittwoch, den 08.04. bin ich um 2:00 Uhr Nachts aufgestanden, habe meine Reiseverpflegung fertig gemacht und hab abgelegt. Leider war überhaupt kein Wind und so hat mich der Motor durch die Nacht getrieben (und durch eine wahre Armada von Fischerbooten). Um 6:00 Uhr hat dann ein leichter Regen eigesetzt, der aber nach einer Stunde wieder aufhörte. So hatte ich einen wunderschönen Sonnenaufgang über den Hügeln und unter den Wolken, bis die Wolken die Sonne wieder verschluckt hatten.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Um 9:00 kam dann auch der Wind und wurde langsam immer heftiger, sodass ich sogar wieder 2 Reffs eingebunden hab. Das ist alleine eine ganz schöne Schinderei! Um 14:00 Uhr war dann der Wind wieder weg und der Rest bis 17:15 Uhr lief dann wieder unter Motor. Immerhin war ich bis Figuera da Foz gekommen. Ein verschlafener Hafen wo ich mir abends meine Brote schmieren musste, weil ich kein offenes Restaurant gefunden hatte. Ich  hab aber nur zu früh die Suche abgebrochen, denn am anderen Ende der Stadt wäre ein Kasino mit einer Reihe überteuerter Restaurants gewesen. Ich hatte aber nicht mehr viel Lust zu suchen, denn ich bin beim Anlegen auch noch auf dem nassen Mövenschiss ausgerutscht und mit einem Bein im Hafen gelandet. Übrigens ist nur der Gästesteg so verschissen, rutschig und wackelig – ich hab mir die anderen danach noch angeschaut!

Am Donnerstag bin ich dann gleich weiter, zunächst bei wenig bis gar keinem Wind. Erst die lezten 2 Stunden hab ich die Segel mal hochgezogen hab dann aber wieder ein bißchen mit dem Motor nachgeschoben, damit ich um 18:30 Uhr in Peniche ankomme. Hier gabs endlich wieder Fischlokale wo ich einen ausgezeichneten Rotbarsch mit einem guten Weißwein genossen hab.

Bacalau in Peniche

Bacalau in Peniche

Am Mittwoch hab ich nach einem Stadtrundgang, der nicht viel gebracht hat – na ja, sie haben hier auch ein altes Fort zu dem die Schulklassen ihren Ausflug machen, mein Fahrrad ausgepackt und bin einmal um die Halbinsel geradelt. Das geht ganz schön auf und ab. Im Restaurant am Kap Carvoeiro hatten sie ein Stück Mandelkuchen und einen Kaffee für mich, dann hatte ich wieder Saft für die 2. Hälfte der Umrundung.

Am Cap Carvoeiro

Am Cap Carvoeiro

Am Samstag, den 11.04. gings dann um 9:00 Uhr los nach Lissabon. Es hatte Wind! Schon im Hafen hab ich das Groß gesetzt und draußen gings im Schmetterling  (ein Segel nach backbord, das andere nach steuerbord) nach Süden. Es lief immer besser von anfänglich 9 kn Wind hat es sich auf 15 kn bis zu 23 kn Spitze gesteigert. Kurz vor Lissabon geht’s um die Ecke und dann raumschots mit 11 kn in die Bucht. Das war besonders schön, da hier die lästige Atlantikdühnung weg ist in der man sonst hin und her geschaukelt wird. Ein traumhafter Segeltag! Um 18:00 Uhr war ich dann im Hafen Alcantara hinter der ersten Brücke am Stadtrand. Diese Stahlbrücke, die der Golden Gate in San Francisco nachempfunden ist, verbreitet einen Höllenlärm. Oben fahren die Autos und unten relativ häufig die Züge.

Brücke vor Lissabon

Brücke vor Lissabon

Und wie ist Lissabon? 2 Tage lang hab ich mir die Stadt erlaufen! Jedenfalls nachdem ich mit dem Sightseeing Bus einmal außen herum gefahren bin. Erstmal hatte ich Lust auf moderne Architektur und bin in den Parque des Nacoes gefahren, das ehemalige Weltausstellungsgelände von 1998. Es sind noch viele beeindruckende Gebäude da, wie das Oceanario, der Bahnhof Oriente, der Portugiesische Pavillon oder der Torre Vasco da Gama und eine 17 km lange Brücke über den Tejo. Zurück in der Stadt habe ich mir die weiteren Denkmäler, Kirchen und Aussichtpunkte erlaufen. Am Montag bin ich erst einmal auf das Kastell marschiert, weil am Vormittag die gegenüber liegende Stadtseite in der Sonne liegt. Der Blick ist in diese Richtung genauso atemberaubend eindrucksvoll wie am Nachmittag vorher von der Gegenseite.

Lissabon

Lissabon

Eine Kirche habe ich gestrichen weil dazu ein Tal zu durchqueren und ein Berg zu erklimmen war.  Überhaupt scheint es in Lissabon für jede Sehenswürdigkeit einen eigenen Berg zu geben, damit man auf jeden Fall erst mal hoch und dann wieder runter muss! Für das nächste Ziel hatte ich aber den Aufzug  Santa Justa (ja, hier sind sogar die Aufzüge heilig!) angepeilt, der von der Geschäftsstadt unten in die westliche Altstadt führt. aufzugDer Aufzug ist Anfang des 20.Jahrhunderts gebaut worden, ganz im Stil der filigranen Stahlkonstruktionen Gustave Eiffels. Danach kommt man direkt ins Barrio Alto mit seinen verwirrenden engen Gassen.

Barrio Alto

Barrio Alto

Nach 2 weiteren Bergen hatte die nächste von mir auserkorene Kirche geschlossen und ich habe mich mit einem portugiesischen Steak getröstet bevor ich zum Schiff zurückgegangen bin.  Das wars fürs erste, morgen geht es weiter nach Sines.

Die Saison beginnt

In Portugal hat der Sommer schon angefangen und mein Vogel darf an Ostern wieder ins Wasser. Dann geht es auf die Tour ins Mittelmeer bis nach Griechenland und wieder zurück. Wer mich ein Stück begleiten will, kann sich gerne melden. Ich werde den Törnplan immer aktualisieren, damit ihr seht, was noch frei ist.Törn 2015törn15

 

Arbeitseinsatz am Atlantik

Nun bin ich wieder für eine Woche bei meinem Schiff um alles, was nicht mehr funktioniert, auf Vordermann zu bringen und den Unterwasseranstrich auszubessern, wo die norwegischen Felsen ihn so unschön abgekratzt haben. Das muss ich aber erst mal zurückstellen, denn der ganze Hafen ist in einer Salzwolke eingehüllt und es bläst mit 5-6 Windstärken. Eindrucksvoll zeigen die 4-5 Meter hohen Brecher, die sich vor und in der Hafeneinfahrt brechen, dass der Hafen wohl besser nicht anzulaufen ist. Es fährt auch keiner rein oder raus.

Hafeneinfahrt Povoa da Varzim

Hafeneinfahrt Povoa da Varzim

Also erst mal Innenarbeit. Einen Platz für den Drucker, den ich seit zwei Jahren originalverpackt mit mir herumfahre, finde ich unter dem Kartentisch. Dort baue ich ein Podest und bestelle ein Brett für die neue Rückwand (ja eben mal so vom Baumarkt holen geht hier nicht). Dann geht es an die Elektrik – ein rotes Tuch für mich. Die Internetverbindung geht nicht, Ursache: die w-lan Antenne ist abgebrochen und hängt am Innenleben vom Antennenmast herunter. Notdürftig klebe ich sie wieder mit einem Klebeband zusammen, dann funktioniert sie zumindest vorläufig. Zwei Tage später allerdings schon nicht mehr. Jetzt beginnt die Suche nach dem Fehler beim Kartenplotter: Elektropaneel über dem Kartentisch abbauen, Kabel und Sicherungen prüfen- alles ok. Kabelverlauf durch die Toilette, die Backskiste (alles ausräumen!), durch die Achterkabine (alles ausräumen und die Deckenverkleidung abbauen) – prüfen alles ok. Letzte Chance: den 9-poligen Stecker abschneiden, der ist auch ok. Der Fehler liegt also in dem kurzen Stück Kabel, das durch die Steuersäule geht, d.h. Steuerrad abbauen, Steuersäule abbauen. Dafür müssen die Bodenbretter raus, d.h. der ganze Inhalt der Backskiste, Werkzeug, Farben etc muss einen anderen Platz finden. Das Chaos ist perfekt! Zum Reparieren ziehe ich das Kabel nach (Vom Kartentisch durch die Toilette, die Backskiste, die Achterkoje zur Steuersäule). Jetzt nur noch die Kabel mit dem Stecke verbinden, fertig. Fast, denn ich habe einen Kabelverbinder zu wenig an Bord. Ich mache ein deutsches Schiff im Hafen ausfindig und bekomme tatsächlich meinen Kabelverbinder –super, der Plotter geht wieder! Jetzt muss ich nur noch die Deckenverkleidung wieder einbauen. Dann kann ich die Koje putzen und die Matratzen reinlegen, damit ich wieder ein Bett habe.

Chaos

Chaos

Für den neuen Steuerautomat bohre ich 34 Löcher, erst mit 4mm, dann 6mm, dann 8mm, dann fällt die Platte raus. Grate abschleifen und Stahlstaub/späne entfernen. Jetzt noch 4 mal streichen, Bedienpaneel einbauen und anschließen – fertig!

Es ist Sonntag, der Wind ist nur noch eine leichte Brise, und ich gönne mir eine Auszeit. Die Sonne scheint bei 24°C und vom Atlantik kommt noch eine große Dünung rein. Mit dem Fahrrad fahre ich nach Norden durch ein riesiges Gemüseanbaugebiet – hier schmecken sogar die großen grünen Tomaten gut! Manchmal kommt ein kleiner Pinienwald oder ein Eukalyptuswald (das riecht toll!) dann kommt wieder Gemüse (riecht weniger toll). Überall sitzen die Bauersfrauen an der Straße und verkaufen Zwiebeln, Knoblauch, Kohl, Karotten und rote Kartoffeln. In dem kleinen Ort Esposende will ich eigentlich schon wieder umkehren. Da macht mich ein Haufen Autos vor einigen kleinen Bruchbuden auf einem Hügel neugierig.

Esponsa Restaurant Rückseite

Esponsa Restaurant Rückseite

Esponsa

Esponsa Restaurants

Als ich hinkomme, sehe ich ca 8 kleine Fischlokale, keines breiter als 6 Meter an der Straße aufgereiht und vor jedem stehen etwa 20 bis 25 Menschen. Immer ist in der Mitte der Eingang, rechts der Grill und links der Schaukasten mit ein paar Fischen und Krebsen. Ein hilfsbereiter Portugiese erklärt mir, dass ich mich bei einem der Lokale in eine Liste eintragen muss, dann werde ich ausgerufen wenn ich dran bin. Nach einer Stunde war es dann soweit, ich bekam meinen Platz, musste im Vorbeigehen dem Mann am Grill sagen was ich haben wollte, und schon gings los. Brot und Oliven kriegt sowieso jeder,  dann hab ich mir einen Teller mit Muscheln in Olivenöl ausgesucht, zwei Spieße mit Tintenfisch und Garnelen und Eiskreme mit kandiertem Zucker.  Mit zwei Bier hat das nur 21 € gekostet und war sehr lecker!esponsa 3

Ab Montag wird der Kiel geschliffen und unendlich oft gestrichen(genauer gesagt 10 Mal!). Mit dem neuen Werkzeug –einer Schleifscheibe, die den Belag mit angesetzten Eisenstiften wegschlägt, klappt das Abschleifen tatsächlich prima. Während des tagelangen Farbe Mischens, Streichens und Rollens baue ich in der Backskiste noch ein Podest, um mein Werkzeug besser verstauen zu können. Ich hab nämlich eine neue Quelle für Bretter gefunden: ein Engländer schmeißt gerade die ganze Inneneinrichtung seines Schiffes weg, um es neu auszubauen und da sind einige brauchbare Bretter dabei. Am Dienstag kommt ein anderer Engländer – uralt mit langem Bart – mit seinem Boot an. Er braucht ewig, bis er sein Schiff festgemacht hat, dann greift er zum Stock und humpelt den Steg hinauf. Segeln kann man wohl auch noch, wenn man nicht mal mehr richtig laufen kann! Da hab ich ja noch ein paar Jahre vor mir. Meine Nachbarn, zwei Franzosen, sind mit ihrem Schiff auch schon seit 18 Jahren auf allen Meeren unterwegs und werden im Dezember wieder in die Karibik ziehen. Vielleicht treffe ich sie ja irgendwann wieder. Aber jetzt ist es erst mal Zeit nach Hause zu fliegen und Pläne für das nächste Jahr zu schmieden.

Atlantikdünung bei Windstille

Atlantikdünung bei Windstille

Kleine Nachgedanken

Nun bin ich zwei Tage zu Hause und die Reise ist für dieses Jahr zu Ende. Über 3.000 Meilen durch die Nordsee und den Atlantik waren interessant und manchmal anstrengend wegen der Kälte am Anfang und einigen (wenigen) Starkwindtagen. Leider waren auch viele Tage ohne Wind dabei und so war es auf vielen Strecken nur möglich, den Reiseplan einzuhalten, wenn der Motor uns weiterbrachte.nebel

Zwei Tage lang hat nun das Nebelhorn an der Hafeneinfahrt getönt. Die letzten Tage war gute Sicht, aber nun war es wirklich notwendig, um den sicheren Weg in den Hafen zu zeigen. Die Sicht war zeitweise nur 100 Meter und es gab tatsächlich einige Boote, die hereinkamen.

Am 01.09. ist bird of tuvalu aus dem Wasser gehoben worden und hat seinen Platz an Land bekommen. Der Kiel hat die Felsberührung in Norwegen ganz gut überstanden. Es ist einfach toll, was das Stahlboot so alles wegsteckt. Ein bisschen Farbe und Spachtel und alles ist wieder in Ordnung. Nun muss ich noch den Ausfall des Kartenplotters klären, das Großsegel reparieren lassen und die Elektronik (Windanzeige und Steuerpilot) überprüfen, dann sind die wichtigsten Arbeiten erledigt. Da werde ich wohl nochmal 2 Wochen nach Portugal fahren, um das zu erledigen.winterlager

Der Liegeplatz hier ist übrigens nicht einmal halb so teuer wie in Deutschland und beim Schiff bin ich auch schneller. Von München gehen Direktflüge in 3,5 Std nach Porto und dort kann ich mit der S-Bahn in 40 Minuten zum Schiff kommen. Kein Vergleich mit den 8-10 Stunden nach Hamburg oder Fehmarn (nur für die, die sagen „ist das aber weit weg“).

Im Winter werd ich mir nun eine Route durchs Mittelmeer überlegen. Dann hab ich noch etwas Zeit für die Entscheidung, ob ich über den „Teich“ fahre oder zurück nach Norden. Spätestens im Februar gibt’s dann wieder Neuigkeiten. Solange muss das Träumen reichen und der Whisky, den ich aus Schottland mitgebracht habe.whiskyabend

Viele Grüße an alle, die mich begleitet haben – in echt oder virtuell – Es ist immer schön, von euch zu hören.

von Cornwall über die Bretagne nach Portugal

Wir mussten tatsächlich bis Mittwoch warten, um endlich weiter zu kommen. Am Dienstag früh sind noch zwei Segler ausgelaufen, die aber nach einer Stunde wieder da waren und von unbezwingbaren 4 Meter Wellen am Ausgang der Bucht berichteten. Hier in Padstow hat sich das gar nicht so schlimm angefühlt. Die Stadt war, genauso wie an den Tagen zuvor, wieder voller Urlauber, die an allen Ecken Fish and Chips aßen. Dabei haben sich hier die besten Köche Englands niedergelassen. Wir haben natürlich bei Rick Stein unseren frischen Fisch und Jakobsmuscheln geholt – sehr lecker! Den Dienstag haben wir denn auch so noch gut rum gekriegt.

Am Vormittag haben wir uns den Landsitz der Familie Rideaux-Bruns angeschaut. Der Garten ist etwas nachhilfebedürftig aber trotzdem recht schön. Die schön ausgestatteten Räume (Kaminzimmer, Bibliothek, Esszimmer, Tearoom etc.) werden außerhalb der Besuchszeiten noch von der Familie benutzt. Der Landsitz war auch Kulisse für eine englische Soap Serie, die wohl jeder kennen muss (hab leider vergessen, wie sie heißt).wallfahrtkirche fähre padstow

Der Nachmittag führte uns auf die andere Seite des Flusses durch die Feriensiedlung und den Golfplatz zu einer Pilgerkapelle und wieder zurück über die Sandbänke zum provisorischen Fähranleger. Der richtige ist bei Ebbe nicht benutzbar. Inzwischen ist auch Springtide, d.h. 2 Tage nach Vollmond ist der höchste und niedrigste Wasserstand. Der Unterschied beträgt ganze 8 Meter! Da muss das Hafentor auch bei Hochwasser geschlossen werden, damit die Stadt nicht überflutet wird. Ganz schön viel Wasser, das da aus dem Atlantik in die Bucht gespült wird und wieder heraus fließt.Hochwassertor

Am Mittwoch gings nun endlich los Richtung Südküste von Cornwall. Um 6:00 Uhr mussten wir aus dem Hafen, da das Tor danach wieder für 8 Stunden geschlossen wird. Der Wind war zwar verträglich mit 15-17 kn (5 bfts) aber die Wellen waren noch immer bis zu 3,5 m hoch und kamen schräg von vorne. Das Ergebnis war, dass Andreas und Silke das Frühstück Neptun opferten, was dann nach 6 Stunden auch geholfen hat. Beim Umrunden von Land´s End ist der Wind ganz eingeschlafen und die Wellen haben sich langsam gelegt.lands end Andreas kann noch 2 Stunden bei schönem Wind und wenig Wellen an der Küsten nach Newlyn fahren. Der von Rosamunde Pilcher bekannte Hafen Mousehole  (Anmerkung für die Piltscher Fans) konnte nicht besucht werden. Denn er fällt komplett trocken. Der nächste Hafen war so voll, dass er keine Boote mehr aufnahm, so blieb uns also Newlyn.

Zwischen 100 Fischerbooten haben wir ein Plätzchen gefunden. Die Sanitären Anlagen waren einfach aber sauber, weil sie alle Stunde mit dem dicken Wasserstrahl ausgespritzt werden – also Kloschüssel Wände Waschbecken und Boden. Abends haben wir dann in einer Art Ritterhalle mit 20 Familien zusammen gespeist bei einem Höllenlärm. Was für ein Kontrast zu dem guten Essen am nächsten Tag in Pensance, dem Nachbarort.essen

Am Donnerstag sind wir zur Überfahrt über den englischen Kanal gestartet (er ist eigentlich genauso sehr französisch). Bei wenig Wind sind wir die ersten Meilen gemütlich gesegelt. Dann haben wir den Motor zur Unterstützung gebraucht. Auf dem Plotter kamen auf dem Verkehrsweg (Eingang zum Verkehrstrennungsgebiet) 13 Frachter von Backbord und 11 von Steuerbord. Dazu einige unberechenbare Fischerboote. Es war richtig was los in der Nacht. Im Morgengrauen hatten wir es aber gut überstanden und fuhren ums Kap in die lange Bucht von Brest. Ohne Wellen konnten wir nochmals flott dahin segeln. Das Abschiedsessen im Hafenrestaurant beendete die ereignisreichen Wochen für Silke und Andreas. Tiden- und Stromberechnungen, Häfen mit Tidentoren, die 8 Stunden geschlossen sind 3,5 Meter Wellen, Sturm und Windstille, Regen und Sonne –es war alles dabei.
brest
überfahrt kanal

Am 29.08. war schneller Crewwechsel. Silke und Andreas flogen um 11 Uhr nach Hause, Arnold kam um 17:00 im Hafen an. Schnell hab ich noch die Einkäufe erledigt, die Wäsche gewaschen und alles geputzt. Abends haben wir gekocht, damit die Bordkassen nicht gleich wieder geleert wird. Am Sonntag machten wir den Probetörn um die Westspitze Frankreichs, dem Pointe du Raz und entlang der Südküste nach Loctudy (gegenüber von Concarneau). Beim folgenden Hafentag half uns Horst, der dort sein Sommerhäuschen hat bei den Einkäufen und hat sich auch so mit einigen Tipps beteiligt. Die Selbststeueranlage, die nicht mehr funktionierte haben wir auch ausgetauscht. Sie hat sich aber trotz aller Bemühungen am nächsten Tag nicht einstellen lassen, also Totalausfall!
loctudy

Der Wetterbericht kündigt ruhiges Wetter an. So fahren wir am Dienstag um 6:30 Uhr in Loctudy los auf die große Überfahrt über die Biskaya nach Spanien. Am Nachmittag können wir etwas segeln, dann schläft der Wind wieder ein und der Motor bringt uns weiter. Wenn das so weitergeht, reicht der Sprit nicht bis zum Ziel. Am Mittwochmorgen überfahren wir das Schelfgebiet und kommen in den tiefen Atlantik. Das ist immerhin ein Höhensprung von 100 m Tiefe auf 4.800 m Tiefe. 3 oder 4 Wale tauchen plötzlich vor dem Schiff auf und schwimmen langsam davon. Delfin haben wir bis dahin öfters gesehen, aber das war schon der Höhepunkt.delfine Um Mitternacht können wir die Genua setzen und es geht unter Segel weiter bis nach La Coruna, wo wir am Abend um 19:00 Uhr endlich ankommen.

Wie geht das denn, so 3 Tage auf See? Nun ab und zu wird Tee oder Kaffee gekocht. Einmal am Tag gibt’s eine warme Mahlzeit, z.B. Tortellini mit Tomatensauce und Salat oder Kartoffelbrei (vielen Dank für den Tipp von Florian!) mit Käse, Eiern und Salat. Das geht alles ganz prima solange das Schiff nicht zu rollen beginnt. Wenn die Wellen nämlich schräg von der Seite kommen, schaukelt sich das Schiff so richtig ein (bis 30° Neigung zu jeder Seite)bis es wieder etwas ruhiger fährt. Kaffee kochen sieht dann so aus: Wassertopf auf dem Herd, der mit schwanken kann, mit Drahtstangen einklemmen und Wasser heiß machen. Kaffeekanne in die Spüle stellen, Filter drauf und Kaffee rein. Dabei alles mit einer Hand machen, da die andere zum Festhalten benötigt wird. Sonst würde man nämlich irgendwann über den Herd fallen oder über den Kartentisch auf der anderen Seite. Dann wird das kochende Wasser aufgegossen und es folgt der kritische Moment: Die Kanne muss zurück auf den Herd in die Drahtklammer während der Filter langsam durchläuft. Wenn sich das Boot in diesem Moment überlegt, schnell mal auf der anderen Seite die Welle herunter zu segeln, saust die Kanne mit dem vollen Filter durch das Spülbecken und der Filter macht einen Salto über die Kante auf den Boden. Ergebnis: alles von vorne und 15 Minuten lang den Boden und die Schränke vom Kaffeepulver befreien – einhändig natürlich! Beim nächsten Törn gibt´s wieder Muckefuck.la coruna1 la coruna2

La Coruna ist eine lebendige Stadt mit vielen interessanten Vierteln. Zwischen eine großen Bucht mit dem Hafen und dem Atlantik mit einem langen Badestrand vor dem Boulevard quetsch sie sich von der Halbinsel in die Berge des Hinterlandes. Kleine Gassen mit Restaurants und Tischen davor bringen richtiges südländisches Flair. Abends essen wir dann auch in einem Lokal Mariscos also Meeresfrüchteplatte für zwei mit einer Flasche Albarino, dem hiesigen Wein. Beides sehr lecker.meeresfrüchte

Am Samstag sind wir entlang der Nordküste nach Camarina gefahren. Die See war glatt und der Wind kam auch nicht. So wird meine Segelbilanz wieder nicht ausgeglichen. Das kleine Fischerdorf ist bekannt für seine Klöppelarbeiten. In manchen Läden sitzen die alten Frauen auch immer noch und werfen die Klöppelhölzer in atemberaubender Geschwindigkeit durcheinander. Weiter hinten im Dorf habe ich auch noch einige alte Kornspeicher gefunden, die auf Steinsäulen gebaut wurden.