Die nächsten 5 Tage sollte ich nun in Selva eingesperrt bleiben , denn es waren ständig 25-40 kn Wind und 3 m Welle angesagt. Es ist unglaublich, aber der Wind hat tatsächlich 5 Tage ohne Pause durchgeblasen! d.h. bis auf einmal, da bin ich morgens um 6:00 Uhr aufgewacht, weil es plötzlich ruhig geworden war: kein Pfeifen in den Wanten, kein Schlagen der Fallen am Mast, kein Knattern der Fahnen im Wind – es hatte nur noch 8-12 kn Wind im Hafen. Schon 30 min später hatte es aber wieder 20-25 kn. Auf dem Dach des Hafenmeisters hat das Messgerät täglich bis zu 42,5 kn angezeigt.
Nun hab ich also Hafenprogramm gemacht. Nach dem Putz- und Waschtag hab ich am Donnerstag mein Fahrrad ausgepackt und bin die Serpentinen hochgefahren zu der auf 540 m Höhe liegenden Klosterruine Sant Pere de Rodes. Die Gebäudereste sind wunderbar restauriert, sodass man einen guten Eindruck bekommt, wie die Mönche vor 1.000 Jahren dort gelebt hatten. Einiges hat sich natürlich verändert, aber die ursprüngliche Ruhe, die in dem archaischen Mauerwerk steckt, ist immer noch zu spüren. Überwältigend aber ist der Blick auf die Bucht von Selva und auf die andere Seite des Bergrückens in die Pyrenäen, wo in der Ferne die Schneefelder aus dem Dunst leuchten. Interessant finde ich auch die beiden Türme. Der Glockenturm, der erst später gebaut wurde und der Wehrturm. Dieser wurde ohne Treppen gebaut. Nur Leitern führten auf die einzelnen Plattformen. So konnten die Menschen, die im Kloster lebten, sich bei Plünderungen in den Turm zurückziehen und abwarten bis der Ansturm vorbei war. Das ist wohl auch öfter passiert.
Am Freitag hab ich versucht, endlich die Außendusche fertig einzubauen. Da mir ein paar Teile fehlten, die es in Selva nicht gab, bin ich mit dem Fahrrad die 10 km nach Llanca gefahren und hab tatsächlich einen Klempner gefunden bei dem ich die Teile bekommen hab. Wieder 10 km zurück bin ich in die Schränke gekrochen und hab alles angeschlossen. Der hinterste Anschluss war beim Test natürlich undicht und bei meinem Versuch ihn abzudichten ist mir ein Plastikanschluss abgebrochen. Ich hab dann alles hingeschmissen, die Wasserleitungen zugedreht und bin essen gegangen. Es gab 3-erlei Fisch mit Gemüse und Wein – ausgezeichnet.
Samstag stürmt es immer noch! Also hab ich mein Fahrrad gepackt und bin über einen Pass (270 m) nach Cadaques gefahren. Ein nettes kleines Touristendorf (ohne Hochhäuser) mit vielen Restaurants und Cafes um den Hafen herum. Einige Häuser sind sehr verspielt, aber ganz lustig anzusehen. Über dem Hügel liegt das Wohnhaus von Salvador Dali und seiner Muse Gala. Das hab ich natürlich besichtigt. Es ist volle Scurilitäten, liegt aber in einer wunderschönen Bucht (die jetzt nicht mehr so einsam ist).
Nach dem Genuss eines Salatbüffets mit 30 Salaten habe ich mich auf den Rückweg gemacht. Nachdem ich den Pass zum zweiten Mal geschafft hatte, habe ich mir bei dem dort liegenden Weingut von Martin Faixo („fächo“) also MF zwei Weine gekauft. Hoffentlich sind sie gut, teuer genug waren sie. Beim Runterfahren vom Pass hab ich fast nicht bremsen müssen, weil der Wind mich fast wieder den Berg hinauf geblasen hat.
Es ist Pfingstsonntag und der Wind soll tatsächlich nachlassen. Es hat tatsächlich nur 11-15 kn und ich mache mich auf den Weg nach Norden. In einer Ankerbucht am Cap Bear lasse ich den Anker fallen und die Nacht bleibt auch sehr ruhig.
Im Morgengrauen um 7:15 hole ich den Anker ein und hoffe, dass der Wetterbericht stimmt. Es sollen nur 17-19 kn Wind kommen mit 0,7m hohen Wellen. Vorsichtshalber ziehe ich gleich das 2. Reff ein und segle los bei 12 kn Wind. Schon nach zwei Stunden nimmt der Wind und die Wellen rasant zu und ich habe 25-28 kn Wind und 2 m Welle. Bei Schräglagen zwischen 20 und 30 Grad läuft die Gischt über die Bordkante am Schiff entlang bis ans Heck. Später steigert sich der Wind noch auf durchschnittlich 28-29 kn und Böen bis zu 39 kn, das sind volle 8 Windstärken.
Nach 8,5 Std hab ich schließlich im Hafen von Cap d‘Agde festgemacht (noch 19 kn Wind im Hafen). Nach einer Ruhepause hab ich mir 1 kg Moules marinieres genehmigt und hab mich in die Koje gelegt.
Am Dienstag bläst es immer noch mit über 20 kn. Im Hafen gibt es Schaumkronen auf dem Wasser. Da es hier 4 Yachtausstatter gibt, versuche ich die Ersatzteile für meine Dusche zu bekommen. Ich muss dafür 5 Mal zu dem Werftgelände fahren bis ich tatsächlich alles beisammen habe und die Dusche fertig installiert ist. Jetzt kann ich mir das Salz nach dem Baden wieder abduschen – toll! Leider ist die Wassertemperatur aber wieder auf 14,3 Grad gesunken. Ich wird also noch etwas warten müssen.
Für Mittwoch sind zunächst 3 kn Wind und später 12-15 angesagt. Es war natürlich genau umgekehrt und ging wieder bis 20, in Böen bis 25 kn. Ich bin trotzdem nach Les Saintes Maries de la Mer gekommen. Die Marien, die hier besonders von den Zigeunern verehrt werden, sind Maria Salome, die Mutter vom hl. Jakobus (Jakobsweg) und Maria Magdala, die mit einem Boot ohne Ruder und Segel an den Strand der Camarque getrieben wurden und von hier aus Frankreich missioniert haben. Besonders Ihre schwarze Dienerin wird von den Zigeunern hoch verehrt und ihre Figur in der Krypta mit Seiden und Brokatgewändern behängt. An Pfingsten gibt es dann eine Große Wallfahrt, bei der der heilige Schrein ins Meer getragen wird. Außerdem gibt es noch Stierkämpfe, bei denen der Stier nicht getötet wird und wilde Pferde (auch Flamingos – hab ich aber nicht gesehen).
Am Donnerstag bin ich bei schönem Segelwind (später ist er leider ganz eingeschlafen) nach Marseille gefahren. Dort hab ich rückwärts mit Mooring angelegt – 1A!
Schon lange bevor man in die Nähe des Hafens kommt , sieht man die Kirche St. Maria de la garde auf einem Felsen über der Stadt thronen. Dann schälen sich das Hochhaus einer Reederei (von Zaha Hadid) und das MuCEM, das Museum der Zivilisationen Europas, aus dem Dunst des Häusermeers.
Der Hafen ist Mittelpunkt der Stadt, die eigentlich ganz viele Mittelpunkte hat. Hier ist das Haupteinkaufviertel mit 2 Galerien La Fayatte, vielen Mode und Souvenirläden, Märkten (Fischmarkt morgens am Hafenkai) und Massen von Touristen. Schöne alte Bürgerhäuser stehen neben langweiligen Bürobauten wie überall sonst auch.
Interessant sind zwei alte Viertel, das Au Panier ist etwas heruntergekommen. Hier sind hier viele Künstler mit Bio-Kleidern, Bildern und Töpferwaren zuhause. Es gibt auch alle möglichen Bars mit Tapas oder anderen Snacks.
Das andere Viertel, das Julien, ist auf einem entgegengesetzten Hügel und wird von der alternativen Musikscene bewohnt. Ich hab aber lediglich am Cours Juilen unter den Olivenbäumen gut gegessen und anschließend die zahlreichen Graffities bewundert, die viele Häuser hier schmücken. Sie sind wirklich recht kunstvoll!
Am letzten Tag bin ich dann noch mit dem Fahrrad auf den Berg zur Kirche Maria de la Garde und hab den herrlichen Ausblick über die Stadt genossen.
Für die nächste Woche ist Andreas an Bord und wir werden zusammen die französische Riviera erkunden.