auf den Kanaren

Es ist nun schon über einen Monat her, seit ich in Arrecife auf Lanzarote angekommen bin. Lanza 1

Im Gegensatz zu Afrika ist hier der Sand nicht mehr gelb sondern schwarz. Auch die ganze Insel ist schwarz, bis auf einige Grüne Palmen oder Kakteen. Bevor ich aber mehr erkundet habe, legte ich erst mal einen Ruhetag ein, d.h. Boot putzen bis in alle Ecken, Wäsche waschen und wieder einräumen usw. Das ist gar nicht so einfach, denn beim Niesen und jeder Bewegung , die Brust oder Bauchmuskeln erfordert, schmerzen die Rippen ziemlich stark. In der Sturmnacht bei Rabat hsind wohl doch zwei Rippen angebrochen. Ich habe dann Horst angerufen und er hat mir seine Ferndiagnose als Arzt gegeben: „Wenn du kein Blut spuckst oder die Rippen vorn herausstehen, kannst du nur abwarten und Schmerztabletten nehmen.“  Das hab ich dann auch gemacht und es ging mir wesentlich besser.küste

Am Freitag hab ich mein Fahrrad ausgepackt und bin nach Puerto del Carmen, einem totalen Touristenort, der nur aus Hotels, Restaurants und Souvenirläden zu bestehen scheint gefahren. Danach nach St. Batolomae, einen Dorf im Hinterland. Dorthin geht es 10 km nur bergauf! Leider hab ich keinen Kaffee mehr bekommen, den der einzige Laden macht um 13:00 Uhr zu. So hab ich mir das Museum angeschaut, ein Sammlung von altem Hausrat wie bei meiner Schwiegermutter:Töpfe, Geschirr, Heugabeln, Kleider, Tische, Schränke, bemaltes Strandgut, Radios, Taschen, Körbe, Weinpressen, Heiligenfiguren, Lampen etc. Das einzig interessante war ein Schrank, den es wohl z.T. bis heute in entlegenen Gebieten gibt, der für die Trinkwasserversorgung der Familie gebraucht wurde. Im obersten Boden war ein großes Loch in dem eine Tonschale lag.Wasser

Hier wurden aus der Zisterne, die jedes Haus hatte immer wieder Wasser nachgefüllt. Das sickerte dann langsam durch den porösen Ton und tropfte darunter in einen Becher. Wenn der überlief, tropfte das Wasser in einen weiteren Tontopf darunter. So hatte man immer einen großen Schluck sauberes Wasser im Becher bereit und der Topf darunter sorgte für schnellen Nachschub. Brunnen gab es nicht, da das Wasser durch das poröse Lavagestein sehr schnell und tief versickerte. Das ist wohl auch der Grund warum fast nichts wächst auf dieser Insel.Musik

Am Wochenende war Pfingsten. Auf dem kleinen Wochenmarkt vor der Kirche hat eine Musikgruppe alte Lieder gespielt und viel Applaus geerntet. Manche Besucher haben auch leise mitgesungen. Am späten Nachmittag sind dann verschiedene Gruppen, Schulen, Altenclub, Kirchengemeinde, Lions etc. auf den Platz und die angrenzenden Straßen gekommen und haben auf dem Boden Bilder aus eingefärbtem Salz ausgelegt. Am Sonntag ging dann eine kleine Prozession aus der Kirche durch die Straßen und zu einem Altar vor der Kirche. Anschließend haben viele Besucher das bunte Salz in schönen Lagen in Gläser und Flaschen gefüllt. So hat sich jeder etwas von der Pfingstfeier auf Fensterbrett stellen können.Teppich prozession

Ich bin am Nachmittag nach Norden in die nächste Touristenhochburg, Teguise geradelt und von dort weiter ins Landesinnere (immer bergauf!) nach Tahiche. Dort ist das ehemalige Haus des Künstlers Cesar Manrique als Museum zu besichtigen. Es besteht aus verschiedenen Räumen auf und unter dem schwarzen Lavagestein, das teilweise in die Zimmer hereinzufließen scheint. Die natürlichen Höhlen, die im Lavafluß entstanden sind sind geschickt zu eine spannenden Abfolge von Außen- und Innenbereichen verbunden. Das Haus war so revolutionär, dass viele Besucher aus aller Welt anreisten, um es zu besichtigen.manrique

Manrique ist schließlich in ein anderes Haus gezogen, weil ihm der Rummel zu groß wurde. Überall auf der Insel kann man noch die Windspiele sehen, die er auf wichtige Wegkreuzungen gestellt hat. So hat man den Eindruck, dass er die ganze Insel gestaltet hat.manrique3

Am Montag hatte ich erst mal genug vom Radfahren und hab mir ein Auto gemietet. Über Yaiza fuhr ich nach Süden zu den Salinen von El Golfo, aus denen bis heute noch Meersalz gewonnen wird. Beeindrucken ist auch die Schroff steile Küste an der sich die Atlantikwellen brechen.salz

Danach gings durch die Mitte der Insel nach Norden durch das große Weinbaugebiet La Geria. Hier wächst der berühmte (und teure) Malvasierwein. In verschieden Weingütern kann man den leichten Wein probieren und kaufen. Die Weinfelder zeichnen eine ganz eigenartige Struktur in die Landschaft. Wegen der ständigen starken Nordwinde sind lauter halbkreisförmige Mauern aus Lavagestein errichtet, in deren Mitte 2-3 Weinstöcke in eine Mulde wachsen. Der Wein muss deshalb auch von Hand gepflegt und geerntet werden. Maschinen können nicht eingesetzt werden.wein

Schon weit im Norden, hab ich danach bei Guatiza den Kakteengarten besucht, den ebenfalls Manrique in einer Mulde in der Lava gestaltet hat. Wirklich eindrucksvoll werden hier auf mehreren Terrassen etwa 1.100 Kakteenarten präsentiert.kakteen

Ganz im Norden kann man dann auf die Nachbarinsel Graciosa schauen, auf der es nur einen Fährhafen gibt und Lava. Von den Klippen aus kann man die absolute Einsamkeit aus 500 m Höhe bestaunen. Den Abend hab ich dann mit einer ausgezeichneten Dorade und einem Glas Wein auf einer Terrasse im Fischerdorf Arrieta ausklingen lassen.graciosa

Am 31.05. hab ich Arrecife verlassen und bin gemütlich an das Südende der Insel gesegelt. Schon um 3 Uhr hab ich den Anker in der Papageienbucht fallen lassen. Klares blaues Wasser mit 21°C hat mich gleich angelockt. Am Abend hab ich mir dann die beiden Thunfischfilets in die Pfanne geworfen, die ich am morgen noch schnell in der Fischercooperation gekauft hatte – für 2,75 €.papageienbucht

Am Mittwoch bin ich an den großen Sanddünen im Norden von Fuerteventura entlang gesegelt. Vorbei an der Hauptstadt Puerto Rosario (sie soll eine ziemlich hässliche Industriestadt sein) hab ich den Anker in der Bucht von Pozo Negro fallen lassen. Das war leider keine gute Wahl, denn das Boot hat die ganze Nacht wie wild geschaukelt – bis zu 15 Grad auf jede Seite! Das war Gift für meine geschädigten Rippen und ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. So war ich froh, dass ich am nächsten Tag wieder in einem Hafen festmachen konnte in Gran Tarajal.grand tarajal

Nachdem sich wieder keiner meldet auf meinen Anruf, mache ich einfach irgenwo fest. Die Hälfte des Hafens ist nicht genutzt und in der anderen Hälfte ist auch nicht viel los. Immerhin gibt es einen schönen Strand gleich neben dem Hafen und eine Fischhandlung der Fischercooperative. Dort hol ich mir eine große Rotbrasse zum Abendessen für 3 €. Im Ort gibt es viele Baulücken zwischen den in unterschiedlichsten „Baustilen“ errichteten Häusern. Die kahlen Fassaden sind dann oft mit großen Wandbildern geschmückt.  Die Hafenpromenade hat aber durchaus Atmosphäre. wandbilder

 

Am Freitag bin ich weiter gesegelt nach Moro Jable, dem letzten Hafenort auf Fuerteventura. Die Insel ist hier schon recht flach und der Nordwind pfeift recht böig über die Hügel. Mit 25-28 kn Wind bin ich recht schnell in den Hafen gekommen, in dem auch die Fähren von Gran Canaria anlegen. Hier ist dann auch wieder richtig Touristentrubel mit Partycatamaran, Jetski, Segelausflügen und Badetouren zu den Dünen.moro jable

Am Sonntag segle ich weiter nach Las Palmas. Im Windschatten von Fuerteventura bläst der Wind wieder über die Hügel mit 7-25 kn und wechselt die Richtung immer wieder urplötzlich um bis zu 90 Grad. Ganz schön anstrengend wenn ich da halbwegs meinen Kurs halten will. Nach dem Kap kommt er dann beständig mit 12-15 kn. Vorbei am Verkehrstrennungsgebiet, in dem mich aber nur 3 Schiffe kreuzen komme ich in den großen Hafen von Las Palmas. Eigentlich sind es ja 4 Häfen und ganz schön was los mit raus und reinfahrenden Schiffen. Ich lege für die Nacht am Empfangssteg an, denn das Hafenbüro ist schon geschlossen. Thiery, ein Canadier, den ich schon in Arrecife kennengelernt hatte, hilft beim Anlegen und wir feiern das Wiedersehen erst mal mit einem Bierchen.Las Palmas

Am Dienstag kommt Gerlinde. Bis dahin muss ich alles geputzt, gewaschen und repariert haben. Vor allem das AIS (das Schiffserkennungssytem, das mir die anderen Schiffe auf dem Display anzeigt) sollte wieder funktionieren, nachdem es bei dem Sturm in Marokko den Geist aufgegeben hatte. Ein Elektroniker hat das auch recht flott wieder hin gekriegt. Für Reparaturen an Yachten ist dieser Hafen der Beste im ganzen SO-Atlantik!

Demnächst geht`s weiter nach Teneriffa!