Am 19.7. bin ich wieder in Las Palmas auf Gran Canaria gelandet. Am Flughafen musste ich mal wieder in die Sonderkontrolle, weil sie nicht wussten, was ich mit Pumpen, Funkgeräten, Holzleisten, Schläuchen und Kabeln im Koffer vorhatte. Ich hab das Zeug dann fast nicht mehr in die Tasche zurück gekriegt. Auf dem Schiff musste ich erst alle Stauräume ausräumen, damit ich an die Leitung der Lenzpumpe kommen konnte. Die nächsten Tage hab ich damit verbracht, die Leitungen zu verlegen, den Bilgenschacht zu entrosten und 6 Mal zu streichen (3 Voranstriche und 2 Endlackierungen) klingt professionell, gell! Ist aber eine Sauarbeit. Nach 6 Tagen hatte ich es endlich fertig, Handpumpe, Elektropumpe (immerhin mit einer Leistung von 240 L/Min) und Schläuche waren drin und alles wieder eingeräumt und geputzt. Es geht los!
An der Westseite der Insel entlang nach Süden kommt man erst an Industrie und Flughafen vorbei, dann folgt die absolute Touristenzone mit dem Zentrum Maspalomas: lange Sandstrände und Sanddünen, riesige Hotel- und Appartementanlagen, Vergnügungsparks usw. Nach dem Leuchtturm an der Südspitze wird es etwas felsiger und mein Ziel, Puerto Mogan, liegt schon mitten in den Lavabergen. Damit sie auch ein paar Touristen abbekommen, haben sie hier einen extra „Hafen“ für die Badegäste geschaffen und Sand aus der Sahara antransportieren lassen. Der Ort selbst ist ganz idyllisch angelegt und hat nur 2-geschossige Häuschen mit viel Grün dazwischen. Am nördlichen Hügel gibt es sogar noch eine verschachtelte Altstadt mit lauter steilen Fußwegen und Treppen bis zu einer Aussichtsplattform.
Der Dienstag war wieder Segeltag. Das läuft hier wie folgt ab: um 3:30 Uhr (ja, nachts!) aufstehen, frühstücken und nebenher Logbucheintragungen und Wettercheck. 4:30 Uhr ablegen, aus dem Hafen fahren und Großsegel setzen. Statt NNW, 11 kn nach dem Wetterbericht habe ich SO, 9 kn – ist eh besser. Schiff schaukelt ziemlich wild 25° zu jeder Seite, weil die Wellen von der Seite kommen. Um 7 Uhr – die Sonne geht endlich auf – Flaute und Motor. Nach einer halben Stunde kommt der Wind nun tatsächlich aus NNW mit 12 kn, also wieder segeln. Um 9 Uhr steigt der Wind auf 18-20 kn, Windstärke 5, also beide Segel reffen (kleiner machen). Um 13:30 ist der Wind weg und auch die Wellen. Alle Segel bergen und weiter mit Motor. Um 14 Uhr kommt der Wind wieder, aber ziemlich von vorne. Nur mit der Genua versuche ich meinen Kurs gegen 2,5 m hohe Wellen und mittlerweile 28 kn Wind (Windstärke 6), in Böen auch über 30 kn zu halten und komme gegen 19:00 Uhr zum Hafen von San Sebastian auf Gomera (Tagestour 77,5 sm). Dort antwortet keiner auf meinen Funkruf und ich fahre durch den ganzen Hafen in die hinterste Ecke zum Yachthafen. Endlich Ruhe und festgemacht! Leider ist die alte Genua bei dem Starkwind und Geschaukel gerissen und es gibt hier keinen Segelmacher der das reparieren könnte. Fazit: der Wetterbericht hat tatsächlich für etwa 2 Stunden gestimmt!
Doch nun zu Gomera: Überall felsig (Lava) und dort, wo kleine Sand oder Kiesstrände sind, bestehen sie aus Lava, sind also schwarz und ab 11:00 Uhr auch höllisch heiß! Der höchste Berg ist der Garajonai mit 1.487 m. Von ihm und einigen anderen 1.000 m hohen Bergen im Zentrum gehen tiefe und steile Schluchten zum Atlantik runter. Nach NW stehen dort ausgedehnte Lorbeerwälder und Nebel ziehen gespenstisch durch das flechtenbewachsene Gehölz. Ich hab dann auch nach einem Tag Ruhepause eine Busfahrt (2,10 €) auf die Berge gemacht. Dort bin ich dann 3 km auf den Gipfel des Garanjonai gestiegen mit einer herrlichen Rundumsicht über die ganze Insel (und Teneriffa im Dunst).
Dann auf einem schönen Wanderweg11 km nach unten wo ich dann im Dorf Hermigua bei Kaffee und Kuchen wieder auf den Bus gewartet habe (immerhin 1.400 Höhenmeter abwärts!). Am Anfang war noch wenig Schatten, da vor wenigen Jahren ein Waldbrand die ganzen Bäume zu schwarzen Skulpturen verwandelt hat. Doch dann kam der noch intakte Nebelwald, ein Bächlein und einige Blumen. Auch das Abendessen im La Forestera war ein Genuss: Ziegenkäse mit Waldbeeren, Bacalao mit Tomaten und Kartoffeln, Zitronensorbet und ½ Liter Wein. In dieser Nacht hab ich gut geschlafen!
Jetzt fehlte noch eine Autotour in den Westen und den Süden, an den großartigen Felsformationen der Vulkane vorbei durch die terrassierten Täler und einem kleinen Ausflug (bei so vielen perfekten Wanderwegen kommt man um ein paar Schritte durch den Wald einfach nicht herum) zu einem uralten Brunnen. Gomera eine Insel zum Wandern.
Am Samstag den 30.07. zeigte der Wetterbericht nur 11 kn Wind an und ich wollte nach La Palma übersetzen (60 sm). Diesmal gings erst um 9:00 Uhr los. Ich musste aber am Anfang gegen den Wind ansteuern, der hier kurz nachdem ich den Hafen verlassen hatte mit 28-40 kn (Windstärke 8) entgegen blies. Ein großer Schwarm Delphine hat mir den Kampf gegen die Wellen 20 min lang versüßt. Erst gegen 11:00 Uhr ging der Wind auf unter 20 kn und ich konnte die Genua wieder ein bisschen dazu nehmen. Vor dem Hafen von Sta. Cruz de La Palma musste ich dann noch 20 min in dem Geschaukel warten, weil ein Containerschiff gerade hinausmanövrierte, aber dann konnte ich endlich rein. (18:30)
Sta Cruz soll die schönste Stadt der Kanaren sein und ist auch wirklich reizvoll mit hübschen kleinen Plätzen und vielen alten Balkonen an den Häusern. Über der Stadt thront die kleine Wallfahrtskirche der Señora de las Nieves. Sie istl die reichste Madonna Spaniens, denn der Altar auf dem sie steht, soll aus 2 to mexikanischem Silber bestehen. Dafür ist die Madonna ein bisschen kleiner ausgefallen.
Mit dem Mietwagen gings am Dienstag über die Insel nach Süden. Hier wird seit wenigen Jahren ein ausgezeichneter Wein produziert, der allerdings auch seinen Preis hat. Stolz hat der Leiter des Weingutes mir nach einer Führung seine Weingalerie und die Auszeichnungen gezeigt.
An der Südspitze von La Palma liegen die schneeweißen Salzfelder von Fuencaliente- ein faszinierender Kontrast.
Weiter westlich wurde gerade ein langer Pfad über ein Lavafeld fertiggestellt, der die verschiedensten Lavastrukturen erleben läßt und am Schluss in einer Lavahöhle endet.
Inder Mitte der Westküste liegt Tazacorte, ein verschlafenes Straßendorf inmitten von Bananenplantagen und einem großen Hafen an der 3 km entfernten Küste.
Ich hatte das Auto noch einen 2. Tag und konnte damit die nördliche Hälfte abfahren. Auch hier wächst auf der dem Wind und den Wolken zugewandten Seite der Lorbeerwald, in dem sich Steinritzungen der ersten Steinzeitlichen Bewohner finden.
Noch interessanter fand ich die nicht enden wollende Fahrt auf den Roque Chico, mit 2.370 m der zweithöchste Berg der Kanaren. Ich hab mal geschätzt: so 700 Kurven hinauf und dasselbe wieder runter!
Hier ist die Luft so klar wie nirgendwo in Europa und deshalb versammeln sich sämtliche Forschungsinstitute Europas mit entsprechenden Teleskopen. Das modernste ist ein Gammastrahlenteleskop, bei dem neben 11 andern Staaten auch 2 Institute aus Deutschland mitgewirkt hatten.
Ich hab schließlich noch mein kaputtes Segel geprüft und mich schweren Herzens davon verabschiedet, denn es war wohl nicht zu retten. So hab ich ein kleineres Reservesegel aufgezogen. Bei dem heftigen Wind der hier herrscht, reicht das sicher auch.
Am Samstag hatte ich dann eine etwas ruhigere Überfahrt auf die Nordseite von Teneriffa, nach Garachico. Den Hafen kannte ich schon und anlegen ist dort kein Problem, wenn man die sehr enge Haarnadelkurve in der Einfahrt geschafft hat. Es war gerade Fiesta (Romeria) in der Stadt, das geht im August über 3 Wochen lang. So habe ich gerade den kleinen Festumzug miterlebt, bei dem kleine Wägen von Hand durch die Straße gezogen werden, vorne steuert einer die Behelfskonstruktion, oben sitzen die Kinder drauf und hinten hängt ein Grill, auf dem Spieße gebraten werden, die dann an alle umstehenden verteilt werden – lecker! Nachdem sich jeder kennt, wird an jedem Haus angehalten und mit den Bewohnern geredet, bis die nachfolgende Band so laut wird, dass man weiterziehen muss. So dauert der Umzug durch die 500 m lange Straße gute 2 Stunden.
Nach 2 Tagen hab ich aber Garachico wieder verlassen und bin bei null Wind nach Sta Cruz de Teneriffe motort. Hier blühen mittlerweile die Palmen.
Mit der Trambahn bin ich nach La Laguna gefahren. Nach vielen modernen und langweiligen Wohnblocksiedlungen und dem Universitätskampus kommt man nach 45 min in die alte Hauptstadt der Insel auf dem Berg. Hübsche alte Häuser mit Holzbalkonen und Innenhöfe, die auch zu besichtigen sind, lassen einen in eine andere Welt kommen.
Langsam komme ich auf meiner Tour durch die Kanaren zum Ende. Auf einem langen Trip geht es zurück nach Fuerteventura. Dort wollte ich einen Mietwagen nehmen. Den gibt es aber hier im zweitgrößten Ort der Insel nicht. Der Hafen ist ja auch ziemlich leer und im Ort fast nur Spanier, die mit dem eigenen Auto gekommen sind. Trotzdem hab ich in der Cofradia einen guten Fisch und einen guten Wein gekriegt. Eine Cofradia gibt es in jedem Fischerdorf und ist immer eine gute Adresse zum Essen. Es ist das Lokal der örtlichen Fischergemeinschaft und hat einfache aber frische Fischgerichte zu bieten.
Nach einem weiteren Tag entlang der Ostküste Fuerteventuras bin ich in der Marina Rubicon auf Lanzarote angekommen. Die Luxusmarina hat alles, was ein Urlaubszentrum braucht: Kneipen mit Musik bis Mitternacht, Restaurants, Supermarkt, Shopping Center, und 5 Sterne Hotel. Ist aber dennoch ein sympathischer und ruhiger Ferienort mit schönen Sandstränden zu beiden Seiten.
Der hier jeden Mittwoch stattfindende Markt war jedoch enttäuschend. Statt der erwarteten Gemüse-, Obst- und Käsestände gab es nur Billigsouvenirs und Ramsch in Mengen. Morgen werde ich nun die letzte Insel im Norden besuchen: La Graciosa.