Manche Beiträge entstehen erst ziemlich spät in der Nacht. Entschuldigt also bitte die vielen Fehler im letzten Artikel.
In Belfast hat es am 12.07., dem großen Feiertag der Protestanten erst mal geregnet. Die Parade ist deshalb um ein paar Stunden verschoben worden und wir konnten auch noch viel sehen. Eine Kapelle nach der anderen aus jeweils 10 Mann Vorhut, gefolgt von Fahnenträgern, ca. 20 Trommlern und 20 Querflötenspielern und ordengeschmückten Veteranen hinterher sind stundenlang durch die Stadt gezogen. Der Regen hatte die Gemüter wohl so sehr abgekühlt, dass die Nachrichten am nächsten Tag von den ruhigsten Umzügen und den wenigsten Verletzten seit Jahren sprachen. Am nächsten Tag sind Lisa und Matt zu ihrer Wanderung durch die irische Bergwelt aufgebrochen. Es hat uns allen viel Spaß gemacht und ich glaube, wir werden nochmal zusammen segeln.
Wieder war ein Waschtag zu erledigen, was in der tollen Marina wunderbar klappte. Übrigens mit riesigen Dusch und Waschräumen die bisher großartigste Einrichtung auf der ganzen Reise. Außerdem hab ich mit dem Fahrrad eine Rundfahrt durch die katholischen (alles ruhig und sauber) und die protestantischen Wohngebiete gemacht. Letzteres war ein Fehler, denn bei dem Slalomfahren durch die Glassplitter hab ich mir dann doch den Reifen zerschnitten und musste den ganzen Weg zum Boot zurückschieben (im Dauerregen). An den Grenzwänden zwischen den Wohngebieten sind große patriotische Wandgemälde angebracht und an Feiertagen wie gestern sind die Übergänge in den Mauern und Zäunen mit doppelten Toren geschlossen.
Am 14.07 kam dann Hartmut an Bord. Er hatte sich ebenfalls übers Internet angemeldet und will mit seinen 73 Jahren nochmal die Irische See kennen lernen. Nachdem er erstmal die Pubs in Belfast bis ½ 1 Uhr besucht hatte, war er doch am nächsten Morgen schon um 6 Uhr rechtzeitig zum Frühstück und zur Abfahrt zur Stelle. Es ging nach Süden in den Strengford Lough nach Portaferry. Der Strom hat uns den Großteil der Fahrt ganz schön vorwärts getrieben und wir haben bei etwas Seitenwind und viel Strömung am Schwimmsteg festgemacht. Hartmut erste Frage nach dem Anlegeschluck war denn auch nach dem nächsten Pub. Das sollte auch für den Rest der Reise so bleiben. Wir sind dennoch mit der Fähre kurz auf die andere Seite des Sundes gefahren und haben das Städtchen Strengford besucht – also genauer gesagt nur ich, Hartmut hat den Pub besucht!
Am nächsten Morgen war die Überfahrt nach Peel auf der Insel Man dran. Dort muss man in einem relativ kurzen Zeitfenster bei Hochwasser einlaufen, weil sonst der Hafen geschlossen wird. Die Tide beträgt ca. 6 meter und 2,5 Meter müssen im Hafen bleiben. Dafür wird das Sillgate geschlossen, ein Schleusentor, das beim entsprechenden Wasserstand zugefahren wird. Das Wasser außerhalb läuft dann vollständig ab und steigt ein paar Stunden später wieder an. Wenn der Gleichstand wieder erreicht wird, geht das Tor wieder auf und man kann wieder durchfahren. Da ich die Berechnungen auf diese Zeit ausgerichtet hatte sind wir bei ablaufendem Wasser aus den Sund gefahren. Dabei hat uns der Strom mit 4 kn unterstützt. Einige Eddies, Squals und Whirls haben uns etwas herumgetrieben, aber dann kam der Ausgang ins offene Meer. Hier ist die Tide gerade quer zum auslaufenden Strom geflossen, unterstützt von einem kräftigen Südwind und dem Abbruch der Uferkante zum tiefen Wasser. All das hat zu heftigen Brechern geführt, die plötzlich auf 3-4 Meter Höhe anwuchsen. Ich hab uns da mit 8 kn Fahrt hindurchgesteuert. Ein anderes Schiff hätte diese Kreuzseen wohl nicht so ohne weiteres ausgehalten. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und wir hatten nur noch den starken Wind. Nur mit 2/3 Genua hat er uns mit 7 kn durch die irirsche See getrieben und pünktlich nach Peel gebracht, wo wir auch gleich in den Hafen einlaufen konnten, weil der Hafenmeister uns die kleine Fussgängerbrücke geöffnet hat. Puuh! Danach das Übliche: Anlegeschluck, Hartmut in die Kneipe, ich auf Besichtigungstour.
Peel hat eine recht interessante Burgruine und einen langen Sandstrand an dem auch einige gebadet haben. Das Städtchen ist auch ganz schön und am Ende gibt es noch eine Räucherei, wo ich ein paar frisch geräucherte Heringe erstanden habe. Außerdem hab ich mich an einen frischen Fisch in Tomatensauce gewagt. Ist auch ganz gut gelungen.
Am nächsten Tag fuhren wir unter Motor um die halbe Insel herum nach Douglas, der Hauptstadt von Man. Leider war überhaupt kein Wind und die See wie gebügelt. In Douglas sind wir zu spät angekommen und das Sillgate war schon zu. Wir mussten deshalb an einem kleinen Schwimmponton im Außenhafen festmachen und den Morgen abwarten, um einfahren zu können. In der Nacht hat es angefangen zu stürmen und der Ponton schaukelte wild auf und ab. Da das Schiff manchmal auch entgegengesetzt schaukelte, hat die Festmacherleine die Führungsöse glatt abgerissen. Schon wieder eine Reparatur.
Morgens um 6 Uhr haben wir dann abgelegt und sind in den Jachthafen eingefahren. Ein bisschen eng wars schon, aber wir haben das Boot gut hineingezogen. Die Reparatur hab ich leider nicht organisieren können, weil es hier niemanden gibt, der Schiffsreparaturen durchführt, und das in einer Haupt-und Hafenstadt! Mit einer historischen Dampfbahn sind wir durch den Süden der Insel gedampft und haben uns noch Port St. Mary und Castletown angeschaut. Es geht leider etwas langsam mit Hartmut, sodass wir nur einen kurzen Blick in die kleinen Städte werfen konnten, bevor der Zug wieder weiterfuhr. In einem Pub haben wir dann das klassische englische Essen bekommen: Fish and chips (paniertes Goldbarschfilet mit Pommes und Majo).
Am nächsten Morgen gings um 7:15 Uhr durch die Brücke nach draußen. Kein Wind , flache See und die ganze Strecke mit Motor nach Holyhead auf einer Insel an der Nordspitze von Wales wo wir im Yachthafen einen ruhigen Steg gefunden haben (natürlich mit einem Pub das Hartmut erstmal erkundete, bevor wir im Restaurant darüber zu Abend gegessen haben.
Am Sonntag den 20.07. hat uns das Tuten von Nebelhörnern geweckt: Sicht knapp 100 Meter. Mit der Hoffnung auf Besserung haben wir bis 10:00 Uhr gewartet bis zum Auslaufen. Im Yachtclub hat mich Antoine angesprochen wegen einer Überfahrt nach Irland. Nachdem sowieso kein Wind war und wir den ganzen Weg wieder mit Motor zurücklegen mussten, nehmen wir ihn und seine Freundin Avery aus Malaysa mit. Es war ein tolles Abenteuer für sie und einen nette Unterhaltung für uns. Antoine kommt von der Insel Reunion und ist seit seinem Abschluss 2010 auf Reisen. Seit einem Jahr ist Avery dabei und sie versuchen mit wenig Geld und kleinen Arbeiten durch die Länder zu ziehen. Nach 10 Stunden gehen sie in Malahide von Bord.
Am Sonntag fahren wir schließlich – wieder ohne Wind – um die Ecke nach Dublin in den letzten Hafen vor der Stadt. Dublin ist eine sehr bunte Stadt. Es gibt zu Hartmuts Freude ganze Stadtviertel, die fast nur aus Pubs bestehen! Moderne Viertel in denen die IT Branche zuhause ist ebenso wie einen ganzen Stadtteil für die große Triniti Universität. Dort ist in der Bibliothek das weltberühmte Book of Kells aus dem 8.Jahrhundert zu sehen. Einen weiteren Stadtteil beansprucht die Guinness Brauerei. Ein riesiges Besucherzentrum führt einen durch alle Wege der Braukunst bis man im 7. Stock in einer Skybar bei einem Pint den Blick über die ganze Stadt genießen kann.
Nun fliege ich erstmal wieder nach Hause zur Hochzeitsfeier von Stefan und Maggie. Am 1. August geht die Reise dann weiter.