Auf zum Endspurt

Am 26.09. bin ich wieder im Flieger nach Catania gesessen, im Gepäck einige Reparaturteile fürs Schiff. Zunächst hab ich die angenehmeren Arbeiten erledigt: die Stromversorgung für den Plotter mit einem neuen Stecker und die AIS Anzeige, die mir auf dem Bildschirm die größeren Schiffe in der Umgebung anzeigt und deren Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit. Dann kam die Wasserpumpe dran, die das Waschbecken im Bad abpumpen soll. Funktioniert auch!

Ätna links und Nebenkrater

Ätna links und Nebenkrater

Zur Belohnung hab ich mir am nächsten Tag einen Ausflug auf den Ätna, bzw. auf einen der ca 300 Nebenkrater gegönnt. Da fährt man erst mal mit dem Bus 2 Stunden auf 2000 m Höhe. Die letzten Kilometer geht es nur noch durch die Lavaströme in Serpentinen Bergauf. Dann kommt eine Gondelbahn bis auf 2500 m. Von dort geht es im Unimog mit jeweils 25 Touris auf 2900 m. Den Rest muss man dann hinter einem Führer her laufen, bis man an einem Kraterrand steht, aus dessen Grund noch etwas Dampf austritt. Inzwischen ist der Vulkan wohl so erforscht, dass die Wissenschaftler schon ca. 3 Tage vorher wissen wann und wo er wohl aktiv werden wird. Trotzdem lässt sich der Lavafluss nicht so recht beeinflussen und es werden immer wieder (das letzte Mal 2009) Häuser getroffen.krater gräser

Nach 20 Jahren ist die Lava dann so verwittert, dass sich erste Gräser ansiedeln, denen ( viel) später Eichenwälder, Kastanien und anderes folgen. Berühmt ist der Wein und der Honig der hier produziert wird.

Die Arbeit geht weiter mit der größten Aktion: WC ausbauen, Schläuche abnehmen und neue Pumpe einbauen. Nach 4 Stunden ist alles geschafft und scheint auch zu funktionieren. Inzwischen ist auch Gerlinde eingetroffen und wird mich die nächsten Tag begleiten – schön!

So sind wir am 29.9. nach Syracus aufgebrochen. 1. Schreck, das Schiff bewegt sich nur ganz langsam und reagiert sehr träge. Später stellt sich heraus, dass die Schraube voller Seepocken ist, die sich im Hafen von Catania angesiedelt hatten. Da stimmt natürlich die ganze Hydraulik nicht und der Antrieb ist recht mau. 2. Schreck, der Plotter funktioniert doch nicht. Also lege ich mit dem Trafo ein neues Kabel direkt von der Steckdose durch das Klofenster hin und schließe an – er geht!siracusa

Nach 35 Meilen legen wir in Syracus an. Am nächsten Tag regnet es in Strömen. Wir schauen uns trotzdem die Stadt an, eigentlich mehr die Flussläufe auf den Straßen und Gehwegen, um die etwas flacheren Gewässer zum weiter laufen zu finden. Am Nachmittag wird es besser und wir gehen durch die Altstadt, die auf einer Insel liegt.siracusa1 siracusa 2

Alles was es an Hochkulturen im Mittelmeer gab, hat hier einmal geherrscht: Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Spanier etc. Jeder hat irgendwas gebaut und das andere meist zerstört. So ziemlich alle sin in der großen Kathedrale auf der Insel vertreten. Die Byzantiner (hatte ich die vorher vergessen?) haben z.B. die griechischen Säulen des Tempels einfach zugemauert, eine Apsis angefügt  und schon war die Kirche fertig.

Dom in Siracusa

Dom in Siracusa

Am Donnerstag haben wir schon um 6:30 Uhr abgelegt, um in einer Tour bis Malta zu kommen. Der Wetterbericht war günstig und wir konnten schön segeln (immer mit „angezogener Handbremse“ weil auch Rumpf und Kiel voller Seepocken war. Um 12:00 haben wir den Leuchtturm von Cabo Passero gerundet, das ist die SO Spitze von Sizilien.

Cabo Passero

Cabo Passero

Mehrere Gewitterschauer haben wir umfahren, bis uns abends vor Valetta (Hauptstadt von Malta) beinahe doch noch eines erwischt hätte. Die Sonne war schon untergegangen und die Blitze schossen wild aus der  schwarzen Wolke. Dann waren alle Lichter von Valetta hinter einer dichten Regenwand verschwunden, die langsam nach Westen zog. Als die ersten Lichter wieder auftauchten, haben wir Gas gegeben und sind trocken! In den Hafen eingelaufen.

Grand Harbour

Grand Harbour

Valetta ist ein Faszinierendes Gemisch aus maurischen, spanischen und römischen(italienischen) Einflüssen. Italienische Pallazzi mit Spanischen Balkonen und maurischen Verzierungen gibt es an jeder Ecke. Französisches findet man nicht so oft. Vielleicht mögen sie das auch nicht, nachdem ihnen Napoleon ihre Festung zusammengeschossen hatte, weil sie ihn nicht freiwillig reingelassen haben.

Hafeneinfahrt Valetta

Hafeneinfahrt Valetta

Auch die Sprache ist ein tolles Gemisch aus vielen Einflüssen, überwiegend arabischen. Man versteht kein Wort, wenn die Einheimischen sich auf Maltesisch unterhalten. Am Samstag war dann die berühmte Notte Bianca, die Nacht in der viele Palazzi geöffnet haben alle Kirchen und Banken ihre Räume zeigen und auf der Straße und vielen Höfen Musik gemacht wird. Ganz Malta pilgert da durch.

Palazzo (Kaufhaus)

Palazzo (Kaufhaus)

Valetta

Valetta

Am Sonntag ist Gerlinde wieder heim geflogen und ich hab den teuren Hafen (72 €/Nacht) verlassen und bin Richtung Gozo, der zweiten bewohnten Insel Maltas gefahren. Dort in der Blauen Lagune hab ich vor einer tollen Felskulisse geankert und in dem glasklaren Wasser mein Schiff von unten angeschaut: voller Seepocken (sehen aus wie kleine Ätnas).

Blue Lagoon

Blue Lagoon

Bevor es wieder regnet und stürmt bin ich um 6:00 Uhr früh in einem langen Schlag nach Licata / Sizilien aufgebrochen.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Dort im Hafen hab ich am nächsten Tag versucht mit zahlreichen Tauchgängen die Muscheln von der Schiffsschraube ab zu kratzen. Ist mir auch ganz gut gelungen, jedenfalls ist das Boot danach wieder 1 kn schneller gelaufen. Licata hat einen ziemlich trostlosen Charme. Die Palazzi der Stadt erkennt man daran, dass bereits aller Putz abgefallen ist, während er sonst noch teilweise vorhanden ist.

Palazzo Frangipane

Palazzo Frangipane

Die einzige Attraktion ist ein großer Friedhof, der den halben Berg einnimmt und auf dem sich die Familien, die es sich leisten können ein 2-stöckiges Grabmal haben (oben Kapelle unten Gruft). Zumindest die Aussicht ist nach dem schweißtreibenden Aufstieg einmalig. Übrigens ist auch der Hafen perfekt eingerichtet und das Personal wahnsinnig freundlich und hilfsbereit.

Friedhof

Friedhof

Nach 2 Hafentagen hat sich der Wind etwas gedreht und kam nur noch schräg von vorne, sodass ich wieder weiter gefahren bin. Ziel war nun Sciacca (für die Nicht-Italiener: Schaka). Unterwegs hat mich die Küstenwache eine halbe Stunde geprüft, allerdings ist keiner an Bord gekommen. Jetzt hab ich immerhin 3 DIN A 4 Seiten mit jeweils 3 Unterschriften von wichtigen Offizieren. Wie sie allerdings festgestellt haben, dass ich keine weiteren Personen an Bord habe und auch keine 10.000 € weiß ich nicht.

palast

Palazzo in der Oberstadt

Sciacca, eine Stadt mit einer blutrünstigen Geschichte. Angeblich war schon Dioniseus hier, nachdem er auf Kreta sein Labyrinth fertig gestellt hatte. Er hat dann Thermalquellen entdeckt und Sessel in die Felsen geschlagen (lassen vermutlich), auf denen jeweils die Krankheiten standen, von denen man geheilt wurde wenn man da lange genug drauf saß. Na ja, ist alles wieder kaputt – siehe Syracus.

Fischerhäuser am Hafen

Fischerhäuser am Hafen

Im Mittelalter begann dann eine wilde Fehde zwischen zwei Adelsgeschlechtern, den Perollo (normannischen Ursprungs) und den Luna (Katalanen). Ein Luna heiratete 1400 die schöne Margret aus einem dritten Adelsgeschlecht und gewann dadurch an Einfluss. Darauf wurden die P. fürchterlich eifersüchtig und überfielen bei einer Prozession die Luna, zerrten sie in eine Gasse und metzelten auf sie ein. Nachdem diese aber doch noch nicht tot waren, schworen sie Rache. Da kriegten es die Luna mit der Angst zu tun und holten sich ein paar Mann Hilfe. Die wurden aber von den Perollo in einem Turm aufgespürt, umgebracht und aus den Fenstern geworfen. Jetzt gings erst richtig los: die Luna haben ihre Burg mit dicken Burgmauern und Türmen versehen, die Perollo haben sich Kanonen besorgt und sie beschossen. Schließlich wurde der Familienfürst der Perollo ermordet und das Oberhaupt der Lunas hat Selbstmord begangen. Damit endete nach 130 Jahren dieses Kapitel von Sciacca. In Geschichte hatte ich davon noch nix gehört! treppe2

Treppenstufen

Treppenstufen

Morgen soll das Wetter wieder besser werden. Ich werde dann weiter nach Tunesien ziehen.