Blauer Himmel und kein bisschen Wind haben die Fahrt in die Teelin Bay (schön, muss man aber nicht kennen) zu einer Sonnenbadefahrt gemacht. Zum Baden ist mir das Wasser mit 12 Grad noch etwas zu kalt. Im Windschatten meiner Sprayhood hatte es mindestens 25 Grad, wenn man den Kopf in den Wind streckt aber nur noch 14 Grad. Dafür konnte ich die Felsenküste gut sehen.
Im ersten Morgenlicht glänzten die grünen Hügel um mich herum wunderbar. Es war so früh, dass sogar der Basstölpel neben meinem Schiff noch schlief und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Leider wurde es nun doch etwas diesig und die erhoffte Morgensonne auf der Steilküste – und auf mir – blieb aus. Nach dem Kap Malin More zog sogar wieder Seenebel auf und es waren wieder nur alle paar Stunden einige Felsen zu sehen.
Nach 6 Stunden war es aber wenigstens wieder klar und ich konnte die Einfahrt zum Hafen von Burtonport, die etwas eng durch die Felsen und Insellandschaft führt, gut finden. Dabei kommt man so nahe an den Seezeichen vorbei, dass man sie fast berühren kann. Ein bisschen erinnert die Landschaft an die Westschwedischen Schären.
Der Hafen ist eigentlich ein reiner Fischerhafen. Hier werden vor allem Krabben und Hummer angelandet und in Seewasserbecken in Lastwagen abtransportiert. Das Pier hat dann entsprechend ausgesehen: Dalben in großen Abständen und eine verrostete Leiter zum Hochklettern. Da gleitet mein Schiff nun täglich 2 Mal 2 m hinauf und wieder herunter. Eine echte Herausforderung, wenn man das Schiff ordentlich festmachen will.
Hubert kam 6 Stunden später, da er in Dublin einen Flieger verpasst hatte, aber er hatte es immerhin geschafft. Ich hab dann noch einen Ausflug auf der alten Eisenbahntrasse durch die Moorlandschaft um Burtonport gemacht.
Am Samstag, den 09.06. sind wir dann auf die Insel Tory gefahren (kein Wind!) die hatten uns Iren wärmstens empfohlen. Auch hier gibt es keinen Hafen für Jachten. Wir haben dennoch einen Platz an einer anderen Jacht gefunden, mussten nun über die andere Jacht zur Hafenmauer und dort mit einer sehr wackeligen Strickleiter hinauf klettern. Auf der Insel ist der Frühling ausgebrochen, alles blüht gelb!
Wir wandern an die Nordküste und sind begeistert von den Felsformationen, die sich hier dem Atlantik entgegenstellen. Die Insel ist die abgelegenste bewohnte Insel Irlands und die Bewohner sollten vor einigen Jahren zwangsweise auf das Festland umgesiedelt werden, nachdem wegen der Stürme im Winter sie einmal 8 Wochen nicht erreichbar waren. Die Bewohner weigerten sich und erkämpften mit ihrem Inselpater ihr Bleiberecht vor dem Europäischen Gerichtshof. Im Sommer werden Malkurse veranstaltet und die einfachen Inselgemälde werden anscheinend teuer gehandelt.
Unsere nächste Station war wieder ein Ankerplatz, bzw. ein Platz an einer Boje. Die liegen hier häufiger in den Buchten aus und sind extra für Jachten die hier einen oder zwei Tage verbringen wollen eingerichtet worden. Die Einfahrt in die Bucht ist mit einem schönen Leuchtturm markiert den wir noch unter bedecktem Himmel passiert haben. Abends kam dann aber wieder die Sonne ein bisschen raus und ließ die Wiesen grün aufleuchten.
Am Montag fuhren wir nun endlich um Malin Head herum nach Portrush in Nordirland. Ein brauchbarer Hafen, allerdings voller Boote für einen Filmdreh für die Disney Production Hollywood. Dauernd liefen die eingebildeten Pinsel über den Steg und man musste aufpassen nicht über den Haufen gerannt zu werden, denn wer nicht zum Team gehörte wurde auch nicht gesehen! Eine Schramme am Heck haben sie uns zur Erinnerung noch mitgegeben. Portrush hat immerhin einen tollen Pub am Hafen, in dem jeden Abend Musik ist. Sonst gibt es nur alle Varianten von Spielhöllen in der Stadt.
Wir wollten aber zum legendären Giants Causeway. Mit dem Bus fuhren wir die Küste entlang und machten eine kleine Wanderung an der Kante der Felsen und danach auch unten am Wasser entlang. Die Lava wurde hier in 5 und 6 eckigen Säulen aus dem Boden gedrückt und bildet tolle Formationen. Obwohl der Besucherandrang groß ist (die Saison fängt erst in 3 Wochen an!) kann man überall rumklettern und findet immer ein Plätzchen wo man sich die Steine in Ruhe anschauen kann.
Nun haben wir Portrush verlassen und sind ein Stückchen weiter nach Ballycastle gefahren. Hier geht es etwas ruhiger zu. Das Stadtzentrum ist 1 km vom Hafen entfernt und es regnet. In einer Regenpause haben wir eingekauft – endlich wieder ein großer Supermarkt – und uns dann wieder verkrochen. Auch am nächsten Tag sind wir dort geblieben, denn es ging ein heftiges Unwetter mit viel Wind über uns weg.
Am Freitag ging es dann bei sehr böigem Wind Richtung Schottland. Zunächst konnten wir trotzdem gut mit der Genua segeln (mit Wind von hinten), nach der Insel Rathlin war er aber fast weg und die Strömung hat uns am Ziel vorbeigetrieben. Also die letzten Meilen wieder mit Motor in den Hafen von Port Ellen auf Islay wo man in der Einfahrt von einem viereckigen Leuchtturm „mit Nachwuchs“ empfangen wird.
Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr legt die Segeljacht neben und ab. Ich schau zu, denn es sind immerhin 6 Mann an Bord und sicher vorbildlich. Als das Schiff 3 m hinter mir ist, gibt der Skipper Vollgas vorwärts und fährt geradewegs in das Heck meiner Yacht. Alles schreit stopp. Aus den umliegenden Schiffen kommen alle aus den Luken, um zu sehen was passiert ist. Die andere Jacht fährt wieder rückwärts und ein zweites Mal mit Vollgas in die Rettungsinsel am Heck und schließlich sogar noch ein drittes Mal. Wie sich herausstellt, gehört das Schiff der Königlich Britischen Marine und ist auf einem Ausbildungstörn. Saubere Marine!
Nun, mein Schiff hat er nicht versenken können (er hatte ja auch nur ein Plastikboot (Hallberg Rassy 34) aber der Schaden war erheblich. Er gab mir die Adresse des Verteidigungsministeriums, die dafür haften würden und nannte mir einen Hafen, wo die Arbeiten gemacht werden sollten.
Nach diesem Schreck sind wir erst einmal in den Hauptort der Insel gefahren und haben eine der 9 Destillerien besichtigt, die sich auf dieser Insel befinden. Die drei Whiskyproben, die es zum Abschluss gab, hatte ich auch nötig!
Die Gerste wird auf den Keimböden erst einmal zum Keimen gebracht. Damit das gleichmäßig passiert wird sie alle 2 Stunden durchgerecht. Wenn die Keimlinge den höchsten Zuckergehalt erreicht haben, werden sie über glühender Holzkohle getrocknet (auf Islay mit Torf, was dem Whisky den typischen rauchigen Geschmack verleiht), gemahlen und mit Wasser in großen Bottichen zum Gären angesetzt. Danach wird das so entstandene Bier in großen Kupferkesseln erhitzt und das Destillat im sogenannten Tresor in Vor- Haupt- und Nachbrand geteilt. Der Hauptbrand kommt in Fässer in denen vorher Wein, Sherry oder amerikanischer Whiskey war und lagert dort einige Jahre bis er verkauft wird.
Nun kümmern wir uns seit einer Woche in Crobhhaven (nur 1 Hafen, 10 Ferienhäuser und ein Hotel sonst nix!) um die Reparatur der Heckreling und der Rettungsinsel sowie die Bezahlung des ganzen.