Des Stiefels Absatz

Genau genommen fängt es ja beim Fußball vor dem Stiefel, nämlich in Catania schon an. Ich hab meine Flüge für Ende August von hier gebucht, weil die Preise annehmbar und der Hafen für einen längeren Aufenthalt ganz brauchbar und preiswert ist. Am Dienstag den 21.07. bin ich dann um 6:30 Uhr auf die 87 sm lange Tour gestartet, zunächst bei absoluter Windstille. Dann hat der Wind zugelegt und ich hab die große Genua gesetzt. Bei etwas mehr wind und einem Winddreher wollte ich das Groß setzen. Faul wie ich war hab ich die Genua dazu nicht eingeholt, wie es normalerweise sein sollte, sondern hab das Großsegel einfach so hochgezogen. Kann man auch mal machen. Leider hab ich dabei einen saftigen Überläufer produziert. Das ist so ein Leinengewirr auf der großen Winsch, wo die Leine, also hier das Großfall, so übereinander und untereinander eingeklemmt ist, dass sich nichts mehr bewegen läßt. Nach einer Stunde vergeblichem Bemühen die Leine wieder klar zu kriegen – segeln ging inzwischen übrigens prima, der Wind hatte auf 12 Kn zugelegt, nur die Welle mit 1,2 m war etwas unangenehm beim arbeiten. Schließlich hab ich doch den Werkzeugkasten geholt und die Winsch zerlegt, die Leine abgewickelt und die Winsch wieder aufgebaut. Es war auch höchste Zeit, mittlerweile hatte der Wind in der Straße von Messina auf 25 kn aufgefrischt (immerhin Windstärke 6). Also erst mal 2 Reffs ins Groß einbinden und die Genua etwas einrollen. Bei dem Seegang –inzwischen hatte ich 1,5 m seitliche Welle – ist das eine ganz schöne Schinderei! Dann ging es 1 Stunde ganz zügig mit 7 kn voran bis der Wind wieder nachgelassen hat und ich eine Stunde später die Reffs wieder rausgelassen hab. Nach einer weiteren Stunde war dann endgültig aus, ich hab die Segel eingeholt und bin die restlichen Stunden mit dem Motor nach Roccella ionica gefahren.

Yachthafen Roccella ionica

Yachthafen Roccella ionica

Capo Spartivento

Capo Spartivento

Den Ballen vom Stiefel hatte ich um 20:30 Uhr. Ach ja, 2 Stunden bevor ich zum Hafen kam hat mich der Hafenmeister angefunkt, ob ich in seinen Hafen will. Ist sei dann ein Helfer vor Ort um mir beim Anlegen zu helfen. Das ist mir noch nie passiert! Aber der Hafen nennt sich ja auch „Porto delle Grazie“.

Am nächsten Tag hatte ich 0-4 kn Wind, also nur Motor!  Es war dann auch nur heiß, heiß, heiß! Um 15:00 Uhr war ich dann auch schon in der Marina le castella, wo mir auch wieder ein freundlicher Marinero beim Anlegen half. Inzwischen hab ich das schon ganz gut drauf: ich fahre mir langem Anlauf rückwärts in die Lücke an der Mole und bremse kurz vorher ab, dann kurz warten, denn der Wasserschwall der hinter dem Schiff herkommt schiebt mich nochmal zur Mole, also nochmal bremsen! Dann die beiden Achterleinen mit großem Schwung auf die Mole -möglichst auf der anderen Seite wieder ins Wasser – werfen, die Mooringleine von der Mole mit dem Boothaken angeln und damit so schnell wie möglich nach vorne rennen, dabei die Leine einholen und das Boot, das hoffentlich der Marinero inzwischen an der Mole festgemacht hat von der Mole wegziehen (Ach ja, die Mooring ist eine Festmacherleine des Hafens. Sie ist in 20 m Abstand zur Mole am Grund befestigt und liegt dann gerade zur Mole oder Steg, wo sie an einer dünnen Leine befestigt ist, die dort senkrecht aus dem Wasser kommt. Entsprechend dreckig ist diese Leine, die man da aus dem Hafenschlick zieht und womit dann das Boot am Bug festgemacht wird. Danach ist jedenfalls erst mal eine Dusche für Mann und Boot mit dem Schlauch fällig!). Le Castella, also die Burgen, hat seinem Namen von verschiedenen Resten von Burgen, die hier gefunden wurden. Eine steht noch und ist zu besichtigen. Sonst ist es ein kleiner Touristenort mit einigen Restaurants und Bademodenläden.

Le Castella

Le Castella

ionische küste

Am Donnerstag fuhr ich bei Flaute nur um den Ballen des Stiefels nach Crotone um zu tanken. Erst mal muss man durch die verschiedenen Gasbohrinseln, die vor der Küste stehen, dann kommt man in den Hafen.gasplattform crotone

Der Ort hat einen alten Kern an einer Befestigung auf dem Felsen über der Stadt. Es sind viele romantische Gässchen, die ich mir in der Hitze erarbeitet habe. Von dem Castell hat man einen Wunderbaren Blick über die Hafenanlagen und den Ort. Es sieht nur leider etwas trostlos aus. Vieles ist vor nicht allzu langer Zeit schön hergerichtet worden, aber dann in Vergessenheit geraten (bzw. es fühlte sich keiner für die Pflege verantwortlich): gepflasterte Terrassen wellen sich , weil überall Unkraut heraussprießt, vor dem Wochenmarkt steht eine Reihe Verkaufsgestelle die der Rost nun niedermacht, aus dem Wasserlauf, der den Weg zum Castell begleiten soll, sprießt aus dem trockenen Boden das Kraut usw. Ich hab zumindest ein Brot und einige Getränke für die Weiterfahrt bekommen.

Festung Crotone

Festung Crotone

Crotone

Crotone

Am Freitag gings erst mal mit schönem Segeln um 5:30 Uhr los bis um 9:00 Uhr der Wind plötzlich weg war. Mittags hab ich dann wieder einen Badestopp eingelegt, bei 31° C Wassertemperatur auch nur 5 Grad kälter als die Luft. Um 15:30 kam plötzlich wieder schöner Wind auf und ich konnte nur mit der Genua 8 kn Fahrt machen. In Santa Maria di Leuca hab ich dann vor dem Hafen den Anker gesetzt, denn der Hafen war recht voll. Ich hab den Stiefelabsatz erreicht. Vom Hafen aus geht eine (verfallene) Freitreppe zur Kirche auf dem Berg, die Mussolini für einen Auftritt hat bauen lassen. Hier erreicht man das Capo Santa Maria di Leuca ein Wallfahrtsot und (schon wieder)  ein finnibus terrae ein Ende der Welt – mein fünftes!

Leuca

Leuca

Santa Maria de Leuca mit Mussolinitreppe

Santa Maria de Leuca mit Mussolinitreppe

Nachdem „um die Ecke“ die angeblich schönste Küste der Ostseite Italiens auf mich wartete, wollte ich die natürlich auch noch sehen. Ich bin also wieder mit Motor die 27 sm um den Stiefelabsatz nach Otranto gefahren (Wind war wieder mal keiner). Die ersten 7 Meilensind wirklich recht eindrucksvoll, dann lässt es aber ziemlich nach.küste

Am Cabo Otranto

Am Cabo Otranto

Im Hafen konnte ich wieder voll tanken, musste aber ankern, weil alles belegt war (ein Hafenteil war allerdings ganz neu und fertig zum Anlegen, aber abgesperrt). Otranto hat auch eine Festung und darum herum eine sehr romantische Altstadt mit kleinen verwinkelten Gässchen und vielen Restaurants und Souvenirläden.

Otranto

Otranto

hafen otranto

Die Festung wurde zum Schutz der Stadt von den Aragonesen (also Spaniern) gebaut, nachdem die Türken 1480 die Stadt überfallen und 800 Einwohner enthauptet hatten. Sehenswert ist aber vor allen die Kirche mit einem vollständig erhaltenen Mosaikboden den ein Mönch in den Jahren 1163-65 dort gelegt hatte.

Mosaikboden

Mosaikboden

Am Sonntag früh um 5:00 Uhr hab ich den Anker gelichtet und bin nun endlich Richtung Griechenland gestartet.

Sonnenaufgang auf dem Weg nach Griechenland

Sonnenaufgang auf dem Weg nach Griechenland