Der Weg ins Winterlager

Bis zum Hafen, den ich nun nach vielen Empfehlungen rausgesucht habe, ist es noch ein langer Weg. Zunächst hab ich mir aber Mahon angeschaut. Viele Häuser und Wege sind in den letzten 15 Jahren hergerichtet worden. Die Stadt hat einen richtigen Aufschwung genommen. Trotzdem ist jetzt in der Nachsaison nix los und ich wandle ziemlich einsam durch die Gassen.mahon nachsaison

Auf einem langen Fahrradausflug schau ich mir die berühmte prähistorische Ausgrabungsstätte Trepuco an, die mit den anderen 20 Plätzen auf der Insel zum Weltkulturerbe angemeldet wurde. Ist auch ganz nett aufbereitet, so mit Infotafeln usw. Dann geht es weiter nach Es Castell, einem Vorort von Mahon. Neben einem ehemaligen Militärlager gibt es eine kleine Bucht mit Fischerbooten um die sich reizvolle Lokale angesiedelt haben. Eine richtige Idylle, gleich neben Mahon.

Trepuco

Trepuco

Es Castello

Es Castello

Am Montag, den 26.10. sind immer wieder Regenschauer durchgezogen. Dabei ist der Wind ganz eingeschlafen und ich hab den Autopiloten steuern lassen, während ich mich unter der Sprayhood verkrochen habe. Kurz vor Cala Ratjada auf Mallorca hat mich dann ein anderes Segelboot angefunkt, weil es Probleme mit dem Motor gab. Ich hab dann eine Leine übernommen und die beiden Kölner Architekten (Wie sich später herausstellte) eine Stunde lang bis in den Hafen geschleppt. Dort haben sie mich dann zu Restenudeln und Salat eingeladen – war eine ganz nette Abwechslung.

Cala Ratjada

Cala Ratjada

Am Dienstag fuhr ich gleich weiter mit einer kurzen Tour nach Porto Cristo. In einer engen S-Kurve windet sich der Hafen durch die Felsen, die mit Luxusvillen bebaut sind. Sieht aber ganz gut aus, denn es ist noch viel Platz für Felsen und Palmen dazwischen übrig.

Porto Cristo

Porto Cristo

Es gibt dort die berühmte Grotte Cueva del Drach, eine Tropfsteinhöhle, die ich mir auch gleich angeschaut hab. Nach einem Fußmarsch durch die Tropfsteine kommt man in eine große Halle mit einem See. Dort setzt man sich am Hang auf Bänke, das Licht geht aus und es gleiten 3 Ruderboote mit romantischer Beleuchtung über den See. Dabei werden von 3 Musikern 4 klassische Schnulzen gespielt. Danach geht man wieder aus der Höhle und ist beeindruckt!

Cueva del Drach

Cueva del Drach

Am Mittwoch gings um die SO-Ecke von Mallorca nach La Rapita. Der Wetterbericht hatte angenehme 10-12 kn aus W vorausgesagt. Leider hat sich das Wetter wieder einmal nicht daran gehalten und hat schließlich mit25-35 kn aus NW(Windstärke 8) geblasen, also genau von dort, wohin ich wollte. Ich hab dann eben in den letzten 3 Stunden wieder den Motor zu Hilfe genommen, damit ich endlich ankomme –die ganze Fahrt hat 9,5 Std gedauert.

Am nächsten Tag hab ich bei ruhigem Wetter Palma erreicht. Im Yachthafen direkt vor der Kathedrale (gut, ein bissl links wars schon)hab ich einen tollen Platz gefunden – allerdings nur für eine Nacht, weil gerade wieder eine Regatta lief. Es hat aber gereicht um kreuz und quer durch die Stadt zu laufen, die Kathedrale und das arabische Bad zu besichtigen und ein schönes Abendessen zu genießen.cathedrale cathedrale2 palma

Am nächsten Morgen bin ich noch zum Markt am anderen Ende der Stadt gelaufen und hab groß eingekauft. Herrlich, so ein Markt mit lauter frischen Sachen. Am Abend, in der nächsten Ankerbucht, hab ich mir dann eine schöne Scheibe Fisch gebrutzelt mit Reis und Tomatensalat.gemüsemarkt

Ankerbucht bei la Ponza

Ankerbucht bei la Ponza

Am Samstag gings dann wieder auf eine lange Tour mit 66 Meilen nach Ibiza. Dort hatte ich in St. Antonio auf der Westseite einen Hafen gebucht, wo ich ein paar Tage verbringen wollte, denn es kam eine Sturmfront. Es hat dann auch am Sonntagnachmittag angefangen zu blasen. Das ging die ganze Nacht durch und am nächsten Tag bis nachmittags. Immer wieder hab ich im geschützten Hafen 37 kn gemessen. Das wäre wieder kein Vergnügen gewesen. Die Partyhochburg St. Antonio ist im November sozusagen „tote Hose“. ¾ der Lokale haben zu, die Partyhallen Eden und Paradies sind ebenfalls geschlossen und die Apartmenthochhäuser sind bis auf ganz vereinzelte offene Fenster dicht gemacht. Ich hab dann einmal in der Villa Mercedes gegessen: Salat, Steak, Mangocreme und Wein für 40 €, gut, teuer und wenig, aber schön angerichtet. Die Segelpause hab ich genutzt für einige Reparaturen: Bilge ausgeschöpft und getrocknet, aber nicht herausgefunden, warum da Wasser drin war.(Dazu hab ich die Sitzbank zerlegt und die Entlüftungen von den Tanks geprüft – war aber alles in Ordnung). Dann das Kabel für den Kartenplotter, der seit drei Tagen nicht ging, neu verlegt und angeschlossen – der geht jetzt wenigstens.

St. Antoni

St. Antoni

Am Dienstag kam die Überfahrt zum Festland. Wie erwartet war die See recht ruppig mit 2 Meter hohen Wellen, die erst am Nachmittag etwas flacher wurden. Ich konnte sogar die Segel setzen, hab aber meist den Motor mit laufen lassen müssen, damit ich höher an den Wind segeln konnte. Der Wind kam nämlich wieder mal nicht aus der vorhergesagten Richtung, sondern 30 ° steiler, also fast „auf die Nase“. Na ich hab auch die 12 Stunden überstanden und bin vor Calpe vor Anker gegangen. Der anfängliche Schwell hat im Laufe der Nacht nachgelassen, sodass ich doch noch schlafen konnte.

Der nächste Stopp war auf der Isola de Tabarca, einem Naturreservat. Das ist an sich ein beliebtes Tagesausflugsziel für die Touristen aus Alicante. Es gibt auch Ferienwohnungen und 2 kleine Hotels dort, aber alles ist verlassen und um 5 wenn das letzte Ausflugsboot mit 7 Touristen weg ist, ist alles verrammelt und niemand mehr zu sehen. So konnte ich wenigstens im Hafen festmachen, der ist nämlich sonst für Privatschiffe verboten.

Am Donnerstag gings dann 8 Stunden unter Motor über eine glatte See nach Cartagena.

Cartagena

Cartagena

Die Stadt hat mich schon im Frühjahr fasziniert und ich finde, es ist immer noch die interessanteste Stadt südlich von Valencia. Sie hat eine spannende Geschichte von den Puniern über die Römer, die Mauren und verschiedene spanische Könige hat die Stadt viele Höhen und Tiefen erlebt. Überall sind Reste dieser Kulturen in der Stadt zu finden. Der Hafen liegt tief in einer geschützten Bucht und ist deshalb immer wichtig gewesen. Dass dahinter ein Sumpfgebiet lag war zunächst nicht so wichtig. Erst als durch die Krankheiten die Bevölkerung von mehreren Tausend auf 500 Einwohner sank hat man ernsthaft versucht das Tal trocken zu legen. Das gelang aber erst 150 Jahre später. Im 19. Jahrhundert hat man dann noch wichtige Erze gefunden (Blei, Zink und sogar Silber) und die Stadt erlebte einen neuen Aufschwung. Die Minen sind mittlerweile wieder geschlossen und teilweise zu besichtigen. Heute ist Cartagena Militärstadt (Hauptstandort der spanischen U-Boot Flotte) Universitätsstadt, Stadt der Mode und Kultur (für letzteres müssen sie noch etwas tun). Vor allem aber ist sie bis heute durch und durch spanisch und daran ändern auch die tausenden von Kreuzfahrer nichts, die täglich die Stadt überfluten.cartag3 Cartag Das Leben fängt hier erst um ½ 10 Uhr nachts an. Da sind alle Lokale voll, die Menschen flanieren durch die Straßen und die Geschäfte, alles ist unglaublich lebendig! Nach 3 Tagen hab ich mich aber doch von dieser Stadt getrennt, und bin weiter nach Süden gefahren.

Küste zwischen Cartagena und Almeria

Küste zwischen Cartagena und Almeria

küste2

Mit zwei Ankerstopps in ruhigen Buchten bin ich nun bis Almerimar, ca. 50 km südlich von Almeria, angekommen. Ein reiner Touristenort – also nix los. So kann ich mich ganz auf das Überwintern des Schiffes und die notwendigen Reparaturen konzentrieren. Nächste Woche geht es dann wieder nach Hause.

In 162 Tagen habe ich dieses Jahr 9 Länder besucht. Dabei bin ich in 81 Häfen eingelaufen und habe 36 Mal geankert. 5.360 sm liegen hinter mir mit wenig und mit viel Wind. Regentage hatte ich, glaube ich, nur 5 in der ganzen Zeit. Den Blick durch die Dachluke in den blauen Himmel am Morgen werde ich in den nächsten Monaten wohl am meisten vermissen. Wenn ich im Frühjahr weiß, wie es weitergeht, werde ich mich wieder melden. Bis dahin wünsch ich euch einen schönen Winter und einen guten Start ins nächste Jahr – euer Salzwasserfreak 😉fenster