Der Wetterbericht war gut, als ich um 10:00 Uhr endlich loskam: NW Wind mit 20 kn auf 14 kn abflauend bis zum Abend. Im Hafen hab ich noch das Großsegel gesetzt, weil es da weniger Wellen gibt (mit einem Reff). Draußen kam dann noch ein Stückchen Genua dazu und es ging richtig schön (bis auf den ruppigen Seegang) davon. Ich hatte mir vorgenommen nach Kelibia an der Ostküste Tunesiens zu fahren, aber der Wind hat sich nicht an den Wetterbericht gehalten und kam aus Westen. Damit musste ich auch meinen Kurs weiter östlich legen, na ja nach 12 Stunden, um 10 Uhr nachts, hab ich dann auf der Insel Pantelleria den Hafen besucht, weil mich der Wind sowieso dorthin trieb. Das war komplizierter als gedacht. Die Hafenpolizei hat zunächst verlangt, dass ich einen der dortigen Yachtclubs anrufen müsse, damit ich einen Platz bekomme. Nachdem ich die Telefonnummer bekommen hatte, hab ich tatsächlich einen erwischt der mir auf französisch einen Platz zusicherte. Mit der Zusage bekam ich die Erlaubnis in den Hafen einzufahren. Vor der Hafeneinfahrt muss dabei ein Wrack umfahren werden und im Hafen liegen die Trümmer eines alten Phönizischen Hafens, die man auch nicht treffen sollte. Die Beleuchtung der Sicherungsbojen ging auch nicht, so hab ich mich im Dunkeln langsam vorgetastet und schließlich mit der Hilfe von 2 Jungs vom Club festgemacht. Ich war übrigens das einzige Schiff im Hafen!
Der Wind hatte gedreht und kam am Montag dann von Süden, was sehr günstig war und mir eine schöne Überfahrt nach Kelibia in Tunesien bescherte. Auf meine Anrufe meldete sich niemand, also bin ich einfach in den Hafen eingefahren. Er war gepfropft voll mit Fischerbooten. Nach einigem Hin und Her habe ich einen Platz bekommen und gleich waren auch Polizei und Zöllner bei mir. Nach 2 Stunden waren die Papiere ausgefüllt, das Schiff nach irgendwas durchsucht und der Stempel im Pass. Um 19:30 Uhr hatte ich meine Ruhe. Kelibia hat nur eine alte Festung auf dem Berg und sonst ist es ein Fischerdorf, etwas entfernt dann noch Feriensiedlungen. Auf die Benutzung der Fischertoiletten hab ich verzichtet –schließlich funktioniert meine ja wieder.
Am Morgen hab ich ohne Probleme meine Papiere bekommen und konnte weiter nach Sidi Bou Said, einem Vorort von Tunis. Da der Wind etwas lau war, hab ich mit dem Motor etwas nachgeholfen und kam recht gut um das Cap. Unterwegs hat mich 3 Mal die Polizei und die Küstenwache kontrolliert (per Anruf) bis ich schließlich in eine Fischerleine gefahren bin. Die hat sich natürlich gleich um meinen Propeller gewickelt (obwohl ich den Motor da gar nicht an hatte). Eine Stunde hab ich nun wegen der blöden Leine rumgetan – herausgefummelt, auseinander geschnitten und wieder zusammen geknotet, damit der Fischer sein Netz nicht verliert, und in einigen Tauchgängen von dem Propeller abgezupft. Das Wasser hatte ja immerhin noch 25 °C und ich musste sowieso wieder mal Duschen. Mein schöner Zeitgewinn war also dahin als ich endlich um 18:00 Uhr in Sidi Bou Said ankam. Der Hafenchef hat mir mindestens 5 Mal gesagt, dass es eine große Ausnahme sei, dass ich hier sein darf, denn es ist nur für die ansässigen Leute und ganz voll. Für 110 Dinar durfte ich dann doch 2 Nächte bleiben. Die Duschen waren allerdings schon geschlossen (die Anmeldung hat wieder über eine Stunde gedauert) aber die Toiletten waren noch offen. Kurzer Exkurs zu den Toiletten: Schüssel vorhanden, Klobrille nicht, Papier auch nicht – hier wird mit einem Schlauch, der an der Wand herunter hängt, der Hintern abgespült. Will man spülen, so drückt man auf den Knopf und das Wasser spritzt z.T. in die Schüssel und z.T. an die Rückwand, von wo es dann auf dem Boden in einem kleinen Tsunami nach vorn schwappt. Dann sollte man die verklemmte Türe aufgekriegt haben, damit man flüchten kann. Bei der zweiten Toilette hatte ich die Türe dann vorher aufgemacht, aber der 2. Teil des Wassers kam am Knopf senkrecht nach oben geschossen. Nun, man hat dann gleich eine gewaschene Hand.
Sidi Bou Said ist ein Nobel Vorort von Tunis mit zahlreichen Villen, Botschaften Konsulaten etc. Auch die leer stehende Villa des alten Diktators ist noch gut erhalten. Einige Kaffees und Restaurants und Souvenirshops sind auch da. Mauro, der zufällig Zeit hatte und gerne mit mir englisch sprechen wollte, hat mich herumgeführt. Eigentlich wollte er für seine selbstlose Tat ja nur am Schluss abkassieren – dass ich da auch immer wieder drauf reinfalle! Die Häuser sind wirklich prächtig, soweit man das von außen sehen kann. An den Türen sind immer drei Türklopfer (Fatimas Hände), die alle einen anderen Ton erzeugen. Klopft man mit dem einen, so steht ein Mann davor und ein Mann öffnet, klopft man mit dem anderen so steht eine Frau davor und eine Frau öffnet. Der untere ist für die Kinder. Vielleicht stimmt`s.
Mittags bin ich mit meinem Begleiter nach Karthago gefahren und habe mir den Ausgrabungshügel und das Museum angeschaut. Mit einem Taxi sind wir dann noch zum Kolosseum und zu den Zisternen gefahren, mindestens 3 weiter Ausgrabungsstätten hab ich mit gespart, denn Mauro mit seinen Kommentaren hat inzwischen sehr genervt. In Sidi Bou Said bin ich ihn dann endlich für 20 Dinar (10 Euro) wieder losgeworden.
Am Donnerstag den 15.10. hab ich meine Papiere zur Weiterfahrt nach einer halben Stunde gehabt und bin nach Bizerte weitergefahren. Dort soll es einen schönen neuen Yachthafen geben mit echten Duschen und Toiletten! Der ist auch weitgehend fertig, aber ich werde in den alten Fischerhafen verwiesen. Der ist eine Meile zurück und auf der anderen Seite des Flusses. Der dritte Liegeplatz dort war dann endlich so, dass ihn mein Schiff wohl schadlos überstehen würde, und ich habe festgemacht. Gleich war wieder einer da, der in dieser unsicheren Gegend auf mein Schiff aufpassen würde, denn es gibt überall schlechte Menschen und es wäre wohl nichts mehr da, wenn ich mich kurz vom Schiff entfernen würde. Nachdem er in jeder Pause, die zwischen den Verhandlungen mit Douane, Garde National, Police Frontiere und Police du Port (waren alle am Schiff versammelt) entstand, wieder damit anfing, hab ich ihn irgendwann weggejagt – dabei will er mir doch nur einen Gefallen tun! Nach 2 Stunden waren die Formalitäten erledigt und ich bin 45 Min durch die vermüllte Gegend in die Stadt gelaufen.
Am Flussufer gibt es eine schöne breite Promenade, dahinter die Altstadt mit einem chaotischen Markt. Dann gibt es noch den alten Hafen, ein kleiner Wasserarm in dem viele kleine Fischerboote liegen. Daneben ist die Kashba, umgeben mit einer hohen Festungsmauer. Ich hab nur einen Eingang gesehen, durch den bin ich rein und ein bisschen herumgeirrt. Ziemlich eng und verwinkelt und die Bewohner wohl noch recht traditionell. Jedenfalls sind Frauen, wenn sie nicht gleich ganz verschwunden sind, einen Schritt in die Seitengassen gegangen um mich vorbeizulassen. Manche Gassen sind wirklich so eng, dass man beide Wände berühren könnte, wenn man die Arme ausstreckt. Nachdem ich kein vernünftiges Lokal gefunden hab, bin ich wieder zum Schiff zurück (Taxi 2 Dinar für 15 Min Fahrt).
Nachdem am Freitag natürlich kein Polizist auftauchte um mir die Ausreisepapiere zu bringen, bin ich auf die Suche gegangen. Die Garde National habe ich gefunden und sie versprachen, den zuständigen Polizisten anzurufen, damit er dann sofort käme. Die Telefonnummer dürfen Sie mir aber nicht geben. Den Rest erspar ich euch. Es hat jedenfalls 4,5 Stunden gedauert, bis der Grenzpolizist in meinem Boot stand, mir die Papiere übergab und mich fragte, ob ich vielleicht ein Geschenk für ich und seinen Freund hätte, vielleicht ein Flasche Whiskey oder so…….In der Zwischenzeit hab ich wieder getankt (60 Cent /Liter). Dann hat noch ein Fischerkahn bei mir angelegt und hat 2.500 l getankt!
Um 12:15 Uhr konnte ich den Hafen verlassen in Richtung Sardinien!