von Bergen nach Inverness

Bergen liegt nun schon 10 Tage zurück und ich muss endlich wieder berichten.
Yannick ist eingetroffen, ein Schüler aus Freiburg, der mich im Internet gefunden hatte und nach einigen missglückten Versuchen auf anderen Schiffen nun einen Törn machen wollte, der nicht am 2. Tag abgebrochen werden muss. Na, ich werde mein bestes tun!Blomvaag
Auf Empfehlung eines Norwegers fahren wir erst mal nach Blomsvaag auf eine Insel mit direktem Ausgang in die Nordsee. Tatsächlich gibt es ein kleines Hotel und einen Anleger, an dem wir festmachen können. Abends essen wir das Einheitsmenü, dass für die Arbeiter und Ingenieure gemacht wird, die gerade draußen auf See eine Leitung verlegen: Fleischbällchen mit Kartoffeln und Erbsen.
Am Mittwoch morgen geht’s dann richtig los. NordseeGeplant ist in einer leichten Kurve Richtung SW auf W nach ca. 30 Std (also ca. 14:00 Uhr) in Lerwick auf den Shetlands einzulaufen. Leider hat der Wind da nicht ganz mitgemacht. Erst kam er zwar noch aus der richtigen Richtung, aber mit 2bfts statt mit den angekündigten 4-5 bfts. Wir sind also schön dahingesegelt, aber leider nur halb so schnell wie geplant. Bei Einbruch der Nacht (also ca 23:00) hatte der Wind zwar zugelegt aber auch gedreht, sodass wir nun viel zu weit nördlich zwischen die Ölfelder kamen. ÖlplattformDann mussten wir noch weiter nördlich ausweichen, da gerade seismografische Untersuchungen gemacht wurden, die wir nicht stören durften. Nachdem wir das alles hinter uns hatten und wieder auf Kurs nach SW gehen konnten, hat es zu regnen angefangen und der Wind frischte auf bis auf 7bfts. Dazu kam eine immer stärkere Kreuzsee. Das sind Wellenzwischen 1,5 und 2,5 m , die meist von links kommen, jede 3. allerdings von rechts (manchmal auch mehrere). Wenn sie sich dann vor dem Boot vereingen, verschwinden sie manchmal einfach, meist aber türmen sie sich auf und waschen das Vorschiff (und den Rudergänger). Dabei wird das Boot um 90 Grad auf die Seite geworfen und muss erstmal wieder auf Kurs gebracht werden. Ganz selten läuft die vereinigte Welle aber auch in die entgegen gesetzte Richtung mit dem Boot mit und man hat für 3 sec. richtige Entspannung.
Mit dem Morgengrauen hat der Wind und der Regen dann etwas nachgelassen. Wir mussten aber den ganzen Tag weiterhin mit Motor gegen den Wind und die Wellenfahren – mühsam! Um 18:00 Uhr hatte der Wind etwas weiter gedreht, sodass wir wieder segeln konnten. Es war auch höchste Zeit, denn der Tank stand schon auf Reserve. Das Segeln wird immer angenehmer –Wellen und Windrichtung immer besser, aber in der Bucht vor Lerwick schläft der Wind wieder ganz ein. So fahren wir mit den letzten 3 L Diesel um 1:00 Uhr nachts in den Hafen und legen uns als 4. Boot an eine andere Yacht. Gutes Manöver – die Nachbarn sind nicht aufgewacht und haben nichts bemerkt!Lerwick
Den Rest des Tages haben wir geschlafen und uns erholt. Immerhin waren wir 42 Std unterwegs gewesen. Lerwick, die Hauptstadt der Shetland ist ein ganz nettes Städtchen, bei den grauen Wolken allerdings etwas triste, denn alle Häuser sind aus grauen Steinquadern oder grau verputzt. Wir genießen unser erstes Bier in einem Pub (kostet hier nur 3,80 € für ein pint).
Am Samstag machen wir noch einen Hafentag, d.h. jeder macht sein Programm, weil ich leider wegen meinem Bein immer noch nicht so fit bin. Ich fahre in den Süden der Insel. Dort gibt es eine Ausgrabungsstätte bei der eine der ersten Ansiedlungen auf den Shetlands gefunden wurde und man dann die folgenden Jahrtausende der Hausbauentwicklung ablesen konnte. Sehr interessant! Die ältesten Funde sind 4.000 Jahre alt. Die Häuser bestehen aus lauter kleinen Kammern um eine zentrale Feuerstelle. Die Kammern aus aufgeschichteten Steinen sind so klein dass ich mich höchstens zusammengerollt hineinlegen könnte. Später sind dann dieselben Häuser etwas größer gebaut worden und hatten außen ein doppelte Mauer wo man im Zwischenraum hochgehen konnte.Jarlshof
Ein 1,5 km langer Küstenweg führt von der Ausgrabung zur Inselspitze mit einem Leuchtturm und einigen Vogelfelsen. Über Schafsweiden und eine Rinderweide (beware oft he Bull!) geht es beeindruckend am Klippenrand entlang. Und endlich, da sind sie meine Lieblinge: die Puffins oder Papageientaucher. Ich nehme mir viel Zeit , um ihnen nachzustellen, aber sie sind auch ganz zutraulich. Puffin2PuffinEin schottischer Literaturlehrer spricht mich an und bringt mich schließlich zurück nach Lerwick. Er redet ununterbrochen (1 Std lang) über wichtige schottische Schriftsteller, die ich alle noch nicht gehört habe und den Krieg, den „shetland bus“ eine Spionageaktion mit Norwegen.
Am Sonntag geht es weiter über Fair Isle wo wir kurz anlegen um zu Übernachten. Es gibt da eigentlich nur eine Vogelbeobachtungsstation in die es auch 4 oder 5 Vogeltouristen verschlagen hat und einen guten Hafen der allerdings einen Tidenhub von 2,40 m hat. Das einzige Schiff der Insel ist vorsichthalber in eine extra herausgesprengt Felsnische gezogen worden, wo es vor den Stürmen sicher ist. Im Hafen werden wir gleich von 2 neugierigen Seehunden umschwommen, die sich aber vor dem Fotografieren wieder verdrücken.fair isle
Am Montag erreichen wir Kirckwall auf den Orkney Inseln. Sie sind berüchtigt für die wilden Strömungen, die um die Inseln entstehen. Wir merken, dass sich das ausführliche Studium der Strom und Tidentabellen lohnt. Ich brauche für die Berechnungen fast ein Stunde bis ich den richtigen Törnplan zusammen habe. So fahren wir mit bis zu 10 kn Geschwindigkeit durch die Inseln zum Hafen, im schlechtesten Fall wären es nur 2 kn gewesen. Wir schauen uns die verfallene Bischofsresidenz an, der hier mit dem Grafen in ständigem Konflikt war.Kirkwall Sonst gibt es nur die üblichen grauen Häuser, grauen Himmel etc.
Für die Überfahrt über den berüchtigten Pentland Firth ist wieder rechnen angesagt, Jetzt kommt noch das Wetter hinzu. Ab 12 Uhr wird es nämlich auf den Orkneys ungemütlich mit 18 kn und mehr und in Wick wird der starke Wind erst um 15 Uhr eintreten. Wir legen um 7:00 Uhr ab und es klappt alles wunderbar. So haben wir einen tollen Segeltag, die Wirbel und Strudel sind überall zu sehen, aber so schwach, dass wir sie gelassen beobachten können. Um 15:15 sind wir in Wick in Nordschottland. Abends gönne ich uns ein schönes Abendessen in einem französischen Lokal am Fluss. wickHier möchte ich mich auch herzlich für die vielen Geburtstagsgrüße bedanken, die ich (wenn das internet nicht gerade zusammengebrochen ist) von euch bekommen habe. Hab mich wirklich riesig gefreut!

Am Donnerstag folgt wieder ein Hafentag, denn es ist Wind mit 5 bfts in Böen bis 7 bfts angesagt.Wick2 Wir nutzen den Tag für den Besuch einer Whiskydestillerie. Ich hab bei der flotten Führung nur die Hälfte verstanden, aber der Whisky ist gut. PulteneyWick war eine blühende Handelsstad mit Heringshandel und Whisky (das Silber und Gold der Händler). Manchmal waren bis zu 1.000 Schiffe im Hafen und die ganze Stadt war beschäftigt, den Heringsfang zu sortieren und in Fässern einzusalzen. Heute gibt es nur noch 4 kleine Fischerboote, die meist Krebse oder Hummer fangen.
Am Freitag geht es nach Inverness – immerhin auch 70 Meilen. Da Yannick seinen Zug erreihen muss legen wir schon um 6:00 Uhr ab.Abfahrt Kirkwall Wir können meist schön segeln. Zweimal setzt de Wind ganz aus , aber nach 10 bzw 20 min Fahrt mit Motor kommt er doch wieder und es geht weiter. Auch da ist er sehr böig zwischen 4 und 15 kn stark. Da muss man ganz schön aufmerksam segeln und ist dauernd am Segel nachstellen, um den Kurs zu halten. Um 17:15 Uhr legen wir in Inverness an und Yannick hat genug Zeit den Zug zu erreichen. Leider können wir nicht mehr tanken, denn es ist keiner mehr da. So warte ich bis zum nächsten Tag, an dem ich erst tanke (68l für 123 € ganz schön teuer hier in England) und dann auf einen schönen Liegeplatz wechsle, wo ich die nächsten 10 Tage bleiben werde.inverness1inverness2 Jetzt hab ich erst mal 3 Waschmaschinen Wäsche zu waschen alles zu putzen und aufzuräumen. Am Montag werden noch ein paar Reparaturen gemacht und dann geht’s für eine Woche nach hause.
Und hier gehts dann weiter:

great glen