France Atlantique

Am Sonntag, den 23.07. bin ich gleich in einem langen Schlag bis La Rochelle gefahren. Die ersten 20 Meilen sind dank des rasanten Ebbstroms auf der Gironde auch mit 10 kn Fahrt dahingeflogen. Für die insgesamt 82 Meilen hab ich dann nur 12 Stunden gebraucht. Bei einer etwas doofen seitlichen Welle bin ich mit einem Reff noch 7 kn gefahren und hab dabei sogar einen Franzosen (ohne Reff) überholt. Kurz vor der Einfahrt hat mich dann noch ein Regenschauer erwischt, aber ich war froh, dass ich die Schleusenzeit bei Hochwasser noch erreicht hatte und in den inneren Hafen einfahren konnte.

Gut geschützt habe ich nun 2 Tage direkt am Stadtzentrum in La Rochelle verbracht. Natürlich musste ich auch wieder reparieren. So fuhr ich zum großen Hafen (über 3.000 Boote!)zu einen Elektronikspezialisten der sich meinen nicht funktionierenden Kartenchip anschauen musste. Es war alles in Ordnung, nur muss man beim Aktualisieren der Karten einen Bereich auswählen. Das steht aber in der Anleitung nirgends und so hatte ich meine Seekarte nur für den Bereich zwischen Bamberg und Nürnberg aktualisiert, da mich mein gps dort gefunden hatte. Sie haben mir dann 3 Stunden lang kostenlos die Aktualisierung gemacht und ich kann nun am Ruder sehen, wo ich bin und wohin ich fahre. Diese Elektronik bringt mich manchmal zum Verzweifeln!

La Rochelle ist natürlich voller Touristen – auffallend viele Engländer sind dabei. Suchen sich die eine neue Bleibe in Europa? Entsprechend sind unzählige Restaurants und Shops  am Hafen und in den Gassen zu finden. Die Hafenpromenade wird gerade mit großem Aufwand aufgefrischt und wird wohl richtig schön mit Grünanlagen etc. wenn sie fertig ist. Die beiden Türme in der Hafeneinfahrt sind eindrucksvoll. Man kann sich gut vorstellen, dass sie mit einer schweren Kette dazwischen hundert Jahre verhindert haben, dass die Stadt von englischen oder holländischen Piraten geplündert wurde.

Als nächstes hab ich Les Sables d`Olonne angesteuert. Immer hoch am Wind und gegen die Atlantikwelle etwas anstrengend. Entlang der langen Hafenpromenade wurde ich in die hinterste Ecke des Hafens geleitet. Immerhin gab es morgens einen Semmeldienst an Bord! Der Hafen ist auch Start der berühmten Mini-Transat, einer einhand  Regatta über den Atlantik mit 6,5 Meter langen Booten (also gerade mal halb so lang wie meins!). Es sind schon etwa 20 im Hafen und bereiten sich für den Start im September vor.

Die Stadt ist wieder ein reiner Touristenort mit wenig alten Häusern (meistens auch noch ziemlich kitschig) und vielen Hotels am langen Sandstrand. Zwei kleine Gassen sind mit ganz lustigen Muschelbildern an den Hauswänden verschönert und inzwischen zu einer Attraktion geworden.

Nach nur einer Nacht gings weiter nach Joinville auf der Ile d`Yeu. Das Wetter wird schöner und ich gönne mir eine Dorade (kostet im Fischladen noch 11 €) zum Abschluss des Tages.

Jetzt hab ich endlich mein Fahrrad ausgepackt und hab eine Inselrundfahrt gemacht. Ca. 30 km geht es überwiegend auf eigenen Radwegen immer die Küste entlang. Im SO durch Kiefernwälder und an schönen Sandstränden entlang bis zum Leuchtturm im Süden.

Dann die raue Felsenküste im Westen wieder hinauf nach Norden. Unterwegs kommt man an einer Festung vorbei, die für 1,50 € – ein Schnäppchen – zu besichtigen ist. Außerdem sind noch ein paar Dolmen, also Hünengräber zu sehen.

Eine sehr kleine und feine Insel. Hier kann man übrigens auch ganz besondere Autos mieten: wunderschön restaurierte 2CVs und Renaults in allen Farben.

Nach weiteren 42 Meilen und einem ungemütlichen Segeltag bin ich nach Turballe gekommen. Erst schaukelt das Boot in mäßigem Wind furchtbar in den Wellen dann nieselt es zweimal und dann kommt eine dicke Regenwand und ich kann gerade noch die Segel reffen bevor es so richtig zu blasen anfängt. Dafür hab ich einen schönen Platz im Hafen bekommen und hab wieder einmal einen Ruhetag eingelegt.

Bei einem Radausflug durch die Marais salant, das alte Sumpfgebiet, das zur Salzgewinnung genutzt wird hab ich mir die Umgebung angeschaut. Mitten drin ist die von einer Stadmauer vollkommen umschlossene Stadt Gueronde. Sie ist natürlich das Ausflugsziel für alle Feriengäste der umliegenden Badeort und entsprechend voll. Trotzdem sehr eindrucksvoll.

Ohne Wind hab ich am letzten Julitag den Schlag nach Vannes im Golf von Morbihan mit dem Motor hinter mich gebracht. Im Zick Zack geht es durch unzählige Inseln bis zum Kanal von Vannes.

Dort ist das Tor und die Brücke nur eine Stunde vor und nach Hochwasser geöffnet. Man muss also pünktlich sein. Als ich im Kanal war, ist plötzlich mein Motor ausgegangen. Alle Versuche, ihn wieder anzukriegen schlugen fehl. Als auch die Hafenhelferin mit ihrem Schlauchboot nicht verstand, dass sie doch bitte mit der angebotenen Leine mein Boot zum Stillstand bringen möge, bin ich schließlich auf ein ausrangiertes Stahlboot geknallt und hab mir den Bugkorb verbogen (dann hat sie mich endlich weggezogen) dem anderen Boot ist dabei nichts passiert. Schließlich hab ich den Motor wieder angekriegt und sollte nun an einem der 4 rechts liegenden Boote vor der nächsten Brücke festmachen. Das hatte nur den Nachteil, dass mein Vordermann das ebenfalls tun sollte, aber wir beide es nicht konnten, da alle Boote gleichzeitig ablegten, einer davon in der Mitte wieder anlegte und die anderen 3 uns nun entgegenfuhren. Die Marinahelferin hat sich inzwischen mit ihrem Schlauchboot ein paar hundert Meter in den Kanal zurückgezogen und so versuchten wir, 4 Franzosen ein Ire und ich, etwas Ordnung rein zu kriegen. Das haben wir auch ohne weiter Schäden hingekriegt und schließlich waren alle Boot, die dableiben wollten fest und die anderen weg. Puh!

In der Stadt ist gerade ein Jazzfestival zu Ende gegangen – schade, aber ich kann meine Stationen ja nicht nach den Festivals ausrichten. Ein Stück Stadtmauer, eine große Kirche und viele Fachwerkhäuser prägen das sehr unterschiedliche aber durchaus interessante Bild der Stadt. Trotzdem hat es nur für eine Nacht gereicht und ich bin weiter zur Belle Ile, der angeblich schönsten aller Inseln. Immerhin ist sie aus der Krone der Feenkönigin erwachsen, als diese sie ins Meer warf, weil sie aus dem Paradies vertrieben wurde. Bei schönem Segelwind schein an diesem Tag ganz Frankreich ins Boot gestiegen zu sein für einen Ausflug. Besonders im Golf von Morbihan (ein kleines Binnenmeer) wimmelt es nur so von kreuz und quer fahrenden Booten alle Kategorien.

Auf der Belle Ile bekomme ich keinen Hafenplatz mehr. Es ist alles voll. Ich bin schließlich ganz froh darüber, denn die Ankerbucht nebenan ist sowieso viel schöner.

Mein Anker hält nach einer windigen Nacht auch bombenfest und ich kann beruhigt einige Ausflüge machen. Nach einem kleinen Marsch über den Küstenweg hab ich mir den Hauptort Le Palais angeschaut. Laufend kommen und gehen Fähren und laden hunderte von Gästen aus.

Über dem Hafen wacht immer noch die uneinnehmbare Festung, die der Statthalter von Napoleon damals für sich bauen ließ. Als Napoleon meinte, das er etwas mit dem Prunk übertrieben hätte, hat er in dort gleich einsperren lassen.

Am Donnerstag bin ich zu einer Busfahrt um die Insel gestartet. Mit dem ersten Bus zur Nordspitze, dort Leuchtturm und Besichtigung des Hauses von Sarah Bernard (Berühmte Schauspielerin) die hier ihre Sommermonate im Kreis ihrer Verehrer verbrachte. Dann 1,5 Stunden Fußmarsch auf dem Küstenpfad nach Sauzon, der zweiten Stadt der Insel.

Nach einem Cafe und einem Crepes gings mit dem Bus an die Westküste, wo besonders eindrucksvolle Klippen und Felsen zu bewundern sind. Die haben sogar Claude Monet so begeistert, dass er davon 5 Bilder gemalt hat. Die 30 Meter hohe Kante ist übrigens nicht gesichert oder abgesperrt, nur die Landseite ist abgesperrt, damit niemand in die Pflanzen steigt.

Das nächste Ziel war Concarneau, das ich mit Motor bei Dauernieselregen erreicht habe. Mitten im Hafen ist eine große Festung die den Hafen in den hinteren Fischerhafen und den vorderen Yachthafen teilt. Die Mauern umschließen ein kleines Dorf das nur aus Läden und Restaurants zu bestehen scheint und voller Touristen ist. Am Eingang ist Musik von unterschiedlichen Gruppen und am Ende ist auf einem Platz eine Ritterkampfvorführung.

Nach zwei Tagen bin ich weiter, bei schönem Segelwetter um das berüchtigte Cap du Raz in die Bucht von Brest. Eine wilde Steilküste mit vielen Felsen davor begleitet mich. Sehr eindrucksvoll, auch wenn die Gischt nicht so hoch spritzt, wie auf den Postkarten.

Hoffentlich landet mein Boot nicht da!

Abends hab ich erstmal den Anker vor dem Hafen fallen lassen (draußen kostet es nix) und bin am nächsten Morgen in die Marina gefahren. Dabei ist mir nochmal der Motor ausgegangen –ich muss ernsthaft was dagegen unternehmen. Mal sehen, was sich im Ort findet. (Aufklärung im nächsten Bericht)