Die Atlantikküste

Zwei Tage in Cascais vergehen vor allem mit dem Organisieren von Reparaturmaterial und Reparaturen. Am Stadtstrand ist trotz 16°C Wassertemperatur schon einiges los.

Der kleine Außenlautsprecher  ist neu anzuschließen und weil beim Windgeber im Mast ein Kontaktstift abgebrochen ist, muss ich da auch einen neuen Halter organisieren und zusammenlöten und montieren. Zum Glück sind noch zwei Franzosen im Hafen, die mich die 16 m hochziehen und wieder runterlassen. Jetzt zeigt er wieder die Windstärke und eine Windrichtung an – leider die falsche, ist mir aber wurscht! Wenigstens hat die Bilge ihren letzten Anstrich bekommen. Zur Belohnung gehe ich essen, zwei Stückchen Robalho, gut aber wenig und teuer.

Auf der Fahrt nach Peniche hab ich wieder einmal eine Fischerboje mitgenommen. Sie sind aber auch auch überall und eine muss man ja mal treffen! Mit einer Halse bin ich sie aber wieder los geworden und die Fahrt ging mit raumem Wind von 15 kn flott dahin. Die Atlantikwellen wurde allerdings immer größer, sodass das Schiff sehr geigte (also 20-30° hin – und herschwankte). Erst im Hafen war das Wasser wieder ruhig und ich konnte die Segel einholen.

Nach einem Hafentag, an dem ich ein Seegewitter vorbeiziehen ließ, gings weiter nach Figuera da Foz.

Figuera da Foz

Für mich ist es diesmal der Ausgangspunkt für die Besichtigung von Coimbra. Nach einer Stunde Bahnfahrt durch die fruchtbare Flussebene mit zahllosen Storchen kommt man von hier nach Coimbra, der ältesten Universitätsstadt Portugals.

Hier hat sogar König Joao III der von König Dini 1290 gegründeten Universität seinen halben Königspalast zur Verfügung gestellt. Das und einige Kirchen wollte ich eigentlich anschauen.

Coimbra

Als ich nach Coimbra kam, war die Stadt voller Studenten (schwarzer Anzug oder Kostüm mit schwarzem, bodenlangem Umhang, z.T. mit Zylinder und Stock). Es war das Abschlussfest des Semesters, eine Berühmt-berüchtigte Veranstaltung. Die Studenten verbrennen (symbolisch) über einem Topf Ihre Studienbücher mit den Semesterbanderolen in den Farben der Fakultäten (rot für die Juristen, blau für die Naturwissenschaften, gelb für die Mediziner etc.).

Dann geht es mit den in den Farben der Fakultäten und bissigen Karikaturen geschmückten LKWs in einem Stundenlangen Umzug durch die Stadt. Dabei wird Bier, Schnaps und Wein in Mengen an und über die Zuschauer verteilt – die Bierdosen spritzen ganz schön weit, wenn man sie schüttelt und dann ein kleines Loch reinsticht.

Die Zylinderstudenten werden dann von jedem Bekannten in das Berufsleben verabschiedet. Das Ritual verläuft so: der Partner bekommt den Stock, muss damit 3 Mal auf den Zylinder schlagen, dann bekommt der Absolvent rechts und links ein Küsschen und einen Tritt in den Hintern.

Am Abend sehen die Zylinder dann natürlich nicht mehr so attraktiv aus wie am Mittag.

Ja, mit Besichtigungen war es an so einem Tag natürlich nichts. So bin ich am nächsten Tag nochmal nach Coimbra gefahren und hab mir die leere Universität die Stadt und ein paar Kirchen angeschaut. Die Universitätsbibliothek mit 120.000 Büchern aus dem 16.-18. Jahrhundert ist wirklich beeindruckend. Auch der Krönungssaal der Könige, in dem die Verteidigung der Doktorarbeiten und die Verleihung der Doktorwürden stattfindet, ist wohl nicht oft an Universitäten zu finden.

Am Dienstag den 09.05. ging es endlich weiter nach Norden. Immer noch hatte ich einen brauchbaren Wind von Süden und war nach 5 Stunden in Aveiro einer kleinen Stadt mitten in einer weitläufigen Lagunenlandschaft. Sieben Meilen Flussaufwärts habe ich am Steg eines Yachtclubs festgemacht und war in 10 Minuten mit dem Fahrrad in der Stadt. Drei Kanäle durchziehen die Stadt, auf denen heute die „Gondeln“ (mit Außenbordmotor) Touristen durch den Ort fahren.

Einige Jugendstilhäuser, ein modernes Viertel und einige etwas heruntergekommene Stadtteile prägen das etwas chaotische Bild der Stadt. In der Lagune reichen die Salzfelder bis an den Stadtrand. Allerdings werden nur noch wenige genutzt.

Auch die Zeiten des beeindruckenden 4-Mast Schoners am Kanal sind vorbei. Er wurde vor 100 Jahren gebaut, um vor Neufundland Kabeljau zu fischen.

Als ich am Freitag weiterfahren wollte war die Hafeneinfahrt gesperrt, weil der Atlantikschwell eine starke Brandung in der Einfahrt verursachte (und das bei nur 12 kn Wind, 4 bfts). Die Hafenaufsicht ist an dieser Küste sehr streng geworden, nachdem vor einigen Jahren einige Segler tödlich verunglückt sind, bei dem Versuch, die Einfahrt trotzdem zu schaffen. Am nächsten Tag durfte ich aber weiter und bin bei schönem SW Wind nach Porto gesegelt. Ich habe mir sogar die teure Marina in vor der Stadt geleistet. Sie liegt vor einem einfachen Fischerdorf am Fluss.

Wäscheleinen

Außer ausgezeichnetem und preiswertem Fisch in den Grillstuben des Dorfes gibt es ein Waschhaus, in dem die Frauen gemeinsam die Wäsche schrubben und anschließend in einem wilden Gestängewald an die Leinen hängen. Die Portweinfabrikanten haben immer noch die traditionellen Boote für den Transport der Portweinfässer am Fluss liegen und Brücke und Stadtansicht sind immer noch so beeindruckend wie vor drei Jahren.

Schon am Sonntag gings weiter nach Viana do Castello, der letzten Station vor der Grenze zu Spanien. Ein hübscher kleiner Ort an einer Flussmündung mit einer Marina, die extra eine Brücke öffnet, um mich einfahren zu lassen.

Am Montag bin ich nach Baiona weitergefahren, in der Hoffnung, dass ich hier endlich meine Rollfockanlage und die Umlenkrollen repariert bekomme. Leider macht mir der Galizische Nationalfeiertag diese Woche einen Strich durch die Rechnung und ich bekomme wieder nichts repariert. Außerdem zieht Nebel vom Meer über die Bucht. Es nieselt und ist kalt! Die richtige Situation, um mein verstopftes Klo wieder in Ordnung zu bringen (keine Angst, ich führe das nicht weiter aus!).

Baiona

Am Mittwoch gings weiter nach Combarro. Das ist ein interessanter Ort am Ende der übernächsten Bucht. Kleine Fischerhäuschen mit Balkonen, daneben zahlreiche Kornspeicher und viele Restaurants prägen das Bild. Auf den Plätzen stehen noch Kreuze, die bei der Christianisierung hier aufgestellt wurden. Damit sollten die Kultplätze für die Hexen und Geister „umgewidmet“ werden. Auf jedem Kreuz ist Christus in Richtung Land und Maria in Richtung See schauend dargestellt.

Combarro

Von Combarro aus gings weiter nach durch zahlreiche Fisch- und Muschelzuchtanlagen nach Ribeiro, eine größere Fischerstadt, aber nicht weiter sehenswert.

Muschelzucht

Dagegen hat Muros, der letzte Ort bevor ich das Cap Finisterre umfahre, eine sehr reizvolle Innenstadt.

Muros

Bei absoluter Windstille fahre ich mit Motor um das Kap und an der Costa del Morte (Todesküste) entlang, ankere für eine Nacht in der Bucht vor Corme und komme schließlich in A Coruna an. Auch hier zerschlägt sich meine Hoffnung auf eine Reparatur der Rollanlage sehr schnell. Obwohl eine ganze Woche zur Verfügung steht, will die Werft erst am nächsten Montag die Anlage anschauen! Da dann sicher noch eine weitere Woche vergeht, bis sie die notwendigen Ersatzteile besorgt haben, dauert es einfach zu lang! So habe ich Zeit nochmal die Toilette zu bearbeiten und die Stadt anzuschauen – was mir der angenehmere Teil ist. Die Bauarbeiten, die vor drei Jahren am Hafen in vollem Gange waren, haben nun zu einer attraktiven Hafenpromenade geführt und es ist eine Wohltat, die gepflegten Häuser mit ihren verglasten Holzbalkonen im Abendlicht glänzen zu sehen.

A Coruna

Auch der kilometerlange Strand auf der Nordseite der Stadt mit Blick auf die Museen, den Jahrhundertpfahl und den ältesten Leuchtturm der Welt, den Herkulesturm ist ein Attraktion. Abends füllt sich dann die Kneipengasse und im Stimmengwirr der Besucher schlängelt man sich durch die Tische vor den Lokalen. Eine lebendige Stadt! Heute kommt Gerlinde und wir können die nächsten Wochen zusammen die Nordküste Spaniens abfahren.