Noch ein kleiner Nachtrag zu den Kanaren. Am 18.08 bin ich gegen wenig Wind zur Insel La Graciosa gefahren und einen Tag dort geblieben.
Es ist die kleinste Insel der Kanaren ganz im NO der Gruppe. Abgesehen vom Trubel in der kleinen Hafenstadt – hier fährt alle Stunde eine Fähre zur Insel Lanzarote und einige Ausflugsboote bringen die Badegäste in die nächste Bucht – ist es recht einsam auf der Insel. Es gibt nur Sandpisten und Landrover, auch im Ort, und so hab ich mich ein bisschen wie in der Sahara gefühlt.
Mit einem Mountainbike bin ich einmal um die Insel gefahren. Obwohl sie nur 2 Vulkanberge hat, muss man doch etwas rauf schnaufen, um daran vorbei zu kommen. Im Norden hat das Meer die Lavaströme freigelegt, die sonst überwiegend von Sand bedeckt sind. Da spritzt die Gischt trotz fehlendem Wind noch ganz gehörig durch die Felsen.
Am Abend hab ich mir einen Papageienfisch direkt vom Fischer gemacht, war recht lecker. Auch wenn er erstmal sehr bunt aussieht, schmeckt er doch nach Fisch.
Am nächsten Morgen bin ich dann auf die große Überfahrt nach Madeira gestartet. Gut vorbereitet mit einigen hart gekochten Eiern und vorgekochtem Reis, Nudeln und Gulasch gings um die Insel in den Atlantik. Ich hatte mir etwa 48 bis 60 Stunden ausgerechnet, also mindestens 2 Tage. Die Wellen waren recht ruppig und der Wind auch 2 Windstärken mehr als im Wetterbericht angesagt war. Ich konnte aber die 280 Meilen in einem Schlag segeln, an Kochen war allerdings nicht zu denken, da ich immer 25 bis 30 Grad Lage (Neigung im Boot) hatte. Da fliegt einfach alles vom Herd! 5 Stunden früher als gedacht war ich dann auch vor dem Hafen von Funchal und wartete nun draußen auf den Tagesanbruch damit ich bei Licht in den Hafen fahren konnte.
In den Bergen über der Stadt habe ich immer noch an 4 Stellen die lodernden Flammen der Waldbrände gesehen, die vor 2 Wochen ausgebrochen waren. Hat auch alles gut geklappt und ich hab mich erst mal 2 Stunden ausgeschlafen.
Funchal ist eine lebendige und reiche Stadt. Was für ein Unterschied zu La Graciosa: dort kleine einfache Häuser und Sandwege, hier große prunkvolle Geschäftshäuser, Parks mit blühenden Bäumen und mit Marmor gepflasterte Wege, in die auch noch Muster aus Basaltsteinen eingelegt sind.
Eine Woche lang hab ich mir nun die Insel und die Stadt angeschaut. Zunächst mit der Seilbahn auf den Monte, den Hausberg von Funchal. Dort ist eine Wallfahrtskirche und ein Tropischer Garten und vor allem eine tolle Aussicht über die Stadt. Seltsame Fische gibt es auf dem Markt, wie dieser Espada, 1,5 m lang mit furchterregendem Gebiss (lebt aber nur in 1.500 m Tiefe).
Von der Seilbahn aus sieht man die verbrannten Hänge, über die das Feuer bis in die ersten Häuser vorgedrungen war.
Am nächsten Tag gings mit dem Bus in die Berge. Ich hatte mir einen Wanderweg an einer Levada rausgesucht. Das sind Wasserkanäle, die das Wasser aus dem Wasserreichen Norden zu den Anbauflächen führen und über viele Kilometer an den Hängen entlangführen. Dabei geht es manchmal auch direkt an einem Abgrund entlang (gut gesichert) oder durch einen Tunnel. Die Portugiesen haben sich dazu im 15 Jahrhundert Sklaven aus Afrika geholt und ganz böse schuften lassen. Großartig sind die Wanderwege trotzdem.
Die Wanderwege sind oft schwer zu erreichen, weil keine Busse hin oder weg fahren. Deshalb wird empfohlen mit Taxis zu fahren, die aber immer etwa 30 E kosten. Ich hab mir deshalb für einen Tag ein Auto gemietet und bin um die Westhälfte der Insel gefahren. Erstmal geht es an den Steilhängen in unendlich vielen Kurven rauf und runter und tief in die Täler hinein (auf der alten Landstraße), durch Hotel und Ferienwohnungen und einige kleine Orte. Die Berge sehen aus als hätte jemand die Häuser gleichmäßig ausgesät. Um die wenigen Strände sind große Wellenbrecher gebaut, um zu verhindern dass der aus der Sahara importierte Sand gleich wieder im Atlantik verschwindet.
Nach 2 Stunden Fahrt an der Küste bin ich eine kleine Straße in die Berge hoch gefahren. Kurz nach dem Ort Calheta führt die Straße durch den verbrannten Wald. Es riecht noch nach verbranntem Holz bis man oben auf dem Kamm angekommen ist.
Eine Kleine Wanderung hab ich mir gespart, denn schon am Ausgangspunkt standen etwa hundert Autos. So bin ich gleich weiter nach Porto Moniz. Schön, wenn man eine ganze Hafenstadt nach der eigenen Tochter benennen kann, wie der Portugiese Perestrelo, der die Inseln entdeckt und für den portugiesischen König annektiert hat. Die Tochter hat er dann auch noch mit dem Abenteurer Columbus verheiratet, dem eines Tages der Handel mit dem Zuckerrohr der Insel zu langweilig war und auch auf Entdeckungstour ging.
In einem Tal kann man 700 m tief in eine alte Lavahöhle gehen.
Die entstehen dadurch, dass die langsam fließende Lava oben abkühlt und eine harte Kruste bildet. Darunter fließt die Lava weiter ins Tal bis der Zustrom versiegt.
Abends war Volkstanzfestival in Funchal (was die Touristeninfo übrigens 1 Tag vorher noch nicht wusste – ist ja auch erst am Nachmittag plakatiert worden.)
Jetzt war wieder ein einsamer kurzer Levadaweg zu einem Aussichtspunkt auf dem Programm. Ich hatte allerdings übersehen, dass ein Kreuzfahrer seine Meute entlassen hatte und viele wohl das gleiche Programm hatten. Die Bergkette wurde jedenfalls in allen Sprachen ausführlich erklärt.
Nach einer sehr guten Forelle, die dort in den Bergen gezüchtet werden bin ich mit dem Bus weiter nach Santana an der Nordküste. Einzige Attraktion sind 4 alte restaurierte Siedlerhäuschen, die mit Stroh gedeckt sind. Zwei Stunden später hat mich der Bus wieder heim gefahren.
Am Montag hab ich meinen Startpunkt für die Rückfahrt angefahren, die Insel Porto Santo. Anders als Madeira gibt es hier fast keine Bäume – alles ist kahl. Dafür gibt es einen Kilometerlangen weißen Sandstrand.
Die Insel ist zwar auch durch Vulkanausbrüche entstanden, wurde im Tertiär aber vom Meer überflutet, wodurch sich viele Korallen gebildet haben. Danach ist sie aus dem Wasser gehoben worden, die Korallen hat es „pulverisiert“ und sie liegen nun als einmalige Sensation als Weißer Sand an der Südküste.
Nun das war mein Ausflug in den Atlantik. Morgen will ich versuchen nach Portugal zu kommen. Ohne Umwege sind das 550 Meilen, also etwa 5 Tage (und Nächte). Ein Andenken habe ich , wie viele Segler hier auch schon zurückgelassen . ein Bild an der Hafenmauer.