Auf nach Afrika….

Am 20.04. bin ich mit Volker wieder in Almeria gelandet. Bird of tuvalu stand noch sicher auf dem Trockenen und wir hatten 2 Tage zu tun um alles für die weitere Reise vorzubereiten: Zinkanoden anbringen, Ankerkasten auskleiden (den ich einen Monat zuvor entrostet und 5 Mal gestrichen Hatte), Spinnackerbaum richten, Segel setzen Wasser auffüllen und entkeimen, Sprayhood montieren und noch einige Kleinigkeiten mehr.

Im Hafen von Almerimar

Im Hafen von Almerimar

Am Sonntag war dann Fiesta San Marco in El Ejido, dem Nachbarort. Nach einer Messe in der Kirche wird der Schutzheilige San Marco durch die Stadt getragen (eigentlich ja vom Traktor gezogen). Vorneweg die Farmer auf Pferden und mit Kutschen, dann die Straßenreinigung, hinterher die Ehrenjungfern des Heiligen auf einem Wagen und danach ein endloser Zug mit Festwagen mit Musik und vielen Leuten drauf. Es erinnert ziemlich an eine Loveparade bei uns.elejido5 elejido3

Am Montagnachmittag ging es dann endlich los nach Afrika.Ich verabschiedete mich von Udo und Alex, die mein Schiff die ganze Zeit so gut betreut hatten und fast alle Probleme aus dem Weg räumen konnten. Die angekündigten 10-17 kn Wind wurden sehr schnell zu 20 kn, die uns mit 1,5 m Welle ganz schön zum Schaukeln brachten. Um Mitternacht schlief der Wind dann ziemlich ein, und wir mussten die letzten 4 Stunden mit Motor nach Melilla fahren. Die spanische Enklave in Marokko macht einen recht langweiligen und vergessenen Eindruck. Viele Läden sind geschlossen und ein vernünftiges Lokal zum Essen haben wir auch nicht gefunden.melilla melilla2

So sind wir am Mittwoch gleich weiter nach Al Hoceima, der ersten marokkanischen Stadt. Wir konnten an der Fährmole festmachen, denn der Yachthafen war noch im Bau und wird sicher einmal sehr schön. Nach 1,5 Stunden waren auch alle Formalitäten erledigt – Polizei, Hafenverwaltung, Zoll (die haben das Boot sogar mit einem Hund durchsucht!). Das Abendessen haben wir uns nach einem Rundgang durch die sehr arabische Stadt auf einer Aussichtsterrasse über dem Hafen gegönnt. Am nächsten Tag sind wir für 70 Cent mit dem Taxi den Berghinauf gefahren und haben im Souk groß eingekauft. Abends gab es dann wieder einen Restaurantbesuch im Hafen. Der Restaurantchef hat uns zunächst nebenan zum Markt der Fischer geschickt, wo wir einen Rotbarsch und eine Dorade für 4 Euro erstanden haben. Die Fische sind dann am Tisch dahinter für 30 cent ausgenommen und geputzt worden. Dann sind wir mit der Tüte Fisch wieder zum Restaurant und haben dort den Fisch grillen lassen. Mit Pommes frites, Gemüse, Salat, Brot Wasser und Tee hat das dann nochmal 4,50 Euro gekostet. Für 9 Euro also ein köstliches Mahl zu zweit.hoceima2 hoceima3

Am Morgen haben wir unseren Ausreisestempel in den Pass bekommen, nachdem das Schiff mit einem Schnüffelhund durchsucht worden war. Immerhin ist das Riffgebirge zwischen hier und Tanger der Welt größte Produzent an Haschisch. Man schätzt die Jahresproduktion auf über 53.000 to. Aber bei uns war kein Gramm davon zu finden. Um 17:00 Uhr sind wir im Hafen Jebha abgewiesen worden, weil hier keine fremden Yachten sein dürfen und er außerdem zu voll sei. Das haben wir auch eingesehen, denn jeder Platz an der Mole war von Fischerbooten besetzt, an denen wiederum mindestens 3 weitere Boote festgemacht hatten. Der nächste Hafen –Marina Stehat –  war nur in der Seekarte verzeichnet, aber im Hafenführer vom (edlen!) Kreuzerverband nicht aufgeführt. Als wir kurz vor Nachteinbruch dort ankamen haben uns ganz viele Fischer beim Anlegen geholfen, aber der Polizist hat nach einem Anruf gesagt wir müssten wieder raus weil ein Anlegen hier verboten sei. Darauf gab es eine große Diskussion unter den Anwesenden. Der Chef der Fischervereinigung hat mir erklärt von seiner Seite könne ich gerne bleiben, auch der Ortspolizist stimmte ihm zu – aber die Anweisung. Wir wollten schon wieder ablegen, das sollten wir doch bleiben, weil extra einer aus der nächsten Stadt angereist kam um die Situation zu klären. Die Schiffspapier und Reisepässe wurden unterdessen mehrfach mit dem Smartphone fotografiert. Endlich kam der wichtige Mann von der Gendarmerie Royale, fotografiert nochmals alles und schrieb es zur Sicherheit nochmal ab. Ein anderer Beamter musste dann das Abgeschriebene nochmals auf einen Zettel aus dem Kalender des Chefs abschreiben, dann erhielten wir die Erlaubnis über Nacht zu bleiben, aber den Steg nicht zu verlassen. Puh! Es war 20:30Uhr.stehat küste

Die nächste Station war die nur noch 35 Meilen entfernte Marina Smir, ein echter Yachthafen mit Strom, Wasser, Duschen und WC. Hier saßen wir 2 Tage fest, denn draußen blies der Wind mit 32 kn (Windstärke 6-7). Smir ist ein Kunstort, d.h. alles ist in Resorts aufgeteilt , eingezäunt und bewacht. Zum Teil sehen diese Appartementanlage ganz nett aus, haben auch einen schönen Park zwischen den Häusern, aber man kommt halt nicht rein. An den nächsten Tage haben wir M´diq angeschaut ein kleines Städtchen mit einem leeren Hafenneben dem vollen Fischerhafen. Der leere Hafen ist dem König vorbehalten. Warum dafür aber 100 Anlegeplätze frei sein müssen, ist mir nicht ganz klar. Tetuan ist die Bezirkshauptstadt und ein wildes Getümmel von Menschen . Immer wieder sieht man auch Berberfrauen aus dem Rif mit ihren typischen Hüten. Die Männer in den Spitzmützenkaftanen haben es Volker besonders angetan. Ich konnte ihn aber nicht dazu überreden, einen zu kaufen. Die Medina (Altstadt) ist ziemlich verwinkelt und wir nehmen einen der Führer, die sich sofort nach dem Austeigen aus dem Bus (40 min Busfahrt für 65 cent) aufdrängen. Für angeblich 2 Euro führt er uns den ganzen Tag (als wir ihm 5 geben, will er plötzlich für jeden 5 Euro – kriegt er aber nicht). Mit ihm kommen wir in ein kleines Hotel, eine Apotheke und natürlich einen Kunstgewerbeladen mit Teppichen, Schmuck, Töpferwaren, Blechtöpfen und Kannen und Kleidern. Volker ersteht hier seine ersten Mitbringsel und der Ladenbesitzer ist ganz glücklich.smir kamel apotheke tetuan berber m diq

Am Dienstag den 3.5. geht es weiter nach Ceuta der zweiten spanischen Enklave in Marokko. Von See aus sieht man gut das Band des doppelten Grenzzaunes, das die Enklave umgibt und vor dem unkontrollierten Einreisen der Flüchtlinge schützen soll. Die Stadt ist wieder deutlich europäischer, was insbesondere dem besseren Erhaltungszustand der Häuser und der Sauberkeit auf den Straßen zu verdanken ist. Viele Frauen laufen hier mit Kopftuch rum, aber man hat meistens nicht den Eindruck, dass das eine ungeliebte Pflicht ist. Nach einem Einkauf bei Lidl zur Auffrischung der Vorräte mache ich ein Festessen für den Abend: Schweinefilet in Tomatensauce mit Nudeln und Salat. Dazu eine gute Flasche spanischen Rioja.

Herkules mit den Beiden Säulen die in Gibraltar und Ceuta stehen sollen

Herkules mit den Beiden Säulen die in Gibraltar und Ceuta stehen sollen

Ceuta

Ceuta

In einer flotten Fahrt vor dem Wind rauschen wir am Mittwoch in 4,5 Stunden nach Tanger. Wie herrlich das ist, wenn der Wind einmal von hinten kommt! Die neue Marina ist leider noch nicht fertig, so Müssen (dürfen) wir im Fischerhafen am Rettungskreuzer festmachen. Das ist eine Kloake hier im Hafen! Ich schreibe lieber nicht, was da alles so rumschwimmt in der schwarzen Brühe. In der Capitanerie hängt übrigens ein Plakat: „Die Häfen sind die Augen unseres Landes, lasst sie uns sauber halten!“ Volker hat später die eine weiße Festmacherleine einen Tag bearbeitet, bis sie wieder hellgrau war. Wir mussten die Stadtbesichtigung getrennt machen, da immer einer auf dem Schiff bleiben musste. Die Medina ist relativ übersichtlich hat aber sehr schöne Läden und ein Kunstmuseum mit Picasso und Dahli Werken in 9 Räumen (meist nur etwa 8 qm groß). Volker hat dann „Päckchen öffnen“ müssen, weil die Rettungscrew eine Spazierfahrt machen wollte. Wir haben anschließend das Boot um die Ecke an die Mole versetzt, an der nur ein Poller zum Festmachen war. Die Vorleine haben wir dann über 30 Meter auf quer über die Mole an die andere Wand verlegt. Das hatte nur den Nachteil, dass wir jetzt bei Ebbe ungefähr 2,5 Meter an der glatten Betonwand hoch mussten , um vom Schiff zu kommen. Wir haben dann den Baum rüber geschwenkt und so wenigsten 1,5 Meter Höhe geschafft, wenn man darauf zur Mole balanciert. Ingenieure sind eben Improvisationstalente!Tanger5 tanger4 tanger tanger2 tanger3

 

Am Freitag geht es um die Ecke an die Atlantikküste nach El Larache. Wieder haben wir einen Platz am Rettungskreuzer, der aber wohl nie ausläuft, denn wir dürfen das Boot alleine lassen. Die Medina ist klein und übersichtlich, hat aber ein paar schöne Plätze. Als wir neugierig in ein Haus schauen, aus dem Musik kommt, erhalten wir eine Einladung zur Abschlussfeier des Musikkonservatoriums im alten Kino für den nächsten Abend. An dem Tag ist auch noch der Afrikatriathlon in der Stadt und der Hafen ist für die Schwimmer geschlossen. So bleiben wir noch einen Tag, sehen einige Triathleten und Musikgruppen, die zum Anfeuern gekommen sind und gehen Abends zur angegebenen Zeit ins alte Kino. Nach einigem Suchen haben wir zwei Klappsitze gefunden, die den Eindruck machen, dass sie den Abend noch durchhalten und warten gespannt zwei Stunden bis es losgeht. Die ersten Musikstücke traditioneller Musik halten wir durch, dann flüchten wir, weil der Gesang des Gesangsstars über Verstärker so ohrenbetäubend war, dass man danach immer einige Minuten gebraucht hat, bis man wieder etwas gehört hat.Larache 1 larache2 larache3 akademie

Am Sonntag ging es bei starkem Gegenwind und 3 Meter Wellen nach Süden Richtung Rabat. Als wir uns bis um ½ 9 Uhr vor Mahedia durchgekämpft hatten, beschlossen wir dort in den Hafen einzulaufen, denn nach Rabat wären es 3-4 Stunden durch die Wellen und ein Einlaufen bei Nacht. Beim meinem Anruf, der immer vor einer Einfahrt erfolgt, wurde uns auch gleich wieder ein Platz neben dem Pilotboot zugewiesen. Die Einfahrt verläuft zwischen zwei fast parallelen Wellenbrechern etwa 500 m lang in einen Fluss mit starker Strömung. Nach einer Weile Beobachtung hab ich mir eine Stelle rausgesucht um durch die quer laufende Brandung in den Fluss zu fahren. Bei einer Reihe niedriger Wellen ging´s mit Vollgas rein. Mitten in der Einfahrt türmte sich hinter mir eine Riesige Welle auf und hob das Schiff mit seinen 12 To etwa 4 Meter hoch. In einer gewaltigen Gischtwolke schoss das Boot mit 18,4 kn (35 km/h) mindestens 150 Meter in die Hafeneinfahrt. Das Ganze wiederholte sich gleich nochmal und etwas abgeschwächt ein drittes Mal. Dann waren wir drin! Später erfuhr ich, dass die Hafenpolizei mich gar nicht hätte rein lassen dürfen und der Hafen eigentlich geschlossen war. Wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte man das geglückte Manöver richtig genießen können. Mir haben jedenfalls nach dem Anlegen noch die Knie gezittert (oder erst da, denn während des Manövers war keine Zeit dazu). Bei starkem Seegang kommt es vor, dass in der Hafeneinfahrt solche Brecher entstehen. Dabei kommt die Welle nicht nur rein, sondern saugt aus dem Fluss noch Wasser an um sich derart aufzutürmen. Dabei sinkt der Wasserstand im Fluss kurz vor der Welle gewaltig ab und hat je nach Tide nur noch wenige Zentimeter. Wenn dann das Boot zu früh von der Welle rutscht, gibt es unweigerlich Kleinholz. Eine knappe Meile aufwärts war dann unser Liegeplatz. Leider war der Weg dahin schon so seich,t dass wir im Schlick stecken geblieben sind und die halbe Nacht auf steigendes Wasser warten mussten, bis wir endlich unseren Liegeplatz am Pilotboot erreichen konnten (dann kam das mit den Knien, s.o.).mahedia mahedia2

Der nächste Tag ging bis mittags erst mal drauf mit dem Behördenkram: Capitanerie, Police du Port, Gendarmerie Royale, Douane wieder mit Hund. Alle schreiben alles ab und kommen manchmal auch 2 Mal, dann wird noch das Boot fotografiert und wir haben unsere Ruhe. Für die nächsten Tage war die Ausfahrt jedenfalls gesperrt. Außer der Kashba (Festung) über der Hafeneinfahrt gibt es hier nichts zu entdecken. Unser Ausflug in den Ort zum Abendesse war noch ganz lustig. Auf der Hinfahrt haben wir ein Dreiradtaxi genommen, so ein Motorrad mit Ladepritsche auf der zwei Styroporblöcke zum Sitzen liegen. Die Rückfahrt haben wir dann viel komfortabler in einem alten Mercedes gemacht. Allerdings waren vorne 3 Mann und hinter 4 Mann gesessen. Dafür hat die Fahrt nur 65 Cent pro Person gekostet. Am Dienstag den 10.05. verlässt mich Volker um 5 Uhr früh und fliegt wieder heim. Er hat gemeint, dass er noch nie so viel erlebt hatte auf einer Segeltour mit mir. Das glaube ich ihm glatt. Es war sehr schön zusammen. Ab jetzt geht es bis zu den Kanaren alleine weiter.