Zurück nach Catania

Auf dem Rückweg hab ich mir dann doch einige Abstecher erlaubt, die vielleicht interessant sind. Nachdem auf Paxos alle Buchten gerammelt voll waren bin ich gleich weiter nach Korfu. Es war auch ein schöner Segelwind und ich konnte die Tagestourverlängerung  schön genießen. An der Landspitze an der ich in die erste Bucht abbiegen wollte, war der Wind dann urplötzlich total weg und ich bin die letzten 2 Meilen mit Motor gefahren. Eine Taverne mit frischen Doraden hat den Tag perfekt gemacht.

Taverne in Petriti, Korfu

Taverne in Petriti, Korfu

Kurz entschlossen bin ich am nächsten Tag nach Albanien gefahren. Das hatte mich schon auf der Herfahrt gereizt und jetzt hab ich es einfach gemacht. Im Hafen von Sarandee werde ich gleich freundlich von einem Agenten herein gewinkt, der mit seinem Sohn die Leinen übernimmt. Dann kassiert er die Schiffspapiere und den Ausweis und ist erst mal für eine gute halbe Stunde weg. Dann hab ich eine Aufenthaltsbescheinigung, eine Ausfahrtgenehmigung für den nächsten Tag und Zoll, Hafenbehörde und Polizei sind auch erledigt. Das ganze kostet dann 75 Euro!

Sarande, Albanien

Sarande, Albanien

Sarande

Sarande

Die Stadt ist in choatischem Aufbruch. Überall stehen angefangene Häuser, teilweise direkt 2 Meter vor den Balkonen der alten Häuser dahinter gebaut, aber offensichtlich seit Jahren nicht weitergemacht. In manchen 5 Stöckigen Rohbaugerippen ist nur im Erdgeschoss ein Laden drin oder das oberste Geschoss ist mit einer Wohnung ausgebaut. Alle hundert Meter steht ein Polizist und pfeift, damit man auch merkt, dass da schon wieder einer ist. Die Hafenpromenade wacht abends um 8 Uhr langsam auf und es gibt jeden billigen Kitsch den man sich vorstellen kann, aber auch viele Restaurants, Fast Food, Pizzerien, Eisdielen und überall geröstete Maiskolben von Bauern, die mit einem improvisierten Grill ihre Ernte an die Leute bringen wollen. Billig ist es nur, wenn man Gemüse oder Obst in einem der kleine n Läden kauft. Die Restaurants sind genauso teuer wie in Italien. Mit Euro zahlen ist übrigens kein Problem. Man bekommt nur das Wechselgeld in der Landeswährung Leke zurück.

Morgens um 5 Uhr hab ich dann per Funk die Auslauferlaubnis bekommen und los gings, genau nach Westen Richtung Italien. Fast die ganze Strecke war auch schöner Wind, Anfangs etwas viel, so mit 24-30 kn (das sind 6 Windstärken) und 1,5 m Welle gegenan etwas ruppig, aber später wurde es immer angenehmer bis er um 17:30 ganz eingeschlafen ist.  Kurz vor Santa Maria de Leuca bin ich dann noch von einem englischen Bordercontrol Schiff begleitet und ausgefragt worden. Sie waren mit meinen ehrlichen Antworten wohl zufrieden und haben mir schließlich noch eine gute Fahrt gewünscht. Ziemlich müde hab ich nach 14 Stunden um 19:00 Uhr vor der Stadt geankert.leuca leuca 2 leuca 3

Diesmal hab ich mir eine Besichtigungstour durch Leuca gegönnt und hab früh morgens das Dinghi ins Wasser geworfen und bin an den Strand gepaddelt. (Da gucken immer alle, wenn einer angepaddelt kommt, und nicht mit einem Außenborder anrauscht). In der kleinen Stadt gibt es viele alte Villen, denn es war um 1900 eine beliebtes Ferienziel für die Neapolitaner, die Geld genug hatten, sich hier einen Palast hin zu bauen. Heute sind das meistens Hotels. Um 10 Uhr hatte ich das Beiboot wieder fest an Bord verzurrt und los gings in die Bucht von Taranto. (kommt von Tarantel, der Spinne, deren Biss Halluzinationen hervorrufen soll. Es heißt allerdings, dass die Frauen im Mittelalter dieses Märchen erfunden haben sollen, um ohne männliche Zurechtweisung einmal so richtig ausflippen zu können! ) Jedenfalls bin ich unter Segeln gegen den Wind nach Westen gefahren (also kreuzen – jeder Schlag 5 Meilen also etwa eine Stunde – für die Fachleute) und hab um 18:00 Uhr den Anker vor Gallipoli geworfen.

Gallipoli

Gallipoli

Schnell das Dinghi ins Wasser und rüber rudern, damit ich im letzten Tageslicht noch durch die Stadt komme. Die Altstadt ist befestigt und liegt auf einer Insel. Heftiger Touristenbetrieb mit Läden, Restaurants und immer mehr Leuten, je später der Abend wurde. Am Rande der Stadt gibt es einen Fischmarkt, auf dem ich erst eine Fisch für den nächsten Tag gekauft habe (5€) und dann eine große Platte mit Meeresfrüchten mit Wein genossen habe. Zu meinem Erstaunen waren die Muscheln, Austern, Krebse und Seeigel aber nicht gekocht, sondern roh! Na ja, nachdem sie hier noch keine rausgetragen haben, scheint man das essen zu können und das hab ich dann auch gemacht. War eigentlich ganz gut, bißl schlabbrig vielleicht.

Meeresfrüchteplatte

Meeresfrüchteplatte

Quer über die große Bucht nach Crotone hat der Wind hat nicht ganz gereicht und so hab ich einfach den Motor mitlaufen lassen, damit ich die 75 sm auch bis zum Abend schaffe. In Crotone haben sie die Preise im August nochmal angehoben, so hab ich hier auch 40 € zahlen müssen. Dann hab ich meinen Fisch in die Pfanne gehaut und mit Genuss, Nudeln und Salat verspeist.

Den nächsten Hafen kannte ich schon: Roccella Ionica. Wieder um 7 Uhr früh los, damit ich die 70 sm schaffe und dann den Motor an, denn es war wieder kein Wind. Im Hafen hab ich wieder die legendäre 1/2 Pizza gegessen (also nur ¼, den Rest gabs am nächsten Abend am Boot). Es ist immer faszinierend, wie der leere Hafen abends mit Tischen für 800 Personen bestückt wird und ab 9 Uhr die Leute einströmen, um Pizza zu essen. Um 10 Uhr ist tatsächlich fast alles voll, um 12 Uhr sind dann alle wieder weg. (die nächsten Häuser sind immerhin 3 km weg.

Taormina

Taormina

Auch der nächste Tag begann um 7 Uhr und es mussten nochmal 70 sm bewältigt werden. Ganz ohne Wind mit dem Steuerautomat wird man da stundenlang nur in der Sonne gebraten! Zwischendrin gibt es einen kurzen Stopp und ich springe in das 200 bis 800 m tiefe glasklare Wasser. Ein bisschen erfrischend ist es schon, es hat nämlich nur noch 29°C. In der Bucht von Taormina hab ich wieder einen schönen Ankerplatz gefunden. Die Stadt hat mich jetzt doch sehr gereizt und so hab am Morgen ich mein Dinghi wieder ins Wasser geworfen, bin ans Ufer gerudert und habe auf dem gesperrten Fußweg den 200 Meter hohen Berg erklommen. Obwohl noch Schatten war, war ich oben klatschnass geschwitzt. In den engen Gassen und den kühlen Kirchen hab ich mich dann schnell erholt. Überall sind Keramikläden, die die sizilianische Kunst der Kopftöpfe verkaufen. Für uns ziemlich kitschig siht man nach einiger Zeit doch die feinen künstlerischen Unterschiede und ich hab sie schließlich ganz originell gefunden.

Keramikköpfe

Keramikköpfe

Die Attraktion von Taormina ist aber das Amphitheater auf dem Berg mit einer großartigen Aussicht auf die Bucht und den Äthna.taormina

Bevor die Besucherscharen die Stadt erobern, bin ich mit dem Bus wieder runter zum Boot gefahren, hab das Dinghi aufgeladen und bin weiter  zu der Isola die Ciclopi. Entlang der schwarzen Lavafelsküste bis zu einer kleinen Bucht, in der einige Felsen wild aus dem Wasser stehen.

Isola dei Ciclopi

Isola dei Ciclopi

Ja, das sind die Felsen, die der Kyklop, dem Odysseus das einzige Auge ausgestochen hatte, ihm hinterher warf, als sich Odysseus mit seinem Schiff davon machen wollte. Getroffen hat er natürlich nicht. Er hat ja nix mehr gesehen. Jetzt ist dort ein Naturreservat für die Unterwasserwelt eingerichtet. Von der Bucht aus hat man noch einen schönen Blick auf den Äthna, soweit er nicht im Nebel oder seinem eigenen Rauch eingehüllt ist.

Jetzt waren es nur noch 6 sm bis nach Catania, wo ich das Schiff für die nächsten 4 Wochen lassen werde. Vorher hab ich noch aufgetankt, ganz hinten im Hafen quer, mit Booten auf beiden Seiten. Bin aber gut rein und wieder raus gekommen (war ja auch kein Wind in dem Loch dahinten).

Tankstelle in Catania

Tankstelle in Catania

Jetzt werden noch die Segel eingepackt und die Wassertanks gefüllt, dann ist alles fertig. Ende September geht es dann wieder weiter. Algerien hab ich jetzt gestrichen, nachdem das Auswärtige Amt dringend vor Reisen dorthin gewarnt hat und man weder Fernglas noch GPS oder Kartenplotter  noch Sprechfunkgerät einführen darf. Außerdem muss die Route auf den Tag genau angegeben werden. Das ist bei den Wetterverhältnissen im Herbst nicht so ohne weiteres möglich. So bleibt nur der Rückweg über Sardinien und die Balearen. Wird sicher auch interessant.

der letzte Tag auf meinem Schiff in Catania

der letzte Tag auf meinem Schiff in Catania