Südwestengland

Mein Laptop hat leider seinen Geist aufgegeben, darum geht es erst jetzt weiter im Bericht.

Damit ich die 74 sm über den Kanal nach England bei Tageslicht schaffe, bin ich um 5:50 Uhr in St. Peter Port auf Guernsey gestartet. Bei sanftem Wind aus SO konnte ich gemütlich in den englischen Kanal segeln. Dort war nix los: 2 Frachter von Westen und 4 Frachter von Osten konnte ich gut umfahren. Eine Stunde sogar mit Schmetterling! Da hatte mich der Ergeiz gepackt, denn ein anderer Segler fuhr parallel und ich konnte ihn damit ganz schön abhängen. Außerdem ist meine Strömungstheorie gut aufgegangen und ich konnte die letzten 3 Stunden der Überfahrt mit dem Tidenstrom in die Mündung der River Dart segeln. Am Schluss hatte ich fast 1 Stunde Vorsprung!

In Dartmouth, dem Hafen in der Flussmündung, war Regattawoche und entsprechend voll waren die Marinas und extra Stege. Ich hab aber noch einen Platz gefunden, musste aber immer mit dem kleinen Dinghy an Land rudern, weil der Steg ohne Landverbindung mitten im Fluss war. Das kann ganz schön anstrengend sein, denn der Fluss fließt (je nach Tide) mit 3 kn auf  oder abwärts.

Mit großer Zeremonie, vielen Reden, der Überreichung vom Hafenkontrollstab an die Regattaleitung, Absingen der Nationalhymne in Begleitung durch das Musikcorps der Königlichen Marine und spätem Feuerwerk hat am Abend die Regatta begonnen. In der Marineakademie auf dem Berg über der Stadt werden übrigens traditionsgemäß die Königskinder ausgebildet.

Ich bin am nächsten Tag erst einmal geflüchtet. Auf einer langen Rundreise kann man erst mit dem Boot den Fluss hinauffahren bis Totnes einem kleinen idyllischen Ort. Dann geht es mit dem Bus (offener Doppeldecker) über Land nach Brixham dem Seebad an der englischen „Riviera“. Ich hatte immer gehofft, dass der warme Golfstrom mich eines Tages trifft, aber das Wasser hatte auch hier nach wie vor 16°C. Für mich zu kalt zum Baden.

Zurück nach Dartmouth fährt dann eine alte Dampflok mit schön restaurierten Wägen. Wie in England früher üblich, haben Sie zwischen zwei Bänken immer eine Türe, sodass unzählige Türen offen stehen, wenn der Zug im Bahnhof steht. Weil man nun am anderen Flussufer ankommt, ist schließlich noch eine kurze Fahrt mit der Fähre drin, um die Runde zu beenden.

Der Wetterbericht hatte eigentlich für den nächsten Tag einen leichten SO Wind versprochen, allerdings ist er dann um 12:00 Uhr ganz eingeschlafen und ich musste wieder mit dem Motor die restlichen 3 Std hinter mich bringen. Angekommen bin ich schließlich in Plymouth, einer riesigen Bucht in der auch ein großer Marinehafen liegt. Das ist auch der Grund, warum im 2. Weltkrieg die Stadt von den Deutschen platt gebombt wurde.

Der Wiederaufbau ist leider abgrundhässlich bis auf einen kleinen Bereich um den sg. Sutton Harbour in dem auch die Marina liegt, in der ich unter gekommen bin. Zunächst musste ich aber durch eine Schleuse, die mir auf meinen Anruf hin geöffnet wurde.

Auf der anderen Seite lag der 2 Master Atyla, der an dem gerade beendeten Tall Ships Race über den Atlantik teilgenommen hatte. Unter der Besatzung auch 2 Deutsche, die als Trainees teilgenommen hatten. Das sind zahlende junge Mitsegler, die unterwegs ausgebildet werden und an allen Manövern und Wachen teilnehmen.

Der Sutton Harbour ist ein kleiner Bereich, in dem noch einige alte Häuser mit Läden und Restaurants stehen, und einige Wohnhäuser sehr harmonisch ergänzt wurden, sodass ein ganz angenehmes Hafenflair entstanden ist.

Am Sonntag war dann totale Flaute und der Motor hat mich wieder weiter geschoben nach Falmouth. Ein paar Delphine haben mich wieder einmal begleitet. Es ist einfach phantastisch, wie sie nur wenige Zentimeter am Rumpf entlang schwimmen und dann wieder in der Tiefe verschwinden. Falmouth ist ein kleiner Ferienort mit vielen Läden und einigen Restaurants. Hier lag die Alexander von Humboldt am Kai, ein grüner 3-Master, der ebenfalls am Tall Ships Race teilgenommen hatte.

Am Montag war wieder Flaute. So hat mich nur der Strom mit 1,5 bis 2 kn angeschoben als ich weiter in die Bucht nach Penzance fuhr. Dort hab ich einen schönen Ankerplatz gefunden direkt vor dem St. Michael`s Mount. Der sieht nicht zufällig so aus wie das Pendant in Frankreich, der Mont St. Michel, denn die Mönche, die dort das Kloster besiedelten erhielten den Auftrag auch in England den Berg mit einem Kloster zu versehen. Das hat Heinrich VIII dann wieder enteignet, als er seine eigene Kirche gründete (weil der Papst in Rom einer erneuten Scheidung und Hochzeit nicht mehr zustimmen wollte).

Am Dienstag bin ich kurz entschlossen weitergesegelt, weil wieder ein brauchbarer Wind aufkam. Eigentlich wollte ich noch nach Penzance auf der anderen Seite der Bucht, weil da ein gutes Lokal ist, das ich vor 3 Jahren mit Silke und Andreas besucht hatte aber den günstigen Wind wollte ich mir auch nicht entgehen lassen. Mit einfach gerefften Segeln war es immer noch eine ziemlich ruppige Fahrt gegen die Wellen. Die überkommende Gischt hatte nun schon 16,5° C, der Golfstrom kommt! Vor Land´s End hab ich sogar noch einen Minkwal gesichtet, wie er ein paar Mal senkrecht aus dem Wasser schoss und dann mit einem riesen Platsch wieder ins Meer abtauchte.

Nach der flotten Fahrt bin ich in der Südbucht von St. Marys auf den Scilly Islands angekommen, dem Traumziel der Engländer vor der SW Spitze Cornwalls. Leider hat sich mein Anker irgendwo am Grund verhakt und ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis ich ihn wieder los hatte. Tauchen wollte ich nicht, denn das Wasser hatte wieder 15,8 C (wo bleibt der warme Golfstrom?) An einer Boje hab ich schließlich noch einen sicheren Platz gefunden und meinen Anker eingepackt.

Mit dem Dinghy ruderte ich an den Sandstrand und schaute mir die kleine Feriensiedlung an. Am nächsten Tag folgte dann ein Ausflug auf die Nachbarinsel Tresko und einer 4 Std Wanderung um die Insel. Von den Hügeln hat man eine wunderschöne Aussicht über die etwa 70 zerklüfteten Inseln und Felsen die hier auf einem Haufen im Meer liegen. Auf den 3 großen Inseln gibt es dann außer Felsen auch einsame Sandstrände (kein Wunder bei 16° Wassertemperatur) und Kiefernwälder.

Nun zog es mich aber weiter nach Irland, wo Christoph aus der Schweiz mich für 10 Tage begleiten wollte. Die Wetterprognose war gut und so zog ich am 31.08. um 9:00 Uhr los auf die längste Etappe meiner diesjährigen Reise nach Cork in Irland.