Das Finale in Irland

Ich konnte gerade noch an der Tankstelle anlegen, da kam auch schon der erste Regenschauer herunter. Im Regen ging es dann mit gerefften Segeln nach NW. Der Wind war sehr böig ist aber am Nachmittag beständiger geworden und ich konnte 11 Stunden ohne Motor weiter segeln. Nach einem eindrucksvollen Sonnenuntergang sind die Wolken langsam verschwunden – leider auch der Wind – und ein prächtiger Sternenhimmel hat sich gezeigt (nachdem um 2 Uhr der Mond untergegangen war).

Bei klarem Himmel und 8°C bin ich an den Gasbohrstationen vor Cork vorbeigefahren und um 15:00 Uhr konnte ich schließlich im Royal Cork Yacht Club, dem ältesten Yachtclub der Welt, anlegen. Das Royal werden sie wohl nicht mehr los, obwohl es seit hundert Jahren keinen (englischen) König mehr auf der Insel gibt.

In der Vitrine vor dem Salon stehen die Trophäen, die der Club ergattern konnte. Der Bootshafen liegt 16 sm vor Cork in Crosshaven, einem kleinen Dorf an der Flussmündung.

Am Samstag, den 02.09.17 hat ein Oldtimertreffen und ein Triathlon stattgefunden. Allzu viel hab ich davon nicht mitgekriegt, da es den ganzen Tag geregnet hat. Bei den Oldtimern habe ich mir immer überlegt, ob das Auto oder der Besitzer älter ist. Es waren wirklich schöne alte Exemplare dabei!

Am Sonntag bin ich dann 2,5 Stunden lang den Fluss hinauf nach Cork gefahren um Christoph abzuholen, der aus der Schweiz eingeflogen ist, um ein  paar Tage mit zu segeln. Dabei kommt man an der Stadt Cobh vorbei, der letzten Station der Titanik vor ihrer Reise über den Atlantik. Außerdem sind hier zahlreiche Auswandererschiffe nach Amerika gestartet. Die Amerikanischen Iren haben später die riesige Kathedrale gespendet, die über dem Ort steht.

In Cork ist für die Besucher mit Boot ein einsamer Steg im Fluss, ohne sanitäre Einrichtungen. Das ganze Areal wird gerade umstrukturiert. Büro- und Appartementhäuser und eine Uferpromenade verdrängen langsam die leer stehenden Fabriken und Lagerhallen. Doch daneben ist noch der Altstadtkern mit zahlreichen Pups.

Am Montag sind wir dann zu zweit wieder den ganzen Fluss runter und hinaus gen Westen gefahren. Es war ein angenehmer Segelwind, nur leider genau von vorne. Nach zwei langen Kreuzschlägen sind wir in Kinsale angekommen. Der kleine Ort mit 2 Yachtclubs in einer Flussmündung wird von einer großen Festungsanlage bewacht. Die Häuser sind z.T. sehr gewagt angestrichen – bei dem vielen Regen liebt man wohl kräftige Farben!

Einen Tag lang haben wir alle Wetterberichte befragt und keiner hat uns Hoffnung auf vernünftiges Segelwetter an der Westküste angezeigt. Der ständige W bis NW Wind mit Stärke 6-8 (in Böen bis 10) hat uns schließlich dazu gebracht den Kurs Richtung O zu setzen. So sind wir an 2 Tagen über Youghal nach Dunmore East gesegelt.

Wir konnten sogar den Spinnacker für eine Stunde setzen (dazu eine halbe Stunde Aufbau und eine halbe Stunde Abbau). Während wir in Youghal an einer Boje vor dem Quai festmachen musten, hatte Dunmore East immerhin einen Pontoon zum festmachen und wunderbare Duschen!

 

 

 

 

 

Hier gibt es auch zum ersten Mal Reet gedeckte Häuser, die an der Küste wieder in Mode gekommen sind. Am Freitag, den 08.09. fuhren wir bei sehr wechselnden Winden um den Carnsore Point, Irlands äußerster SO.

Bei 3 bis 16 kn Wind fuhren wir zwischen den Regenschauern hindurch, bis es uns in der langen Einfahrt durch die flache Lagune nach Wexford doch noch erwischte. Wir hatten gerade die Segel geborgen, als die ersten Böen einfielen. Dichter Regen und Wind bis 35 kn (8 Beauforts) schlug uns entgegen. Mehrfach zog der Kiel durch den weichen Schlick am Grund, denn wir hatten noch über 2 Stunden bis Hochwasser und der Wind hat das Wasser noch nicht wieder richtig einfließen lassen. Ohne stecken zu bleiben sind wir aber in Wexford angekommen, wo aber das Fischerboot, an dem wir festmachen sollten, nicht da war. Nach einigen Gesprächen mit Fischern und einem anderen Yachtbesitzer haben wir an einem größeren Fischerboot festgemacht. An der Kaimauer, wo wir zunächst waren, ist das Wasser bei Niedrigwasser nämlich unter einem Meter tief, sodass wir dort auf Grund gegangen wären. Für die nächsten 2 Tage hatten wir jedenfalls einen sehr guten Platz, mussten nur jedes Mal über zwei Fischerboote klettern, um an Land oder zurück zu kommen.

Der Samstag verging mit Stadtbummel, Kaffee trinken, Abendessen (Christoph hat eingeladen!) und Pupbesuch mit Musik.

Die nächsten Tage hat der Wetterbericht wieder kein Segelwetter zugesagt, deshalb hat Christoph sich entschieden, seine geplante Wanderung im Westen der Insel gleich anzutreten. Ich bin dann noch bis Waterford im Bus mitgefahren und hab mit die kleine Stadt dort angesehen. Beim „Food Festival“ gab es in der Hauptstrasse einige Grillstationen und viel Rummel. Daneben im Glasmuseum sind die Meisterwerke der Waterford Glashütte zu bewundern. Die Glashütte wurde von einem Auswanderer aus dem Böhmerwald hier gegründet und ist schnell zur berühmtesten Glaswerkstätte in Irland gewachsen. Es sind aber auch eindrucksvolle geschliffene Objekte zu bewundern.

Am Montag habe auch ich mich wieder von meinem Fischer getrennt und bin zurück gesegelt. Der Wetterbericht hat mir ein Wetterfenster bis 15:00 Uhr gegeben, bevor ein dreitägiger Sturm kommen sollte. Da ich wieder auf Hochwasser warten musste, bin ich erst um 9:30 Uhr losgefahren. Ohne stecken zu bleiben, bin ich eine Stunde im Zick Zack nach den Fahrwassertonnen aus der Bucht gefahren und hab dann die Segel gesetzt. Mit dem 2. Reff gings wieder um das SO Cap und dann mit 28 kn Wind auf den Hafen von Kilmore Quay zu.

Der Hafen war voll von Fischerbooten, zwischen denen ich mich gerade noch durchzwängen konnte. Am Tankstellensteg hab ich schließlich einen guten Platz bekommen und durfte auch die nächsten Tage dort bleiben. Da pfiff dann der Wind mit bis zu 33 kn über den Hafen. Ich hab inzwischen nach einem Winterlagerplatz gesucht und ein günstige Zusage in New Ross bekommen, ca. 20 sm (35 km) flussaufwärts nach dem nächsten Cap.

Da bin ich schließlich am Freitag, den 15.09. hingefahren, als der Sturm sich etwas gelegt hatte. Am Anfang hat es zwar immer noch mit 25 bis 33 kn geblasen aber mit 2 Reffs in den Segeln ging das ganz gut. In der Flussmündung hab ich die Segel eingeholt und bin mit Motor weiter flussaufwärts (bei steigenden Wasser natürlich, denn sonst muss ich gegen 3-4 kn Strömung fahren). Um 14:00 Uhr hab ich die Eisenbahnbrücke passiert, die extra für mich geöffnet wurde (kostet nix!). Nach weiteren 2 Stunden war ich in New Ross und konnte am Steg festmachen.

Eine Woche habe ich das Boot geputzt, Wäsche gewaschen, Winschen repariert, Listen geschrieben und Heimfahrt organisiert. Zwischendrin hab ich den 3-Master besichtigt, der im Hafen liegt. Es ist der Nachbau der Dunbrody, eines Schiffes,das 1840-1860 tausende von Auswanderern aus Irland nach Canada gebracht hatte. In dieser Zeit hatte es eine katastrophale Hungersnot in Irland gegeben, da 4 Jahre lang die gesamte Kartoffelernte kaputt gegangen war. Die einfachen Bauern hatten sich damals ausschließlich von Kartoffen ernährt (ca. 5-6 kg am Tag pro Mann). Etwa 1,5 Mio Iren sind  verhungert und so sahen die anderen keinen anderen Ausweg, als auzuwandern. Das wurde noch unterstützt von den englischen Großgrundbesitzern, die den Familien die Überfahrt zahlten, wenn sie dafür auf ihr Land verzichteten. So wurden auf  einem solchen Schiff bis zu 300 Personen unter Deck nach Amerika oder Canada transportiert. Die Fahrt dauerte damals 6-8 Wochen. Unterwegs starben dabei bis zu 40 % der Passagiere. Dieses Schiff allerdings hatte auf einer Überfahrt nur 4 Tote zu beklagen. Übrigens kamen auch Kennedy´s  Vorfahren aus dieser Gegend, weshalb neben dem Schiff eine Kennedystatue aufgestellt ist.

Am Donnerstag, den 21.09. bin ich dann bei Hochwasser auf die andere Flussseite gefahren und das Schiff wurde aus dem Wasser gehoben und im Trockenen aufgepallt.

Am Freitag hat mich Martin, ein Engländer, der hier lebt, um 7:00 Uhr abgeholt und eine halbe Stunde lang nach Wexford zum Flughafenbus gefahren – einfach so – vielen Dank! Mit Bus, Flieger und Zug (2. Flug war storniert) war ich schließlich um 21:30 zuhause.

Damit ist die Segelsaison für dieses Jahr beendet. Ich war 114 Tage unterwegs und bin 2.340 sm von Portugal bis Irland gesegelt. Im nächsten Jahr geht es (hoffentlich) mit der Westküste Irlands weiter, wenn ich im Mai das Boot ins Wasser bringe. Im Januar gibt es dann voraussichtlich wieder den neuen Törnplan. Bis dahin wünsche ich euch allen einen schönen Herbst, ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.