Colosseo
Eigentlich wollte ich gar nix über Rom schreiben, weil es eh jeder kennt und das letzte Mal nicht sehr beeindruckend war. Jetzt war es aber ganz anders. Bevor ich am 20.06. heimgeflogen bin, habe ich morgens um 9:00 Uhr für 6 Euro den Schnellbus nach Rom genommen. Nach 1 Stunde war ich am Hauptbahnhof (Termini) und habe die Touristeninfo gesucht. Nach weiteren 20 min hab ich sie in einem Seitengang entdeckt mit 2 Auskunftsschaltern für alle Romreisenden! Mit einem Stadtplan bewaffnet, hab ich mir in einem Kaffee meine Route für den Tag ausgedacht. Zuerst das Colosseo, benannt nach der Kolossalstatue von Nero, die hier auf dem Forum Romanum stand. Nachdem die Römer ihn später nicht mehr mochten, haben Sie die Statue dann als Baumaterial verwertet. Das halbe Forum Romanum ist so in den Profanbauten und anderen Palästen verschwunden.
Das Colosseo hab ich mir erst nach meinem Heimflug angeschaut, denn es war hier eine 300 Meter lange Schlange an der Kasse angestanden. Mit einer Karte aus dem Internet geht es viel schneller. Das Colosseo war der Vergnügungstempel für alle Römer. Man musste nur eine Eintrittskarte (kostenlos) abholen, dann durfte man bei den „Spielen“ zuschauen. Zuerst waren es ja auch Wagenrennen und Kämpfe, die später in Kämpfe ausarteten, bei denen Einer sterben musste (nach Volksbefragung). Schließlich kam es in Mode wilde Tiere auf die Menschen zu hetzen, bis schließlich ganze Löwenmeuten (oder Tiger oder Nilpferde oder Nashörner etc.) auf viele Menschen losgelassen wurden und der Boden rot von Blut war. Dazu hat man Aufzüge gebaut, wo Tiere oder Menschen aus dem Arenaboden hochgefahren wurden, um das Massaker zu beginnen. Technisch hochinterressant läuft es mir bei 37°C im Schatten trotzdem kalt den Rücken runter, wenn ich mir vorstelle, wozu Menschen in der Lage sind.
Weiter Richtung Vatikan bin ich durch viele kleine Gassen mit schattigen Restaurants gekommen. Vor dem Petersdom dann wieder eine lange Schlange vor der Sicherheitskontrolle, denn Eintritt kostet es hier nicht. Alle 30 m steht da ein Grüppchen mit bunten Sonnenschirmen, das sind dann die Chinesen. Im Petersdom ein buntes Gemisch aus allen Nationen und vor allem die Chinesinnen machen an jeder Säule und jedem Heiligen ein Selfi zur Erinnerung (die Ausziehstöcke dazu werden draußen überall von fliegenden Händlern für 10 € angeboten). Der Blick vom Dach der Kuppel über Rom ist übrigens grandios. Nach wie vor bin ich auch von der Pieta fasziniert, die für mich die ausdrucksvollste Skulptur ist, die ich je gesehen habe.
Piazza Navona
Auf dem Weg zum Termini bin ich noch über den Piazza Navona gekommen, auf dem sich gegen Abend die Künstler versammeln und ihre Bilder anbieten, Portraits malen, Standbild in Gold oder Silber spielen oder Musik machen. Ein lustiges Treiben! Der Trevibrunnen ist komplett eingerüstet und auf der Videoleinwand, die danebensteht, ist nichts zu sehen. Um 10:00 Uhr war ich dann wieder am Schiff und ziemlich fertig.
Am 08.07. ging es dann von Fiumicino aus weiter nach Süden. Pünktlich um 9:00 wurde die Straßen Brücke angehoben und ich konnte mit Gunter die nächste Etappe antreten. Erstes Ziel waren die Pontinischen Inseln. Es war ein traumhafter Segeltag mit blauem Himmel und immer gleichmäßigen 10-11 kn Wind. Vorgewarnt von den hohen Hafenpreisen haben wir beim letzten Sonnenlicht in einer Bucht geankert, was sehr eindrucksvoll war. Die hellen Steilwände ringsum die Bucht haben sogar im Sternenhimmel geleuchtet. Der Hauptort Ponza liegt sehr idyllisch nebenan in die Hügel geschiegt in der nächsten Bucht der Insel.
Der nächste Tag war ohne Wind ,wie auch die folgenden Tage. Für Neapel habe ich nach vielen Anfragen einen nagelneuen Hafen etwas (1 Stunde) außerhalb gefunden in dem die Nacht „nur“ 90 € kostet. Wir haben uns trotzdem 2 Nächte gegönnt und einen Tag lang Neapel erforscht. Pompei und der Vesuv waren uns bei den Temperaturen doch zu viel. Wir wollten von der Hauptverbindungsstraße die Viertel rechts und links erkunden und haben erst einmal eine halbe Stunde gebraucht bis wir endlich diese Hauptstraße gefunden hatten. Sie unterscheidet sich von den Seitengassen vor allem dadurch, dass hier auch Autos durchpassen, die Gassen sind dann für die Roller. Da passen übrigens auch bis zu 4 Personen drauf: Sohn, Vater, Tochter, Mutter (die Reihenfolge ist hier wichtig!). In einer Gasse sind die Krippenbauer angesiedelt. In einigen Höfen werden Weihnachtkrippen gebaut die ganze Landschaften darstellen mit Felsen und Höhlen mit Lagerfeuer, Treppen, Bäumen usw. So eine Landschaft ist dann etwa 60×60 cm in der Grundfläche und bis zu einem Meter hoch.
Noch enger wird es dann im Spanierviertel, das man nachts meiden sollte. Wir haben lauter freundliche Menschen getroffen, an jeder Ecke gibt es kleine Kneipen, die aus der Kühltruhe (die auf der Straße steht) Wasser, Bier, Cola, Limoncello, Wein etc. für 1 € im Pappbecher verkaufen. Die Kühltruhe auf der Gasse ist wichtig, denn man kann sich daneben gut vor den Rollern in Deckung bringen. Die hupen an jeder Gassenkreuzung, und wer zuerst hupt, hat Vorfahrt.
Abends haben wir dann eine Pizza gegessen in der Pizzeria, von der auch der Papst eine Pizza gesegnet hatte. Das Bild hängt in jeder Ecke.
Am Sonntag sind wir mit tausenden Neapolitanern ausgefahren und mit der Hälfte an der Amalfiküste entlang nach Süden weitergezogen (die andere Hälfte der Neapolitaner ist nach Capri gefahren). Wir sind uns vorgekommen, wie wenn wir aus Versehen in die Generalprobe zum D-Day geraten wären. Das Meer hat nur so geschäumt von den Motorboot in allen Größen.
Mittagspause an der Amalfiküste
Amalfi
Zum Ende zu war es dann wieder einsamer und wir konnten die an die Felshänge geklebten Dörfer vom Meer aus genießen. Vor Amalfi sind wir vor Anker gegangen, damit sich die Bordkasse etwas erholen kann.
Die Bucht von Salerno haben wir abgekürzt. Es stinkt nach Öl und Abgasen, große Containerschiffe und Öltanker fahren hier ein und aus. So sind wir direkt in das Cilento gekommen, eine dünn besiedelte bergige Landschaft, die einige kleine Orte an der Küste hat, aber so gut wie keine Hotelburgen.
Acciaroli
In Acciaroli haben wir kurz eingekauft und sind dann weiter an die Steilküste von Palimuro. Die hat uns noch besser gefallen als die berühmte Amalfiküste, denn sie ist nicht so zersiedelt aber genauso eindrucksvoll.
Ankerbucht bei Palimuro
Quer über die Bucht von Palimuro gings weiter nach Cetraro einem kleine Ort mit Hafen, der aber immerhin noch 60 € kostete. Das von unseren Segelnachbarn empfohlene Restaurant war zwar sehr romantisch halb in eine Höhle gebaut aber das Essen ist total mit Maggi verwürzt gewesen. Schade!
Der Mittwoch war wieder eine lange Motorfahrt. Nach Wetterbericht soll es auch in den nächsten Wochen nicht anders werden. Wir haben dann zur Erfrischung einen Badestopp eingelegt. Leider hat das Wasser inzwischen auch schon 31°C ja einunddreißig! Und die Luft 35,4°C. Also ist die Erfrischung nur mäßig. In Tropea angekommen, haben wir gleich „unsere“ Pizzeria gesucht, von der wir beim Segeltörn vor über 10 Jahren schon waren. Kurz: sie ist immer noch da, sie ist immer noch gut und rappelvoll. Und der Kamin von dem alten gemauerten Pizzaofen ist immer noch mit ein paar dünnen Drähten zu den Ecken des kleinen Hauses verspannt, damit er nicht umfällt. Es ist schön, wenn man an Orte zurückkehrt, wo man den Eindruck hat, man sei erst gestern dort gewesen.
Klosterinsel vor Tropea
Am Donnerstag konnten wir endlich wieder segeln und erreichten Stromboli mit dem 2. Vulkan unserer Reise. Aus dem Lavafeld an der Nordküste kommen immer wieder kleine Gasausbrüche hervor, dann rieseln einige Steine ins Meer, sonst war nicht viel aktives zu sehen. Die Nacht am Anker war dagegen ziemlich schlimm. Trotz Windstille war ein dauernder Schwell in der Bucht und wir schaukelten ununterbrochen hin und her.
Stromboli
In Panarea, unserem nächsten Halt, haben wir ganz toll mit Anker rückwärts an der Kaimauer angelegt, um Diesel zu tanken. Dabei kam von rechts eine Fähre bis auf 10 m heran und legt dort an und ein Schlauchboot ist noch schnell zwischen Mole und Boot durchgeschossen. Die anderen Boote, die in der Umgebung herummanövrierten sind mir dann doch nicht näher gekommen. In Lipari, der nächsten Vulkaninsel im Äolischen Inselreich wollten wir eigentlich über Nacht bleiben, aber der Preis von 80 € am Steg ohne Dusche und ohne WC war dann doch etwas unverschämt (im August kassieren sie dafür übrigens 130 €).
Lipari
Wir sind schließlich in einer Bucht von Vulkano gelandet (Boje 30 €). Wo wir uns gemütlich 2 Doraden, die wir beim Fischer in Lipari mitgenommen hatten, mit Kartoffeln und Gurkensalat gemacht haben. Dazu einen frisch gezapften Rose – einfach köstlich! Am nächsten morgen habe ich erst mal ein Schlammbad im Schwefelfangoteich genommen bevor wir weiter Richtung Sizilien motort sind.
Schwefelfelsen von Vulcano
Am Eingang zur Straße von Messina sind die Schwertfischjäger kreuz und quer gefahren. Das sind lange Fischerboot mit einem riesigen Mast auf dem der Ausguck steht. Er dirigiert das Boot dann zu einem an der Oberfläche schlafenden Schwertfisch. Dann versuchen die auf einem 30 m langen Ausleger stehenden Jäger den Schwertfisch zu harpunieren. Wir haben sie aber nur rumfahren sehen.
Schwertfischfänger
Jetzt hat auch richtig Wind eingesetzt (13-20 kn) und wir sind unter vollen Segeln die ganze Straße von Messina herunter gesegelt.
In der Bucht von Taormina haben wir noch eine Ankernacht eingelegt, bevor wir am Sonntag nach Catania weitergesegelt sind. Wie immer in den letzten Tagen mit einem Badestopp in glasklarem Wasser.
Ätna
Nun grüßt uns der Ätna als 4. Noch aktiver Vulkan unserer Reise mit einer kleinen Rauchwolke über dem 3.360 m hohen Gipfel. Die Stadt ist mehrfach vollständig zerstört worden aber hatte seit 1693 keine größeren Zerstörungen mehr. So ist eine wunderbare Barockstadt entstanden, die einen ganz eigenen Charakter hat. Es ist zwar einiges schon wieder dem Verfall entrissen worden, vieles sieht aber noch aus wie die DDR vor der Wende.In manchen Vierteln würde ich auch lieber nachts durch Neapels Spanierviertel laufen, als mich hier aufzuhalten.
Catania
Universität
Den legendären Fischmarkt habe ich mir heute angeschaut. Es ist wirklich ein lebhaftes Handeln quer über Plätze und Gassen, bei dem außer Fischen, Muscheln und Krebsen auch Obst und Gemüse von den Bauern der Umgebung angeboten werden, sowie Fleisch und Käse und Oliven etc. Ein fantastisches Durcheinander!
Fischmarkt
Nun Gunter ist jetzt heim geflogen, Es war schön und er hat die unendliche Hitze (auch nachts noch 29°) mit mir geduldig ertragen. Wie kann man nur im Sommer nach Italien fahren. Ich werde morgen langsam weiterziehen Richtung Griechenland immer an der Sohle des italienischen Stiefels entlang.