das Abenteuer geht weiter….

Mahedia

Am Mittwoch den 11.05. war ein kleines Wetterfenster mit wenig Wind, sodass ich die 15 Meilen nach Rabat gut schaffen könnte. Dort gibt es endlich eine schöne Marina mit Duschen , Klos und Tankstelle. Um 7:00 Uhr wollte ich auslaufen, aber da kam ein Polizist und wollte meinen Pass nochmal sehen. Als er ihn in der Hand hatte, sagte er, ich dürfe jetzt nicht auslaufen. Es sei zu gefährlich. Wie gefährlich es sein kann hatte ich ja bei der Einfahrt erlebt, also hab ich die Fender wieder ausgepackt und aufgehängt, die langen Leinen ausgepackt und die Segelklamotten ausgezogen. Da kam er an und sagte ich dürfe nun doch auslaufen, wenn ich in 15 Minuten draußen bin. Also alles wieder von vorne. Nach 10 Minuten bin ich langsam aus der Flussmündung in den Atlantik gefahren. Es war absolut harmlos! Dann mit Motor gegen den leichten Wind und die Wellen nach Rabat. Nach 3 Stunden war ich dann vor der Hafeneinfahrt und habe mich angemeldet. Wie üblich 3 Mal ohne eine Antwort zu kriegen. Dann kam doch noch ein Rückruf, der Hafen sei gesperrt und ich müsse weiter nach Mohammedia (kurz vor Casablanca), als weitere 45 Meilen gegen Wind und Wellen! Gleichzeitig ging der Motor aus und ich musste schnell die Fock setzen, um manövrieren zu können. Das Diesel war alle, bzw. es war so wenig im Tank, dass bei der unsäglichen Schaukelei Luft angezogen wurde und deshalb der Motor kurzzeitig keinen Kraftstoff hatte und ausging. Mit Luft in der Leitung geht er aber auch nicht wieder an. Die muss man erst mal von Hand am Motor herauspumpen. Inzwischen waren die Wellen auf etwa 3 Meter angestiegen und der Wind hatte auch auf 25-28 kn (6-7 bfts) zugenommen. Eine Stunde hab ich in dem Geschaukel, das immer wilder wurde, nun einen langen Segeltörn im Sturm vorbereitet: Leinen klar machen, Großsegel mit 2 Reffs setzen, Vorsegel auf 1/3 setzen, Windpilot einstellen und neuen Kurs setzen. Der Wind verstärkte sich auf 35-42 kn (8-9 bfts) und die Wellen wurden immer wilder und stiegen auf über 4 Meter, ab und zu krachte das Boot richtig in eine Welle hinein. Die Nacht kam langsam und ich kreuzte weit (ca 25-30 Meilen) hinaus, um den Fischernetzen zu entgehen, die hier in Landnähe immer noch ausgelegt sind. In der Nacht hörte der Regen langsam auf, dafür bekam ich immer wieder einen Schwall Gischt ab, der das Cockpit mit 20 cm Wasser füllte. Einmal war die Dusche so lang und intensiv, das die automatische Rettungsweste auslöste und ich mit einem Knall in einem dicken Luftpolster eingeklemmt war. Na, wenigstens hatte sie funktioniert! Gegen morgen ließ der Wind etwas nach und die Wellen waren auch nur noch 2,5 m hoch. Das war auch gut so, denn in der Nacht bin ich bei einem unvermuteten Wellenschlag unter Deck quer durch die Kabine geflogen und mit der Brust auf der Kante des Kartentischs gelandet. Seither war ich nicht mehr so richtig einsatzfähig (gebrochen sind die Rippen wohl nicht aber doch heftig gestaucht.) Immerhin schwankt das Schiff bis zu 35 Grad nach beiden Seiten und fällt beim Seitenwechsel dann noch 4 Meter runter. In der Bucht von Mohammedia hab ich die Segel eingeholt. Der Motor startete auf den 3. Versuch auch ganz zuverlässig und ich habe nach 29 Stunden in einer echten Marina mit Klo und Dusche festmachen können. Anschließend die übliche Prozedur mit Police frontiere, Gendarmerie Royale, Police nationale, Douane, Capitanerie und Marina. Nach 2 Std war auch das erledigt und ich konnte endlich mal schlafen!Mohammedia baumblüte

Zwei Tage hab ich nun hier verbracht. Gleich am ersten Tag hat mich wieder so ein überaus freundlicher Marokkaner angesprochen, den ich dann nicht mehr los wurde. Bis er schließlich in einer Kneipe neben mir saß und mich bei meinem Fischteller zulaberte. Als ihm dann endlich klar wurde dass er von mir auch nicht einen Dirham bekommen würde ist er endlich abgezogen. Im Basar hab ich dann noch Obst und Gemüse gekauft. Das bringen die Bauern hier vom Land auf Eselskarren in die Stadt und ziehen dann langsam von einer Gasse zur anderen, bis sie alles los sind. Im Zentrum gibt es eine Gasse mit rechts und links zwei Lokalen für Fisch. Ein Fischteller mit 3-4 kleinen Fischen Garnelen und Calamares mit Brot und Salat gibt es für 7 Euro. Die Beilagen sind immer gleich: absolut geschmackloser Salat aus kleingehackten Tomaten, Gurken, Zwiebeln Fenchel ohne Salz, Pfeffer oder Öl, dafür mit (vermutlich) Kardamon gewürzt, eine Schale mit lauwarmer Tomatensauce und ein Schälchen mit einer scharfen roten Sauce.fritures mixtes küche

Am Sonntag bin ich früh morgens los nach Jadida. Der Wind war weg, aber die Wellen kamen von der Seite und ließen das Schiff wieder bis zu 30 Grad aufschaukeln. Erst mal ging es an Casablanca vorbei, das einen riesigen Bauboom hat. Nur zu einer Marina hat es noch nicht gereicht. Ist aber in Planung – inshallah!

riesige Moschee in Casablanca

riesige Moschee in Casablanca

Um 14:00 Uhr reichte der Wind endlich zum Segeln und ich war 3 Stunden später in El Jadida. Hier gibt es nur einen kleinen Fischerhafen, der ziemlich versandet ist. Ich durfte zwar bleiben, musste aber in der Mitte des kleinen Hafens ankern. Also musste ich auch noch das Dinghi zu Wasser lassen und an die Anlegestelle rudern.jadida

Der Kommandant hat geschlagene 2 Stunden gebraucht , um die Formulare auszufüllen. Dabei hat er mindestens Zehn mal seinen Computer hochgefahren und sein Passwort eingegeben bis er endlich alle Angaben richtig drin hatte. Dann hatte er natürlich kein Wechselgeld (4 Euro) und es dauerte eine weitere Stunde bis ich ausbezahlt wurde und meinen Einreisestempel bekam. Inzwischen war es schon dämmrig und ich wollte doch die alte Portugieserstadt anschauen, die sogar Weltkulturerbe ist. Die Portugieser katten hier an der Küste bist 1760 eine Reihe von Handelsniederlassungen, die alle sehr stark befestigt waren. El Jadida war eine Zeitlang der Hauptsitz der Niederlassungen. Meistens wurden hier die Sklaven verschifft, die durch die Sahara an die Küste verschleppt wurden. Als sie dann von den Arabern verdrängt wurden, haben Sie die Stadt zerstört und man hat den Eindruck, dass sich in den letzten 250 Jahren daran nicht viel geändert hat.

Moschee im Portugieserviertel

Moschee im Portugieserviertel

Weltkulturerbe Portugieserviertel???

Weltkulturerbe Portugieserviertel???

Abendessen war dann im Basar in einer Grillbude. Man sagt was man will, dann geht der „Restaurantchef“ über die Gasse zum Fleischermeister und kauft Hähnchenstücke. Der hackt sie zurecht wirft sie in eine Plastiktüte, tut ein bisschen Salz und Kräuter dazu und schüttelt die Tüte kräftig. Das Ergebnis wird in einen Gitterrost eingezwängt und auf den Grill gelegt, dazu gibt es einen Berg gegrillte Zwiebeln und Tomaten, den unsäglichen Tomatensalat (s.o.) und Brot und Wasser – ohne Besteck!

Safi

Hafeneinfahrt Safi

Am Morgen hab ich den Anker hochgezogen (voller Dreck: Schnüre, Plastik etc.)Nach 4 Stunden Schaukelei mit Motor wurde der Wind stärker, die Wellen niedriger und ich konnte den Rest nach Safi segeln. Nach 12 Stunden hab ich am Versorgungsboot festgemacht. Am Dienstag wollte ich mir dann die Medina anschauen und besonders die Töpfereien, für die Safi in ganz Marokko berühmt ist. Nach 20 Minuten hatte ich endlich meinen Begleiter abgehängt (deutsch gut Freund, Düsseldorf , Frankfurt, Onkel Tante oder sonst was leben in Deutschland… ) Der Töpferhügel hinter der Medina hat noch zahlreiche kleine Töpfereien, die meist in einer Genossenschaft zusammengeschlossen sind. Die alten Kuppelförmigen Brennöfen, die mit Holz befeuert wurden werden allerdings nicht mehr benutzt.

Brennofen

Brennofen

Jetzt gibt es die modernen aus Schamott mit Steinwolledämmung und Stabgitterabgrenzung, die von einer Gasleitung auf dem Dach über zahlreiche Schläuche befeuert werden. Gebrannt wird bei 900 Grad, die Glasur bei 1.000 Grad. Das Drehen funktioniert allerdings wie immer: im Boden sind Löcher mit dem Schwungrad, das mit den Füssen angetrieben wird. Der Töpfer sitzt dann auf Bodenniveau mit einer Lederschürze, die das ganze Loch abdeckt.

Töpfer

Töpfer

töpfe Zurück über den sehr quirligen Fischerhafen hab ich mich auf den nächsten Abschnitt vorbereitet.

Fischerhafen Safi

Fischerhafen Safi

8,5 Stunden bin ich mit Motor an der sehr langweiligen Küste entlanggeschaukelt, bis ich in Essaouira an einer ausrangierten Segelyacht im Fischerhafen festmachen konnte. Zu meinem Erstaunen wimmelt es hier geradezu von Touristen! Die Stadt ist bekannt für sein Holzhandwerk. Vor allem aus Thujenholz und –Wurzeln werden schöne Kästchen, Schalen Tabletts etc. gefertigt. Wenn man nicht auf die utopischen Preise hereinfällt, die einem genannt werden, sind die Sachen auch preiswert.

Hafen Essaouira

Hafen Essaouira

basar holz

Da die nächste Tour nach Agadir wieder sehr lang ist, gönne ich mir noch einen Hafentag und gehe in einen Hamam. In dem arabischen Bad wird man zunächst mit Öl eine Stunde lang massiert. Dann kommt man in einen anderen Raum. Der ist völlig kahl mit Lehmwänden und einem Ziegelboden, auf dem ein Stück PVC liegt. In der Ecke ist noch ein kleiner Brunnen mit Wasserhahn. Alles strahlt Wärme ab. Dort muss man sich hinlegen und wird dann mit Wasser übergossen. Nach 10 min rumliegen wird man eingeseift. Nach weiteren 10 min abgegossen. Dann das Ganze nochmal für die andere Seite. Anschließend darf man noch 20 min ruhen. Fertig! Na ja, der Hit wars nicht, aber interessant.

Hotel in Essaouira

Hotel in Essaouira

Durch ziemlich dichten Nebel ging es am nächsten Tag nach Agadir. Dafür war das Meer platt und die Schaukelei war vorbei.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Nachdem auch kein Wind war bin ich mit Motor sehr schnell durch die zahlreichen Fischernetze gekommen und war schon um 5 Uhr in Agadir. Am nächsten Tag hab ich das Boot gründlich vom Mövenschiss der letzten Fischerhäfen reinigen müssen. Die kommen mit Schwung sogar unter die Sprayhood! Der Marinahafen ist getrennt vom Industrie- und Fischerhafen neu gebaut und umgeben von Edelboutiken (mit je einem Wachmann davor darüber sind dann noch Appartements.

Hafen Agadir

Hafen Agadir

Die Stadt ist chaotisch aufgebaut (wurde 1960 bei einem Erdbeben stark zerstört) und hat eigentlich nichts Marokkanisches an sich. Breite Straßen, Betonbunkerarchitektur und vermüllte, verwahrloste Parks prägen das Bild der Stadt.

gehobenes Wohnviertel

gehobenes Wohnviertel

Am kilometerlangen Sandstrand vor den Hotels, Bars und Nachtklubs gibt es dann auch Animation ohne Ende und Grenzen. Würden nicht hin und wieder verschleierte Frauen rumlaufen und alle 100 Meter drei Polizisten mit Maschinengewehr patrollieren könnte man sich wie in Europa fühlen.

Für den nächsten Tag hab ich mir ein Auto gemietet und bin ins Hinterland gefahren. Erstmal muss man aus dem Moloch Agadir hinauskommen. Das dauert etwa 1 Stunde durch die Vororte. Dann geht es durch eine Tiefebene in die Berge des Antiatlas (bis 3.000 Meter). Das ist das Land wo die Arganbäume wachsen. Sie wachsen nur hier und werden 250 Jahre alt, wenn sie vorher nicht von den Ziegen gefressen werden oder als Brennholz enden. Die Früchte liefern das auch in Europa sehr gefragte und teure Arganöl. Damit kann man sich einreiben oder Salat machen.

Arganbäume

Arganbäume

Durch das Tal der Ameln, in dem unter einer mächtigen Gebirgskulisse tatsächlich auch richtig Gemüse angebaut wird, bin ich dann wieder Richtung Küste und zurück nach Agadir gefahren.

Im Antiatlas

Im Antiatlas

ammeln

Ich hatte nun genug von der Bürokratie der marokkanischen Häfen und habe die letzten Abschnitte in Afrika sausen lassen. Für die Tour zu den Kanaren (Ihr seht ich habe meine Pläne geändert) hab ich mir noch 50 L Extrasprit besorgt. Bei wenig Wind und kaum Wellen hab ich am Dienstag, den 24.05. um 6:30 Uhr abgelegt und bin durch die zahlreichen Fischer nach Westen gefahren. Noch nach 4 Stunden waren um mich herum Fischerboote unterwegs. Ein paar Delphine und fliegende Fische sind ab und zu aufgetaucht. Um 15:00 Uhr hab ich dann einen Segelversuch gestartet, der immer besser lief und ich konnte bis Mitternacht mit der Genua gut vorwärts kommen. Um Mitternacht war der Wind wieder weg und ich musste mit Motor weiter durch die schwarze Nacht (war ziemlich stark bewölkt, also kein Licht von Mond und Sternen. In der üblichen Weise – Wecker auf 20 Min stellen, hinlegen, aufstehen oben Ausschau halten Kurs und Geräte kontrollieren und wieder von vorne. Morgens fuhr dann tatsächlich ein Containerschiff etwa 2 Meilen hinter mir vorbei. Nach 35 Stunden hab ich dann in Arrecife auf Lanzarote festgemacht. Eine sehr saubere Marina mit 4-Sterne Toiletten und Duschen! Hier werde ich einige Tage bleiben.

nach 1 Monat in Afrika !

nach 1 Monat in Afrika !