ein holpriger Anfang war das , aber es wird schon besser…

Am Mittwoch, den 2.05. war der Sturm durchgezogen und ich habe mich auf den Weg nach Westen gemacht. Es sollten angenehme 14 kn Wind werden. Ich habe aber vorsichtshalber das 2. Reff ins Großsegel gebunden und wollte abwarten, wie es draußen aussieht. Das war auch gut so, denn es hat immer noch mit 23 kn (6 bfts) gepfiffen. Die alte Welle von gestern mit 2-2,5 m war auch noch da mit einer kleineren Querwelle. So kämpfte ich mich 8 Stunden hoch am Wind und gegen die Wellen voran, bis es mir zu dumm wurde und ich den Motor anwarf, um direkt gegen den Wind in die Bucht von Cork zu kommen. Das war ein Fehler, denn es machte einen großen Rumms und der Motor lief noch, zeigte aber keine Wirkung mehr. Ich hatte übersehen, dass sich am Bug eine Leine gelöst hatte und unter dem Schiff bis zum Propeller abtauchte, diesen umwickelte und so zum Stillstand brachte. Obwohl dort ein Trennmesser eingebaut ist, war die Welle fest und ist aus der Kupplung gerissen. Mist! Als ich das Desaster sah, habe ich gleich im nächsten Hafen angerufen und sie wollten mich in der Einfahrt abholen. Bis dahin musste ich nun noch 5 Stunden aufkreuzen, bis mich Hugh mit seinem Schlauchboot an den Steg brachte. Der Wind hatte nun auch abgenommen und schlief schließlich fast ganz ein. So war ich um 22:00 Uhr endlich in Crosshaven angekommen.

Am nächsten Tag stellte sich heraus , dass das Seil die Bolzen aus der Gelenkscheibe des Getriebes gerissen hatte. Alle Teile waren noch da, aber ich brauchte eine neue Gelenkscheibe. Die haben wir auch sofort beim deutschen Hersteller im Spessart per Express bestellt (48 € plus 65 € Versand). Nun habe ich sagenhafte 10 Tage auf das Teil gewartet und bin dann mit einer Provisorischen Reparatur weitergefahren. (das Teil kam dann weitere 4 Tage später dort an).

Die lange und quälende Wartezeit habe ich mir mit einigen Ausflügen verkürzt. Mit dem Bus gings nach Cork, wo ich mir die Universität angeschaut habe. Sie besteht aus einem altehrwürdigen Gebäude mit eindrucksvollen Sälen und einigen Neubauten auf einem Campus am Stadtrand. Eine alte Hängebrücke führt vom Sportpark in die Wohngebiete auf der anderen Flussseite.

An einem anderen Tag habe ich Cobh angeschaut, eine kleine Stadt, die man auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht sieht und wo jeden 2. Tag ein Kreuzfahrer festmacht. Es war auch die letzte Anlegestelle der Titanic vor dem Untergang (o o ihr lieben Kreuzfahrer!) Und Abfahrtsort für viele Auswanderer, die von hier in die USA gefahren sind. Dazu gibt es natürlich Museen und eine Figurengruppe am Ufer. Es ist Annie Moore mit ihren zwei Brüdern, die damals als erste durch das neu geschaffene Aufnahmelager in New York kamen. Die mächtige Kathedrale über der Stadt ist auch überwiegend von Auswanderern gestiftet worden.

Ein letzter Ausflug hat mich über die Hügel der Stadt zur Einfahrt der Bucht mit ihrer Befestigung gebracht. Die war allerdings geschlossen. Ich habe mir aber immerhin einige Blumen gepflückt und einen Salat draus gemacht. Ich hatte nämlich gelesen, dass das sehr gut sein soll. War es auch und schmeckt etwas nach Knoblauch.

Ich fuhr also mit meinem Provisorium fast 60 Meilen bis Baltimore. Es war bis auf 2 Std kein Wind und nur eine lange flache Welle. Aber die Aussicht auf die Küste war schön.

Im Hafen habe ich einen Platz an einem Motorboot bekommen, da der Rest des Steges noch in Arbeit war. Der Winter hatte der Küste 5 Stürme mit über 200 km/h Wind gebracht und ziemlich viel zerstört. Schon im letzten Hafen hatten die Stürme eine Yacht am Steg entmastet und das Dach einer Motorbootes abgerissen, hier haben sie die Pontons abgerissen und die Hütte auf dem Steg stand, war spurlos im Meer verschwunden.

In der Stadt war gerade Fiddle Fair, eine Musikwoche zur traditionellen Geigenmusik in Irland. Jeder zweite lief mit einem Geigenkasten herum. Und in verschieden Lokalen trafen sie sich zu einer Session.

Ich machte einen kleinen Ausflug an die Einfahrt der Bucht wo „Lot´s Frau“ ein weißer Steinobelisk weit ins Meer strahlt. Hier gibt es auch schon die schön gepflegten Steinmauern, die nun immer mehr die Wiesen unterteilen.

Es wird warm! Heute hat das Thermometer erstmals 16° C erreicht! Bisher waren es immer zwischen 8 und 13 Grad. Die Wolken verzeihen sich auch langsam und es weht eine sanfte Brise mit 10 kn. So fahre ich hinaus zu einem der berühmtesten Felsen der irischen Küste, dem Fastnet Rock. Jedes Jahr findet hier eine Regatta von England  um diesen Felsen und wieder zurück statt. Ich bin gemütlich herumgefahren und habe ihn mir von allen Seiten angeschaut, d.h. von Norden hab ich nicht mehr viel gesehen, denn es ist Seenebel aufgekommen und der Wind ist eingeschlafen.

Schließlich bin ich doch noch in Castletownbere angekommen, einem kleinen Ort mit einem großen Fischerhafen. Da es hier keinen Platz für Yachten gibt, habe ich den Anker geworfen.

Am nächsten Morgen war dichter Nebel. Der ist wohl vor einiger Zeit auch einem Fischerkahn zum Verhängnis geworden – muss aber schon einige Jahrzehnte her sein. Nach kurzer Fahrt kam ich nach Bantry am Ende der langen Bucht. Außer einem Schwimmsteg ist hier nichts für Segler – keine WC, keine Duschen. Die kleine Stadt quillt über vor Autos, sodass die Häuser kaum zu sehen sind, was im Nieselregen natürlich noch trübsinniger aussieht.

Dafür war am nächsten Tag schon wieder Sonne und ich hab das berühmte Bantry House angeschaut. Das ist der Wohnsitz eines englischen Fürsten, der es im Laufe der Jahrhunderte immerhin zum Earl gebracht hatte und zu erheblichem Reichtum. So hat die Familie das Haus immer wieder erweitert und einen großen Garten in 7 Terrassen angelegt mit einer wirklich beeindruckenden Aussicht über die Bucht.

Das mit den Engländern ist so eine traurige Geschichte für die Iren. Am Anfang hat ein Irischer König (damals gab es einige davon) den englischen König um Beistand gebeten. Der wollte erst nicht so recht, ist aber dann doch gekommen um ihn gegen seine Nachbarn zu verteidigen. Damit nun Ruhe ist, hat der englische König einige Siedler geschickt, die mit Sonderrechten ausgestattet waren. Es folgte die Christianisierung, die in Irland sehr erfolgreich war und die Iren zu Katholiken machte. Als Heinrich der VIII dann seine eigene Kirche gründete, weil ihn der Papst nicht scheiden wollte, wollten wiederum die Iren nicht mitmachen. Das gab natürlich wieder Zoff und die Iren verloren noch mehr Rechte. In den folgenden Jahrhunderten versuchten sie dann immer wieder die englischen Fürsten los zu werden, scheiterten aber immer kläglich. Sie holten die Franzosen (die haben allerdings schon bei der Anreise die Hälfte ihrer 50 Schiffe im Sturm verloren), die Holländer, die Spanier und schließlich sogar die Deutschen. Als die dann im 2. Weltkrieg mit einem Schiff voller Waffen ankamen, war kein Ire da, um sie entgegen zunehmen. Sie sind dann nach 2 Tagen wieder abgezogen und es war wieder nichts. 1920 waren sie dann bei Verhandlungen erfolgreicher und hatten erst einmal ihren eigenen Staat (bis auf Nordirland, wo überwiegend englisch stämmige Einwohner lebten, also Protestanten). Die nutzten ihre Rechte so schamlos aus, dass Katholiken separate Busse benutzten mussten und keine weiterführenden Schulen haben durften. Erst Ende der 70er Jahre hat sich das gebessert mit einem Friedensabkommen.

Bei mir geht es aber nun weiter mit einem lauen Lüftchen zurück nach Castletownbere am Ausgang der Bucht an den Anker. Der Segeltag war wunderbar mit Sonne und Rückenwind und kaum Wellen.

 

 

 

 

 

 

 

Am Donnerstag den 17.05. ging es weiter um die Halbinsel Kerry nach Portmagee.

Dies ist der Ausgangspunkt für Fahrten mit kleinen Ausflugsbooten auf die Insel Skellig. Diese Insel ,auf der es nahezu unmöglich ist zu leben, mitten im Atlantische Ozean wurde im Jahre 600 von Mönchen besiedelt. Auf dem steilen Felsen haben sie es geschafft , Schutzhütten und schließlich ein ganzes Kloster zu errichten mit einem Garten in dem sie das notwendigste anpflanzen konnten. Dreimal wurden Sie von Wikingern überfallen und verschleppt und haben sich doch immer wieder angesiedelt. Beim 4. Mal konnten sie dann den Wikingerfürsten zum Glauben bekehren und sind ungeschoren davon gekommen. Die Skelligs (es gibt noch eine kleinere Nachbarinsel, die ein geschütztes Vogelbrutgebiet ist) sind erst ab Sonntag wieder frei zum Betreten. Es sind aber sämtliche Fahrten dorthin für die ganze Saison ausgebucht – überwiegend von Amerikanern! Und warum: der neuste Star Wars Film wurde dort gedreht und alle wollen den Schauplatz nun besichtigen!

Also wieder weiter um die Insel Valentia herum nach Dingle, wo ich am Pfingstsonntag nach einer flotten Segelfahrt ankam. Leider hat es die ganze Zeit genieselt! Der Hafenmeister, ein kleines dürres Kerlchen mit langen zotteligen Haaren und einem langen Bart kam auch gleich aus seiner Bude gerannt und hat mir beim Anlegen geholfen und gezeigt, wo die Waschräume sind. Außerdem war auch meine Kupplungsscheibe da, die mir Hugh aus Crosshaven nachgeschickt hatte. Juhuu!!

Ich habe sie gleich eingebaut und anschließend im Pub gefeiert. Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Dingle besteht eigentlich nur aus Pubs, es sollen 57 sein und die Bevölkerung der Stadt soll 2 mal darin Platz haben. War gute Musik und sehr laut.

Mit einer ruhigen Ankernacht dazwischen bin ich nun bis Galway gekommen. Die Küste wird immer wilder und schroffer, aber der Wind ist ganz ausgeblieben, sodass ich am 2. Tag nur noch mit dem Motor vorwärts gekommen bin. Macht nix, da hab ich wenigstens die Delphine besser genießen können, die mich jetzt fast jeden Tag eine Zeit lang begleiten.

Galway ist wohl das Zentrum der Musikszene. Jedenfalls gibt es in der Fußgängerzone (voll bis Nachts um eins) jede Menge Pubs und in jedem ist Musik und auch davor in der Straße sind mindestens 3-5 Gruppen die Spielen. Mehr davon demnächst, denn ich muss jetzt wieder aus dem Hafen raus, das Tidentor schließt gleich.