Heute geht die Reise in Hamburg zu Ende, wo ich ein Winterlager gefunden habe und hoffentlich mal eine Werft, die in den 8 Monaten auch das macht, was vereinbart wird. Ab Esbjerg bin ich nun alleine unterwegs gewesen.
Wie geht das denn, haben viele gefragt. Ja jeder wird das wohl ein bisschen anders machen. Ich fange damit an etwa 3-5 Wetterberichte zu studieren und fahre nur bei Wind unter 6 bfts hinaus, an Besten wären 3-4 bfts, also so um die 14 kn. Dann sollte der Wind aus der richtigen Richtung kommen und möglichst wenig Regen mitbringen. Dann kanns losgehen: Brot schmieren mit Käse oder Schinken, 3 Gelbe Rüben, ein paar Trauben waschen, 3 Riegel Schokolade und eine kleine Apfelsaftschorle vor den Niedergang stellen. Die Seekarte auswendig lernen einschließlich alle Möglichkeiten im neuen Hafen zum Anlegen. Instrumente einschalten und prüfen. Zielpunkt im Kartenplotter eintragen, Motor anlassen. Alle nicht dringend notwendigen Fender und Festmacherleinen abbauen und aufräumen. Foto bereit legen. Windfahnensteuerung einsetzen. Einmal ums Boot gehen und alles kontrollieren. Rettungsweste anlegen, Leinen lösen und in die Mitte des Hafenbeckens fahren. Beim langsamen Kreise ziehen die restlichen Fender und Festmacher abbauen und aufräumen, dann geht’s hinaus. Draußen ist dann das entsprechende zum Segel setzen, wer mitgefahren ist weiß das ja. Wenn alles frei ist (keine Betonnung und kein Schffsverkehr) setze ich die Windfahnensteuerung in Betrieb und es geht die nächsten Stunden gemütlich dahin.
So bin ich von Esbjerg nach Sylt gekommen.
Nach einem Tag Pause dann nach Wittdün auf Amrum. Dort ist die Einfahrt etwas haarig, denn sie ist ziemlich schmal und nur mit einem Wald von Pricken gekennzeichnet, die erst alle an Steuerbor liegen müssen, dann fährt man mittendurch und am Schluss liegen sie an Backbord. Das ist ziemlich verwirrend, denn man weiß nicht, ob sie nicht dieses Jahr mal anders gesteckt sind. Pricken sind übrigens Reisigbüschel oder abgestorbene Birken die in den flachen Sand gesteckt werden.
Die Fahrt nach Helgoland ging dann flott dahin und ich habe einen prima Platz im Hafen gefunden. Auf Helgoland muss man dann natürlich Whiskey einkaufen und Knieper (große Krebsscheren) essen. Für das hatte ich auch genug Zeit, denn es war für den nächsten Tag Starkwind und Regenschauer angesagt. So habe ich auch noch das Helgoländer Bad besucht und bin am Samstag ganz entspannt losgefahren.
Leider war der Wind etwas schwach und genau von hinten. Dazu eine alte, etwa 2 m hohe Welle von seitlich hinten – so ziemlich das unangenehmste, was man sich vorstellen kann: das Schiff fährt die Welle hoch und dann schneller wieder hinunter. Dabei kippt es von links nach rechts und wieder zurück. Nachdem der Baum wegen dem achterlichen Wind aber ganz gefiert –als seitlich ausgefahren – ist, steigt er fast senkrecht hoch, wenn das Schiff hinunterfährt. Dann fährt der Bug in die nächste Welle, das Schiff bremst ab, der Baum fällt von oben runter und kracht auf die andere Seite, weil kein Wind im Segel ist der ihn davon abhält. Na ja oft kommt das nicht vor, dann fährt man halt den etwas längeren aber sicheren Kurs.
In Cuxhaven ist es immer spannend zwischen den großen Frachtern, die laufend ein- und ausfahren hindurch zu manövrieren. Ich bin dann auch wieder bei Heiko im LCF Hafen am Amerika Kai gelandet, wo ich wie ein alter Bekannter begrüßt wurde und gleich zum Fischessen am Abend eingeladen wurde. Die Atmosphäre hier ist einfach einmalig.
Nun geht es mit der Tide noch Richtung Hamburg. Diesmal leider mit Motor, weil der Wind ganz eingeschlafen ist. Dort werde ich wohl erst im Dunkeln ankommen. Auch mal spannend so eine Nachtfahrt auf der Elbe zwischen den ganzen Frachtern und Untiefen hindurch zu manövrieren. Zwischendrin kommt auch mal ein beleuchtetes Hochhaus – also ein Kreuzfahrer – vorbei.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle meine Mitsegler. Ich denke es hat allen etwas Spaß und viele ungewöhnliche Erlebnisse beschert. Mir hat es mit allen gut gefallen. Mal sehen, ob sich nächstes Jahr nochmal jemand mit traut. Tschüs denn und ein schönes Winterhalbjahr, euer Matthias.