Island

Eigentlich wollte ich den Bericht schon vor 4 Tagen fertig machen aber das Nordlicht hinderte mich dran. Wie das kam, erzähl ich im nächsten Bericht.

Nun bin ich doch nach Island gekommen, aber nicht mit meinem Boot, sondern mit dem Flieger. Die Fluggesellschaft der Färoer Islands, die Atlantic Airways hat gerade 3 Flugzeuge und fliegt 3 Mal die Woche nach Reykjavik. Nachdem es Hubert nun wieder gut ging, konnte ich beruhigt abfliegen und habe Gerlinde in Reykjavik am Flughafen (Keflavik) nachts um 13:30 Uhr abholen können. Morgens um 5 gings mit dem Bus in die Stadt, wo wir nach einigem Suchen ein Cafe gefunden haben, das schon um 7:00 Uhr aufmacht. Wir sind 2 Tage durch die Stadt gepilgert, haben alle Einkaufsstraßen abgeklappert, die neue Konzerthalle bewundert und schließlich mit einem Leihwagen, den uns die Touriinfo vermittelt hat davon gezogen.

Wir hatten für die erste Zeit ein Hostel in Akranes, auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht, gebucht und mussten immer über eine Stunde hin und her fahren. Dafür war in Akranes gerade das Irische Dorffest, denn die erste Besiedelung der Gegend wurde durch eine irische Familie um 800 gemacht. Überall hingen irische Flaggen, die Frauen verkauften Selbstgestricktes und am Abend war Crowdsinging, zu dem man traditionell mit gestrickten Pullies kommt. Jeder hat die Lieder gekannt und mitgesungen die ein Vorsänger mit Gitarre auf der Bühne gespielt hat. Tolle Stimmung. Durch Akranes brausen im Winter die Weststürme und manche binden ihre Häuser lieber fest, damit sie nicht weg fliegen.

An den Straßen blühen große Lupinenfelder und die ersten Islandpferde sehen wir auch auf den Weiden stehen. Auf unserer ersten Rundtour ins Hinterland kommen wir an riesigen Lavafeldern vorbei. Irgendwo dampft es dann aus der Erde, wo in einem Brunnenhaus die heißen Quellen zur Energiegewinnung genutzt werden.

Wir kommen an unseren ersten Wasserfall, dem Barnafoss, der wild zwischen den schwarzen Lavablöcken durchrauscht. Gleich in der Nähe begegnen wir auch unserem ersten Troll, bzw. Trollfrau, die schon darauf wartet einen Menschen in ihren Kochtopf zu stecken und ihn dann gut gekocht zu verspeisen. Uns hat sie aber in Ruhe gelassen, obwohl der Topf noch leer war.

Am Scheitel unsere Rundtour erreichen wir nach einer kurzen Pistenfahrt Strutur, eine Lavahöhle, die man besichtigen kann. Über einen Pfad durch die aufgebrochenen Lavablöcke erreichen wir den Eingang in die Unterwelt. Mit Helm und Helmlampe ausgerüstet laufen wir dann 1,5 Std durch die Höhle. Das Gestein hat noch feine Risse, durch die das Wasser durchtropft und auf dem Boden zu kleinen Stalagmiten gefriert. Es ist sehr kalt in der Höhle!

Nun sind wir aber doch zu einer Rundfahrt um die Insel gestartet. An beeindruckenden Bergen und großen Lavafeldern vorbei fuhren wir am Sonntag in das sogenannte goldene Dreieck zur ersten Station nach þingvellir. Das ist die Zone, in der sich die eurasische Platte von der amerikanischen trennt und die beiden Lavawände sich jedes Jahr um einige Millimeter auseinander bewegen. Natürlich halten hier alle Busse der Rundreisen und der Kreuzfahrer die in Reykjavik anlanden (täglich 2-3 Schiffe im Sommer).

Der nächste Stopp war mindestens genauso voll. Hier liegt der Geysir, der allen Geysiren der Welt den Namen gab – heute aber nicht mehr tätig ist. Dafür spritzt der Nachbargeysir regelmäßig eine eindrucksvolle Fontäne in die Luft. Außerdem gibt es zahlreiche sprudelnde Löcher und schöne Farbspiele mit den unterschiedlichen Algen, die in diesem heißen Wasser wachsen.

Die nächste Station war der Gulfoss, ein Wasserfall bei dem ungeheure Mengen von Wasser in 2 Etagen runter fallen. Es entsteht dabei so viel Dunst, dass alle triefend nass zu ihren Bussen zurück liefen. Natürlich sind wir auch nass geworden und waren froh, als wir in unserem nächsten Quartier unsere Sachen wieder trocknen konnten. Wir hatten eine bezahlbare Unterkunft in einer Art Landschulheim gefunden, das in der Ferienzeit als Touristenunterkunft dient. So hatten wir zwar eine große Küche und drei Aufenthaltsräume (für uns allein) aber ein winziges Zimmer mit Stockbetten. Geht auch mal!

Der nächste Tag war ein Entspannungstag an dem wir nur in einen Hot Pool wollten. Der erste, ziemlich einsam gelegene war uns dann doch zu einfach und wir fuhren nach Fludir in die Secret Lagoon. Aus den umliegenden Heißwasserquellen läuft das heiße Wasser direkt in den Pool und stinkt fürchterlich nach Schwefel. Aber bei 38-40 Grad halten wir das ganz schön lange aus.

Nun führte uns die Route an der langen Südküste entlang nach Osten. Zunächst war alles noch grün. Die Wiesen blühten in gelb – Hahnenfuß- und blau – Lupinen. Dazu kam das Braun am Ufer der Bachläufe und das Schwarz des Vulkangesteins. Beim Skogafoss, dem nächsten Touristenstopp hat mir die Schlucht oberhalb des Wasserfalls fast besser gefallen als der Wasserfall selbst. Mit wilden Stromschnellen fließt der Fluss durch die bemoosten Lavabrocken.

Nun sind wir wieder an der Küste gelandet, die hier schwarz ist und mit den weißen Wellen ein faszinierendes Muster zeigt, das sich dauernd ändert , verschwindet und neu bildet. Wir könnten dem Spiel stundenlang zuschauen. An den seitlichen Klippen nisten Papageientaucher (Puffins) denen man ziemlich nah kommen kann.

Über ausgedehnte Lavafelder und lange Schotterflächen geht es zu den ersten Ausläufern des Vatnajökull des größten Gletschers von Island. Der Svartifoss fällt über eine fantastische Lavaformation in die Tiefe. Die sechseckigen Steingebilde habe ich ja schon in Irland gesehen und früher auch in Schottland. Sie entstehen und ganz speziellen Bedingungen, wenn die noch weichen heißen Lavabrocken zusammengepresst werden.

Gleich daneben (na gut, etwa 40 Minuten zu laufen) endet ein Ausläufer des Vatnajökull in einem See. Man kann gut die Aschelinien erkennen, die von früheren Vulkanausbrüchen stammen, die ihren Ascheregen über den Gletscher gelegt haben.

Im späten Abendlicht wirken die Gletscherausläufer richtig dramatisch. Wir mussten aber noch zu unserem Quartier und schauten nur kurz an einem anderen Gletschersee vorbei. Der war dann das erste Ziel am nächsten Tag, denn es schien ausnahmsweise einmal die Sonne!!!

Der Jökusarlon, wie der See heißt, mündet unter einer Brücke direkt in den Atlantik. Der mächtige Gletscherausläufer – natürlich wieder vom Vatnajökull – wirft große Eisbrocken in den See, die sich dann ständig langsam Richtung Meer bewegen, unter der Brücke durchsausen, sich manchmal drehen oder stecken bleiben, bis ein andere Eisbrocken sie wieder weiter stößt. Dazwischen sausen viele Seeschwalben in das brodelnde Wasser um sich kleine Fische raus zu picken, die es offensichtlich hier in Mengen gibt. Auch eine Robbe taucht ab und zu auf um die seltsamen Gäste an Land zu beäugen, bevor sie sich wieder unter Wasser den Bauch vollschlägt.

Nach einer Stunde haben wir das tolle Schauspiel hinter uns gelassen und sind an den Ostfjorden die Küste weiter entlang gefahren. Gewaltige Schotterabhänge werden von der Küstenstraße durchschnitten, die genau dem Küstenverlauf folgt. Im dritten Fjord hatten wir in Faskrudsfjördur ein günstiges Quartier gefunden. In einem Einfamilienhaus (Blockhaus aus Finnland importiert) werden die 3 Kinderzimmer an Touristen vermietet, seit die Kinder aus dem Haus sind.

Am nächsten Morgen bot sich eine prächtige Aussicht über den Fjord und die Wiesen am Ende. Dort führt ein Tunnel wieder zurück auf die Rundstraße Nr. 1, die ganz Island umkreist und geteert ist. Doch nach wenigen Kilometern sind wir auf einer Piste ins Hinterland abgebogen. Hier geht es erst durch eine unendlich scheinende Steinwüste und kurz vor der Rückkehr auf die N1 in ein Fruchtbares Hochtal. Der geschäftstüchtige Bauer hat hier einige Ferienunterkünfte und ein Cafe/Shop in der Art der ursprünglichen Torfhäuser aufgestellt. Auch wenn alles sehr geschleckt aussieht, ist es doch interessant, wie diese ärmlichen Hütten damals Mensch und Vieh gedient hatten.

Einige Kilometer weiter sieht man es schon von weitem dampfen. Das Solfatarenfeld Hverir kündigt sich an. Sogar der dahinter aufragende Berg dampft aus vielen Löchern. Auf einem markierten Weg kann man das ganze stinkende! Areal durchwandern. Überall brodelt und blubbert und zischt es. Zu den bunten Farben der Mineralienablagerungen, die aus der Tiefe hervorgedrückt werden, kommen noch die bunten Algen in den verschieden heißen Tümpeln. Manchmal sind wir uns gar nicht sicher, ob der Weg uns auch hält, oder ob wir einbrechen und in der heißen Tiefe verschwinden.

Auf der anderen Seite des dampfenden Berges ist wieder ein heißes Naturbad, das wir natürlich wieder besuchen (40 €/Person). Nun hatten wir aber erstmal genug vom Schwefelgestank und sind in unser nächstes Quartier gefahren. Dies war eine Internatsschule, die während der Sommerferien als Touristenunterkunft dient. Einfache 2-Bett Zimmer mit einer traumhaften Aussicht über das Tal und ein gutes Frühstück werden über die „Hotelkette Edda“ angeboten.

Am Freitag erreichten wir Akureyri, die 2. Größte Stadt Islands. Hier halten sogar Kreuzfahrschiffe, was man deutlich an dem Großaufgebot an Touristenshops merken konnte. Uns war das ein bisschen zu viel, so sind wir gleich weiter in das weitaus kleinere uns einsamere Siglufjördur an der Nordspitze des Fjords. Es war einmal die Hauptstadt des Heringsfanges im Atlantischen Ozean und in der Bucht suchten manchmal über 700 Schiffe Zuflucht vor den Atlantischen Stürmen. Es entstanden einige Fischfabriken in denen der Hering in Fässern eingesalzen und in alle Welt verschickt wurde. Die Reste wurden gekocht, um das Fett herauszuholen, das als Lampenöl ebenfalls Verwertung fand. Ein interessantes Museum zeigt die ganze Prozedur, die 1961 ein plötzliches Ende fand, als kein Heringsschwarm mehr an der Küste Island auftauchte.

Das nächste Quartier war das absolut scheußlichste der ganzen Reise. Hinter einer Kneipe wurden alle Räume, die möglich waren in Lila, rosa, gelb gestaltet und vermietet. Schade, dass es hier nie dunkel wird, so muss man das jedes Mal anschauen, wenn man die Augen aufmacht.

Langsam hatten wir die Runde voll und wollten nun die Halbinsel Snœfellsness besuchen, die wunderschön sein soll. Die Anfahrt im Norden ging über eine Piste voller Schlaglöcher. So habe ich außer vielen wassergefüllten Löchern – es hat nämlich dauernd geregnet – eigentlich nicht viel gesehen. In Stykkisholmur sind wir auch nur schnell in ein Restaurant geschlupft und in die etwas seltsame Kirche auf dem Hügel, bevor wir uns wieder ins trockene Auto gerettet haben.

Der nächste Tag war unglaublich. Hat da doch tatsächlich die Sonne durch die Wolken geblitzt! Voller Tatendrang sind wir los, um den Snœfellsjökull (das war der letzte komplizierte Namen), den Gletscherberg am Ende der Halbinsel zu sehen. Irgendwann haben wir dann aufgegeben und nur das fotografiert, was die Wolken uns sehen ließen. Dafür wurde es auf der Rückfahrt nach Reykjavik immer schöner und die letzte Wasserfälle und Berge präsentierten sich in schönem Sonnenlicht.

Das künstlerische Wikingerschiff steht in Reykjavik am Hafen, wo Gerlinde nun noch 2 Nächte im 6 Bett Zimmer in einer Jugendherberge verbringen muss (pro Nacht 50 €). Ich fliege am Abend wieder nach Torshavn auf den Färöer Inseln wo ich mir überlegen werde, wie es weiter geht.

 

 

 

 

 

 

Fazit: Island ist spannend, teuer, kalt, teuer, nass, teuer und ungeheuer interessant, aber teuer!